40 Jahre Privat-TV

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Hans Meiser 1988 Foto: MG RTL D
Hans Meiser übernahm bei RTL in den Anfangsjahren beinahe jeden Job. Hier als Nachrichtensprecher bei "RTL Aktuell" anno 1988: Hans Meiser; Foto: MG RTL D

1984 gilt als die Geburtsstunde von Privat-TV in Deutschland. Damals starteten vier Kabel-Pilotprojekte zur Erprobung kommerzieller TV- und Radiosender.

Die älteren Semester können sich noch erinnern an die Zeit ohne Privatsender. Mit dem Ersten, dem ZDF sowie dem regionalen Dritten standen bis Anfang der 80er-Jahre drei TV-Programme zur Auswahl. Wenn man Glück hatte, kamen noch ein Drittes aus einem benachbarten Bundesland oder in grenznahen Regionen auch Auslandssender dazu.

Bereits in den 70er-Jahren startete die damalige Deutsche Bundespost mit Kabel-Versuchsanlagen in Hamburg, Nürnberg und später in Düsseldorf. Um die geplanten Kabel-Pilotprojekte und die dafür notwendigen Medien-Regulierungen zu finanzieren, wurde am 11. Mai 1978 eine Erhöhung der Rundfunkgebühr um den sogenannten „Kabelgroschen“ in Höhe von monatlich 20 Pfennig beschlossen. Auch heute noch erhalten die für die Genehmigung und Überwachung von Privatrundfunk-Angeboten zuständigen Landesmedienanstalten einige Cent aus der monatlichen Haushaltsabgabe.

Startschuss des Privat-TV

RTL Plus TV-Sender der 1980er
©sirikorn_t/Fotolia.com, Auerbach Verlag

Die Ministerpräsidenten der Bundesländer beschlossen bereits 1978 auf Vorschlag der Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems für rund 140 Millionen DM die Durchführung von Kabel-Pilotprojekten in Berlin, Mannheim/Ludwigshafen, Dortmund und München. Ab 1982 verlegte die Deutsche Bundespost dort Kupfer-Koaxialkabel in den Straßen. Am 1. Januar 1984 ging das Pilotprojekt Mannheim/Ludwigshafen an den Start. Am 1. April folgte München. Dortmund startete am 1. Juni 1985, Berlin zur Funkausstellung am 28. August 1985.

Jedes Pilotprojekt hatte ein wenig andere Schwerpunkte. Mit dem Start in Mannheim/Ludwigshafen erblickte auch der Sat.1-Vorgänger PKS (Programmgesellschaft für Kabel und Satellit) das Licht der Welt. Einen Tag später, am 2. Januar um 17.27 Uhr startete Radio Télévision Luxembourg den TV-Sender RTL plus für Deutschland und strahlte diesen vom luxemburger Sender Düdelingen via VHF-Kanal 7 über eine terrestrische Frequenz in Richtung Deutschland aus. Erst als RTL plus ab 1985 auch via Satellit (anfangs Eutelsat 13 Grad Ost) ausstrahlte, konnte es in die vier Kabel-Pilotprojekte eingespeist werden.

Wenige Zuschauer

Der Start der Kabelp-Pilotprojekte war mit heißer Nadel gestrickt. In München sprach man beim Festakt im Deutschen Patentamt offiziell von 500 Haushalten, die in der Lage waren zusätzliche Programme zu empfangen. In Wirklichkeit waren an dem Tag erst 32 Münchner Haushalte richtig angeschlossen. Der Autor des Artikels lebte damals zufällig selbst im Kabel-Pilotprojekt. Die Deutsche Bundespost bot der Wohnanlage für den Breitband-Anschluss einen 10-Jahresvertrag an, bei dem die Versorgung jeder Wohnung 77 Pfennig pro Monat kostete. Erst nach Anschluss erfuhr man, dass man damit nur die bisherigen ortsüblichen TV-Programme bekam. Die neuen, insbesondere kommerziellen Sender wurden rausgefiltert. Sie gab es nur mit einem zusätzlichen Einzelnutzervertrag. Die Bundespost unterschied damals noch zwischen Grundleistung (nur bisherige Programme) und Regelleistung (alle Signale).

Geringer Senderumfang

ZDF Musikkanal 1980er
©sirikorn_t/Fotolia.com, Auerbach Verlag

Anfang 1984 war das Programm-Angebot noch gering. Wie konnte man die vielen leeren Kabel-Kanäle füllen? Auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten durften neue Programm-Angebote zusteuern. 1984 brachte das ZDF die beiden Programme ZDF 2 sowie den ZDF-Musikkanal an den Start. Bei ZDF 2 wurden die Sendungen des Hauptkanals zeitversetzt ausgestrahlt. Bereits zum 1. Dezember wurde es durch 3sat abgelöst, dem Gemeinschaftsprogramm von ZDF, Österreich und der Schweiz.

1993 beteiligte sich auch die ARD an dem Kultur-Gemeinschaftsprogramm. Den ZDF-Musikkanal gab es nur in den vier Pilotprojekten, bis er ab Januar 1989 in 3sat integriert wurde. Mangels Übertragungsressourcen wurde er in allen vier Pilotprojekten dezentral von Kassetten abgespielt. In München steuerte der Bayerische Rundfunk die beiden TV-Sender Jugend-Spiel-Sport und TV Kultur-Club sowie das Radioprogramme BR Citywelle bei. Die beiden TV-Sender wurden nach nur einem Jahr zu BR Bayernkabel zusammengelegt.

Musik-TV-Start im Privat-TV

Nicht Viva war der erste Videoclip-Sender Deutschlands, sondern die Musicbox aus München. Nach dem Einstieg weiterer Gesellschafter wie Berlusconi mutierte der Musiksender 1988 zum Vollprogramm Tele 5, das wiederrum 1993 zum Deutschen Sportfernsehen (heute Sport 1) umgewandelt wurde. Satelliten-Direktempfang war damals noch nicht üblich und sehr teuer. 2 000 Euro waren damals normal für eine Anlage, die man außerdem noch bei der Bundespost anmelden musste.

Peter Lepper, dem erst kürzlich verstorbenen Gründer von Technisat, ist es zu verdanken, dass die Anmeldepflicht für Sat-Anlagen damals relativ schnell fallengelassen wurde. 1984/1985 gab es nur zwei Sat-Positionen für relevante TV-Programme: Auf Intelsat 60 Grad Ost wurden die Dritten Programme WDR, NDR sowie Bayerisches Fernsehen übertragen. Auf Eutelsat Hotbird (13 Grad Ost) gab es den britischen Sky Channel sowie das französische Mischprogramm TV 5. In München holte man anfangs zur Füllung der Kanäle noch die beiden Programme S3 aus Stuttgart sowie Schweiz 1 gegen Zahlung von urheberrechtlichen Abgaben.

Radio im Kabel

Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
Bild: © jakkapan – Fotolia.com

Ähnlich lief es auch im Radiobereich ab. Hier gab es Anfang der 80er-Jahre schon zahlreiche private Angebote, die von vielen Seiten in die Bundesrepublik reinstrahlten. Radio Luxemburg war der beliebteste Privatsender, den man im Westen per UKW und in weiten Teilen Deutschlands auch per Mittelwelle hören konnte. Nach München strahlten Anfang der 80er Jahre Privatsender aus Südtirol. Radio C sowie Radio Brenner schafften es auch ins Münchner Kabel eingespeist zu werden.

Als dann immer mehr Privatsender in Deutschland starteten und auch immer mehr Radiosender terrestrisch auf Sendung gingen, wurden die Südtiroler Sender immer schwerer empfangbar und flogen deshalb aus dem Kabel. Die Bundespost half hier noch ein wenig nach, indem sie auf dem Münchner Olympiaturm Anfang der 90er Jahre auf 101,3 MHz eine Testansage aufschaltete, damit Südtirol 1 (ursprünglich Radio Brenner) in München nicht mehr empfangbar war.

Weiterer Weg des Privat-TV

Ende der 80er-Jahre erreichte man die meisten TV-Haushalte in Deutschland noch terrestrisch per Hausantenne. Die großen Privatsender gierten deshalb nach terrestrischen Frequenzen in den Städten. Da RTL plus als luxemburger Sender bei den Ausschreibungen weniger Chancen als Sender mit deutscher Lizenz hatte, verlegte man RTL plus nach Köln und beantragte bei der zuständigen Landesmedienanstalt eine Lizenz.

Seit der Grundsteinlegung des privaten Rundfunks in den 80er Jahren floriert der Markt und es kommen immer wieder neue Sender hinzu oder es verabschieden sich auch ab und zu welche. Und auch in Zeiten von Streaming und On-Demand-Abrufen wird lineares Fernsehen nicht überflüssig. Denn viele Zuschauer wollen einfach nur konsumieren, ohne groß auswählen zu müssen.

Text: Stefan Hofmeir / Redaktion: Felix Ritter

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  • df-hans-meiser-1988: RTL
281 Kommentare im Forum
  1. Da wünsche ich mir die Anfangszeit zurück, wo noch viele Serien und Spielshows liefen, mit deutlich besseren Niveau. Heute läuft überwiegend nur noch Trash und zu viel Werbung. Und das ist auch einer der gründe, warum ich mich vom linearen TV komplett abgewendet habe.
  2. Das waren noch Zeiten, als wir in den 80er Jahren RTLplus und Sat 1 terrestrisch in schlechter Bildqualität empfangen haben. 1990 hatten wir dann Kabel-TV mit ca.20 Programmen von der BP Telekom.
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