Apple iPad Pro: Tandem OLED-Display bis zu 5x heller als OLED-TVs (DF-Tech)

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Apple iPad Pro 2024
Bildquelle: Apple

Der Vorstellung der neuen iPad-Pro-Generation ging eine jahrelange Entwicklungsarbeit voraus. Die jüngste OLED-Display-Evolution lautet Tandem OLED.

Wer die Display-Entwicklung im Mac- und iPad-Segment in den letzten Jahren verfolgt hat, wird vor allem auf LC-Displays mit Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung gestoßen sein. Dabei sollen eigentlich selbstleuchtende OLED-Pixel auch abseits des Smartphone-Marktes bei Apple den Ton angeben, doch daraus wurde lange Zeit nichts.

Obwohl Apple in den eigenen Werbevideos den Eindruck erweckt, dass die OLED-Displays in Eigenregie hergestellt werden, ist Apple selbst kein OLED-Panel-Hersteller. Stattdessen werden Aufträge an externe Zulieferer vergeben und die zwei wichtigsten lauten: LG Display und Samsung Display.

LG Display Car Entertainment OLED
Bildquelle: LG Display

Tandem OLED: Car-Entertainment first

Was für Apple-Geräte Neuland ist, wurde in einem anderen Entertainment-Segment bereits seit einigen Jahren erprobt. Seit 2019 treibt LG Display die Weiterentwicklung für besonders robuste, langlebige und effiziente OLED-Displays voran. Unter dem Namen P-OLED entstand eine neue OLED-Struktur, bei der nicht ein OLED-Layer, sondern gleich zwei selbstleuchtende OLED-Schichten in Kombination genutzt werden – daher der offizielle Name Tandem OLED (auch Dual-Stack- oder Two-Stack-OLED). 

Die Vorteile der neuen Tandem-OLED-Struktur sind zumindest in der Theorie enorm: Im Vergleich zu einem typischen Single-Layer-OLED-Display kann sich Energieaufnahme um bis zu 40 Prozent verringern und die Lebensdauer soll sich im Optimalfall um den Faktor sechs verlängern. Diese beiden Faktoren sorgten in den letzten 12 Monaten für einen regelrechten Tandem-OLED-Display-Boom im modernen Automobilsektor und Hersteller wie LG Display hatten ihre liebe Mühe, die Produktionsaufträge zu erfüllen. 

Smartphone-Premiere

Bereits einen Monat vor Apples neuer iPad-Pro-Generation erfolgte die Premiere der Tandem-OLED-Display-Technologie in einem Consumer-Gerät. Im aktuellen Smartphone Magic6 RSR der Marke Honor kommt ebenfalls die Tandem-OLED-Technik zum Einsatz.

Obwohl eine vollflächige Bilddarstellung mit 1000 Nits im OLED-Smartphone-Umfeld kein Alleinstellungsmerkmal darstellt, verspricht Honor durch die Tandem-Bauweise eine überlegene Langzeitperformance. Auch nach drei Jahren dauerhafter Nutzung sollen sich kaum nennenswerte Helligkeitsunterschiede ergeben.

Kurzum: Selbst wenn sich in aktuellen Tests keine nennenswerten Leistungsunterschiede zwischen Single-OLED- und Dual-Stack-OLED-Smartphone-Screens ergeben, dürften sich diese nach einigen Jahren dennoch bemerkbar machen.

Tandem OLED: Der neue Qualitätsmaßstab

Apples strenge Qualitätsvorgaben und die Aufteilung auf die Zulieferer Samsung Display und LG Display machten es nochmals schwieriger, die Tandem-OLED-Technik in ein Consumer-Gerät zu integrieren. 2024 ist dieses Vorhaben mit deutlicher Verspätung in den neuen iPad-Pro-Modellen geglückt. 

Abzuwarten bleibt, welche Stückzahlen Apple liefern kann: Während LG Display vor allem für die 13-Zoll-Screens des neuen iPad Pro verantwortlich zeichnet, kümmert sich Samsung Display vorwiegend um die 11-Zoll-Displays. Im Gegensatz zu LG Display, die eine erprobte Tandem-OLED-Herstellung vorweisen können, sah sich Samsung Display bis zuletzt Problemen bei der neuen Produktion ausgesetzt. Doch Samsung Display hat bereits reagiert: Eine Spezialabteilung soll die OLED-Produktion für Next-Gen-Displays in enger Partnerschaft mit Apple stetig weiterentwickeln.

Bis zu 5x heller als OLED-Fernseher

Die Spitzenhelligkeit eines Displays wird häufig nur dann erreicht, wenn wenige Pixel hell aufleuchten, während der Rest des Bildes dunkel oder sogar pechschwarz ausfällt. Helligkeitsmessungen in Abhängigkeit der jeweiligen Fenstergröße (APL: Average Picture Level) untermauern das Problem. Aktuelle Fernseher erreichen bei geringen APL-Werten Spitzenhelligkeiten jenseits von 1500 Nits, doch bei hohen APL-Werten (Großteil aller Pixel leuchten gleichzeitig mit voller Intensität) fällt das Helligkeitsniveau sprunghaft auf weit unter 1000 Nits.

OLED-Fernseher zeigen bei einer vollflächigen Weißdarstellung (APL 100%) meist nur noch 200 bis 250 Nits – ein extremer Unterschied zum HDR-Maximalwert von mehr als 1500 Nits, der bei geringen APL-Werten erreicht wird. Die Tandem-OLED-Struktur im neuen iPad Pro eliminiert dieses Problem und ermöglicht eine Vollflächenhelligkeit von 1000 Nits (APL 100%). Selbst mit einer SDR-Signalanzeige sind 1000 Nits möglich. Damit leuchten die neuen Tablets von Apple bis zu fünfmal heller als herkömmliche OLED-Fernseher, wenn sehr hohe APL-Werte vorliegen.

Tandem OLED statt Micro-LED 

Durch die großen Qualitätssprünge im OLED-Display-Segment sieht Apple die eigene Display-Zukunft nun fest mit OLED verknüpft. Investitionen in konkurrierende Micro-LED-Forschungen wurden stark zurückgefahren und die Zusammenarbeit mit OLED-Display-Zulieferern wie LG Display und Samsung Display intensiviert.

Die OLED-Technologie dominiert nicht nur Premium-Smartphones und Tablets, sondern auch neue Produktkategorien wie VR-Headsets. Aus dem Car-Entertainment-Segment sind OLED-Displays auf absehbare Zeit ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Diese OLED-Erfolge, vorangetrieben durch LG Display und Samsung Display, bleiben nicht im Verborgenen: TCLs Produktionstochter CSOT, die aktuell den Mini-LED-LCD-Markt dominiert, liebäugelt ebenfalls mit einem OLED-Einstieg. Tandem-OLED-Displays wurden durch CSOT bereits auf Technologieveranstaltungen wie der CES präsentiert.

Wann kommt Tandem OLED für TVs?

Tandem OLED legt den Startschuss für eine neue OLED-Display-Generation: Die selbstleuchtenden OLED-Pixel werden heller, effizienter und langlebiger als je zuvor und lassen andere Technologien wie Micro-LED in noch weitere Ferne rücken. Doch bislang spielen sich sämtliche OLED-Tandem-Produktionen unterhalb von 20-Zoll-Displays ab, weshalb aktuell weder ein Consumer-Monitor noch ein Fernseher mit der Tandem-OLED-Technik angekündigt wurde.

Da sich die Display-Produktionskosten durch die komplexere Tandem-Struktur vervielfachen können, darf bezweifelt werden, dass der Tandem-OLED-Display-Trend in den kommenden Monaten auf den TV-Markt abfärbt. Somit bleiben die leistungsstärksten OLED-Smartphones und die neuen iPad-Pro-Displays auf absehbare Zeit das Maß der Dinge, wenn man 1000 Nits auch bei einem hohen APL-Niveau mit einem OLED-Display erzielen möchte.

10 Kommentare im Forum

  1. Und wozu? In der Sonne kann man das Display auch nicht richtig nutzen wenn es 10x heller wie jetzt ist. Entscheidend sind die dunklen Bildanteile!
  2. Um Seiten wie diese hier zu lesen, muss ich draußen bei Sonne, die Helligkeit auf max stellen. Und du meinst nicht, dass die hier erwähnten dann besser wäre? 10x heller ist natürlich Meßwert, aber heller sollte es doch schon sein.
  3. Nein nicht die maximale Helligkeit ist das Hauptproblem der schlechten Lesbarkeit sondern die Reflexion und damit das fehlen des Kontrastes im dunklen Bereich. Ich habe heute ein Foto draußen gemacht. ob es etwas geworden ist konnte ich erst zuhause sehen. OLEDs leiden massiv wenn man diese noch heller betreibt. Ich habe hier noch ein altes Samsung S7 von jemanden geschenkt bekommen. Das Display ist vollkommen eingebrannt. (Wohl von Whatsapp oder so).
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