![chefsache Chefsache ESC](https://www.digitalfernsehen.de/wp-content/uploads/2025/02/chefsache-696x400.jpg)
Am Freitagabend lief – mit großem Erfolg – die erste Folge von „Chefsache ESC“. Auch wenn die Idee freilich nicht neu ist: Gut, dass man sie hat aufleben lassen. Eine TV-Kritik.
Wenn die Fragenredaktion von „Wer wird Millionär?“ auf der Suche ist nach Rätseln der Kategorie „125.000 Euro“, dann böte sich an, mal zu fragen, wer 2024 eigentlich „The Voice of Germany“ gewonnen hat. Oder aber: Wer war eigentlich 2023 Siegerin oder Sieger von „Deutschland sucht den Superstar“? Anders gesagt: Wenn Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon während der Ausstrahlung von TV-Castingshows nicht wirklich der breiten Masse bekannt werden, wie soll es ihnen dann gelingen, wenn alle Folgen ausgestrahlt sind.
Früher war das freilich anders: „Popstars“, „Star Search“, auch die ersten Staffeln der heute noch prominent bei RTL/Sat.1/ProSieben im Programm verbliebenden Musikwettbewerbe, waren „Talk of Town“. Die „No Angels“, „Bro’Sis“, die einst in „Star Search“ aufgetretene Bill Kaulitz, Alexander Klaws oder – um zeitlich etwas weiter ins Hier und Jetzt zu rücken – vielleicht auch noch Pietro Lombardi. Als sie im Rennen um den Sieg waren, schien es in der Tat noch um etwas zu gehen. Um Ruhm, um Geld, um eine große Karriere. Wer heute bei „DSDS“ mitmacht, ist – leider – meist nach wenigen Monaten wieder vergessen.
Anders läuft das bei „Chefsache ESC“. Die erste von vier Shows lief am Freitag im deutschen Fernsehen. Stefan Raab hat am Freitagabend die ersten zwölf Acts vorgestellt, am Samstag folgen zwölf weitere. Stück für Stück wird ausgesiebt – in bester Casting-Show-Manier eben – bis dann am 1. März der Sieger, die Siegerin oder die Gewinnerband feststeht. Sie wird am 2. März mit Sicherheit nicht vergessen sein. Denn bei „Chefsache ESC“ geht es um mehr als nur Sendezeit innerhalb eines TV-Formats. Es geht um die Teilnahme am „Eurovision Song Contest“, quasi die Europameisterschaft des Singens. Wen stellt Deutschland auf?
Nichts Neues, aber was Gutes
Die Art und Weise, wie dieser Act ermittelt wird, ist nicht neu. Vor über eineinhalb Jahrzehnten entstand diese Idee bereits. Gott sei Dank, muss man sagen. Damals war es Lena, die Siegerin wurde – nicht nur in der damals von ProSieben mitveranstalteten Sendung, sondern später auch beim „ESC“. „Chefsache ESC“ folgt nun dem gleichen Prinzip – mit teils übrigens auch gleichem Personal, denn Yvonne Catterfeld war schon vor eineinhalb Jahrzehnten an der damaligen Talent-Auswahl-Show beteiligt. Das macht nichts. Für RTL hat Raab keine innovative, aber eine gute und kurzweilige Show auf die Beine gestellt, was auch daran lag, dass Barbara Schöneberger einmal mehr unter Beweis stellte, dass sie eine der besten Moderatorinnen des Landes ist.
Vor allem aber hat Raab endlich wieder für Relevanz im Casting-Show-Genre gesorgt. Schon jetzt ist der Ausgang dieser Show bedeutend wichtiger als all das, was in diesem Jahr vermutlich bei „The Voice Kids“, „DSDS“ und Co. noch kommen wird. Das ist gut für’s TV. Und das sollte auch Das Erste wissen. Christine Strobl, die Programmdirektorin des Ersten, hatte in den vergangenen Wochen stets gesagt, dass nur der Sieg das Ziel sei. Damit bläst sie ins gleiche Horn wie Stefan Raab und keiner kann genau wissen, ob Wahrheit oder Witz überwiegen. Ab 2026 wird alles rund um den ESC innerhalb der ARD nicht mehr vom NDR, sondern vom SWR gelenkt. Entsprechend steht natürlich auch die Zusammenarbeit mit Raab Entertainment auf dem Prüfstein. Schon jetzt aber möchte man sagen: Den ESC weiterhin als „Chefsache“ zu belassen ist allemal besser als ein halb-verstecktes deutsches Finale nach 22:20 Uhr…
Ach ja, für bessere Chancen bei „Wer wird Millionär?“: Die richtige Antwort auf eine der beiden Fragen ist Sem Eisinger.
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