Selbst teure Premium-4K-Projektoren erscheinen in einer Wohnzimmerumgebung nicht selten wie ein Fremdkörper: Mehr als einen unattraktiven schwarzen Plastikkasten bekommt man in den meisten Fällen nicht zu Gesicht. XGIMI schlägt mit dem neuen 4K-Projektor Horizon Ultra hingegen einen gänzlich anderen Weg ein. Lesen Sie mehr in unserem XGIMI Horizon Ultra Testbericht.
Obwohl der XGIMI Horizon Ultra zu den günstigeren 4K-fähigen Beamern zählt, erscheint der DLP-Projektor hochwertiger und edler als viele deutlich teurere Modelle. Bereits das Auspacken ist eine wahre Freude und Vergleiche mit Lifestyle-Produkten sind hier durchaus angebracht.
Statt einer technisch anmutenden Gehäusekonstruktion setzt XGIMI auf ein optisch attraktives Würfeldesign, das mit Leder- und Stoffelementen aufgewertet wird.
Dadurch erscheint der Horizon Ultra vor allem wie ein hochwertiger Einrichtungsgegenstand und weniger wie ein Spielzeug für Technik-Nerds. Die bekannte XGIMI-Fernbedienung überzeugt dank Metallblenden ebenfalls, nur eine Tastenbeleuchtung hätten wir uns gewünscht.
Der Projektor erwacht
Schalten Sie den Horizon Ultra ein, fährt die vordere Stoffblende elegant nach unten und gibt das Objektiv frei: Das „Auge“ des Beamers beginnt zu leuchten und das Großbilderlebnis kann beginnen. Die Scharfstellung erfolgt mit dem Horizon Ultra automatisch und über die Fernbedienung können Sie manuell nicht nur den Fokus justieren, sondern auch die Bildvergrößerung abstimmen – dank optischem Zoom ohne Qualitätsverluste.
Als gleichermaßen praktisch erweist sich die automatische Trapezkorrektur, die eine verzerrungsfreie Darstellung selbst dann ermöglicht, wenn der Projektor nicht optimal zur Leinwand ausgerichtet ist. Dennoch lautet unser Tipp: Platzieren Sie den Horizon Ultra bestmöglich und deaktivieren Sie die Trapezkorrektur, denn die digitale Entzerrung des Bildes mindert die Auflösungsqualität.
XGIMI Horizon Ultra ein smarter Projektor?
Begrüßt werden Sie nach dem erstmaligen Einschalten von einer Google-Android-Einrichtung: Die verbauten Prozessoren erlauben es Ihnen, die wichtigsten Streaming-Apps ohne weitere Hilfsmittel zu starten. Nur der native Support für Netflix fehlt. Bemerkenswert ruhig arbeiten die Lüfter des Horizon Ultra: In den meisten Bildeinstellungen werden Sie den Projektor nicht einmal bemerken.
Ein weiterer großer Pluspunkt sind die verbauten Lautsprecher und die Möglichkeit, vom Harman-Kardon-Modus in einen DTS-Virtual-X-Klangmodus zu wechseln. Klanglich kann es der Horizon Ultra durchaus mit einem Flachbildfernseher aufnehmen. Neben Dolby-Signalen werden auch DTS-Quellen vom Beamer unterstützt. Die eARC-HDMI-Schnittstelle gestattet es sogar, Dolby-Atmos-Signale weiterzuleiten.
Zahlreiche Premieren
Der Horizon Ultra wurde nicht nur gänzlich neu designt, sondern weist weitere Alleinstellungsmerkmale auf. XGIMI spendiert dem Projektor eine Dolby-Vision-Unterstützung, sodass sich entsprechende Signale mit dem Horizon Ultra nativ wiedergeben lassen, anstatt die sonst übliche HDR10-Qualität präsentiert zu bekommen. Neben der Dolby-Vision-Voreinstellung hell und dunkel steht auch eine Benutzereinstellung bereit, die aber nur wenige Korrekturen ermöglicht.
Xbox-Series-Gamer sollten auf den Dolby-Vision-Modus allerdings verzichten, denn mangels einer Dolby-Vision-Spieleinstellung gelingt nur die SDR- und HDR10-Darstellung bei geringstem Input-Lag im Spielmodus des Projektors. Besonderes Augenmerk legt XGIMI auf die Lichterzeugung, denn im Horizon Ultra kommen sowohl eine Lasereinheit als auch zahlreiche LEDs zum Einsatz.
Der Grund: Je nach Grundfarbe und Helligkeit bieten die Laser- und die LED-Technologien ganz eigene Vorteile und die Hybrid-Lichtquelle im Horizon Ultra soll das Beste beider Welten in einem optischen Block vereinen.
Helligkeit richtig einschätzen
XGIMI gibt für den Horizon Ultra eine Helligkeit von 2300 Lumen an, was wir im Test auch nachvollziehen konnten. Der Haken: Es gibt nur einen Modus (Farbmodus Leistung), der diese Maximalhelligkeit bereitstellt und die Aktivierung wird von einem Warnhinweis begleitet. Dieser ist auch berechtigt, denn im Leistungsmodus arbeitet der Horizon Ultra unerträglich laut, was den Leistungsmodus lediglich für eine Party oder eine Wandprojektion bei lauter Außenbeschallung attraktiv macht.
Unter realistischen Bedingungen abseits dieser Einstellung erreicht der Horizon Ultra knapp 55 % der Spitzenhelligkeit, was dennoch selbst für Räume mit Restlicht gut genug ist. Der Vorteil: Die Farbdarstellung gelingt deutlich präziser als im Leistungsmodus und der Horizon Ultra arbeitet derart leise, dass Sie den Projektor auch bei abendlichen geringen Lautstärken nicht bemerken werden. Legen Sie gesteigerten Wert auf die Schwarzdarstellung und den Bildkontrast, sollten Sie die neue Iris-Funktion beachten.
Drosseln Sie die Iris-Einstellung, verbessert sich die Schwarzdarstellung des Projektors dramatisch, zugleich wird aber auch die Helligkeit herabgesetzt. Unser Tipp: Wollen Sie mit dem Horizon Ultra einen Fernseher ersetzen, sollten Sie die Bilddiagonale auf 65 bis 75 Zoll begrenzen, um eine möglichst hohe punktuelle Helligkeit zu erreichen. Wichtig: Die Helligkeitseinstellung des Projektors unter „Anzeige“ regelt die Schwarzdarstellung, aber nicht die Bildhelligkeit des Projektors!
Die Grenzen des DLP-DMD-Chips
Während XGIMI beim Gehäuse-Design und der Lichterzeugung gänzlich neue Wege einschlägt, zeigt sich der verbaute DLP-DMD-Chip im bekannten Konzept. Statt des für Heimkino-anwendungen zugeschnittenen 0,65-Zoll-DMDs kommt im Horizon Ultra weiterhin der leistungsschwächere 0,47-Zoll-DMD-Chip zum Einsatz. Dieser liefert zwar eine tadellose pixelgenaue 4K-Bildqualität über das e-Shift-Verfahren, doch die Kontrast- und Schwarzdarstellung fallen dürftig aus.
Das wird besonders deutlich, wenn Sie die volle Bildhelligkeit des Horizon Ultra nutzen (Iris-Einstellung 10/10): Schwarze Bildinhalte erscheinen dann nur noch hellgrau. Deutlich besser erscheint der Bildkontrast in abgedunkelten Räumen, wenn die Iris-Einstellung herabgesetzt wird (z. B. 5/10 oder 6/10): Zwar wird die Bildhelligkeit ebenfalls gemindert, doch die Schwarzdarstellung profitiert überproportional vom Iris-Einsatz, was zugleich den nativen Bildkontrast des Beamers beflügelt.
Dank einer Lichtsensorerkennung können Sie den Iris-Einsatz automatisch abstimmen lassen, sodass der Horizon Ultra in hellen Räumen eine höhere Iris-Voreinstellung vornimmt und in dunklen Räumen die Iris-Einstellung drosselt, um die Schwarz- und Kontrastdarstellung zu optimieren.
Feintuning beim XGIMI Horizon Ultra empfohlen
Die Kontrastschwächen des DLP-Chips versucht XGIMI durch die Bildvoreinstellungen zu kaschieren: Der Horizon Ultra ist selbst im Filmmodus zu bunt, zu grell und überschärft voreingestellt. Ein natürlicher Bildabgleich ist im Benutzermodus möglich, während andere Bildvoreinstellungen (darunter auch der Spielmodus) kaum Korrekturen erlauben. Eine Besonderheit betrifft die HDR-Darstellung, denn der Horizon Ultra ist zu Dolby-Vision-Quellen kompatibel.
Mit HDR10-Signalen machen sich eine künstliche Kontrastbetonung, mangelnde Durchzeichnung in sehr hellen und dunklen Bildbereichen und eine künstliche Farbbetonung bemerkbar, während die Dolby-Vision-Darstellung deutlich natürlicher erscheint und Detailverluste sehr gut vermieden werden.
Dennoch ist auch die Dolby-Vision-Darstellung nicht perfekt, denn die Kontrastschwäche des DLP-DMD-Chips zeigt sich gerade in dunklen Filmszenen überdeutlich. Deshalb erscheint es auch nicht verwunderlich, dass XGIMI bei den eigenen Voreinstellungen auf eine starke S-Kurven-Kontrastnachbearbeitung setzt und Bildinhalte prinzipiell stark aufhellt, um die Schwarzdarstellungsschwächen des Horizon Ultra zu kaschieren.
Im Benutzermodus erhalten Sie ebenfalls selbst die Möglichkeit, Bildsignale kontrastreicher darzustellen. Während die lokale Kontrastbetonung unnatürliche Nebeneffekte wie Schattenkonturen provoziert und wir deshalb davon abraten, eignet sich die dynamische Kontrastbetonung durchaus, flauen Bildern etwas Leben einzuhauchen, wenngleich die Durchzeichnungsqualität darunter weiter leidet.
Schalten Sie sämtliche Nachbearbeitungen ab und nutzen die Gamma-Voreinstellung 2.6, erhalten Sie einen plastischeren Bildeindruck in dunkleren Räumen, solange die Iris-Einstellung ebenfalls reduziert wird. Wichtige Einstellungen (Iris, Farbraum, Gesamthelligkeit) finden Sie nicht ausschließlich im Anzeigemenü, sondern vor allem in den Projektoreneinstellungen.
Bildruckler bei dem XGIMI Horizon Ultra vermeiden
Aufgrund der Fülle an Möglichkeiten, neben HDMI-Signalen auch TV-Apps und Gaming-Inhalte darzustellen, ist es besonders wichtig, die unterschiedlichen Bildfrequenzen ruckelfrei zu verarbeiten.
Das gelingt XGIMI zumindest in der uns vorliegenden Softwareversion leider nicht. Der Horizon Ultra ist für 60-Hz-Quellen optimiert, sodass 24p-Filmquellen und 50-Hz-TV-Signale Bildruckler aufweisen. Die aktuell einzige Möglichkeit, eine flüssige Darstellung zu erhalten, ist der Einsatz der Zwischenbildberechnung.
Diese erzeugt in niedriger Einstellung einen geringen Soap-Opera-Effekt, doch der Wechsel zwischen ruhigen Szenen und Momenten mit schnellen Bildbewegungen kann Aussetzer provozieren. Positiv ist, dass der XGIMI Horizon Ultra weiterhin 3D-Signale unterstützt und eine 3D-Blu-ray-Zuspielung wird mit der passenden 3D-Shutter-Brille plastisch und ohne störende Doppelkonturen wiedergegeben.
Aufgrund der 60-Hz-Darstellung pro Auge kommt es aber zu Flackereffekten mit eingeschalteten Lichtquellen und Filmbilder laufen nicht flüssig, da die Zwischenbildberechnung in 3D nicht aktiv ist.
Ein wichtiger Schritt
XGIMI schlägt mit diesem Projektor die Brücke zwischen der Lifestyle- mit Großbildtechnik. Sämtliche neuen Features des Horizon Ultra überzeugen, darunter die Iris-Funktion, der optische Zoom, der Dolby-Vision-Support und nicht zuletzt die optimierte Lichteinheit. Das einzigartige Design, die einfache Handhabung und die überraschend gute Tonqualität des Horizon Ultra stellen die Bildwiedergabe allerdings noch etwas in den Schatten.
Vor allem bei der internen HDR-Bildabstimmung und einer 24p- und 50-Hz-Signaldarstellung ist noch viel Luft nach oben. Für Technikeinsteiger ist der Horizon Ultra bereits jetzt ein lohnenswerter Tipp. Sollte XGIMI bei zukünftigen Beamer-Generationen noch weiter an der Bildabstimmung feilen und den DLP-DMD-Chip grundlegend überarbeiten, müssten sich sogar etablierte High-End-Anbieter warm anziehen.
XGIMI Horizon Ultra 4K-Beamer im Quick Check
Lichterzeugung
- Laser-LED-Hybrid-Lichtquelle (Laser und Rotlicht-LED, 2 × Blaulicht-LED, 1 × Grünlicht-LED),
- 2.300 Lumen, ca. 25.000 h Laufzeit
Aufstellung und Leinwandgröße
- Objektiv nicht zentriert,
- Projektions-Offset ca. 100 % (bei Tischaufstellung an Bildunterkante, bei Deckeninstallation an Bildoberkante ausrichten),
- Projektionsabstand 1,2 – 1,5 × Bildbreite,
- kein Lens-Shift,
- Fokus und optischer Zoom motorisiert über Fernbedienung einstellbar,
- Fokus und Keystone-Korrektur automatisch möglich (nachdem Projektor bewegt bzw. aufgestellt wird),
- empfohlene Leinwandgröße: ca. 90 Zoll für Kino-HDR-Helligkeit,
- ca. 160 Zoll für Standard-Kinohelligkeit,
- Lautstärke äußerst gering ca. 28 – 35 dB (Grundrauschen Lüfter, durch interne Lautsprecher meist nicht hörbar),
- sehr laut nur im Leistungsmodus (55 – 70 dB)
Anschlüsse
- 2 × HDMI (4K 60 Hz HDR),
- 1 × eARC (HDMI 2),
- 2 × USB,
- 1 × digital optisch,
- 1 × 3,5 mm Audio-out,
- 1 × Netzwerk, Bluetooth-Audiowiedergabe
Gaming-Funktionen
- 4K in HDR mit bis zu 60 Hz,
- Input Lag: ca. 18 ms (Spielmodus verstärken)
Streaming-Apps
- Amazon Video,
- Disney+,
- Apple TV,
- Paramount+,
- Magenta TV,
- DAZN,
- Zattoo,
- Waipu.tv,
- Twitch u. v. m. (kein nativer Netflix-Support)
HDR-Formate:
- HDR10,
- HLG,
- Dolby Vision,
- kein HDR10+
Webseite: de.xgimi.com
Dieser Test erschien in der Ausgabe 05/2023 vom HDTV Heimkino-Magazin. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres XGIMI Horizon Ultra-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Text/Bilder: Autor: Christian TrozinskI; Bilder: Auerbach Verlag
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