Erst „Klar“, dann Fleischhauer? Konservatives auf dem Vormarsch bei ARD/ZDF

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Klar
Foto: NDR&BR/Markus Konvalin

Kritik nach Ausstrahlung einer neuen Sendung der ARD. „Klar“ befasste sich mit illegaler Migration.

Jan Böhmermann, ZDF-Moderator, ist einer der prominentesten Kritiker der neuen Sendung „Klar“, die die ARD kürzlich startete. In der ersten Folge der Reihe ging es um „illegale Migration“ – und so warfen es zumindest Kritikerinnen und Kritiker vor – die Episode bediente so gut wie jedes gängige Klischee. Für Böhmermann jedenfalls war klar: Gezeigt werde „rechtspopulistischer Quatsch“ – den Namen der Sendung nannte Böhmermann zwar nicht, stellte aber doch einen Bezug zu BR/NDR her. Eine NGO nannte die Reportage sogar „Tiefpunkt in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“, „Klar“-Moderatorin Julia Ruhs indes wehrte sich und sagte vor allem in Richtung der NGO: „Es ist unglaublich, die ,Neuen deutschen Medienmacher*innen‘, diese durch Steuergeld finanzierte NGO, ruft dazu auf, fleißig Mails an BR + NDR zu schreiben, damit wir Druck bekommen“, postete sie beim früher Twitter heißenden X und fügte an: „Sorry, aber das hat schon ein Geschmäckle.“

ARD und ZDF wollen konservative Stimmen und Strömungen (besser?) abbilden

Die Stoßrichtung scheint klar. Mit „Klar“, das linear auch im NDR lief, will die ARD eine Lücke schließen, die ihr in den vergangenen Monaten und Jahren wieder und wieder vorgeworfen wurde. Gesellschaftspolitischer Journalismus im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sei, so war zu lesen, inzwischen zu links. Und es gäbe zu wenig Platz für konservative Meinungen. All diejenigen, die diese Ansicht vertraten, wurden letztlich dann auch bestätigt – etwa dann, wenn in Wahlsendungen des ZDF ein mehr oder weniger offensichtlich arg linkes Publikum zugegen war und vor allem bei linken Thesen applaudierte. Oder wahlweise auch dann, wenn „Tagesthemen“-Kommentare mal eben eher links ausfielen. Ohne Frage: „Klar“ ist konservativer als manch andere ARD-Sendung. Wer sich die erste Episode aber anschaut, der wird durchaus erkennen, dass die Macherinnen und Macher an Versachlichung und Einordnung interessiert sind – wenngleich die konservative Stoßrichtung erhalten bleibt.

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  • „Klar“: Neues BR/NDR-Format stößt auf Kritik u.a. von NGO’s und Profmis
  • Moderatorin Julia Ruhs wehrt sich
  • Planen ARD und ZDF mehr konservative Formate? Neuer Pilot mit Jan Fleischhauer bestätigt

Vermutlich wird „Klar“ zudem nicht die letzte Sendung bleiben, die im konservativen Teich fischt. Gegenüber DWDL hat das ZDF bestätigt, weiterhin an einer Sendung mit Jan Fleischhauer zu arbeiten. Entsprechende Gerüchte gab es schon vor vielen Monaten. Gebremst wurde das Projekt nun ganz offenbar durch den vorgezogenen Bundestagswahl-Kampf. Fleischhauer, früher beim NDR, dann bei Spiegel und Focus, sollte vor einiger Zeit ein eigenes Format bei Julian Reichelts „Nius“ bekommen. Dazu kam es aber nie, Fleischhauer zog seine Bereitschaft zurück. Jetzt kommt der Journalist also möglicherweise im ZDF zum Zuge. Offiziell in Serie geschickt wurde die neue Fleischhauer-Sendung aber noch nicht.

Anders als „Klar“ – denn das Magazin wird definitiv fortgesetzt. Genaue Details zu zwei weiteren Folgen gibt es noch nicht. Am 21. Mai wird sich eine Folge des Programms mit „Bauern“ befassen, am 11. Juni mit „Wirtschaft“. Sicher zu sein scheint: Die lauten Kritiker von Folge eins dürften beide Stücke sehr genau betrachten.

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12 Kommentare im Forum
  1. Wenn NGOs und Böhmermann sich aufregen, dann ist man exakt auf der Richtigen Spur. Was landläufig als "Konservativ" bezeichnet wird, ist in Wirklich die Mitte und Mehrheit der Gesellschaft. Und dies wurde von den ÖR zu wenig beachtet und man bewegte sich in der links-grünen Meinungsblase.
  2. Seien wir ehrlich, ARD/ZDF haben in den letzten Jahren gezeigt, dass es ein gewisses Ungleichbericht in der Berichterstattung gibt. Der Zuschauer ist mündig. Wir brauchen keinen politisch geprägten Journalismus und schon gar nicht hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Aufgabe, Meinungen zu bilden, oder zu beeinflussen. Dass man durch konservative Formate nun wieder versucht, sich ausgewogener zu positionieren ist begrüßenswert und dringend geboten. Noch dazu ist das näher an der Lebenswirklichkeit.
  3. Es braucht nicht mehr konservative Berichterstattung als Selbstzweck. Sondern Berichterstattung über alle Probleme . Nicht weil man den ÖR als Linksfunk ansieht und dieser nun so tut, er müsse nun dieser konservativen Bubble wo rein kriechen. - Illegale Migration ist ein Problem, aber auch das Ausspielen der Menschen Der gute Türke vom Gemüseladen regt sich über die bösen Ausländer aus, die nur soziale Leistungen empfangen. Und die Lösung; wer keine Asylberechtigung hat, muss halt abgeschoben werden, es sei denn er ist integriert.
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