Im zweiten Teil unseres Xbox Series X Tests widmen wir uns dem Controller, den Ladezeiten, dem Laufwerk und der Tonausgabe der neuen Konsole. Und natürlich darf auch unser Testfazit nicht fehlen!
Next-Gen-Geschwindigkeit
Die Kombination aus dem LG OLED-CX und der Xbox Series X erfüllte vom Start weg all unsere Erwartungen: Solange Spiele mit 60 FPS gerendert wurden, war der Unterschied zur Xbox One X und einer 30-FPS-Wiedergabe derart dramatisch, dass wir nicht mehr freiwillig auf die alte Konsolengeneration wechseln wollten.
Drücken Sie mehrmals die grüne Taste der LG-Fernbedienung, können Sie das Eingangssignal sogar in Echtzeit mitverfolgen. Mit einer VRR-Verbindung wird dabei nicht die Gesamtbildfrequenz angezeigt, sondern ein Faktor, der ebenso wie die Bildausgabe der Xbox Series X in Spielen häufig schwankt. Abweichungen in der Bildrate werden durch die VRR-Verbindung exzellent abgefedert und das Spielen mit der Series X war meist ein Genuss, solange die 40-FPS-Marke deutlich überschritten wird.
Dass die bessere Hardware der Series X kein Selbstläufer ist, war in unserem Test jedoch ebenfalls zu beobachten. So muss das bessere Datenstreaming durch den schnellen NVME-SSD-Speicher von den Programmierern fehlerfrei auf die Spielesoftware abgestimmt werden – ist dies nicht der Fall, können Hänger während des Spielens auftreten.
Die gute Nachricht: Die Entwickler der Spiele sind sich der neuen Herausforderung bewusst und Updates, die eine fehlerfreie Darstellung garantieren, ließen im Test nicht lange auf sich warten. Somit sollte die Software insbesondere nach dem offiziellen Release fehlerfrei ablaufen. Klappt alles reibungslos, sind Sie binnen weniger Sekunden mitten im Spielgeschehen, einzig berühmt-berüchtigte Open-World-Spiele bringen es ohne Series-X-Patch auf eine Ladezeit von knapp einer Minute – dennoch eine starke Verbesserung gegenüber der internen HDD der One X, die den Spielstart erst nach mehr als 2:30 Minuten ermöglichte.
Noch extremer fallen die Ladezeitenunterschiede aus, wenn Sie die Quick-Resume-Funktion nutzen: Statt ein Spiel zu beenden, wechseln Sie einfach in den Homescreen und wählen ein neues Spiel aus, ohne das vorherige zu beenden. Wechseln Sie danach zwischen den Spielen hin und her, sind Sie meist innerhalb von weniger als 10 Sekunden zurück im Spiel und zwar an exakt der Stelle, an der Sie es unterbrochen haben. Da diese Funktion sogar dann klappt, wenn Sie die Xbox Series X komplett ausschalten (vom Netz trennen) und wieder einschalten, überholt die Next-Gen-Konsole in solch einem Fall sogar PC, die mit unterschiedlichen Game-Launchern und der Windows-Software hantieren müssen.
Apropos überholen: Die quälend lange Startzeit der Xbox One X ist mit der Xbox Series X Geschichte und Sie sind in weniger als 10 Sekunden im Homescreen. Die Startanimation ist zudem deutlich displayfreundlicher designt und provoziert beispielsweise mit OLED-Screens keinen störenden Nachleuchteffekt mehr.
Neue Hürde: Tonausgabe
Bei all den Fortschritten in der Bilddarstellung ergibt sich hinsichtlich der Tonausgabe eine neue Herausforderung: Es dauert schlichtweg zu lang, um Dolby-Atmos-Signale via Bitstream über eine HDMI-Verbindung auszugeben. Weder der Fernseher, noch unser AV-Receiver, der über eARC mit dem TV verbunden war, waren in der Lage, die Dolby-Atmos-Tonausgabe ohne wahrnehmbare Verzögerung umzusetzen.
Besonders beim Tastendruck im Hauptmenü der Xbox Series X oder bei der gleichzeitigen Tonausgabe über Kopfhörer war die verzögerte Tonausgabe über die TV- oder Heimkinolautsprecher wahrnehmbar. Selbst mit einer Standard-Dolby-Digital-Ausgabe war es nicht möglich, den Ton perfekt synchron zur pfeilschnellen 120-Hz-Bild-Wiedergabe auszugeben.
Zur realistischen Einordnung: Wer nicht darauf achtet oder nur eine 60-Hz-Bildausgabe anpeilt, wird die Audio-Verzögerung womöglich nicht bemerken, doch in unserem Fall war der AV-Delay zu spürbar, um darüber hinwegzusehen bzw. hinwegzuhören. Die einzige Lösung: Wir mussten auf die PCM-Tonausgabe der Xbox Series X wechseln, die eine nahezu zeitgleiche Wiedergabe im Vergleich zum Kopfhörersound und zum Bild erzielte.
Da der LG OLED CX jedoch kein Mehrkanal-PCM unterstützt, wurde die Audiosignalausgabe der Series X auf Stereo-PCM reduziert. Gleiche Einschränkungen gelten für aktuelle QLED-LCDs von Samsung. Alternativ konnten wir auf Kopfhörer angeschlossen am Xbox-Controller ausweichen. Da die Xbox Series X am TV und nicht am AVR angeschlossen werden sollte und ein zusätzlicher optischer Tonausgang fehlt, sind die Möglichkeiten mit Fernsehern, die nur Dolby-Tonspuren unterstützen, extrem limitiert.
Selbst die Stereo-PCM-Tonausgabe zeigte im Test je nach Spiel Probleme: Manche Spiele reagierten allergisch darauf und spielten den Ton nur abgehackt ab – der Wechsel zu Dolby Digital über Bitstream beendete den Spuk. Besser sieht es aus, wenn Sie Filme abspielen. Hier spielt die Ton-Verzögerung keine Rolle, da der Display-Lag im Filmmodus stark zunimmt und Bild sowie Dolby-Ton als Einheit spielen.
Da die Xbox Series X ein UHD-Blu-ray-Laufwerk besitzt, waren wir besonders gespannt, welche Disc-Formate unterstützt werden. Da unser LG-OLED keine DTS-Formate unterstützt (gilt auch für Samsung QLED-LCDs), brach die Disc-Wiedergabe sofort ab, als wir BDs und UHD-BDs mit DTS-Tonspur abspielten. Die Lösung: Wählen Sie eine Dolby-Tonausgabe, können Sie in den weiteren Blu-ray-Disc-Einstellungen (Systemmenü Xbox Series X) ein Häkchen beim nativen Sound-Decoding deaktivieren, sodass die Xbox Series X DTS-Quellen ins Dolby-Format wandelt. Damit ließen sich alle Discs problemlos abspielen, selbst wenn ausschließlich DTS-Tonspuren vorhanden waren.
Wie gut ist das Laufwerk der neuen Xbox?
Für unterschiedliche Inhalte (Musik-CDs, DVD, Blu-rays und UHD-Blu-rays) müssen Sie zunächst Mediaplayer-Apps installieren, diese sind identisch zu bereits vorhandenen Apps auf Xbox One. Die Series X erkannte auch seltene CD-Scheiben und aktualisierte die Titel- und Interpretenlisten binnen Sekunden.
Die Blu-ray und UHD-Blu-ray-Wiedergabe konnte qualitativ ebenfalls überzeugen, wenngleich Dolby Vision über die Disc-Wiedergabe leider nicht unterstützt wird. Einzig das Zusammenspiel mit DVDs (Zeilensprung-Vollbild-Konvertierung) konnte uns nicht überzeugen und da Sie auf die Wiedergabequalität keinen großen Einfluss nehmen können, ist die Series X professionellen Disc-Abspielern unterlegen.
Ebenfalls nicht ideal: Während die Blu-ray-Wiedergabe mit der Series X noch angenehm ruhig war, drehte das Laufwerk bei der UHD-BD-Wiedergabe aufgrund der höheren Datenrate lautstark auf. Gänzlich ohne Disc ist die Xbox Series X dagegen die womöglich leiseste Konsole, die Sie sich aktuell in die Wohnzimmer stellen können und das Lüftungskonzept geht zumindest bei einer vertikalen Aufstellung voll auf: Die Series X ist nahezu unhörbar und läuft dennoch kaum mehr als handwarm. Eine horizontale Aufstellung ist zwar möglich, doch ein schöner Blickfang ist die Series X in unseren Augen nur hochkant platziert.
Dass sich ältere Xbox-One-Controller ohne Einschränkungen an der Series X nutzen lassen ist gerade beim Blick auf den Geldbeutel löblich, allerdings hätten wir bei der Gestaltung der Series-X-Controllers mehr Experimentierfreudigkeit erwartet. Bis auf marginale Unterschiede (rauere Oberfläche für besseren Halt, Handballenbereich etwas schlanker), einen Share-Knopf und das in unseren Augen bessere Digi-Steuerkreuz könnte man den neuen Controller glatt mit dem alten Modell verwechseln.
Mitgeliefert werden Batterien, aber kein Akku und kein Kabel für den neuen USB-C-Anschluss am Controller. Zu guter Letzt die Frage, ob man über die Series X auch Video-on-Demand-Apps wie Amazon Video oder Netflix abspielen kann. Man kann, im Falle der Netflix-App wird im Zusammenspiel mit HDR-TVs die HDR-Darstellung (in unserem Fall Dolby Vision) sogar erzwungen, selbst wenn kein HDR-Inhalt angewählt wird. Wer sich für eine Next-Gen-Konsole entscheidet, dürfte jedoch über einen aktuellen Smart-TV verfügen, der die Apps bestens optimiert ohne externe Hardware anzeigen kann, was den Umweg über die Series X erübrigt.
Günstig ins Next-Gen-Zeitalter
Eine Investition von 499 Euro als günstig zu beschreiben, klingt auf dem ersten Blick fehl am Platz, doch der Kauf der Series X rechnet sich binnen kürzester Zeit. Die Xbox Series X ist in der Nutzung deutlich kostengünstiger als Next-Gen-Konsolen anderer Hersteller, denn neben dem größeren internen Speicher können Sie ältere Controller nutzen und auf bereits vorhandene Xbox-Spiele bis zurück in die Original-Xbox-Ära des Jahres 2001 zurückgreifen.
Kostenlose Grafikupdates und eine automatische HDR-Funktion frischen selbst die ältesten Spieleklassiker sichtbar auf: Ein Classic-Xbox-Spiel wie „Panzer Dragoon Orta“ sah noch nie so gut aus, wie auf Xbox Series X mit HDR-Konvertierung. Noch attraktiver erscheint das Spielerlebnis mit Blick auf den Abo-Dienst Gamepass: Günstiger als ein monatliches Netflix-4K-Abo bietet Microsoft weit mehr als 100 Spieletitel zum kostenlosen Download an und dabei handelt es sich nicht etwa um alte Kamellen, sondern u.a. um die aktuellsten Titel von Microsoft und seinen Partnern.
Mit dem Kauf der Series X und dem Gamepass-Abo erwerben Sie Spielspaß für Monate und wer bereits eine Xbox-Spielesammlung aufgebaut hat, kann diese einfach weiter nutzen. Nur in einem Punkt muss Microsoft noch nachlegen: Derzeit gibt es keinen echten Next-Gen-Blockbuster zu bestaunen, der die Grafikfähigkeiten der Series X bis zur Grenze ausreizt.
Immerhin: Neue aufwändige Grafikeffekte wie Raytracing lassen sich in Titeln wie „Watch Dogs: Legion“ oder „Devil May Cry 5: Special Edition“ schon jetzt bestaunen. Es sind aber vor allem die großen und kleinen Spieleperlen, die den Reiz der Series X zum Verkaufsstart ausmachen und dank Games wie „Tetris Effect Connected“, „Ori and the Will of the Wisps“, „Forza Horizon 4“, „Gears Tactics“ oder „Gears 5“ sollte auch für Besitzer anderer Konsolen genügend exklusives Spielfutter bereitstehen.
Sollten Sie neben der Xbox Series X einen leistungsstarken PC besitzen, können Sie via Gamepass Ultimate die Spiele auf unterschiedlichen Systemen fortsetzen, die Spieldaten werden über die Xbox-Cloud gespeichert. Die leistungsstärkste Xbox in Form der Series X ist schick, leise, schnell und steckt voller Potenzial: Nun liegt es an den Entwicklerteams, in den nächsten Jahren alles aus der neuen Next-Gen-Konsole herauszuholen.
Die Xbox Series X im Test: Das Fazit
Was uns gefällt
- Exzellenter HDMI-2.1-Support, 4K, 120 Hz, HDR, VRR
- Bessere Spielbarkeit und Darstellung als mit Xbox One X
- Sehr schnelle Ladezeiten, praktische Quick-Resume-Funktion
- Leise, effizient, HDR-Konvertierung für ältere Xbox-Games
Das geht noch besser
- Dolby-Bitstream-Tonausgabe hinkt 120-Hz-Bild hinterher
- Laufwerk mit 4K-Discs zu laut, kein Dolby Vision mit Discs
- Interner Speicher schnell gefüllt, Seagate-Module teuer
- Liegend platziert überzeugt uns das Design nicht
Christian Trozinksi, Chefredakteur HDTV
Bildquelle:
- xbox_4961: Richard W. Schaber
- IMG_4965: Richard W. Schaber
- xbox-4963: Richard W. Schaber
- Xbox-4961: Richard W. Schaber