Weltraumschrott-Update: ISS-Trümmer heute Gefahr für Deutschland?

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Weltraumschrott, Erde, Satelliten; © Petrovich12 - stock.adobe.com
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Weltraumschrott im Anmarsch: Ein autogroßes Batteriepaket der ISS fliegt seit drei Jahren um die Erde. Heute treten die Trümmer wohl in die Atmosphäre ein und könnten die Erdoberfläche erreichen. Wie steht es um Deutschland? Experten haben nun eine neue Einschätzung gegeben.

Trümmerteile eines ausrangierten Batteriepakets der Internationalen Raumstation ISS könnten am Freitag auf die Erde niedergehen. Die Redaktion von DIGITAL FERNSEHEN in Leipzig erhielt einen entsprechenden Warnhinweis vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) über das Warnsystem Katwarn.

Deutschland treffen werden die ISS-Trümmer aller Voraussicht nach aber nicht. Das teilten das für Raumfahrt zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Donnerstag übereinstimmend mit. Das BBK in Bonn informierte auch auf seiner Webseite. 

Eintritt des Weltraumschrotts wohl über Nordamerika

Internationale Raumstation Nov 2021
Die Internationale Raumstation, gesehen von Bord des SpaceX Crew Dragon Endeavour im November 2021 / Foto: NASA

Am Donnerstag teilte das Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit, dass nach ersten Analysen Teile der Batteriepakete die Erdoberfläche erreichen könnten. Vor dem Wiedereintritt überfliege das Objekt mehrmals Deutschland, eine Gefährdung hierzulande werde „derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen“. Das Bundesministerium schrieb, eine Gefährdung für Deutschland sei „sehr unwahrscheinlich“.

Am Freitagmorgen schätzten Experten vom DLR gegenüber der Deutschen Presse-Agentur die Lage für Deutschland weiter als ungefährlich ein. Auch Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner hält die Gefahr für gering. „Batterien brennen sehr gerne. Ich gehe davon aus, dass das Paket nahezu komplett in der Atmosphäre verglüht“, sagte der frühere Präsident der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA der DPA. Eine Gefahr für das „Aschenbrödel“-Schloss in Moritzburg (Sachsen), wie sie die „Bild“ heraufbeschwor, besteht also wohl nicht.

Laut DLR könnte das Objekt nach Berechnungen stattdessen über dem Norden Nordamerikas in die Atmosphäre eintreten. Als Zeitfenster wurde ein 20-Stunden-Korridor rund um den späten Freitagabend deutscher Zeit angegeben. Genaue Vorhersagen sind schwer, da es sich um einen unkontrollierten Wiedereintritt handelt. „Die großen Unsicherheiten kommen daher, dass wir nicht genau voraussagen können, wie dicht die Atmosphäre sein wird“, sagte ein ESA-Vertreter dem Online-Portal der „Tagesschau“. „Es hängt von vielen Faktoren ab und bleibt zu einem großen Teil dem Zufall überlassen. Insofern kann man selbst einige Stunden vorher den Ort noch nicht genau benennen. Man kann vielleicht einige Kontinente ausschließen, aber man kann die Vorhersage auf keinen Fall auf ein Land oder eine Stadt herunterbrechen.“

ISS-Trümmer fliegen 3 mal über Deutschland – vor allem zwischen NRW und Sachsen

Wie einer Karte des BBK zur wahrscheinlichen Überflugbahn entnehmbar ist, fliegt das Trümmerteil vermutlich erstmals am 8. März gegen 16.52 Uhr für eine Minute über Deutschland, in einer Bahn vom Eifelkreis Bitburg-Prüm (Rheinland-Pfalz) bis nach Görlitz (Sachsen). Die zweite Flugbahn beginnt in Kleve (NRW) gegen 18.23 Uhr und endet 2,5 Minuten später erneut über Görlitz. Ein drittes Mal passiert der Weltraumschrott Deutschland von Emmendingen (Baden-Württemberg) kommend ab 19.54 Uhr und verlässt den deutschen Raum eine halbe Minute später über dem Oberallgäu (Bayern).

Das Batteriepaket, das etwa so groß wie ein Auto ist und 2,6 Tonnen wiegt, wurde bereits im März 2021 von der ISS abgetrennt, um später in die Atmosphäre einzutreten. Solche Manöver würden so geplant, dass Trümmer, die die Erdoberfläche erreichen, möglichst über unbewohntem Gebiet niedergehen, sagte ein DLR-Sprecher. 

Sollte wider Erwarten eine Gefahr für Deutschland bestehen, sind entsprechende Krisenreaktionsmechanismen von Bund und Ländern vorbereitet, so das DLR. Die Überwachung des Objekts erfolgt weiterhin durch das deutsche Weltraumlagezentrum in Uedem, schrieb das Wirtschaftsministerium.

Dass Weltraumschrott in die Atmosphäre eintritt und dort verglüht, ist ein gängiges Prozedere. So fand erst vor wenigen Wochen der vor fast 30 Jahren gestartete europäische Satellit „ERS-2“ ein solches Ende und wurde planmäßig zerstört. Auch dass kleinere Trümmer die Erdoberfläche erreichen, kommt immer mal wieder vor. 

[Mit Material der DPA]

Bildquelle:

  • ISS 081121: NASA
  • Weltraumschrott: © Petrovich12 - stock.adobe.com
18 Kommentare im Forum
  1. Entweder der DLR-Sprecher ist noch in Ausbildung oder die Schreiberin hat hier was aus dem Zusammenhang gerissen. Bei einem drei Jahre autonom und antriebslos um die Erde kreisenden LEO-Objekt kann man bezüglich Absturzstelle überhaupt nichts planen.
  2. Selbst kurzfristig ist das kaum möglich, da das Objekt keine vorhersehbare Ausrichtung hat und bei jeder Drehung sich die Geschwindigkeit ändert.
  3. Was ist das eigentlich für ein Batteriepack? Lithium oder vielleicht radioaktives Zeugs? Wem gehört das Zeugs, wenn Teile davon auf die Erde fallen? Dem Finder?
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