Im vergangenen Jahrzehnt war die Bildqualität HDTV der neueste Schrei, inzwischen ist sie eine Selbstverständlichkeit geworden. Ihr Vorgängerstandard SD rückt aufs Abstellgleis.
Deutschlands größte Kabelnetzbetreiber beenden Anfang kommenden Jahres die Übertragung von öffentlich-rechtlichen Programmen in der relativ schwachen SD-Bildqualität. Stattdessen wird bei diesen Sendern zum 7. Januar 2025 komplett auf die bessere HD-Auflösung umgestellt, wie Vodafone und Tele Columbus (mit der Marke Pÿur) mitteilten.
Durch die SD-Abschaltung der Öffentlich-Rechtlichen setze man im Kabelnetz Kapazitäten frei und erhalte einen größeren Gestaltungsspielraum für die künftige Netzgestaltung, hieß es von Vodafone. „Internetkunden können beispielsweise künftig von mehr Leistung und höheren Datenraten profitieren.“
HD als Nachfolger von SD
SD ist das Kürzel für „Standard Definition“, diese Auflösung bietet Bilder mit weniger Pixeln als das weiterentwickelte „High Definition“ (HD). In den allermeisten Haushalten ist HD-Fernsehen längst üblich, das schärfere und detailreichere Bilder ermöglicht. Fernseher, die circa 15 Jahre oder älter sind, sind vermutlich nicht HD-kompatibel.
Wie viele Haushalte von der technischen Umstellung betroffen sind, ist unklar. Laut einer Studie der Landesmedienanstalten hatten im vergangenen Jahr 86 Prozent der 38,8 Millionen deutschen Haushalte, die mindestens einen Fernseher haben, ein HD-Gerät. Allerdings ist nicht bekannt, wie viele SD-Geräte mit einem HD-Receiver technisch aufgerüstet wurden – wie viele Haushalte also in HD-Qualität gucken konnten, obwohl sie keine HD-Fernseher hatten.
Nur kleiner Teil der Haushalte betroffen
Laut einer anderen Studie des vergangenen Jahres, dem Astra TV Monitor, lag der Anteil von Fernsehhaushalten ohne HD-TV bei 7,4 Prozent. Der Anteil dürfte gesunken sein, da einige Haushalte inzwischen wohl neue Fernseher gekauft haben. Bei Vodafone haben von den mehr als elf Millionen Kabelkunden weniger als zwei Prozent einen Receiver, der nur SD-Qualität unterstützt. Hinzu kommt noch eine nicht bekannte Anzahl an Fernsehgeräten, bei denen kein Receiver genutzt wird und die nicht HD-kompatibel sind.
Betroffen sein dürften auch einige Hotels, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, die schon lange keine neuen Fernseher angeschafft haben. Schon vor einem Jahr hatte die ARD mitgeteilt, dass sie die SD-Verbreitung am 7. Januar 2025 einstellt. Theoretisch könnten die Kabelnetzbetreiber das HD-Signal der ARD zwar auf SD runterrechnen und doch weiter SD-Qualität zeigen, das aber wäre angesichts der sinkenden Nutzung ein fragwürdiger Aufwand.
Neuer HDTV-Receiver nötig?
Auf manchen Kabelkunden könnten Extrakosten zukommen, HD-Receiver kosten grob gesagt 30 Euro – es gibt auch teurere und günstigere Geräte. Vodafone teilte mit, man wolle betroffenen Kunden auch mit Austauschgeräten helfen. Auf die Frage, ob diese Receiver zusätzlich berechnet oder gratis bereitgestellt würden, sagte ein Firmensprecher, Details stünden noch nicht fest.
Hilfreich ist zudem der Griff zur Fernbedienung: Mit einem Sendersuchlauf passen die Kunden ihre Programmauswahl den neuen Gegebenheiten an.
Die Tarife, zu denen die Kabelkunden fernsehen, werden wegen des SD-Wegfalls der Öffentlich-Rechtlichen nicht teurer. Für die privaten Programme ändert sich nichts, sie sind weiterhin auch in SD zu sehen. Neben SD und HD gibt es inzwischen die noch bessere „Ultra HD“-Auflösung, die im Kabelfernsehen aber bislang nur in wenigen Sendern angeboten wird.
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