Doch kein Aus für Amazon Prime Video

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Amazon Prime Video
Bild: © Amazon

Am Freitag, den 7. Februar, ging die Schlagzeile nicht nur durch die deutschen Medien, dass Amazon Prime Video aufgrund einer Patentverletzung schon bald seinen Dienst vorübergehend einstellen könnte. So schlimm kommt es nun doch nicht.

Was sind die Hintergründe?

Tatsache bleibt, dass Amazon Prime Video nach Ansicht des Landesgerichts Düsseldorf ein im Besitz von Nokia befindliches Streaming-Patent verletzt hat. Das Gericht hatte der Klage auf Unterlassung zum Teil stattgegeben. Konkret geht es um das Nokia-Patent EP2271048, das den Namen „Verfahren zur Bereitstellung eines Multimedia-Dienstes“ trägt.

Im Prinzip geht es darum, dass Amazon Prime Video an den Patentinhaber für die Nutzung zahlt oder auf die im Patent beschriebene Funktionalität verzichtet. Mit anderen Worten: Amazon Prime Video dürfte nicht mehr in der bisherigen Form angeboten werden.

Waren die Meldungen von gestern falsch?

Die Aussage, dass Amazon Prime Video aufgrund der Patentverletzung nicht mehr in der bisherigen Form anbieten dürfe, gibt viel Interpretationsspielraum. Wir alle wissen, dass heute, ganz allgemein gesprochen, viele einzelne Patente in einem einzigen Produkt stecken. Was wir aber in der Regel nicht wissen ist, wie stark einzelne Patente für die Existenz eines Produkts maßgeblich sind.

Bezogen auf Amazon Prime Video heißt das in etwa, dass zunächst einmal die Programmierer gefragt sind, wie sie die im Patent EP2271048 beschriebene Funktion zunächst einmal entfernen können, ohne den Streamingdienst grundsätzlich zu beeinträchtigen.

„Vorübergehend abschalten“ war also nicht so zu verstehen, dass Amazon Prime Video für Wochen oder gar Monate abgestellt werden müsste. Vielmehr war von einem deutlich kürzeren Zeitraum auszugehen. Für wie lange, beziehungsweise, ob überhaupt, dürfte anfangs auch bei Amazon Prime Video noch nicht ganz klar gewesen sein. Im Prinzip ist ein solcher Vorgang ja bekannt. Man denke nur an ein Softwareupdate auf dem PC oder dem Smartphone zu denken. Das dauert einige Minuten und dann läuft wieder alles.

Was sagt Prime Video?

Tatsächlich hat sich ein Sprecher von Amazon Prime Video im Vergleich zu Nokia zum Prozessausgang erst etwas später zu Wort gemeldet. Jedenfalls teilt der Streaminganbieter nun mit, dass man sich an die Bestimmungen des Urteils halten werde und man derzeit die nächsten Schritte prüfe. Jedenfalls bestehe absolut keine Gefahr, dass Kunden den Zugang zu Prime Video verlieren.

Amazon Prime Video bleibt erhalten

Entscheidend ist, Amazon Prime Video bleibt und keiner braucht Sorge zu tragen, seine Lieblingsserie nicht mehr zu Ende gucken zu können. Für die meisten Nutzer wird auch alles so bleiben, wie bisher. Schließlich geht es bei der Patentverletzung nur um jene Funktion, mit der Inhalte der Amazon Prime Video-App auf andere Endgeräte gecastet werden können. Fragt sich nur, wie viele diese Funktion überhaupt genutzt haben.

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Bildquelle:

  • Amazon-Pime-Video-Logo: © Amazon
15 Kommentare im Forum
  1. Das war doch gestern Abend schon klar, dass viele Medien da zuviel rein interpretiert haben! DWDL hatte es aufgeklärt
  2. Mal aus anderen Artikeln von gestern, 07.02.2025, um was es genau geht: Von DWDL.de (Clickbait statt Recherche: Kein Aus für Prime Video in Sicht):
    Vor Gericht ging es um ein Detail, nicht einmal ein zentrales Feature von Prime Video. Konkreter Streitpunkt zwischen Alcatel-Lucent und Amazon ist die Funktion mit der sich Inhalte aus der Prime Video-App auf andere Endgeräte „casten“ lassen. Dieses Feature verletzt laut heutigem Urteil des Landgerichts Düsseldorf ein Patent der Nokia-Tochter. Sollte es zwischen den Streitparteien jetzt weiterhin keine Einigung geben, müsste diese spezielle Funktion eingestellt werden. Von Heise.de (Nokia-Patentstreit: Laut Amazon keine Gefahr für Prime Video):
    Das Patent mit dem Namen "Verfahren zur Bereitstellung eines Multimedia-Dienstes" hatte ursprünglich Alcatel-Lucent angemeldet, das 2016 von Nokia übernommen wurde. Das Patent beschreibt eine Technik für das Bereitstellen von Multimedia-Videostreams auf Endgeräten. Einem Amazon-Sprecher zufolge benutzt Prime Video diese Technik aber nur, um einen Stream an andere Geräte zu "casten", also von einem Bildschirm auf einen anderen zu übertragen. Nur diese Funktion müsste Amazon einstellen, sollte Nokia die Unterlassungsverfügung durchsetzen.
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