Das Fernsehen über die klassischen Empfangswege bekommt immer mehr Wettbewerb aus dem Netz. Die etablierten Anbieter haben das erkannt und bieten deshalb selbst TV-Pakete an, die über den Internetanschluss nach Hause kommen. Vodafone hat mit GigaTV Net eine interessante Lösung, die wir uns einmal genauer angeschaut haben.
Dieser Test erschien zuerst in der Digital Fernsehen 01/2021
Vodafone gehört zu den größten Anbietern von Kommunikationsdienstleistungen im deutschen Markt. Durch die Übernahme der Kabelnetzanbieter Kabel Deutschland und Unity Media hat das Unternehmen auch zu vielen Millionen Haushalten mit Kabelanschluss direkten Zugang. Trotzdem sind dies längst nicht alle. Gerade im ländlichen Raum sind Kabelnetze oft noch sehr konservativ aufgebaut, wodurch die Nutzer Alternativen suchen, um auch den heute üblichen Funktionsumfang beim Fernsehen nutzen zu können. Die Sehgewohnheiten haben sich schließlich geändert und immer mehr Zuschauer wünschen die einfache Verknüpfung von linearem Fernsehen mit non-linearen Abrufinhalten. Vodafone hat dies erkannt. Mit GigaTV Net kann jeder, der einen Internetanschluss mit mindestens 10 Megabit pro Sekunde besitzt, in den Genuss eines solchen Angebotes kommen.
Die Hardware von Vodafone GigaTV Net
Eins vorab: Die GigaTV Net-Box wird nur Kunden von Vodafone bereitgestellt. Der Preis für das Gerät unterscheidet sich je nach Aktion. In der Regel ist das Gerät für eine Servicegebühr von knapp 50 Euro für die Vertragszeit erhältlich. Hin und wieder sind aber auch günstigere Tarife möglich. Betrachtet man, was die Box alles kann, ist das ein gutes Angebot. Doch beginnen wir bei der Hardware. Wer einen klassischen Receiver erwartet, wird enttäuscht. GigaTV Net basiert auf einem kleinen, stylischen Android-Mediaplayer, der dezent in TV-Nähe aufgestellt werden kann und gegebenenfalls dank einer Bluetooth-Fernbedienung sogar versteckbar ist. An der Front informiert eine gelb leuchtende Status-LED über den Betriebszustand des Gerätes. Der Ein-Ausschalter steht auf der linken Seite des Gerätes parat.
Bei den Anschlüssen ist die GigaTV Net-Box funktional ausgestattet. Ein HDMI-Ausgang, eine Netzwerkschnittstelle sowie ein USB-Anschluss sind neben der Anschlussbuchse für das externe Netzteil die einzigen Schnittstellen am Gerät. Für die meisten Nutzer dürfte dies genügen, einzig der fehlende Tonausgang könnte den einen oder anderen Interessenten stören. Die mitgelieferte Fernbedienung kommuniziert über Bluetooth mit der Box. Das hat mehrere Vorteile: zum einen ist das Mikrofon für die Spracheingabe des Google Assistent darin enthalten, zum anderen muss mit dem Signalgeber nicht direkt auf die Box gezielt werden, um eine Steuerung zu realisieren. Positiv fällt auf, dass ein Ziffernfeld, aber auch mehrere Funktionstasten auf dem Signalgeber vorhanden sind.
Inbetriebnahme der GigaTV Net-Box
Nach Anschluss der Kabel kann die Box sofort in Betrieb genommen werden. Der TV-Empfang der GigaTV Net-Programme gelingt auf Anhieb. Wer das Gerät nicht über Netzwerkkabel nutzen möchte, sondern lieber auf WLAN setzt, kann dies ebenfalls machen. Dazu muss die Box nur noch in das heimische WLAN eingebunden werden. Dies klappt im Test problemlos. Um den kompletten Funktionsumfang des Android-Mediaplayers nutzen zu können, ist es zudem sinnvoll, sich mit dem Google Account auf dem Gerät anzumelden. Dies ist beim verwendeten Android 8 leider noch nicht ganz so einfach möglich wie bei den jüngsten Android-TV-Releases. Mailadresse und Passwort müssen händisch eingegeben werden. Da dies allerdings ein einmaliger Vorgang ist, hält sich der Aufwand im Grenzen. Anschließend können zusätzliche Apps direkt über den Google Playstore installiert werden.
Programmangebot von GigaTV Net
Vodafone bietet über GigaTV Net aktuell drei Programmpakete an. Das Grundpaket, das mit 118 Sendern (52 in HD, 66 in SD) aufwartet, kostet regulär 14,99 Euro pro Monat. Darin sind neben einer Vielzahl öffentlich-rechtlicher Sender auch die HD-Versionen der Privatsender enthalten – sowie ausgewählte internationale Angebote. Abgerundet wird das Ganze von einer reichhaltigen Mediathekenunterstützung und dem Zugang zum Video on Demand-Angebot von Vodafone. Zum Testzeitpunkt hat der Anbieter eine Aktion laufen, in der die ersten sechs Monate das Paket nur 9,99 Euro kostet.
Anders als viele weitere OTT-Anbieter setzt Vodafone bei Giga TV Net auf eine 24monatige Mindestvertragslaufzeit. Der Kunde muss sich somit über einen längeren Zeitraum binden. Wer das Paket zusätzlich an einem Zweitfernseher nutzen möchte, kann die Multiroom-Option dazu buchen, welche zusätzliche Kosten von fünf Euro monatlich verursacht. Ergänzt wird das Grundpaket von zwei Pay-TV-Paketen. Im Vodafone Premium Paket sind 21 HD-Sender enthalten und es kostet zusätzliche 9,99 Euro im Monat. Und schließlich gibt es Vodafone Premium Plus mit weiteren 16 Sendern in HD und SD-Qualität. Dieses Paket schlägt mit 6,99 Euro im Monat zu Buche.
So schnell funktioniert Zapping bei GigaTV Net
Ein Nachteil des einen oder anderen Streaming-Angebotes auf dem deutschsprachigen Markt sind die Zappingzeiten. Hier muss sich GigaTV Net aber nicht verstecken. Die Umschaltzeiten sind sogar oft besser als an manchem TV-Gerät bei der Verwendung des klassischen Sat-Tuners. Rund zwei Sekunden werden zum Senderwechsel benötigt. Positiv fällt auch auf, dass über den Bluetooth-Signalgeber Sendernummern direkt angewählt werden können. Die ARD auf Programmplatz eins ist somit noch schneller auffindbar.
Insgesamt überzeugt die vorinstallierte Senderliste des Anbieters mit einer logischen Kanalsortierung. Der elektronische Programmführer steht in der Mehrkanalansicht parat und erfreut durch eine große Übersichtlichkeit. Positiv fällt auf, dass im EPG nicht nur Infos zur Sendung selbst – oft sogar mit einem kleinen Bild – angezeigt werden, sondern auch ähnliche Sendungen mit aufgelistet werden. Etwas Enttäuschung herrscht im Testlabor vor, weil es keine Möglichkeit der Timer-Programmierung gibt.
Aktuell ist es mit GigaTV Net nicht möglich, Inhalte aufzuzeichnen. Auch Timer zur einfachen Erinnerung an eine Sendung lassen sich leider nicht einstellen. Für eine bessere Übersichtlichkeit lässt sich der EPG auch nach Genres sortieren. Dazu muss die TV Guide-Funktion aus dem Hauptmenü der Box heraus aufgerufen werden. Die Menüs der Box sind übersichtlich gestaltet. Wer mehr an dem Gerät einstellen will, beispielsweise die WLAN-Funktionalität nachträglich aktivieren möchte, hat im Android-Menü die Möglichkeit dazu. Dieses ist zu hundert Prozent so aufgebaut wie wir es von Android-TVs und anderen Streaming-Receivern kennen.
Externe Apps bei GigaTV Net installieren
Dank des integrierten Android-Betriebssystems ist es möglich, mit der GigaTV-Net-Box auch VoD-Angebote außerhalb des Vodafone-Universums zu nutzen. Egal ob Netflix, Prime Video oder Disney+, die Dienste sind mit der Box uneingeschränkt nutzbar. Sogar 4K-Inhalte lassen sich mit der Hardware wiedergeben. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber vielen weiteren Anbieterboxen. Auch YouTube kann in der freien oder der Bezahlversion inklusive der 4K-Inhalte mit GigaTV Net genutzt werden.
Natürlich sind auch für weitere Angebote wie etwa den Sportanbieter DAZN, die Plattformen TV NOW und Joyn sowie für sämtliche Musikstreaming-Dienste Apps im Google Playstore der Box zu finden. Auch über die Sprachfernbedienung lassen sich diese Angebote sehr gut bedienen. Im TV-Betrieb ist die Spracheingabe noch nicht integriert. Für die Senderumschaltung ist es also weiterhin zwingend nötig die Fernbedienung zu nutzen.
Zugriff auf Mediatheken bei GigaTV Net
Wer gerne den Beginn einer Sendung selbst festlegen möchte, wird bei GigaTV Net im Unterpunkt Mediatheken fündig. Aus einem riesigen Fundus an Inhalten kann der Nutzer hier auswählen, was er sehen will. Die Sortierung ist auf verschiedenen Wegen möglich. Je nach Genre, aber auch Sendermediatheken können direkt ausgewählt werden. Außerdem ist die Nutzung von Merklisten möglich, um beispielsweise eine interessante Sendung erst später zu schauen. Die Mediatheken entschädigen auch etwas für die aktuell bei GigaTV Net nicht nutzbare Replay-Funktion, bei der eine Sendung neugestartet werden kann. Aktuell muss der Zuschauer in die Mediathek des Senders gehen und sich die Sendung hier suchen und diese starten.
Bildqualität von Vodafone GigaTV Net
Bei der Bildqualität kann Vodafone GigaTV Net überzeugen. Bei den HD-Programmen sind auch bei sehr genauem Hinsehen keine Unterschiede im Vergleich zur über Satellit angebotenen Qualität zu finden. Die Sender werden flüssig und ohne erkennbare Bildfehler wiedergegeben. Im Streamingbetrieb ist es darüber hinaus möglich selbst 4K-Inhalte ind Ultrahochauflösender Qualität über die Box wiederzugeben. Im linearen Angebot von GigaTV sind deratige Ultra HD-Inhalte noch nicht verfügbar.
Alternative Nutzung via Tablet und Smartphone
Neben der Nutzung am TV-Gerät kann GigaTV Net auch mittels App am Smartphone oder Tablet genutzt werden. Dazu muss zuerst die entsprechende App aus dem Google Playstore oder dem App-Store von Apple heruntergeladen und installiert werden. Die Apps selbst stehen dabei kostenfrei zur Verfügung. Danach kann sich der Nutzer mit den bekannten Login-Daten von Vodafone in der App einloggen und mobil fernsehen bzw. Abrufinhalte nutzen.
Test-Fazit zu Vodafone GigaTV Net
Die GigaTV Net-Hardware kann überzeugen. Dank der leistungsfähigen Android-Box macht Fernsehen mit GigaTV Net richtig Spaß. Das Programmangebot ist zudem reichhaltig und überzeugt mit einer guten Bildqualität. Zur Perfektion fehlt dem Produkt noch die eine oder andere Sonderfunktion. Als schade empfinden wir im Test, dass Replay noch nicht enthalten ist, HbbTV nicht integriert wurde sowie auch derzeit keine Aufnahmemöglichkeiten bestehen.
Bildquelle:
- Vodafone-Giga-TV-Net-Hauptmenue: © Auerbach Verlag
- Vodafone-Giga-TV-Net-Fernbedienung: © Auerbach Verlag
- Vodafone-Giga-TV-Net-Rueckansicht: © Auerbach Verlag
- Vodafone-Giga-TV-Net-Programmfuehrer-EPG: © Auerbach Verlag
- Vodafone-Giga-TV-Net-aktuelle-Filme: © Auerbach Verlag
- Vodafone-Giga-TV-Net-Suchfunktion: © Auerbach Verlag
- Vodafone-Giga-TV-Net-Apps: © Auerbach Verlag
- Vodafone-Giga-TV-Net-Mediathek-Angebot: © Auerbach Verlag
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