Unterhaltung statt Sport: Bei Sport1 läuft ein Umbau. Geprüft wird offenbar auch ein neuer Name für den Sender. Was die CEOs dazu gegenüber DIGITAL FERNSEHEN sagen.
Der Umbau des Münchner Fernsehsenders Sport1 schreitet voran. Vor einigen Monaten war dort das türkische Medienunternehmen Acunmedya eingestiegen, das in Folge schnell Unterhaltungsprogramme für Sport1 bei sich selbst bestellt hat: „Exatlon Germany“, eine Mischung aus „Big Brother“ und „Ninja Warrior“ ist schon on air, die Fashion-Show „My Style Rocks“ ebenso. Für 2025 wird Acunmedya zusammen mit Banijay Neuauflagen von „MasterChef“ und „Survivor“ herstellen.
Der eingeschlagene Kurs ist also klar: Sport1 will sein Angebot an klassischen Unterhaltungsprogrammen ausbauen und unter anderem auch dem Acunmedya-Katalog Sichtbarkeit verleihen. Da liegt es nahe, nach der inhaltlichen Anpassung auch den Sendernamen zu überdenken. Nach Informationen von DIGITAL FERNSEHEN laufen genau solche Überlegungen schon seit Wochen. Geprüft werden sollen derzeit Optionen einer Senderumbenennung genauso wie eines umfassenden Rebrandings. Mit einer Entscheidung ist zeitnah, wohl in jedem Fall noch in diesem Kalenderjahr, zu rechnen, ist aus der Münchner Medienszene zu hören.
Bekommt Sport1 einen neuen Namen? Das sagen die Chefs
Dr. Matthias Kirschenhofer, der Co-CEO Sport1 Medien AG und Geschäftsführer Sport1 GmbH sowie Robin Seckler Co-CEO der Sport1 Medien AG, sagten diesbezüglich im Gespräch mit DIGITAL FERNSEHEN: „Wir bitten Sie (…) um Verständnis, dass wir Ihre Fragen weder beantworten noch die implizierten Informationen bestätigen oder dementieren können.“ Wie man schon Ende Oktober mitgeteilt habe, befinde man sich in einer strategischen und personellen Neuausrichtung des Medienkonzerns. „Solange dieser Prozess im Gange ist, können wir – nicht zuletzt aus Rücksicht auf unsere Mitarbeitenden – keine weiteren Informationen öffentlich machen. Sobald wir unsere Schritte verkünden können, werden wir zunächst unsere Mitarbeiter informieren und dann die Öffentlichkeit“, so Seckler und Kirschenhofer.
Undurchsichtig ist, wo der finale Faden wirklich gezogen wird. Die neue Strategie trägt nämlich auch eine türkische Handschrift. Offenbar nicht zur Diskussion steht die recht erfolgreiche Internet-Seite von Sport1, die seit vielen Jahren Sportnews liefert. Sie könnte ihren Namen behalten – weil sich dieser auch ohne gleichnamigen TV-Sender erklärt. Wie leicht sich diese künftig bespielen lässt, wenn im TV der Fokus weg vom Sport ginge, steht auf einem anderen Blatt.
Eingeweiht in die genauen Pläne ist nur ein sehr enger Zirkel – bei allen anderen geht in Ismaning aktuell die Job-Angst um. Das Management hat bereits bestätigt, sich von zahlreichen Mitarbeitern zu trennen. Betroffen sind davon unter anderem wohl Sportjournalistinnen und -journalisten, die es in der bisherigen Anzahl beim künftigen Sport1 nicht mehr braucht.
Umbau von Sport1 mit Auswirkungen auf Medienstandort München
Das ist auch ein harter Schlag für den Medienstandort München, galt Sport1 über viele Jahre doch als zuverlässiger und guter Arbeitgeber in der Region. Die Meldungen und Gerüchte über den fortschreitenden Umbau bei Sport1 kommen nun wenige Tage vor dem Start der Bundesliga-Rechtevergabe. Ab dem 25. November nimmt die Deutsche Fußball Liga (DFL) einen neuen Anlauf, ihre Pakete an interessierte Medienunternehmen zu verkaufen.
Im aktuellen Zyklus ist Sport1 mit der Fußball-Liga über das Zweitliga-Topspiel und die Bundesliga-Drittverwertung am Sonntagmorgen und -vormittag verpartnert. Dass man das Geld aufbringen will, um diesen Status Quo zu halten, erscheint zum aktuellen Zeitpunkt mindestens fraglich. Vor Monaten hatte es aus dem Hause Sport1 geheißen, dass man den „Doppelpass“ in jedem Fall und auch ohne Live-Bild-Rechte fortsetzen werde. Insider zweifeln daran, dass ein „Doppelpass“ ohne Bundesliga-Bildmaterial ähnlich erfolgreich bleiben kann. Und ob die vor einigen Monaten festgezurrte Strategie jetzt noch aktuell ist, auch dahinter ist ein Fragezeichen zu setzen.
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Bildquelle:
- sport1 app queer: Sport1