Bald bei Sky: So gut ist die Historienserie „The Narrow Road to the Deep North“

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Jacob Elordi in "The Narrow Road to the Deep North"
Foto: Curios Pictures

2025 erscheint die Serien-Verfilmung des Romans „The Narrow Road to the Deep North“ bei Sky. Auf der Berlinale konnte man sich einen Ersteindruck verschaffen.

„The Narrow Road to the Deep North“ ist eine Serie der Kriegswunden. Manchmal rücken sie ganz graphisch und erschreckend unmittelbar ins Bild. Jederzeit strukturieren sie als Trauma die Erzählweise der Serie. 2013 erschien die Romanvorlage von Richard Flanagan und wurde mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. In Deutschland kam der Roman unter dem Titel „Der schmale Pfad durchs Hinterland“ in den Handel. Flanagan erzählt darin von einem erfolgreichen Chirurgen und Kriegsveteranen, der im fortgeschrittenen Alter von seinen Erinnerungen an eine frühere Romanze und seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg gequält wird. Dorrigo Evans, so heißt er, wurde von japanischen Truppen in ein Gefangenenlager gebracht und gezwungen, am Bau der Thailand-Burma-Eisenbahnstrecke mitzuarbeiten.

In fünf Episoden wurde diese Geschichte nun als TV-Serie adaptiert. Die ersten zwei davon konnte man vergangene Woche im Rahmen der 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin sehen, wo „The Narrow Road to the Deep North“ seine Weltpremiere feierte. Der junge Dorrigo Evans wird in der Serie von dem Newcomer-Star Jacob Elordi verkörpert, der nicht nur mit dem HBO-Erfolg „Euphoria“ bekannt wurde, sondern beispielsweise auch als Elvis Presley in „Priscilla“ glänzte.

Stars aus „Euphoria“ und „Game of Thrones“ in den Hauptrollen

In älteren Jahren übernimmt der irische Schauspieler Ciarán Hinds die Hauptrolle, den man unter anderem aus „Game of Thrones“ als König jenseits der Mauer, Mance Rayder, kennt. Beide Darsteller verstehen es bestens, mit den gequälten, heimgesuchten Blicken ihrer in sich gekehrten Figur in den Bann zu ziehen. Gefangen in sich selbst und der Vergangenheit ist dieser Protagonist und nach den zwei Episoden scheint eine Befreiung aus dieser seelischen Fesselung noch in weiter Ferne zu liegen.

Überhaupt präsentiert sich „The Narrow Road to the Deep North“ als äußerst dunkle, melancholische und, zugegeben, recht schwerfällige Serie, die zwischen drei Zeitebenen, den Ereignissen vor, im und nach dem Krieg, hin und her springt. Heitere Momente, Brüche in der Stimmung sind kaum zu finden. Das muss per se kein Kritikpunkt sein, interessant und offen bleibt jedoch, ob es die Serie in den verbleibenden drei Episoden schafft, etwas zu entwerfen, das über dieses Charakterporträt eines Traumatisierten und Trauernden abseits der naheliegenden Antikriegsbotschaft hinausreicht.

Jacob Elordi und Odessa Young an einem Tisch
Erinnerungen an eine frühere Liebe Foto: Curio Pictures

„The Narrow Road“ beginnt als düstere und brutale Vergangenheitsschau

Man kann den ersten beiden Folgen durchaus lassen, dass sie innerhalb ihrer noch etwas ziellos und behäbig anmutenden Zeitreise große ästhetische Qualität erkennen lässt, wie sie ihre Gräuel auf die Bildschirme bringt. Der australische Regisseur Justin Kurzel hat „The Narrow Road to the Deep North“ inszeniert. Ein Regisseur also, der allerlei Erfahrung mit sehr finsteren Stoffen vorweisen kann. Einen großartigen „Macbeth“ mit Michael Fassbender hat er auf die Leinwand gebracht. Zuletzt legte Kurzel mit „The Order„, der vergangenes Jahr in Venedig Premiere feierte und inzwischen bei Prime Video läuft, einen altmeisterlichen Thriller über den extremistischen Untergrund der USA vor.

Kurzels Regiearbeit in dieser neuen Serie überzeugt dann, wenn sie sich in den Stimmungen verliert. Wenn sie in den grobkörnig eingefangenen Kneipendunst einer Partynacht eintaucht. Oder eben dann, wenn sie die Gewalt als Schock ausspielt. Damit geizen die ersten Episoden nicht, in denen sich vor allem eine fast unerträglich gedehnte Enthauptungsszene einbrennt. Oder wenn er die Gewalt verwandelt! Im Kriegsgefangenenlager wird sie zu Kunst und zu Wissen, wenn der junge Arzt Skizzen von Verwundungen anfertigt. Und später dann, wenn eine blutende Wunde mit dem Mund liebkost wird, der Horror und die Romantik in der Erinnerung verschmelzen. Schmerz und Erotik – und mit diesem Bild teast die Serie zur Weltpremiere ihre Zukunft an – werden hier eins im Laufe der verronnen Jahrzehnte.

„The Narrow Road to the Deep North“ feierte seine Weltpremiere auf der 75. Berlinale. Im Sommer 2025 kann man die Serie in Deutschland bei Sky und Wow sehen.

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