4K Filme im Test: „Der letzte Kaiser“, „Raumpatrouille Orion“ u.v.m.

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"Der letzte Kaiser" UHD-Mediabook
©Turbine Medien

Filme werden nach wie vor regelmäßig in 4K bzw. als UHD-Blu-ray zum Kauf angeboten. Seien es Klassiker der Filmgeschichte oder die neuesten Kinohits. Dabei fragt sich, welche UHD-Blu-rays die Anschaffung wirklich lohnen und bei welchen Exemplaren vom Kauf abzuraten ist. Die folgenden 4K-Tests verschaffen Abhilfe bei der Entscheidung.

Nicht nur die jüngsten Blockbuster wie „Dune: Part Two“, „Oppenheimer“ oder aktuell laufende Serien wie „Star Trek: Strange Worlds“ bekommen regelmäßig eine 4K-UHD-Veröffentlichung für’s Heimkino spendiert. Immer wieder wird eine beachtliche Anzahl an Film-Klassikern aus vergangenen Jahrzehnten einer 4K-UHD-Frischzellenkur unterzogen. Ob dieses Vorhaben bei Bernardo Bertoluccis Ausnahme-Monumentalwerk „Der letzte Kaiser“ (1987), der deutschen Sci-Fi-Kultserie „Raumpatrouille Orion“ (1966), Steven Spielbergs meisterhaftem Südstaatendrama „Die Farbe Lila“ (1985) oder bei dem starbesetztem 1998er Action-Film „Ronin“ mit Robert De Niro und Jean Reno geglückt ist, verraten die hier folgenden UHD-Tests.

Es stehen zudem noch weitere 4K-Filmtests bei DIGITAL FERNSEHEN bereit, zum Beispiel zu „Guardians Of The Galaxy Vol.3„, zur beliebten Star-Wars-Serie „The Mandalorian“ oder auch zu „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ sowie „Titanic„.

„Der letzte Kaiser“ (UHD Mediabook)

"Der letzte Kaiser", Mediabook
©Turbine Medien – 1988 holte „Der letzte Kaiser“ in jeder seiner neun nominierten Oscar-Kategorien den Sieg ein, darunter auch „Bester Film“ und „Beste Regie“

Unter dem Arthaus-Label veröffentlichte Kinowelt bzw. Studiocanal bereits mehrere Blu-ray-Versionen des überragenden Bernardo-Bertolucci-Klassikers aus dem Jahre 1987. Die nun vorliegende neueste Edition stammt von Turbine und ist alles andere als ein simples „Repack“. Zusammen mit dem britischen Filmvertrieb Arrow Films ließ der Filmvertrieb die Kinofassung (ca. 163 Min.) im Original-Seitenverhältnis von 2.39:1 (die vorhergehenden Blu-rays boten ein an den Rändern beschnittenes Bild im 2:1-Format), also mit sämtlichen Bild-Informationen restaurieren. Dafür wurde das Original-Kamera-Negativ in 4K-Auflösung eingescant und in HDR farbbestimmt. Bei der händischen Überarbeitung von insgesamt rund 230.000 Einzelbildern entfernte man zahlreiche Verschmutzungen sowie Bildfehler und verbesserte die Bildstabilität sowie -dichte.

Das hört sich fast so an, als ob die vorhergehende Blu-ray-Version voller Störungen war, ähnlich wie im unbearbeiteten Trailer auf der Filmdisc zu sehen. Dies war natürlich nicht der Fall, auch dort gab es bereits eine nahezu störfreie, vergleichsweise hohe Bildqualität zu bestaunen. Und doch gibt es neben den differierenden Seitenverhältnissen entscheidende Unterschiede zwischen den beiden Mastern. So ist die Turbine-Fassung farbintensiver, wodurch sich durchaus kaiserliches Gelb vom Aprikosengelb unterscheiden lässt.

Wer sich die UHD-Blu-ray anschaut, wird zudem einen besseren Umgang mit dem Filmkorn, höheren Dolby-Vision-Kontrast und minimal verbesserte Details feststellen. Die analoge Weichheit bleibt dennoch bestehen und man darf auch keine 4K-Referenz erwarten, dafür sind die Konturen nicht scharf genug. Fährt der russische Gefangenentransport zu Beginn in den chinesischen Bahnhof, verbinden sich die grauen Bildelemente zu einer Blässe, die einen zu hohen Schwarzwert vermuten lässt. Dieser fällt zum Glück in den nachfolgenden Szenen auf ein angemessen tiefes Niveau. Da die Handlung auf drei Zeitebenen (unterkühlte Post-1950er, kaisergelbe Jugendjahre zwischen 1908 und den 1930ern, neutrale Freiheit in den 1960ern) spielt, wechseln auch die Farb- und Kontrast-Parameter, was sie auf UHD-Blu-ray mit einem durchgängig tieferen Schwarz schaffen als auf der früheren Blu-ray.

"Der letzte Kaiser", Turbine-Mediabook
©Turbine Medien – Der chinesisch-amerikanische Schauspieler John Lone performte in „Der letzte Kaiser“ wohl die Rolle seines Lebens

Der englische 5.1-Originalton wurde ebenfalls neu von den originalen Magnetbändern abgetastet, während die deutschen 5.1- und 2.0-Tonspuren jene der früheren Studiocanal-Veröffentlichungen geblieben sind. Auch wenn man diesen das Alter aufgrund der durchschnittlichen Frequenzbreite anhört, erfüllen sie ihren Zweck. Als wäre dies nicht genug, liegt der 4-Disc-Edition eine Blu-ray mit der 219-minütigen Langfassung bei, welche zwar deutlich unbearbeiteter (ruckeliger, kontrastärmer, weniger farbneutral/-gesättigt) ist, dafür aber in den 56 zusätzlichen Minuten besser nachvollziehbare Schnitte und Bewegungsabläufe, mehr Eindrücke von den grandiosen Kulissen und Aufnahmen der verbotenen Stadt sowie zusätzliche Handlung bietet.

Die Bonus-Blu-ray wiederum beinhaltet sämtliche Bonusbeiträge, die zuvor direkt auf der alten Film-Blu-ray gespeichert waren. Also Dreharbeiten-Doku (ca. 65 Min.), „Bernardo Bertolucci: Der italienische Reisende“ (ca. 50 Min.) und „Postkarten aus China“ (ca. 8 Min.) samt eines Interviews mit Produzent Jeremy Thomas (ca. 19 Min.). Das Kernelement des Bonusmaterials ist aber der 40-seitige Innenteil des Booklets, in dem Autor Tobias Hohmann nicht nur sorgfältig recherchierte Fakten anordnet, sondern einen ziemlich unterhaltsam geschriebenen Hintergrundbericht abliefert.

Der vertriebseigene turbine-shop.de bietet das Mediabook in drei Cover-Varianten an: Das auf 400 Stück limitierte Renato-Casaro-Artwork ist bereits vergriffen, das Keyart-Motiv-Cover ist auf 500 Stück begrenzt und das deutsche Kinoplakat-Motiv-Cover auf 600 Stück. Partiell mit Glanzlack veredelt, erhält man für seine knapp 38 Euro ein extrem hochwertiges Mediabook, das keine Wünsche offen lässt.

Fazit: Ein ausführliches, sinnvoll gestaltetes Mediabook, die Langfassung und das Original-Bildseitenverhältnis, aber auch die sorgfältige neue Restauration erfreuen mit echter 4K-Qualität und verbessertem Kontrast.

„Raumpatrouille Orion“ (UHD-Mediabook)

Kultserie "Raumpatrouille Orion"
©EuroVideo – 1966 veröffentlicht, war „Raumpatrouille Orion“ die allererste Science-Fiction-Serie aus deutschen Landen

Die deutsch-französische Weltraumserie aus den 1960ern entstand fast zeitgleich zur US-Kultserie „Star Trek: Raumschiff Enterprise“. Das damalige Ergebnis ist auch heute noch ein ziemlich unterhaltsamer Siebenteil. „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion“ war seiner Zeit weit voraus. Sogar der lockere und kollegiale Umgang der Schiffsbesatzung könnte aus heutigen Produktionen stammen, steht er doch im krassen Kontrast zum überkorrekten Befehlston des immer wieder gezeigten Macht-Apparates.

„Orion“ ist nicht ohne Grund so beliebt unter Sci-Fi-Kennern, weshalb die aktuellen zwei Mediabook-Veröffentlichungen (Blu-ray- und UHD-Version) mit allen sieben Episoden (zu je ca. 58 Min.) und dem 2003 aus Serienmaterial zusammengeschnittenen, neu komponierten Kinofilm (ca. 89 Min.) ein großes Geschenk darstellen. Nicht nur, dass sämtliches Material in 4K-Auflösung restauriert wurde, man zollt der Serie auch durch die qualitative Verpackung inklusive des 28-seitigen Booklets Respekt. Käufer der UHD-Mediabook-Version erhalten vier Discs mit Serie und Film inklusive des Bonusmaterials (Interviews, Hinter den Kulissen, 2003-Kinopremiere, Musikvideos etc.).

Die Serie bietet zwei deutsche Tonspuren in DTS-HD MA 2.0 (Mono) und Dolby Atmos. Der DTS-HD-MA-5.1-Track des Kinofilms ist dank seiner 2003er Abmischung bzw. Teil-Neuvertonung räumlicher samt zusätzlicher Hörfilmfassung. Die Dialoge sind hierbei stets verständlich, während in den Serien-Episoden doch mal etwas zu leise gesprochen wird. Das 1.33:1-Schwarz-Weiß-Bild erfreut mit generell hoher Schärfe. Szenenbedingt sinkt diese auch mal ab, besonders wenn Effekte im Spiel sind. Trotz der unerwartet hohen Klarheit macht sich eine leichte Rauschreduktion bemerkbar und die Kanten- sowie Detailschärfe hat für 4K-Verhältnisse ebenfalls Luft nach oben. Bei den technisch besten Szenen glänzen z. B. Haarstrukturen mit einer hervorragenden Plastizität. Auch ohne den erweiterten Kontrastumfang HDR (die Scheiben bieten ausschließlich SDR) sind Kontrast und Gesamtbild extrem stimmig, da sie in visueller Hinsicht an keiner Stelle das wahre Alter des Ursprungsmaterials verraten. Ein Pop-Up-Menü ist hier übrigens nicht einblendbar – ein kleiner Wermutstropfen.

Fazit: Die Serie ist ein Kind ihrer Zeit und trotzdem erstaunlich zeitlos und freigeistig geblieben. Die UHD-Blu-ray-Version von EuroVideo sticht zwar nicht als 4K-Referenz heraus, beeindruckt aber dennoch mit einem sehr schick überarbeiteten, klaren Bild.

„Die Farbe Lila“

"Die Farbe Lila", Steven Spielberg
©Warner Bros. – 1986 wurde „Die Farbe Lila“ in elf Oscar-Kategorien nominiert, ging aber komplett leer aus

Steven Spielbergs Verfilmung von Alice Walkers preisgekröntem Roman zeigt nicht nur patriarchale Unterdrückung durch (Kindes-)Missbrauch, Vergewaltigung, Inzest, Entführung, Morddrohung, Verbannung, Zwangsheirat, Gefangenschaft und Abwertung der Frau zu „Nutzvieh“, sondern auch Rassismus in all seinen grässlichen Formen. So zerstört der Film systematisch seine Protagonistin Celie (Whoopi Goldbergs erste Hauptrolle in einem Drama) sowie sein Publikum, um sie bzw. es mit dem Eintreffen von Alberts (Danny Glover) früherer Liebhaberin Shug (Margaret Avery) wieder aufzubauen – in emotionaler Wellenform. Das ist ausgesprochen harter Tobak in rund 154 Filmminuten, der definitiv an Tagen der psychischen Stabilität geschaut werden sollte. An der Schönheit der Frühlings- und Sommer-Bilder ändert dies freilich nichts.

Eine UHD-Restauration lohnt an dieser Stelle also allein schon wegen der Schauwerte. Das in 1.85:1 gehaltene Bild ist von der Schärfe her zwar nahezu gleich geblieben, jedoch wurden sowohl die Farben als auch der Kontrast grundlegend verändert. Zeigt die Blu-ray noch eher warme, gelbliche Eindrücke, tendiert die UHD-Version stärker in den bläulichen Bereich, sodass z. B. die anfängliche Blumenwiese ein noch kräftigeres Lila (gemäß dem Titel) vorweisen kann. Das leicht dunklere und farbintensivere Bild besitzt daher eine völlig andere Lichtstimmung sowie Atmosphäre als die SDR-Version. So wirken die gelegentlich verwendeten Schattenspiele noch intensiver als zuvor. Der deutschen Synchronfassung in Dolby Digital 2.0 steht eine englische DTS-HD-MA 5.1-Tonspur gegenüber.

Fazit: Der Vorteil der neuen UHD-Scheibe von Warner Bros. liegt bei der veränderten Farbkorrektur, welche das Südstaaten-Drama weniger warm wirken lässt. Auch der intensivierte Kontrast trägt zur Verstärkung der Schatten und der Konturen bei.

„Ronin“ (UHD-Mediabook)

"Ronin" von 1998
©Capelight Pictures – Neben Jean Reno und Robert De Niro spielen in „Ronin“ auch Stellan Skarsgård („Dune: Part Two“), Sean Bean („Der Herr der Ringe: Die Gefährten“) und Natascha McElhone („Die Truman Show“) mit

Wo ist das Geld, wo der Koffer? Wer mal einen so richtig bedeutungsschwangeren Thriller voller Profis sehen möchte, die einem ominösen MacGuffin hinterherjagen, dann ist John Frankenheimers „Ronin“ (1998) genau der richtige. Hier muss jeder der Profis permanent beweisen, wie fabelhaft professionell er denn nun wirklich ist. Selbst der Besuch einer Bar wird zum adrenalingeladenen Spannungsstück. Als wäre es Brian De Palmas „Mission: Impossible“ (1996), versammelt sich im Film eine internationale Crew zwielichtiger Gestalten, um eine unglaublich geheime Mission zu bewältigen. So geheim, dass selbst Profis nicht wissen, worum es eigentlich geht. In jedem Fall um einen Koffer mit unbekanntem Inhalt. Diese ganze Geheimniskrämerei kann bisweilen ziemlich anstrengend sein. Natürlich hat das alles System. Am Ende weiß zwar immer noch keiner, was in dem verdammten Gepäckstück ist, aber das ist ja auch gar nicht das eigentliche Ziel der Handlung.

Und was hat das mit japanischen Ronin zu tun, die ihren Herren und damit auch ihre Existenzberechtigung verloren haben? Nun, die Ex-Agenten werden seit dem Ende des Kalten Krieges ebenfalls nicht mehr benötigt, weshalb sie sich nun gezwungenermaßen anderweitig beschäftigen. Und sei es eine sinnlose Aufgabe, die an anderer Stelle einer Entlarvung dient. Katarina Witts Gastauftritt als russische Eiskunst-Diva darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, denn die hochkarätige Besetzung ist die größte Stärke des überambitionierten Werks.

Das Mediabook enthält die restaurierte Fassung auf UHD- und Standard-Blu-ray sowie eine Bonus-Blu-ray mit fast zwei Stunden lohnenswerten Extras, die größtenteils in DVD-Auflösung vorliegen. Der visuelle Unterschied zwischen der neuen HD- und der UHD-Scheibe ist aufgrund des gleichen Masters eher gering. HDR bzw. Dolby Vision holen da auch nicht viel mehr raus. Der Kontrast ist höher, in einigen Szenen aber immer noch zu blass. Insgesamt sieht das 4K-Bild trotz seiner Weichheit zeitgemäß aus. Der DTS-HD-MA-5.1-Ton ist offensiv dreidimensional abgemischt, wodurch die hinteren Kanäle ungewöhnlich viel zu tun bekommen. Das kann man mögen oder wie die Handlung als aufdringlich bemüht empfinden.

Fazit: Der Thriller ist ein Kind seiner Zeit und absichtlich anstrengend professionell. Trotz des nur geringen visuellen Vorteils lohnt das UHD-Mediabook von Capelight Pictures aber als schön gestaltetes Gesamtwerk für Fans von 90er-Jahre-Agenten-Streifen.

Text: Falko Theuner / Redaktion: Felix Ritter

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