Analyse: So haben sich die Medien im Wahlkampf geschlagen

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TVDuell Weidel Merz

Duell, Quadrell, Wahlarena, Social Media: Politik war in den vergangenen Wochen omnipräsent. Wer überzeugt hat, wer nicht und von welcher Seite jetzt schon Querschüsse kommen. Ein Kommentar.

Als rund um Weihnachten klar wurde, dass Deutschland wirklich noch diesen Winter einen neuen Bundestag wählen wird, blickten manche mit Sorge auf die Zeit des Wahlkampfes. Vor dem Hintergrund dessen was speziell das Trump-Lager wenige Wochen zuvor in Amerika gemacht hatte, gab es die Befürchtung, das Ringen um die besten Argumente und Pläne für Deutschland könnte auch hierzulande ausarten. Und fast wäre es Ende Januar rund um die Migrationsdebatte auch so gekommen. Am Ende lässt sich sagen: Der Wahlkampf war hart, aber er ging nie wirklich unter die Gürtellinie. Themen gab’s dennoch reichlich – auch medial.

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Da war etwa die Diskussion rund um die ZDF-Show „Schlagabtausch“, deren Macher zugeben mussten, dass ihr Studiopublikum doch auffallend links war. Andererseits tat sich der Mainzer Sender hervor, mit „Klartext“ eine der vielleicht besten Wahlsendungen der vergangenen Wochen auf die Beine gestellt zu haben. In dieser beantworteten die vier Kanzlerkandidat*innen nacheinander etwa 30 Minuten lang Fragen von ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern. Ein ähnliches Konzept verfolgte die ARD mit ihrer „Wahlarena“, die jedoch Punktabzug bekam, weil Moderator Louis Klamroth ständig den leidigen Eindruck vermittelte noch Anschlusstermine zu haben und Ruhe und Gelassenheit vermissen ließ. Es war für den „Hart aber fair“-Mann also der nächste unglückliche Auftritt als Politik-Moderator.

Starke Performance von Jauch beim Quadrell

Sehr viel mehr Ruhe strahlte Günther Jauch beim RTL-Quadrell aus – der Live-Sendung vergangenen Sonntag gelang vielleicht die größte Überraschung. Es erwies sich nämlich als goldrichtig – anders als zunächst geplant – auch Grünen-Kandidat Haback und AfD-Frontfrau Alice Weidel dazuzuholen. Insbesondere Friedrich Merz nutzte die zweistündige Sendung, um sich von den Rechten abzuheben. In Erinnerung bleiben wird auch, dass Jauch der legendäre Steuerbierdeckel auf den Boden fiel und RTL die Kandidaten fragte, ob Opposition oder Dschungelcamp besser sei. Auch wenn diese Schlenker sicher verzichtbar gewesen wären, erschien das Quadrell frischer und aufschlussreicher als die staatstragende Debatte eine Woche zuvor im Ersten.

Welt und Bild hatten dann diesen Mittwoch ein bisschen das Problem der späten Geburt, denn im Lauf der Zeit konnten aufmerksame Beobachter Antworten schon vorausahnen und Gestiken (insbesondere von Olaf Scholz) schon vorausahnen. Zusammen mit den Wahlumfragen, die sich zuletzt von leichten Schwankungen abgesehen, allenfalls bei den Linken merklich bewegten, schien nicht mehr viel Neues zu passieren. Und so lässt sich sagen, dass das Fernsehen durchaus seine Aufgabe gemacht hat im Vorfeld der Bundestagswahl. Keine Partei, auch das klagende BSW nicht, kann ernsthaft behaupten sonderlich benachteiligt worden zu sein. Alle konnten ihren Punkt machen.

Schmuddelecke Social Media

Die unschönen Seiten des Wahlkampfes liefert und liefert dafür mal wieder Social Media. Von den Rändern wird auch dieser Tage wieder Gift gesät – schon jetzt kursieren als Fake entlarvte Videos, die den Eindruck erwecken sollen, Stimmzettel würden vernichtet werden. Da gibt es Personen, die schon jetzt offen sagen, dass Wahlergebnisse, die nicht ihrem Weltbild entsprächen, schlicht falsch sein müssen. Profiteure sind all die Länder, die wollen, dass es Deutschland schlecht geht. Dass die Demokratie, die uns allen Sicherheit und Wohlstand beschert hat, mehr und mehr zerbröselt. Dass Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen in das System nachhaltig verlieren. Dass sie aufgebehren statt an einem Strang zu ziehen.

An diesem Wochenende ist der Wahlkampf vorbei. Dann sollten eigentlich alle ein Interesse haben – nicht zuletzt auch alle privatwirtschaftlichen Medienunternehmen. Dass es Deutschland wieder besser gehen wird. Dass die vorhandenen Probleme konsequent und klug gelöst werden. Das wird schwer genug, ist doch die Spaltung, die auch in den digitalen und sozialen Medien entsteht, schon überdeutlich erkennbar. Sie wird mit dem 24. Februar natürlich nicht passé sein.

Und auch TV-Talkshows mit politischen Akteuren nicht. Am Abend vor der Wahl bieten Sat.1 und ProSieben noch ein Bürger-Speed-Dating an – und schon 135 Minuten nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen sitzen alle großen Kandidaten wieder in einem Studio. In der „Berliner Runde“, auch „Elefantenrunde“ genannt. Dann wird es weniger darum gehen, Wähler zu überzeugen. Dann müssen sie die Ergebnisse analysieren – und vielleicht schon echte Antworten darauf geben, wie Deutschland wieder nach vorn kommen soll. Den Wahlkampf haben dann alle überstanden.

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Bildquelle:

  • TVDuell Weidel Merz: © Andrey Popov/stock.adobe.com/KI generiert via GROK - Montage digitalfernsehen.de
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