Nach „The Mandalorian“ ist mit „Das Buch von Boba Fett“ wieder eine Live-Action-Serie aus dem „Star Wars“-Universum bei Disney+ gestartet. So stark geht die futuristische Gangster-Story auf Tatooine los.
Als Disney+ vor zwei Jahren auf den SVoD-Markt preschte, lehrte die hochwertige „Star Wars“-Serienauskopplung „The Mandalorian“ als Galionsfigur des neuen Unterhaltungsdienstes die Konkurrenz das Fürchten. Selten gab es so einen großen Hype um ein Original-Format im Streaming-TV, das sich auch noch die Frechheit erlaubte, seine Serienfolgen nur in quälend langsamen Wochenabständen preiszugeben. Nun ist mit „Das Buch von Boba Fett“ endlich das zweite Hochglanz-Spinoff der „Star Wars“-Reihe bei Disney+ angelaufen – es wurde auch höchste Zeit. Schließlich giert das Streaming-Publikum nach neuen Geschichten mit alten Bekannten.
Kult-Ganove Boba Fett: Endlich Hauptdarsteller
Der Kopfgeldjäger Boba Fett war trotz seiner einsilbigen Performance und geringen Leinwandzeit in „Das Imperium schlägt zurück“ bereits in den Achtzigern zur Kultfigur avanciert, in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ augenscheinlich für Immer im Schlund eines Wüstenungetüms verschwunden – um dann fast dreißig Jahre später bei Disney+ als Sensations-Rückkehrer in die Storyline des „Mandalorian“ eingewoben zu werden. Als in der vorerst letzten Folge des „Star Wars“-Spinoffs Abschied von Kulleraugen-Herzensbrecher Grogu (auch bekannt als Baby-Yoda) genommen werden musste, kündigte sich nach dem Abspann sensationell „The Book of Boba Fett“ an, was hierzulande wortgetreu aber ungelenk mit „Das Buch von Boba Fett“ übersetzt wurde.
„Das Buch von Boba Fett“: Schluss mit Kinderkram!
Ein gelungener Übergang, so erinnert die geschundene Rüstung des Ex-Schurken und Neu-Protagonisten Boba Fett zumindest in ihrer Form an das frisch geschmiedete Hochglanz-Exemplar des „Mandalorian“ Din Djarin. Während sich letzterer im Serienverlauf des Vorgängers allerdings vom kühlen Antihelden zum besorgten Babysitter wandeln und das Disney-Klischee der ungleichen Freunde ins „Star Wars“-Universum importieren durfte, schlägt „Das Buch von Boba Fett“ in seiner Pilotfolge nochmal deutlich ernstere Töne an. Das Italowestern-Motiv aus „The Mandalorian“ wird so noch weiter vertieft und bekommt statt einem familienfreundlichen Gegengewicht Elemente des Mafia-Genres beigemischt. Audienzen mit kriminellen Overlords in halbdunklen Räumen und das ständige Gerede von Respekt und Tribut – klingt erstmal nach Unterhaltung für Erwachsene.
Vom Sarlacc in die Sklaverei
Folgerichtig muss der titelgebende Protagonist nach seinem legendären Todeskampf aus den Eingeweiden des Wüstenungeheuers Sarlacc schon das nächste höllische Martyrium über sich ergehen lassen: Zunächst wird der entkräftete Boba (Temueera Morrison) von den allgegenwärtigen Java-Schrotthändlern Tatooines ausgeplündert und dann zu allem Überfluss noch von den manisch krakeelenden Sandleuten versklavt und an einen Marterpfahl gebunden. All diese Ereignisse rekapituliert der von seiner Pechsträhne (oder war es doch Karma?) schwer gezeichnete Ex-Kopfgeldjäger träumender Weise in einer medizinischen Versorgungskapsel, die im verwaisten Palast von Jabba dem Hutten steht.
Nach langer Wartezeit stürzt Disney+ die Zuschauer in „Das Buch von Boba Fett“ also kopfüber in die mitreißende Geschichte des Weltraum-Outlaws, der mit seiner Spießgesellin Fennec Shand die Unterwelt am Rande der Galaxie beherrschen will. Dafür muss der erfreulicher Weise nicht an die Helmpflicht der Mandalorianer gebundene Boba Fett erstmal Klinken putzen gehen – auch in einer irgendwie vertraut wirkenden Pinte in Mos Espa. Hier spielt tatsächlich das deformierte Orchester aus „Rückkehr der Jedi-Ritter“ den einzig wahren Gassenhauer der tatooiner Kneipenszene, mittlerweile aber in einer gitarrenlastigen Latin-Version. Zum Schreien!
Dass sich der raue Wüstenplanet Tatooine und seine florierende Unterwelt auch einem harten Kerl wie Boba Fett nicht ganz kampflos zu Füßen legt, ist des weiteren keine Überraschung. Sorgt aber für Unterhaltung, und darin ist „Das Buch von Boba Fett“ ganz groß. Dafür muss man nicht einmal die Anspielung auf den Italowestern-Klassiker „Zwei glorreiche Halunken“ bemerken: Als der verdurstende Boba Fett an einem Strick hinter einem Bantha her taumelt, werden Erinnerungen an die aufgesprungenen Lippen von Clint Eastwood und Eli Wallach im erstaunlich gut gealterten Meisterwerk von Sergio Leone wach. Ein Schmankerl für Filmfreunde. Sonst gibt es auch reichlich Action, denn der selbsternannte Pate von Tatooine gerät natürlich ständig in Handgreiflichkeiten – und kriegt trotz seiner mit Gadgets vollgestopften Kampfrüstung ordentlich was auf die Glocke.
Fazit? Große Freude. Endlich geht es weiter mit den unterhaltsamen „Star Wars“-G’schichten, die fern von allzu großem Anspruch mit einer wunderbaren Mischung aus Nostalgie und futuristischer Gangster-Action die kommenden Winterwochen versüßen werden. Wenn man nur nicht nur immer eine ganze Woche auf die nächste Folge warten müsste …
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