Unser ausführlicher Testbericht zum neuen Bravia 7 lässt noch länger auf sich warten. Dennoch zeigen die ersten Messergebnisse und Direktvergleiche, was von Sonys neuer QLED-LCD-Generation zu erwarten ist.
2024 steht bei Sony alles im Zeichen der neuen QLED-LCD-TVs Bravia 7 und Bravia 9. Während der Bravia 9 als X95L-Nachfolger neue Leistungsrekorde aufstellen dürfte, stellt sich beim Bravia 7 die Frage: Wie gut ist der bislang günstigste Bravia QLED-LCD mit Backlight Master Drive wirklich?
Bravia 7: Backlight Master Drive des X95L
Mit einer 6- bis 8-fachen Local-Dimming-Anzahl der X90L-Fernseher bieten die neuen Bravia-7-Fernseher eine gewaltige Leistungssteigerung. Allerdings zeigten bereits die Bravia X95L-Modelle im letzten Jahr eine derartige Qualität.
Schon vorab ließen Sonys Herstellerangaben vermuten, dass im Bravia 7 das Backlight Master Drive (Mini-LED-Backlight mit Local Dimming) des X95L schlummert. Unser Test des Bravia 7 (K65XR70) bestätigt nun diese Vorhersagen: Wir konnten ca. 480 Zonen (30×16 Felder) ermitteln. Das 75-Zoll-Modell sollte damit bei ca. 720 Local-Dimming-Zonen liegen, was unserer Messung des letztjährigen 75X95L entspricht.
Pentonic-Chip des A95L
2023 führte Sony mit dem QD-OLED A95L eine neue Chip-Generation ein und ermöglichte damit eine 4K-120-Hz-Unterstützung selbst mit Dolby-Vision-Gaming-Quellen wie der Xbox Series X (inklusive Dolby-Vision-Game-Mode für geringen Input-Lag). Im Bravia 7 schlummert ebenfalls der leistungsstarke Pentonic-Chip, sodass sich nahezu sämtliche AV-Standards wiedergeben lassen.
Der Bravia 7 ist der erste LED-LCD von Sony, der nicht den üblichen AV-Einschränkungen unterliegt. Die X95L- und X90L-Modelle des Vorjahres bauen hingegen auf der alten Hardwarearchitektur auf, sodass bei diesen Fernsehern einige Features nicht umgesetzt werden können.
Die HDMI-Einstellung „optimiertes Format erweitert“ erweist sich als passende Option, um 120-Hz-Gaming-Signale auch mit Dolby-Vision-Quellen anzuzeigen. Unser UHD-Blu-ray-Player ließ sich hingegen erst zur Dolby-Vision-Bildausgabe überreden, wenn das normale optimierte Format in den HDMI-Einstellungen angewählt wurde.
Weitere neue Optionen umfassen eine variable Bildgrößenskalierung: Inhalte lassen sich stufenlos auf bis zu 30 Prozent der Vollbildgröße verkleinern. Alternativ ist auch eine Verschiebung und Verzerrung möglich. Bildprofis dürften wiederum Gefallen an einer besonders detaillierten OSD-Anzeige finden, die über Signalormate, Bildfrequenzen, Farbauflösung und viele weitere Dinge informiert.
Mit 120-Hz-Signalen zeigt der Bravia 7 im Test eine extrem geringe Eingabeverzögerung. Wichtige Funktionen wie das Mini-LED-Backlight-Dimming sind weiterhin aktiv und die Bildeinstellungen sind auch im Spiel- und PC-Modus vorbildlich. Standards wie VRR werden tadellos unterstützt (auch G-Sync-kompatibel).
Mit klassischer 60-Hz-Zuspielung ist die Eingabeverzögerung allerdings höher als üblich. Hier müssen weitere Tests mit neuer Firmware zeigen, ob Sony den 60-Hz-Lag im Spielmodus minimieren kann. Identisch zum A95L fällt die Eingabeverzögerung des Bravia 7 in den normalen Videomodi (außerhalb der Spiel- und PC-Einstellungen) astronomisch hoch aus, weshalb sich die Smart-TV-Navigation trotz der hohen Rechenpower vergleichsweise schwammig anfühlt.
Filmfans erfreuen sich an getrennten Einstellungen der Motionflow-Zwischenbildberechnung für 50/60-Hz und 24-Hz-Quellen. Klassische TV-Signale lassen sich damit in bester Bewegtbildschärfe darstellen, während Kinofilme ohne Soap-Opera-Effekt verfolgt werden können.
Die spezielle Unschärfereduzierung im Spielmodus stellt ein Backlight-Scanning-Effekt dar: Je höher die Stufe, desto dunkler erscheint die Wiedergabe und es können Flackereffekte auftreten.
IMAX Enhanced über Disney+ mit DTS:X
Ein weiterer Pluspunkt der neuen Hardware des Bravia 7 ist die vollwertige DTS:X-Unterstützung. Streaming-Dienste wie Disney+ bieten bereits Inhalte im IMAX Enhanced Format, doch zu DTS:X-Audiostreams war bislang nur der QD-OLED A95L mit Pentonic-Chip innerhalb des Sony-TV-Line-ups kompatibel.
Die Bravia-7-Modelle schließen diese Lücke, sodass sich noch mehr Möglichkeiten für Heimkinofans ergeben. DTS:X dürfte zukünftig auch vermehrt Einzug auf Sonys eigener Streaming-Plattform Bravia Core (umbenannt in Sony Pictures Core) halten.
Prime Video und Netflix kalibriert
Neben zahlreichen Bildvoreinstellungen wie Kino, Professionell und IMAX Enhanced, die allesamt manuelle Korrekturen erlauben, gibt es mit Streaming-Anbietern die Möglichkeit, einen kalibrierten Referenzmodus einzuschalten. Wird der kalibrierte Modus im Falle von Amazon Prime Video aktiviert, sind die automatisch ermittelten Bildeinstellungen stets im Bildmenü ersichtlich. Die Voreinstellungswerte können sich je nach Inhalt (z.B. Film und Sport) ändern.
Der kalibrierte Prime Video Modus überzeugt mit HDR-Quellen, da in diesem Fall die hohe Leuchtstärke des Bravia 7 zum Zuge kommt. Sobald SDR-Signale abgespielt werden, wird allerdings ein Referenzmodus gewählt, der für beleuchtete Wohnzimmer viel zu dunkel ausfällt. Wir können den kalibrierten Modus deshalb nicht für SDR-Signale empfehlen – in diesem Fall ist beispielsweise der „Professionell“ Bildmodus des Bravia 7 die bessere Wahl.
Fernab von vorkalibrierten App-Einstellungen zeigt der Bravia 7 in den allgemeinen Bildvoreinstellungen wie „Professionell“ und „Spiel“ eine präzise Abbildung der Eingangssignale. Mit Dolby-Vision-Quellen liefert der helle Bildmodus die nötige Brillanz, um in hellen Wohnzimmern zu punkten. Mit HDR10-Quellen ist es von Vorteil, das HDR-Tonemapping auf Helligkeit umzuschalten und zugleich den Tonkurvenabgleich über den Ambient Optimizer zu aktivieren, falls die Raumbeleuchtung zu hoch ausfällt.
Der Imax-Enhanced-Modus setzt in der Voreinstellung auf eine digitale Kontrastverstärkung, was visuell zunächst Eindruck schindet, aber nicht mit allen Quellen harmoniert. Wer sich daran stört, kann die Funktion nachträglich deaktivieren.
Bravia 7: Erste Messwerte
Die Messwerte zeigen das typische Local-Dimming-Verhalten eines modernen LED-LCDs, das bereits den X95L auszeichnete. Kleine leuchtstarke Details vor einem dunklen Bildhintergrund werden in der Helligkeit etwas gedrosselt, um Blooming-Effekte zu minimieren (im Spielmodus etwas weniger effektiv). Höchste Bildhelligkeit (1400 – 1700 Nits) bei APL 2% bis 15% sowohl mit HDR- als auch SDR-Quellen erzielbar. Vollflächig werden knapp 600 Nits erreicht (D65-Weißpunkt). Ein großer Pluspunkt des Bravia 7 ist die sehr gute Near-Black-Wiedergabe, sodass sich Details in dunklen Bildbereichen ohne Black-Crush erkennen lassen. Die besonders weichen Helligkeitsübergänge verhindern, dass sich Banding-Artefakte in den Vordergrund spielen.
Ausleuchtung und Blickwinkeleigenschaften
Die Bildausleuchtung des Bravia 7 überzeugte im Test durch eine homogene Lichtverteilung (80-85%). Dennoch zeigten sich in bestimmten Szenen leichte Schattenmuster (vertikale Ausprägung). Solange die Sitzposition optimal ausfällt, dürfte dieser Effekt mit den meisten Inhalten kaum bemerkbar sein, während spezielle Games (z.B. „Journey“) derartige Nebeneffekte deutlicher aufzeigen.
Blickwinkelabweichungen sollten beim Bravia 7 in jeglicher Form vermieden werden, denn neben ausbleichenden Bildern sind Schatteneffekte bei seitlicher Bildbetrachtung erkennbar. Wer allerhöchste Präzision bei der Bildausleuchtung und nahezu perfekte Blickwinkeleigenschaften erwartet, für den sind QD-OLED-Fernseher wie der A95K und A95L weiterhin die Referenz in Sonys TV-Line-up.
Bravia 7: Mit Energie-Anzeige und Timeshift
Im verbesserten Öko-Dashboard zeigt der Bravia 7 stets den aktuellen Energieverbrauch an und es lassen sich Statistiken aufrufen, die z.B. einen täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Einblick über den Energieverbrauch des Fernsehers vermitteln.
Es handelt sich dabei um Näherungswerte: Im Test stimmten die angezeigten Werte mal exakt mit unseren Messungen überein oder waren teilweise weit davon entfernt. Dennoch ist das neue Öko-Dashboard eine sinnvolle Möglichkeit, um einen ungefähren Eindruck vom TV-Verbrauch zu erhalten.
Auf den zweistufigen Stromsparmodus sollte verzichtet werden, da bereits die geringe Stufe der Energiespareinstellung die Bildhelligkeit sehr stark drosselt. Der K65XR70 arbeitet auch ohne künstliche Limitierung effizient: Selbst bei maximaler HDR-Leistung liegt der Verbrauch im Filmbetrieb (z.B. „The Revenant“) meist im Bereich von 100 Watt. Mit leuchtstarken Gaming-Quellen steigt die Energieaufnahme auf 150 bis 200 Watt. Sehr helle Bilder zeigen einen Anstieg auf ca. 240 Watt, wenn das gesamte Helligkeitspotenzial des Fernsehers ausgereizt wird.
Zum Vergleich: Eine Playstation 5 zeigt in den meisten Fällen eine höhere Energieaufnahme als ein Bravia 7 in 65 Zoll. Wer eine hohe Bildqualität und zugleich eine hohe Effizienz erwartet, ist beim Bravia 7 somit gut aufgehoben.
Gut aufgehoben ist auch das Stichwort für Freunde des klassischen TV-Empfangs, denn Sony bringt mit der Timeshift-Funktion für angeschlossene USB-Speichermedien ein fast schon in Vergessenheit geratenes Bravia-TV-Feature zurück, auf das Sony-Fans seit fast 10 Jahren verzichten mussten.
Vergleich X90L, X95L und Bravia 7
Wer in den letzten Jahren lediglich die X90-Serie von Sony austesten konnte, für den stellt der Bravia 7 ein echter Generationssprung dar. Zum Vergleich: Selbst die X90L-Modelle des Vorjahres bieten im XXL-Format weniger als 100 LED-Dimming-Zonen. Demgegenüber warten die Bravia-7-QLED-LCDs mit einer 6-fachen (65“), 7,5-fachen (75“) und 8-fachen (85“) Local-Dimming-Anzahl im Vergleich zu den X90L-Modellen auf, was den Kontrast merklich steigert.
Sollte dagegen ein X95L-Fernseher im Wohnzimmer Einzug gehalten haben, lohnt der Umstieg auf den Bravia 7 kaum – zumindest nicht hinsichtlich des LED-Backlights. Mit einer identischen Local-Dimming-Zonen-Anzahl und vergleichbaren Helligkeitswerten zeigt der Bravia X95L eine ähnliche Leistung.
Wer sich zwischen den X95L- und Bravia-7-Modellen entscheiden möchte, hat die Qual der Wahl. Der X95L ist der hochwertigere Fernseher mit einem leistungsstärkeren integrierten Soundsystem, einem optimierten Kontrastfilter und besseren Blickwinkeleigenschaften.
Der Bravia 7 bietet hingegen die deutlich modernere Infrastruktur, sodass mehr aktuelle Audio- und Videofeatures unterstützt werden. Das VA-LCD-Panel erreicht ohne kontrastmindernde Zusatzfilter einen höheren nativen Pixel-Kontrast (zwischen 5000:1 und 6000:1).
Dieser Vorteil des Bravia 7 ist im Vergleich zum X95L aber zugleich der größte Nachteil, denn der Bravia 7 verzeiht keinerlei Blickwinkelabweichungen. Wer nicht exakt frontal auf das Bravia-7-Display blickt und den Fernseher auf Augenhöhe aufstellt, wird stark ausbleichende Farben und Kontraste wahrnehmen.
Auch der Sitzabstand sollte beim Bravia 7 größer als beim X95L gewählt werden: Wer zu nah am Bravia 7 sitzt, erkennt ausbleichende Bildränder aufgrund der Blickwinkeleinschränkungen. Wer den Sitzplatz und die TV-Aufstellung optimal gewählt hat, wird hingegen mit einer sehr guten Bildqualität belohnt, die in Summe sogar noch etwas mehr überzeugen kann als beim X95L.
Vergleich Bravia 7 und Bravia 9
Dass Sony den Bravia 9 als echten X95L-Nachfolger vermarktet, ist kein Zufall: Der Bravia 9 erscheint mit einem optimierten Kontrastfilter und verbesserten Blickwinkeleigenschaften, die bereits die X95L-Modelle ausgezeichnet haben.
Das Backlight Master Drive des Bravia 9 ist viel komplexer als das des Bravia 7 und X95L: in 75 Zoll bietet der Bravia 9 ca. 2000 Dimming-Zonen. Auch bei der Spitzenhelligkeit liegt der Bravia 9 vorn: Während der Bravia 7 bei normgerechter Farbdarstellung Spitzenwerte zwischen 1400 und 1700 Nits erreicht (Flächenhelligkeit von 600 Nits), durchbricht der Bravia 9 die 2000-Nits-Schallmauer.
Bravia 7 vs. ZD9
2016 feierte Sonys Backlight Master Drive im ZD9 Premiere und bis heute stellen die 4K-LED-LCDs einen echten Leistungsmaßstab dar. 2024 ergeben sich für ZD9-Besitzer zwei Möglichkeiten, das ehemalige Referenzmodell in Rente zu schicken.
Wer deutlich mehr Dimming-Zonen und eine höhere Spitzenhelligkeit im Vergleich zum ZD9 erwartet, der sollte auf die Bravia-9-TVs umsteigen. Wer allerdings eine ähnliche ZD9-Bildqualität anstrebt und vorrangig aufgrund neuer Streaming- und Gaming-Features seinen ZD9 in Rente schicken möchte, findet mit den Bravia 7 QLED-LCDs eine günstige Alternative.
Die Bildqualität eines Bravia 7 ist durchaus mit der eines ZD9 vergleichbar: Der Bravia 7 bietet etwas weniger Dimming-Zonen, aber eine ähnliche Helligkeit. Die HDR-Farbraumabdeckung überzeugt mit der aktuellen QLED-LCD-Lösung des Bravia 7 sogar noch etwas mehr.
Die Bildausleuchtung zeigt bei beiden Modellreihen leichte Schatteneffekte, die allerdings weich verlaufen und in den meisten Fällen nicht stören. Nachzieheffekte in dunklen Bildbereichen sind mit dem Bravia 7 geringer ausgeprägt, was sich besonders in Videospielen positiv bemerkbar macht.
Wer aktuelle HDMI-2.1-Gaming-Features erwartet, der findet diese nur beim Bravia 7 und dank einer umfangreicheren Dolby-Vision-, Dolby-Atmos- und DTS-Signalformat-Unterstützung ist der Bravia 7 auch für Heimkinoliebhaber ein Preistipp. Nur in einem Punkt ist der Bravia 7 dem ZD9 unterlegen: Für 3D-Blu-ray-Fans bleibt der ZD9 mit seiner 3D-Unterstützung unangefochten.
In Summe liefert der Bravia 7 eine Qualität, die sich nicht vor dem ehemaligen Referenzmodell verstecken muss. Dass bereits der Bravia 9 in den Startlöchern steht, um ein völlig neues Qualitätsniveau im 4K-Bravia-LED-LCD-Segment zu etablieren, krönt diese Leistungen zusätzlich.