Wieso der ProSiebenSat.1-Vorstand nun ein Problem hat

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Bert Habets, CEO ProSiebenSat.1
©ProSiebenSat.1 Media SE - Bert Habets, CEO ProSiebenSat.1

Der Werbemarkt in Deutschland hat im dritten Quartal wieder Schwäche gezeigt. Das gefällt den Großaktionären von ProSiebenSat.1 gar nicht. Ihre Forderungen nehmen an Schärfe zu.

ProSiebenSat.1-Vorstandsboss Bert Habets (Foto) ist dieser Tage vermutlich nicht zu beneiden. Denn der Druck auf ihn und sein Führungsgremium kommt von unterschiedlichen Seiten. Zum einen ist da der inzwischen fast schon chronisch schwache Free-TV-Werbemarkt. Zwar hat Habets massive Zuwächse bei Joyn erzielt, doch der Großteil der TV-Einnahmen kommt eben weiterhin über die schon lange etablierten Sender. (Hier geht es zu den genauen Zahlen aus Q3 2024).

Werbemarkt bereitet Sorgen

Die neuen Unternehmenszahlen nahmen nun die Großaktionäre Media for Europe und PPF zum Anlass, um einmal mehr zu meckern, dass der Konzernumbau nicht schnell genug vorangehe. Sie drängen schon seit Monaten auf einen sofortigen Verkauf der Unternehmensaktivitäten, die nichts mit dem Kernbusiness Fernsehen zu tun haben. MFE-CFO Marco Giordani fordert in einem Statement, von dem DWDL berichtet, das Wiederaufnehmen des Wachstumskurses im Unterhaltungsgeschäft. Er sagt: „Die aktuelle wirtschaftliche Situation des Werbemarktes in Deutschland erhöht die Notwendigkeit zu handeln.“

Erst kurz zuvor war bekannt geworden, dass die MFE inzwischen 29,99 Prozent der Anteile hält – 3,4 Prozentpunkte mehr als zuvor. Mehr geht jetzt nicht mehr, außer die MFE will ein Übernahmeangebot machen. Das muss passieren, wenn die MFE den Anteil auf 30 Prozent erhöht. Das dürfte aber frühestens passieren, wenn Aktivitäten wie Flaconi oder Verivox veräußert sind. Auch in Unterföhring ist man willens, die Aktivitäten zu veräußern – hält einen Schnellschuss aber nicht für das richtige Handeln.

Macht das ProSiebenSat.1-Management den Job nicht gut genug?

Gegenüber Reuters hatte PPF-Chef Jiří Šmejc bereits gegen die P7S1-Führung ausgeteilt. Er sagte: „Wir haben nicht das Gefühl, dass das Management seine Arbeit gut genug macht. Wenn ich es mit unseren Unternehmen vergleiche, ist das Gefühl der Dringlichkeit, das wir verspüren, wenn wir versuchen, einen negativen Trend umzukehren, völlig anders als das, was wir vom Management sehen.“ Programmlich hatte ProSiebenSat.1 vor knapp einem Jahr entschieden, die Programminvestitionen anzuheben. Für lokale Inhalte standen und stehen 2024 80 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung – in erster Linie profitieren davon Joyn, ProSieben und Sat.1.

Mit dem Geld produziert Sat.1 beispielsweise zusätzliche Spätabend-Shows, die Dailys – und Joyn hat zuletzt gleich mehrere neue Comedy-Formate auf den Markt geworfen.

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25 Kommentare im Forum
  1. Lineares Fernsehen ist tot, der Werbemarkt für lineares Fernsehen ist konjunkturbedingt auch tot und kommt auch nie wieder: künftige Werbebuchungen sind digital. Und mit der eigenen Streaming-Platform hat man gegen die amerikanischen Platzhirsche keine Chance. Fazit: P7S1 ist bald genauso platt wie der Rest der deutschen Wirtschaft.
  2. Durch ständige Wiederholung wird die Aussage auch nicht wahrer! Erst diese Woche war ein Interview mit Netflix zu lesen, dass Streaming mich nicht die Kraft von linerem Fernsehen habe. Außerdem zahlen Firmen für 30 Sekunden TV-Werbung je nach Sendezeit mehrere Zehntausend Euro! Dagegen kosten Werbebanner im Netz Peanuts.
  3. Ich habe ja darauf ausführlich geantwortet, aber den Kommentar hat DF gelöscht. Man hat es hier nicht so mit Wirtschaftsthemen, tut aber so, als kenne man sich damit aus.
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