Könnte Eutelsat mit OneWeb Starlink ersetzen?

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In seiner Leistungsfähigkeit hinkt das Eutelsat OneWeb-Satellitensystem der US-amerikanischen Starlink-Konkurrenz nach

Seit Donald Trump seine zweite Amtszeit angetreten hat, steht die Weltpolitik Kopf. Verlässlich- und Planbarkeit sind der Willkür gewichen und heute weiß man nicht, wie sehr man sich heute noch auf die USA verlassen kann.

In der Kritik steht auch Trumps enger Berater Elon Musk und damit verbunden, sein Starlink-Satellitensystem. Es stellt im Ukrainekrieg eine wichtige Stütze (nicht nur) der militärischen Kommunikation in der Ukraine dar. Doch immer wieder steht im Raum, was ist, wenn Musk Starlink für die Ukraine mal schnell über Nacht abdrehen sollte? Die Unsicherheit ist groß, die Suche nach Alternativen nicht leicht.

Während der letzten Wochen wurde als Alternative immer wieder OneWeb ins Spiel gebracht. OneWeb ist seit September 2023 Teil des Eutelsat-Unternehmens. Im Prinzip ist die Funktionalität der in rund 1.200 km Höhe um die Erde kreisenden OneWeb-Satelliten vergleichbar mit der der Starlink-Satelliten. Bei beiden Systemen geht es darum, überall und jederzeit leicht einen Internetzugang zu ermöglichen. Dabei geht es im weiteren Sinne um Kommunikation, aber auch um Überwachung. Etwa, dass man weiß, wo sich gerade einzelne LKWs einer Flotte befinden oder dass man in abgelegenen Weltregionen ohne terrestrischer Infrastruktur, den Kontakt zur Außenwelt halten kann.

Lesen Sie auch: Was ist der Unterschied zwischen Starlink und OneWeb?

Doch so leicht lässt sich Starlink nicht ersetzen. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Starlink-Terminals besonders leicht und schnell zu bedienen sind, sondern auch um das Datenvolumen, das über ein Satellitensystem übertragen werden kann. Und wir können davon ausgehen, dass alleine das im Zuge der Verteidigung der Ukraine anfallende Datenvolumen enorm sein dürfte. Um das abzudecken, braucht es ein entsprechend leistungsfähiges System. Abgesehen davon erfordert die Nutzung eines alternativen Kommunikationssystems auch neues Equipment. Das muss erst einmal beschafft und dorthin gebracht werden, wo man es braucht. Bei zehntausenden in Betrieb befindlichen Systemen keine leichte Aufgabe.

Wie schaut es bei den Kapazitäten aus?

Die Übertragungskapazität eines jeden Satelliten ist begrenzt. Hinzu kommt, dass die Leistungsfähigkeit der Satelliten gerade während der letzten Jahre enorm gesteigert werden konnte. Davon profitiert das noch recht neue, immer noch im Aufbau befindliche Starlink-System. Die älteren Starlink-Satelliten der Baureihe V1 schaffen einen Datendurchsatz von bis zu 10 GBit/s. Bei den neueren der Baureihe V2 sind es bis zu 100 GBit/s. Im Vergleich dazu bringen es die OneWeb-Satelliten auf nur rund 7 GBit/s.

Auf die Menge kommt es an

Vergleicht man den Datendurchsatz, ist bereits ein einziger Starlink-Satellit einem des OneWeb-Systems durchaus haushoch überlegen. Wenn wir aber noch die Zahl der in Betrieb befindlichen Satelliten mit einbeziehen, haben wir es bei Starlink mit einem gewaltigen Wolkenkratzer zu tun, während daneben OneWeb eher den Charme einer Gartenhütte besitzt. Denn aktuell befinden sich 652 OneWeb-Satelliten in einem Orbit in rund 1.200 km Höhe. Ihnen gegenüber stehen derzeit, Stand 1. März 2025, 7.078 Starlink-Satelliten. Also grob elfmal so viele. Und in naher Zukunft sollen es über 30.000 sein.

Deshalb müssen wir Starlink eines lassen. Auch wenn es durch die Launen seines Besitzers einen schlechten Beigeschmack bekommen hat, so ist es schon jetzt konkurrenzlos gut. Die Konkurrenten können Starlink derzeit nicht annähernd das Wasser reichen.

Wie schnell gibt es Alternativen?

Ein Starlink vergleichbares System auf die Beine zu stellen, braucht sehr viel Geld und auch Zeit. Denn all die benötigten Satelliten müssen erst gebaut und in den Weltraum befördert werden. Zum Vergleich: Die ersten Starlinks wurden 2020 nach oben geschossen.

Eine schnelle Lösung für ein Alternativsystem lässt sich am ehesten erreichen, wenn in diesem Sektor mehrere Satellitenbetreiber zusammenarbeiten würden. Seitens der SES wurde dazu durchaus schon eine Bereitschaft bekundet. Am Ende geht es dabei nicht nur darum, mit einem potentiellen Mitbewerber gemeinsame Sache zu machen, sondern vor allem, sich von der Abhängigkeit eines einzigen Anbieters zu lösen. Wie wichtig das ist, haben die letzten Monate bewiesen. Am Ende zeigt sich jetzt, dass Europa ziemlich schlecht gefahren ist, indem man sich auf die USA verlassen hat. Jetzt sind jedenfalls große Anstrengungen vonnöten, um hier eine eigene Unabhängikeit zu schaffen.

Gearbeitet wird jedenfalls bereits daran. Bis zur Realisierung wird es aber noch Jahre dauern. Ab 2027 kann es jedenfalls spannend werden. Bleibt zu hoffen, dass es bis dahin nicht zu spät ist. Denn speziell die Ukraine braucht bereits heute und jetzt ein Satellitensystem, auf das es sich verlassen kann.

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1 Kommentare im Forum
  1. Oneweb: Bundesregierung zahlt bereits für Starlink-Ersatz in Ukraine
    Die deutsche Regierung finanziert den Internetzugang der Ukraine über das Satellitennetz des französischen Unternehmens Eutelsat. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Eutelsat-Chefin Eva Berneke. Eutelsat stelle dem Land seit etwa einem Jahr den Zugang über einen deutschen Distributor bereit, hieß es. Bezahlt werde von der Bundesregierung, das Volumen der Ausgaben bezifferte sie nicht. Laut Berneke gibt es in der Ukraine weniger als tausend Eutelsat-Terminals, jedoch rund 50.000 von Starlink. "Wir wollen jetzt relativ schnell zwischen 5.000 und 10.000 Terminals dort haben", sagte Berneke, dies sei "innerhalb weniger Wochen" möglich. Sie hatte die Ablösung von Starlink dort bereits angekündigt.
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