Zum März änderte die EU ihre Energieverbrauchs-Plakette – und manchem TV-Liebhaber rutscht das Herz in die Hose: Geräte mit zuvor unbedenklicher Bewertung stürzen in den tiefroten Bereich. Manch einer fragt sich vielleicht erst jetzt: Was kostet der Strom für mein TV-Gerät im Jahr?
Immer mehr Freunde einer hochqualitativen Bildauflösung und tiefer Kontraste holen sich mittlerweile modernere Display-Technologien ins Haus – schließlich ist die zunehmende Masse an aufwendig produzierten Filmen und Serien in UHD mit HDR bei Streamingdiensten und im Pay-TV auf vielen älteren Endgeräten kaum in der gewünschten Qualität darstellbar. Nicht wenige haben sich auch mittlerweile auf immer lebensechter wirkenden Live-Sportübertragungen mit den entsprechenden Parametern eingeschossen.
Beim Kauf der notwendigen TV-Hardware achten Verbraucher nicht nur auf den Gerätepreis – oft wandert der Blick auch auf die Plakette mit der Energieeffizienzklasse. Dass eine Unzahl organischer Leuchtdioden in einem Fernseher mit großer Bildschirmfläche dabei bisher nicht die Spitzenwertung A+++ erzielen konnte, ist wohl für die meisten Verbraucher zu verschmerzen gewesen – schließlich fühlte man sich auch mit einer Gerätebewertung im blassgrünen Bereich noch einigermaßen gut aufgehoben.
Nun prangt allerdings seit Anfang März das neue EU-Energielabel auf den Kartons der ersten Hersteller und vermittelt dabei einen völlig anderen Eindruck: Wer sich zum Beispiel einen zeitgenössischen OLED-TV leistet, bekommt dabei ein neues Label zu Gesicht, das dem Gerät eine vernichtende Bewertung der tiefroten Verbrauchsklasse G zuweist.
Die neue A-Klasse: Unerreichbar
Zunächst scheint das neue EU-Energielabel ein Fortschritt. Schließlich war der Plaketten-Dschungel mit alleine vier Unterschiedlichen A-Noten kaum verständlich oder gar irreführend. Das neue EU-Label ist allerdings gar keine Energieeffizienz-Ausweisung mehr, sondern gibt lediglich den Energieverbrauch des Geräts an – ohne über eine Verrechnungsformel auch die erzeugte Leistung in Betracht zu ziehen und die Werte dabei in Relation zu setzen.
So sind leistungsstarke Großgeräte im TV-Segment nun schlichtweg nicht mehr in der Lage, ein schmeichelhaftes Energielabel abzustauben. Das scheint allerdings auch die Absicht der gesamten Reform zu sein: Das Greenwashing über intransparente Formel-Mauschelei soll beendet und der jeweilige Hersteller motiviert werden, tatsächlich energiesparendere Technologien zu entwickeln.
Doch das ist erstmal Zukunftsmusik. Aktuell fragen sich viele Verbraucher zunächst: Was kostet mich ein TV-Gerät mit dem roten G-Label eigentlich im Jahr? Eine Beispielrechnung macht es deutlich.
Das kostet der TV-Stromverbrauch im Jahr
Im Jahr 2020 lag die durchschnittliche tägliche Fernsehdauer in Deutschland laut dem Statistik-Portal Statista bei 220 Minuten. Eine Kilowattstunde (kWh) kostet in Deutschland dem Vergleichsportal Check24 zufolge derzeit im Schnitt rund 31 Cent und ist damit wie üblich teurer geworden. Nun darf gerechnet werden – am Beispiel eines aktuellen TV-Neuerwerbs:
Ein QLED-Modell mit 75 Zoll Bilddiagonale wird mit einem Energielabel G ausgewiesen: 314 Kilowattstunden verbraucht der TV in etwa über 1000 Stunden Betriebszeit. Sollte der geneigte Verbraucher seinem großen Fernseher wirklich nur die durchschnittlichen dreieinhalb Stunden täglicher Betriebszeit gönnen, würden allein an Stromkosten für das obige TV-Modell rund 125 Euro im Jahr anfallen. Das ist kein Pappenstiel – und für die Fans von Next Gen-Gaming auf der PS5 oder neuen Xbox Series X kommt die Rechnung vom Energieversorger noch dicker.
Auch Spielekonsolen energiehungrig
Läuft neben dem großen TV noch eine Playstation 5 die 3,5 Stunden mit, können je nach Auslastung der Gaming-Hardware zusätzliche Stromkosten von bis zu 80 Euro im Jahr entstehen. Damit wäre bei der täglichen Durchschnitts-Betriebszeit, die für viele TV- und Gaming-Freaks wohl kaum eine repräsentative größe Darstellt, schon bis 200 Euro pro Jahr nur für die Stromversorgung der häuslichen Spielwiese mit modernem Großbild-TV und Gaming-Konsole fällig. Vollblut-Zocker mit entsprechender TV- und Gaming-Hardware könnten ihre jährlichen Stromkosten ohne weiteres um 400 bis 500 Euro aufblasen. Wer mit einem alten Röhrenfernseher und Nintendo-Spielekonsolen auskommt, lebt da in einer ganz anderen Welt.
Streamingdienste, Game-Passes, Pay-TV-Abonnements, Kabelgebühren und weitere Kosten für ein gediegenes Home Entertainment sind da selbstverständlich noch nicht inbegriffen.
In der kommenden Ausgabe des HDTV-Magazins geht Chefredakteur Christian Trozinski detailliert auf die Frage des Stromverbrauchs von TV-Geräten und die neuen EU-Energielabel ein.
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