Ab 2025 übernimmt DAZN die Konferenz von Sky. Somit bekommt der Platzhirsch neue Konkurrenz am Samstagnachmittag. Über Gewinner und Verlierer. Ein Kommentar.
Wer es mit Sport zu tun hat, der denkt meistens gern in Kategorien. Gewinnen und Verlieren sind solche. Am Wochenende stand oft in großen Lettern, dass Sky möglicherweise einer der Verlierer der gerade laufenden Bundesliga-TV-Rechte-Auktion sei. Ein bitteres, sogar ein sehr hartes Urteil für den in Unterföhring ansässigen Medienkonzern. Ab Sommer 2025 wird, ziemlich genau 25 Jahre nach deren Erfindung durch Sky-Vorgänger Premiere, nun DAZN die Konferenz übernehmen. DAZN, das eigentlich die Einzelspiele wollte, bekommt also die Konferenz und Sky, das die Konferenz damals erfand, hat die Einzelspielrechte behalten.
Dass der Fußballfan am Samstagnachmittag nun eine Auswahlmöglichkeit hat und zwei Anbieter um die Gunst des Publikums buhlen, dürfte dem Produkt Bundesliga gut tun. Ein offener Wettkampf um Qualität und auch ein Stück weit um Quote. In aller Regel dürfte das der inhaltlichen Ausgestaltung der Produkte zu Gute kommen.
Sky zeigt künftig mehr als 80 Prozent der Spiele aus Liga 1 und 2
Sky hat die Bundesliga-Ausschreibung gut gemeistert. Am Ende hat sich das Unternehmen mehr als 80 Prozent der verfügbaren Spiele gesichert – noch dazu alle in voller Länge. Und man erhält – wie bisher auch – Zusammenfassungsrechte an den Spielen, die man nicht live zeigen kann. Das alles sichert den Content für diverse Sky-Sport-Sender. Dem Management-Team von Sky muss man attestieren: Sie haben diese Auktion sehr ernst genommen. In der medialen Betrachtung bisher geht zu sehr unter, dass man den Kampf um Paket B gewonnen hat – und dem Hören-Sagen nach dafür viel Geld bezahlen musste. Paket B ist das größte Einzelspielpaket und jenes, das DAZN so dringend haben wollte, dass man dafür bis vor das Schiedsgericht ging. Bei der Neuausschreibung hat Sky DAZN den bisherigen Medienberichten nach bei diesem Paket ausgestochen.
Zudem sicherte sich Sky das Top-Spiel-Paket und Paket F mit den allermeisten Zweitliga-Spielen. Auffallend: Das sind die drei Pakete, die zuerst ausgeschrieben wurden. Wohl auch, weil sich kein Sky-Manager sicher sein konnte, wie groß der DAZN-Hunger auf die Bundesliga war, wollte man nichts dem Zufall überlassen. Bis Mitte der Woche gingen alle Pakete also an Sky. DAZN hat das Spiel dann quasi in der zweiten Halbzeit gedreht – mit dem Paket mit den Sonntagsspielen und natürlich mit der Konferenz. Der Streamer ist somit wie gewünscht am Samstagnachmittag on air, wenn auch nicht mit Spielen in der vollen Länge. Und zeigt jedes Wochenende sieben von neun Bundesliga-Spielen (wenn auch nicht alle vollständig). Zusammen mit seinem Champions-League-Angebot ist er für Fans somit weiterhin ziemlich unverzichtbar.
Bundesliga: Der Samstagnachmittag wird ungewohnt für den Fan
Dass im Sommer nun die Ära der Original-Sky-Bundesliga-Konferenz zu Ende geht, wird sicher einigen Fans nicht schmecken. Und dass Einzelspiele und Konferenz nicht mehr nur einen (linearen) Sender voneinander entfernt sind, auch nicht. Dafür dürfte die DFL, wie man hört, mit den Pay-TV-Erlösen sehr gut leben können. Und spätestens dann, wenn die deutschen Vereine in den Jahren bis 2029 international eine gute Rolle spielen, ist vermutlich auch die Anhängerschaft wieder versöhnt. So wär‘ es also ein doppelt guter Ausgang für den Fan.
Nächste Woche entscheidet sich: Bleibt die „Sportschau“?
Ob das auch auf das Free-TV zutrifft? Während als recht wahrscheinlich gilt, dass das ZDF sein Paket für das „Sportstudio“ verlängert, stehen Fragezeichen hinter dem Fortbestand der „Sportschau“ am Samstag um 18 Uhr. Die ARD betont, nur schwer mit einer möglicherweise kommenden Kürzung der Sendezeit (auf ab 19:15 Uhr) leben zu können. Ob sie aber das Geld hat, diese abzuwehren, ist vor dem Hintergrund jüngster Debatten unklar. Unklar ist auch, ob sich Sport1 – nach dem Verlust des Zweitliga-Topspiels – wenigstens das kleine Rechtepaket, das den „Doppelpass“ mit Bildern speist, leisten will. Naheliegend, dass darauf auch die RTL-Gruppe ein Auge geworfen haben könnte. Sie wird schon die Heimat des Zweitliga-Topspiels. Ein Erwerb eines weiteren Pakets würde da schon Sinn machen.
Die Liga wird alle Ergebnisse der Versteigerung am Donnerstag präsentieren. Vielleicht hat sich bis dahin auch so manche Einschätzung der Sportjournalistinnen und -journalisten geändert. Weil ihnen bis dahin vielleicht noch Szenarien eingefallen sind, die weitaus schlechter für den Fan wären als das, was nun offenbar eingetreten ist.
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