Öffentliche Telefonkonferenzen? Trotz erheblicher Datenschutz-Kritik scheint der neue Hype um die Social-Media-App Clubhouse nicht abzureißen.
Ein neuer Social-Media-Pilz schießt aus dem Boden und ist gerade dabei, andere Dienste in den Schatten zu stellen: die Clubhouse-App des Entwicklers Alpha Exploration Co. Diese Social-Media-App ist eine Art Hybrid zwischen Live-Podcasts und öffentlicher Telefonkonferenz, eine Plattform nur für Live-Audioinhalte. Jedoch zieht der Hype um Clubhouse einen langen kleingedruckten Schatten nach sich, was den Datenschutz anbelangt.
Was kann die Clubhouse-App?
Nach dem Start der App in den USA vor ein paar Monaten ist Clubhouse auch in Deutschland angekommen. Anders als reine Audio-Streamingdienste wie Audible oder Spotify handelt es sich bei dieser App eher um eine Art interaktive Plattform für Audioinhalte, vergleichbar mit der Video-Streamingplattform Twitch. Dabei können die Nutzer virtuell quasi an öffentlichen und sozialen Telefonkonferenzen teilnehmen, interaktiv und live.
Von der Funktionsweise her erinnert Clubhouse an den Aufbau von Chatrooms. Jeder kann einen Raum für Gespräche neu eröffnen oder bestehenden Räumen beitreten. Dabei bleibt es jedem selbst überlassen, die Gespräche dort erst einmal zu verfolgen oder selbst daran teilnehmen. Außerdem lassen sich Gesprächsrunden auch für bestimmte Zeiten planen, ähnlich wie Video-Konferenzen auf Zoom.
Momentan ist die Namensgebung der App noch Programm: Die Anmeldung in Clubhouse ist nur über eine Einladung möglich. Alles ganz exklusiv, nur eine auserwählte Runde darf lauschen und mitreden. Privilegiert sind dabei alle iPhone-Besitzer, da eine Android-App bisher auf sich warten lässt. Bei dieser Anmelde-Masche handelt es sich allerdings um einen altbekannten Trick: Durch künstliche Verknappung des Zugangs wird schnell ein Hype um eine neue Plattform entfacht.
Clubhouse selbst begründet dieses Prozedere mit technischen Risiken: Um garantieren zu können, dass das System nicht zusammenbricht, fügt Clubhouse nur vereinzelt neue Mitglieder hinzu. Wer keine Anmeldung hat, kann jedoch schon seinen Benutzernamen reservieren und soll bald eine Rückmeldung von den App-Entwicklern bekommen. Mit diesem Text begrüßt Clubhouse zumindest alle Interessenten beim Start der App.
Datenschutz, nein danke
In Hinblick auf den Datenschutz verhält sich Clubhouse aufgrund der Einladungspolitik problematisch. Wer eine andere Person zu Clubhouse einladen möchte, muss der App dafür zunächst den Zugriff aufs Adressbuch erlauben. Dadurch sammeln die App-Entwickler nicht nur Daten über Menschen, die eingeladen werden, sondern auch über deren Umfeld, wie etwa der WDR im Netz anmerkt. Darüber hinaus ist die Plattform auch nicht für sensiblere Gespräche geeignet. Sämtliche Gesprächsrunden werden mitgeschnitten, angeblich um Verstöße gegen die Community Guidelines untersuchen zu können. Laut Clubhouse würden die Mitschnitte erst gespeichert, sobald während eines Gesprächs auch nur einmal ein Verstoß gemeldet werde.
Im Gespräch mit Politikern und Promis
Trotz der Datenschutzproblematik ist die Digitalszene begeistert von Clubhouse. Sogar bekannte Namen nutzen die App, wie Paris Hilton, Ashton Kutcher oder Oprah Winfrey in den USA. In Deutschland gehören Joko Winterscheidt und Dunja Hayali zu den Nutzern, sowie Christian Lindner, der FDP-Parteichef. Solche Namen verstärken den Hype um Clubhouse allein durch ihre Anwesenheit. Zum ersten Mal haben nichtprominente und prominente Menschen die Chance, wirklich miteinander ins Gespräch zu kommen – ein reizvoller Aspekt der App, trotz aller Datenschutz-Risiken.
Bildquelle:
- ch2: Alpha Exploration Co./Screenshot Redaktion im Apple App Store