Welche sind die besten Episoden von sieben Staffeln „Star Trek – Das nächste Jahrhundert“ mit Captain Picard, Commander William Riker, dem Androiden Data, Dr. Beverly Crusher und Co.?
Eine Benennung der allerbesten Episoden von „Star Trek – Das nächste Jahrhundert“ ist sicher kein leichtes Unterfangen, gibt es doch so viele Highlights und auch mannigfaltige Betrachtungsweisen auf die Serie und das ganze Universum. Daher kann diese Liste nur unvollständig sein und auf subjektiven Vorlieben beruhen, ruft für „Star Trek“-Freunde aber hoffentlich bekannte und vielleicht auch vergessene Glanzmomente der Serie in Erinnerung. Aktuell wird „Das nächste Jahrhundert“ auf Tele 5 von montags bis freitags immer um 16.10 Uhr ausgestrahlt. Eine Auswahl von fünf Folgen der aktuell gesendeten Staffel ist auch in der Tele-5-Mediathek zu finden.
Staffel 1, Folge 14: „Planet Angel One“ (Originaltitel: Angel One)
Mit dieser Episode ist gleich der erste Kandidat eine kleine Mogelpackung und sicher kein Anwärter für die Bestenliste. Die Enterprise sucht die menschlichen Überlebenden eines Raumschiffabsturzes auf dem fremden Planeten Angel One. Dort regieren ausschließlich Frauen, die aufgrund der evolutionären Entwicklung auf ihrer Welt größer und physisch kräftiger sind als die dortigen Männer. Da hierbei aber einige Szenen vorzüglich die bei Fans liebgewonnenen und zumeist charmanten Trash-Aspekte von „Das nächste Jahrhundert“ verkörpern, soll diese frühe Folge als exemplarische Extraerwähnung dienen. Denn es ist einfach herrlich, den ersten Offizier Commander William Riker dabei zu beobachten, wie er mit seinen heraus gepellten Brusthaaren und angeschwollenem Ego die Ober-Amazone um den Finger wickeln will.
Staffel 2, Folge 9: „Wem gehört Data?“ (Originaltitel: The Measure Of A Man)
Zu Beginn dieser Folge betritt Captain Bruce Maddox die Enterprise und will Lieutenant Commander Data sofortig seinem direkten Befehl unterstellen. Er will Data auseinander nehmen, um eine neue Generation von Androiden konstruieren zu können. Die Rechtfertigung: Als technische Maschine habe Data selbst keine individuellen Persönlichkeitsrechte und sei lediglich ein materieller, frei verfügbarer Besitz der Sternenflotte. Die nahezu gesamte Enterprise-Crew, allen voran Captain Picard und Data selbst, sind komplett gegenteiliger Überzeugung und fechten den Befehl mittels einer Gerichtsverhandlung an. So sondiert diese Episode zum einen die Grenzen der bis heute schwer definierbaren Begriffe „Leben“ und „Individuum“ in einem juristischen Kontext. Zum anderen stellt sich die Frage, wie wir als Menschheit in Zukunft mit solchen Themen umgehen wollen, sollten wir tatsächlich in der Lage sein, einmal künstliche Intelligenzen oder gar Androiden zu erschaffen. „Wem gehört Data“ regt daher in bester „Star Trek“-Tradition zum tieferen Nachdenken an und verfestigt den (gesellschafts-)ethischen und philosophischen Anspruch der Serie.
Staffel 2, Folge 16: „Zeitsprung mit Q“ (Originaltitel: Q Who?)
Das allmächtige und unberechenbare Gottwesen Q darf in dieser Liste selbstverständlich nicht fehlen, zählen seine Auftritte doch zu den unbestreitbaren Highlights der gesamten Serie, wenn es um den kreativen Einfallsreichtum der Autoren geht. Die 16. Folge der zweiten Staffel liefert zudem eine äußerst bahnbrechende Premiere: Es ist die allererste Konfrontation der Sternenflotte mit den Borg, nachdem Q die Enterprise mit einem Fingerschnipsen tausende Lichtjahre durch die Galaxis katapultiert hat. Auch in Sachen Serien-Historie ist diese Episode interessant, denn das imperialistische und erbarmungslose Cyborg-Kollektiv hat hier noch nicht seinen späteren klassischen Look, wirkt also noch etwas rudimentärer und um einiges mysteriöser. „Zeitsprung mit Q“ ist eine entscheidende Weiche für die darauf folgende Weiterentwicklung des „Star Trek“-Kosmos. Denn was schon für Q gilt, lässt sich mit noch größerem Nachdruck über die Borg sagen, die den langlebigen Erfolg des gesamten Franchise wesentlich geformt haben.
Staffel 3, Folge 24: „Die Damen Troi“ (Originaltitel: Ménage à Troi)
Neben den moralischen, wissenschaftlichen und philosophischen Dimensionen sorgt „Das nächste Jahrhundert“ ebenso für herzliche Lacher. Abseits des spitzzüngigen Meisterschalks Q ist dies regelmäßig Lwaxana Troi zu verdanken, der exzentrischen Mutter von Schiffstelepathin Deanna Troi. Beide werden in „Die Damen Troi“ von einem verschlagenen Ferengi entführt. Das sorgt nicht nur für einen witzigen Zusammenstoß der selbstbewussten Betazoiden-Frauen mit dem patriarchalischen Ferengi-Sexismus. Der zweifellose Höhepunkt ist Picard selbst, der, um den Ferengi auszutricksen, am Ende seine unsterbliche Liebe zu Lwaxana inszenieren muss und mit endlosen Shakespeare-Zitaten krampfhaft den Schein zu wahren versucht. Kenner wissen (und werden mindestens darüber schmunzeln müssen), was für eine Überwindung es Picard in diesem Moment gekostet haben muss, eben jene Frau glühend anzuschmachten, deren aufdringliche Avancen er doch sonst mit innigstem Unbehagen immer wieder abwehrte.
Staffel 4, Folge 2: „Familienbegegnung“ (Originaltitel: Family)
Wir bleiben bei Captain Picard. Die zweite Folge der vierten Staffel namens „Familienbegegnung“ ist natürlich nicht ohne die beiden vorangegangenen Episoden „In den Händen der Borg“ und „Angriffsziel Erde“ zu betrachten, welche generell zu den besten Doppelfolgen sowie gelungensten Staffelübergängen der Serie zählen. Trotzdem soll hier eben jene Anschlussepisode hervor gehoben werden. Nachdem die Erde gerettet wurde, Picard seinen Borg-Entführern entrissen und seine Cyborg-Implantate wieder entfernt wurden, begegnet er nun seinem Bruder auf dem Familienweingut. Daraufhin folgt wohl einer der persönlichsten und emotionalsten Einblicke in Picards Innenleben, was innerhalb der sieben Staffeln in dieser Form trotz noch kommender Einsichten eher eine Seltenheit bleibt. Es wäre aber auch nicht vermittelbar gewesen, hätte Picard nach seinen zutiefst traumatischen Erlebnissen bei den Borg einfach wieder den Captain-Alltag aufgenommen. Der über Jahrzehnte gegärte Zwist mit seinem technikfeindlichen Bruder gipfelt in einem geschwisterlichen Faustduell zwischen den Weinreben. Im Anschluss landet Jean-Luc lachend auf dem Boden, um gleich darauf in Tränen auszubrechen: Das ist nicht nur für den sonst so reservierten und verschlossenen Captain ein bewegender kathartischer Moment, sondern auch ein Glanzpunkt für Schauspieler Patrick Stewart.
Staffel 4, Folge 5: „Das Experiment“ (Originaltitel: Remember Me)
„Das Experiment“ ist sowohl eine der besten Folgen, die Dr. Beverly Crusher in den Mittelpunkt stellen, als auch ein Beispiel für jene bedrohlichen wie faszinierenden Mysterien, die es immer wieder in „Das nächste Jahrhundert“ zu entschlüsseln gilt. Außerdem muss hier Dr. Crusher – wie auch andere Charaktere davor und danach – die Grenzen ihres eigenen Horizontes erkennen und ihre Wahrnehmung hinterfragen. Als einzige bemerkt sie, dass nach einem zunächst unerklärlichen Zwischenfall Crew-Mitglieder auf der Enterprise nach und nach verschwinden. Niemandem sonst außer ihr scheint das verdächtig vorzukommen. Noch beängstigender ist, dass das gesamte Universum im klaustrophischen Sinne immer weiter zusammen schrumpft, bis sogar die Enterprise nicht mehr hinein passt. „Das Experiment“ liefert als Einzelepisode in Sachen Inszenierung und Aufbau eines der spannendsten Rätsel der Serie. Auch wenn die Auflösung nicht das Verständnis vom Universum neu schreiben wird.
Staffel 4, Folge 20: „Gefangen in der Vergangenheit“ (Originaltitel: Qpid)
Mal wieder Q! Und es ist einfach zu köstlich! Q schickt die Entperise-Brückencrew in den Sherwood Forest mit Picard als Robin Hood, Data als Bruder Tuck, Riker als Little John und so weiter. Q selbst übernimmt die Rolle des Sheriffs von Nottingham. Nachdem Picard in Staffel 3 während eines Urlaubs auf Risa eine knisternde Bekanntschaft mit der attraktiven Gaunerin Vash gemacht hat, muss er sie nun als Robin Hood zu Qs Vergnügen den Fängen des Sir Guy von Gisbourne entreißen. Natürlich tritt Vash ungewollt als Maid Marian auf, ist aber keineswegs auf den Kopf gefallen und entwickelt eigene Fluchtpläne. So gibt es in dieser Episode einfach zu viele grandios witzige Szenen, um sie hier alle aufzuzählen. Allein schon die Kostüme amüsieren vorzüglich. „Gefangen in der Vergangenheit“ ist nur einer der vielen humoristischen Spitzen, die Q zu verdanken sind, aber als gesamte Folge sticht sie in diesem Sinne ganz klar heraus.
Staffel 4, Folge 21: „Das Standgericht“ (Originaltitel: The Drumhead)
Erneut ist es eine Gerichtsfolge, die moralische und ethische Leitprinzipien auslotet. In „Das Standgericht“ verhärtet eine plötzliche Explosion an Bord der Enterprise den Verdacht auf Sabotage. Als Ermittlerin wird Admiral Satie eingeschaltet. Die erfahrene und hoch dekorierte Frau macht sich an der Seite ihres telepathischen Betazoiden-Assistenten an die Befragung der gesamten Crew, um den Schuldigen zu finden. Mag dies am Anfang noch mit hehren Zielen begonnen haben, entwickelt es sich bald zu einer fanatischen Hexenjagd und einer juristischen Farce, die nicht zuletzt an die mittelalterliche Inquisition erinnert. So sieht sich Picard nach langem Zögern aus Ehrerbietung vor Satie gezwungen, die Demagogin zurechtzuweisen und mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. „Das Standgericht“ ist eine eindringliche Warnung vor staatlicher Willkür und Machtmissbrauch unter dem Deckmantel der Rechtschaffenheit. Diese Episode ist daher heute ebenso zeitlos und mahnend wie zu ihrem Erscheinen.
Staffel 5, Folge 6: „Gefährliche Spielsucht“ (Originaltitel: The Game)
Immer wieder mal wird die Drogen- oder Spielsucht in „Das nächste Jahrhundert“ thematisiert. Aus heutiger Sicht mag dieser Umgang oft etwas stiefmütterlich erscheinen. Für die utopische „Star Trek“-Zukunftsvision, in der die Menschheit ihre schlimmsten Laster überwunden und aus ihren Sünden nachhaltig gelernt zu haben scheint, kann hier aber einiges heraus gelesen werden, was ebenso in Bezug auf den damaligen Zeitgeist der 1980er und 1990er betrachtet werden muss. So bringt William Riker in dieser Episode ein stark suchterregendes Spiel mit auf die Enterprise, dem alle an Bord nach und nach verfallen, auch Picard. Nur Fähnrich Wesley Crusher und eine hübsche Teenagerin, an der er interessiert ist, verwehren sich dem sozialen Druck. Glücklicherweise: Denn nachdem Data deaktiviert wurde, können nur sie die Enterprise noch retten. Im Kontext der langlebigen Null-Toleranz-Politik gegenüber Drogen in den USA, welche Ronald Reagan Anfang der 1980er begründete – und die heute immer öfter kritisiert wird – könnte diese Episode als Spiegelung der damaligen Verhältnisse interpretiert werden. So werden der Rausch und der Exzess auch in anderen „Star Trek“-Episoden stets als eine gefährliche Bedrohung gezeichnet. „Gefährliche Spielsucht“ ist demnach vielleicht auch ein eher wackeliger Kandidat für diese Bestenliste, aber eine interessante Anregung zu heute ebenso aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Zudem bietet diese Episode einen spannend inszenierten Plot mit auch einigen charmant „ekstatischen“ Szenen.
Staffel 7, Folge 25 und 26: „Gestern, Heute, Morgen“ (Originaltitel: All Good Things…)
Das Serienfinale darf in dieser Aufzählung nicht außer Acht gelassen werden, denn es ist ein erfreulich runder und würdiger Abschluss für die sieben ereignisreichen Staffeln. Damit können viele heutige Produktionen seltener punkten, als es wünschenswert wäre. Der inzwischen pensionierte Picard scheint hier in einer Zeitanomalie festzuhängen, springt immer wieder zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin und her. Oder ist es doch die psychische Degeneration, die ihn im Alter übermannt? Auf jeden Fall ist Picard überzeugt, dass nur er mit seinem Wissen aus verschiedenen Zeitsträngen die Auslöschung der Menschheit verhindern kann. Er trifft dabei auf seine alten Gefährten, die inzwischen ganz eigene Wege gegangen sind. Den Autoren ist mit diesem Finale ein wunderbarer Kniff gelungen, um sowohl die vorherigen Entwicklungen der Serie zu resümieren als auch einen Ausblick in die Zukunft lieb gewonnener Charaktere zu geben. Ein verdientes und angemessen dramatisches Endspiel.
Bildquelle:
- Star-Trek-Das-Naechste-Jahrhundert-5: © CBS International GmbH
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