Um die Mittagszeit des 14. Januar 2025 hieß es an vier großen, weit reichenden deutschen Grundnetzsenderstandorten für das Antennenfernsehen für immer Sendeschluss.
Bekanntgeworden sind die Pläne Ende Oktober 2024. Nun, eine Woche nach der SD-Abschaltung der ARD auf Astra 19,2 Grad Ost, hat man nun auch DVB-T2 zu Grabe getragen.
Welche Senderstandorte sind betroffen?
In Sachsen-Anhalt wurden die beiden Multiplexe des MDR und des ZDF an den Standorten Brocken und Wittenberg/Gallunberg abgeschaltet. Auf dem Brocken waren das die Kanäle 45, 34 und 37, in Wittenberg die Kanäle 38, 24 und 37. An beiden Standorten wurden die Pakete mit je 50 kW ERP ausgestrahlt.
In Sachsen wurde am 14. Januar 2025 der Sender Löbau/Schafberg abgeschaltet. Über ihn kamen ebenfalls die beiden MDR-Muxe auf den Kanälen 34 und 39, sowie das ZDF auf Kanal 36.
In Thüringen fiel der Abschaltung der Standort Inselberg zum Opfer. Bei ihm waren die Pakete des MDR und ZDF auf den Kanälen 27, 39 und 41 zu finden. Der Inselberg war ebenfalls ein exponierter Senderstandort mit sehr großer Reichweite. Bei guten Witterungsverhältnissen haben es seine Signale sogar bis nach Österreich geschafft. Auch diese beiden Standorte arbeiteten mit je 50 kW ERP.
Warum wurde abgeschaltet?
Das digitale Antennenfernsehen wurde bislang in Mitteldeutschland nur noch von rund 3 Prozent der TV-Haushalte genutzt. In ländlichen Regionen, in denen die drei privaten Freenet-Pakete nicht übertragen werden, war die Reichweite noch geringer.
Dem Vernehmen nach haben sich der MDR und das ZDF unabhängig voneinander dafür ausgesprochen, an den vier genannten Standorten den kostspieligen Sendebetrieb zu beenden. Als Ursache wurde der den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auferlegte Sparzwang genannt.
Wirklich nur 3 Prozent?
Bei derlei Statistiken wird gewöhnlich davon ausgegangen, wie viele Haushalte das digitale Antennenfernsehen als primären Verbreitungsweg nutzen. Was aber gerne übersehen wird, ist die Sekundärnutzung am Zweit-, Dritt- und Viertgerät. Oft sind das auch ältere Fernseher, die sich noch nicht auf Streaming, Mediatheken und dergleichen verstehen. Weiter konnte man sich mit DVB-T2 oft aufwändige Installationsarbeiten für Antennenkabel sparen. Auf all diesen TVs herrscht nun definitiv Sendeschluss.
Jedenfalls können wir davon ausgehen, dass diese Maßnahme die Attraktivität des digitalen Antennenfernsehens nicht gerade gesteigert hat. Böse Zungen könnten sogar behaupten, dass man damit DVB-T2 einen Bärendienst erwiesen hat.
DVB-T2 noch weiter verfügbar?
Im Vorfeld hatten wir den Eindruck, als sei es insbesondere dem MDR wichtig, darauf hinzuweisen, dass in den Ballungsräumen DVB-T2 weiter verfügbar ist. Der Betrieb dieser meist leistungsschwächeren Standorte kommt jedenfalls günstiger, als Großsendeanlagen.
Stillgelegte Sender reichweitenschwach?
Bemerkenswert war, dass der MDR verlautbarte, dass es sich bei den vier nun abgeschalteten Standorten um reichweitenschwache Anlagen handelt. Das kommt allerdings auf die Betrachtung an. Nachdem Brocken, Inselberg und Co vor allem ländliche Gebiete versorgten, wurden über sie weniger Personen erreicht, als über einen Ballungsraumsender in einer Großstadt. Wenn wir jedoch die in Kilometer betrachtete Reichweite betrachten, dann war jene der stillgelegten Anlagen um ein Vielfaches Größer, als über die DVB-T2-Sender, die jetzt noch aktiv sind.
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