TV-Zuschauer erwarten auch von klassischen Kabelnetzprovidern interaktive Plattformen mit Zugriff auf OnDemand-Inhalte.
Ab Juli 2024 dürfen die Kabel-TV-Gebühren nicht mehr pauschal pro Haus an alle Bewohner über die Nebenkosten abgerechnet werden. Jeder kann dann frei entscheiden, über welche Plattform ferngesehen wird. Auf der Fachmesse ANGACOM in Köln diskutierten deshalb am Mittwoch im Panel „Quo vadis TV-Empfang“ Vertreter großer Plattformen, in welche Richtung sich der TV-Empfang in Deutschland dadurch verändern könnte.
Bei Pyur laufen bereits seit zwei Jahren die Vorbereitungen dazu, erste Vertragsumstellungen sind zusammen mit der Wohnungswirtschaft bereits gemacht“, so Stephan Kalleder, Senior Director Products & Growth bei Pyur. Bei unseren über drei Millionen versorgten Haushalten haben wir bereits bei 60 Prozent Einzelinkasso, bei den restlichen 40 Prozent im Sammelinkasso über die Wohnungswirtschaft sind uns wiederum 40 Prozent bereits bekannt“. Beispielsweise durch ein Pay-TV-Abo oder einen Kabel-Internet-Vertrag. „Wir verlieren 5.000-6.000 Kunden pro Quartal wegen Produktlücke“, so Kalleder. Diese wolle man nun mit der neuen interaktiven Pyur-TV-Box schließen, die demnächst auf den Markt kommen soll.
Für Anbieter wie Waipu oder Zattoo tut sich mit dem Ende des Nebenkostenprivilegs ein enormer Markt auf. Denn IPTV ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. „Als wir 2013 angefangen haben, wurden wir für den Second-Screen eingesetzt, heute findet 85 Prozent der Nutzungszeit im Wohnzimmer und immer mehr am Hauptbildschirm statt“, so Christoph Bellmer, Gründer und CEO von Waipu. „Eine ganze Menge der Haushalte wird aber vorerst beim Kabel-TV bleiben, langfristig werden aber alle nur noch IPTV nutzen“, so Bellmer weiter.
„Die Kabelnetzbetreiber kommen von einem Produkt mit hoher Gewinnmarge in eine IPTV-Welt mit wenig Marge und hohem Preiskampf“, findet Marco Hellberg, Managing Director bei M7 Deutschland, die für rund 160 Netzbetreiber im deutschsprachigen Raum Programmpakete bündeln und nun auch im VOD-Bereich ergänzen.
Der Satellitenbetreiber SES Astra fürchtet die stärker werdenden IPTV-Plattformen nicht. „Wir haben bereits selbst mit HD+ eine Hybridlösung“, so Christoph Mühleib, Vice President Sales und Marketing DACH bei der SES Germany GmbH. Und die TV-Sender schätzen die hohen Verbreitung via Satellit. „Wie haben dieses Jahr so viele Neuaufschaltungen von TV-Programmen wie schon lange nicht mehr“, so Mühleib weiter. „Gewinnner der neuen Auswahlfreiheit wird vor allem der Endkunde werden. Plattformen müssen gute Qualität und guten Content liefern, hybride Lösungen werden der Weg sein“.
Bildquelle:
- 230524_ANGA_QuoVadis1000: Auerbach Verlag