Sind feste TV-Sendeplätze, Kanäle und Radioprogramme dauerhaft zu Retten? Der Intendant der Hessischen Rundfunks lässt derzeit anklingen, dass es bei den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten vielleicht doch mehr radikalen und vor allem greifbaren Reformwillen gibt als weithin angenommen.
Der ausgewiesene Digitalexperte Florian Hager ist seit rund einem Jahr HR-Intendant. Der 46-Jährige sagte der DPA zum Thema Sparen bei seiner öffentlich-rechtlichen Anstalt: „In der gleichen Zeit des Schrumpfungsprozesses müssen wir uns transformieren.“ Er ergänzte: „Wir kommen aus einer Zeit, in der das System darauf ausgelegt war, dass in jedem Jahr mehr Geld zur Verfügung steht und in dem das Angebotsprofil sehr stabil war – also mit einem Fernsehkanal und Hörfunkkanälen mit Sendeplätzen. Wir kommen jetzt aber in eine Zeit, in der die Sendeplätze an Wichtigkeit verlieren.“
Er erläuterte: „Wir versuchen jetzt auch in der Struktur des Hauses die Silos, die es gibt, aufzulösen. Wir wollen uns eher als Netzwerkstruktur aufbauen. Sendeplätze und Kanäle sind nichts anderes als Silos.“ (dpa)
Haben lineare TV-Kanäle und Radiosender bald ausgedient?
Was meint der HR-Intendant nun mit dieser Zuschreibung? Prescht Florian Hager als Digitalexperte unter den ARD-Intendanten vor und prophezeit das Ende des linearen Runfunks in TV und Radios? Sind die Mediatheken dann irgendwann doch alles, was vom großen Sender-Wust der Öffentlich-Rechtlichen zurückbleibt?
Es klingt zumindest nach halbwegs glaubwürdiger Zukunftsmusik auf öffentlich-rechtlichen Kanälen. Schließlich haben diese nicht erst seit den Einlassungen von WDR-Intendant Tom Buhrow zu Reformen eine Rundumerneuerung zu stemmen, die sich insbesondere im Bereich digitaler Transformation abspielen wird.
Dass in der Zukunft private wie öffentlich-rechtliche lineare Sender abseits von Nachrichten und zeitbezogenen Aktualitäten noch eine große Rolle spielen werden, ist angesichts der allgemeinen Transformation in Richtung Video-on-Demand zweifelhaft. Dass nun aber der junge Intendant eines Öffentlich-Rechtlichen dahingehend große Worte anklingen lässt, die an den Säulenheiligen des deutschen Rundfunks rütteln, lässt hellhörig werden.
Text: dpa; Richard W. Schaber
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