ARD und was noch? In Halle (Saale) wird mit dem 5G Broadcast-Pilotprojekt ein neuer Übertragungsweg für Live-Fernsehen dauerhaft in der Praxis erprobt, der auch schon bei EM zeitweise getestet wurde.
5G-Broadcast basiert – wie könnte es anders sein – auf dem 5G-Mobilfunk-Standard. Dabei handelt es sich jedoch im Vergleich zum Mobilfunk-5G um eine Rundfunktechnologie, die auch bei sehr hohen Nutzerzahlen eine hohe Empfangsqualität bietet. Das Pilotprojekt dient zum Testen verschiedener Merkmale dieses neuen Übertragungsweges. Vorgestern hat Media Broadcast in Halle (Saale) offiziell die Verbreitung von Fernsehprogrammen über 5G Broadcast im Rahmen eines Pilotprojektes gestartet. Das Pilotprojekt basiert auf einer Ausschreibung der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, im Rahmen derer digital-terrestrische Übertragungskapazitäten für die Erprobung der Verbreitung von Fernsehprogrammen im 5G Broadcast-Standard an Media Broadcast vergeben wurden.
Der Startschuss für das 5G-Broadcast-Pilotprojekt erfolgte beim Pilot-Event am 6. August 2024 im Mitteldeutschen Multimediazentrum in Halle (Saale). Dort konnten Gäste anhand von Use Cases mehr über den Broadcast Übertragungsweg von Live-Fernsehen auch im Vergleich zu Internet Live-Streams erfahren. Beim Event erhielten die Gäste einen Eindruck vom Potenzial des neuen Übertragungswegs. Hierfür wurden verschiedene Showcases mit 5G Broadcast-fähigen Smartphones von Xiaomi demonstriert. Dazu gehören die Übertragung des ARD-Fernsehens und die Ausstrahlung des lokalen Fernsehsenders MDF.1 über 5G Broadcast auf die Smartphones. Außerdem wurde vorgeführt, wie eine Sportaktion vor Ort von einer Kamera gefilmt und direkt über 5G Broadcast auf die mobilen Endgeräte übertragen wird. Auch das sogenannte Seamless Switching, das nahtlose Umschalten von 5G Broadcast auf Streaming über WLAN, sowie eine Katastrophenschutzwarnung über 5G Broadcast wurden demonstriert.
Die ersten beiden 5G-Broadcast-Sender sollen MDF.1 und ein Programm der ARD
Zum Start des Projektes sind zwei Programmplätze geplant. Ein Programmplatz wurde an die ARD und der zweite an den Privatsender MDF.1 vergeben. Damit wird deutschlandweit erstmalig 5G Broadcast unter Beteiligung eines öffentlich-rechtlichen und eines Privatsenders erprobt. Ziel ist der Empfang von audiovisuellen Inhalten auf mobilen 5G Endgeräten unabhängig von WLAN oder Mobilfunk, technischer Reichweite, Empfangsqualität und Empfangsstabilität.
Das 5G Broadcast-Signal wird über die vorhandene Sendeantenne am Standort „Halle Kraftwerk“ ausgesendet, über die auch das Antennenfernsehen DVB-T2 verbreitet wird. Die bestehende DVB-T2-Infrastruktur kann auch für 5G Broadcast genutzt werden. Der vorhandene DVB-T2 Sender musste dazu lediglich auf die neue 5G Broadcast-Technologie umgerüstet werden. Über den UHF-Kanal 40 könnten so je nach Systemkonfiguration bis zu 260.000 Einwohner in Halle portabel outdoor mit 5G Broadcast versorgt werden. Derzeit gibt es noch keine 5G Broadcast-fähigen Endgeräte auf dem Markt zu kaufen, doch die gemeinsame Entwicklung der Technologie durch die Beteiligten aus Industrie, Netzbetreibern und Politik schreitet voran, sodass 5G Broadcast-fähige Endgeräte in Zukunft für Endverbraucher verfügbar sein werden.
Noch keine zum Empfang geeignete Endgeräte auf dem Markt erhältlich
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff wies darauf hin, dass Ereignisse wie die Flut im Ahrtal gezeigt hätten, wie wichtig es ist an der technischen Weiterentwicklung und Verlässlichkeit der kritischen Infrastruktur zu arbeiten. Über den Kanal 40 sollen dann je nach Systemkonfiguration technisch bis zu 260.000 Einwohne in Halle mit 5G Broadcast versorgt werden können.
Bereits in den 1990er Jahren wurde Sachsen-Anhalt als Pilotregion für den digitalen Rundfunk (DAB) ausgewählt und spielte somit eine Schlüsselrolle bei der Einführung und Weiterentwicklung von DAB in Deutschland. Durch die frühe Einführung und Förderung von Digitalradio (DAB) sowie durch den konsequenten Ausbau des digitalen Rundfunks war Sachsen-Anhalt ein Vorreiter für die Rundfunkverbreitung.
Quelle: Media Broadcast, Bundesland Sachsen-Anhalt
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