Tecsun PL-330 – Kompakter Weltempfänger im Test

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Der Tecsun PL-330 ist ein kompakter Weltempfänger, der sich neben UKW, auch für Lang-, Mittel- und Kurzwelle anbietet

Radio gibt es nicht nur auf DAB+ und UKW. Auch der AM-Bereich ist nach wie vor interessant. In ihm kann man am besten mit einem Weltempfänger auf Wellenjagd gehen und wahrlich viel entdecken.

Im DAB+-Zeitalter sind Radios mit Kurz-, Mittel- und Langwelle rar geworden. Kein Wunder, haben sich doch die großen Sendeanstalten längst von diesen Frequenzbereichen verabschiedet. Doch ganz so leer ist es auf diesen Frequenzbereichen längst nicht, als man meinen würde. Gerade während der letzten Jahre wurde insbesondere die Mittelwelle von neuen Programmmachern wieder entdeckt. Sie senden zwar mit geringer Leistung, sorgen aber in ihren Empfangsgebieten für eine attraktive Alternative zu dem, was man von den üblichen Stationen kennt. Grund genug für uns, mit dem Tecsun PL-330 ein analoges Radio, speziell für dieses Einsatzgebiet vorzustellen.

Tecsun PL-330

Der Tecsun PL-330 ist ein äußerst kompakter Weltempfänger, der abgesehen von seiner Tiefe, kleiner und leichter als die meisten der heute üblichen Smartphones ist. Er ist ein typischer Vertreter der Mittelklasse kleiner Reiseweltempfänger und hat so ziemlich alles an Bord, was es für den Empfang zahlreicher Funkdienste auch abseits von klassischem AM-Rundfunk braucht. Damit hebt sich der PL-330 grundlegend von den billigen Weltempfängern ab, die es ab und an um sehr kleines Geld beim Discounter gibt.

An der linken Seite sind neben der Ladebuchse zwei Klinkenbuchsen für den Stereo-Kopfhörer und eine externe UKW- oder Kurzwellenantenne eingebaut

Ausstattung

Die Bedienungselemente des Tecsun PL-330 sind, abgesehen von zwei an der rechten Seite platzierten Drehregler, an der rechten Seite der Gerätefront konzentriert. Die linke Seite nimmt ein rund 5 Zentimeter großer Lautsprecher ein. Das 27 Tasten umfassende Bedienfeld ist um das dreizeilige LCD-Display angeordnet. Dieses zeigt in der großen unteren Zeile die gerade eingestellte Frequenz auf zwei Kommastellen genau. Oben rechts zeigt das Radio die Signalstärke in dBµV und das S/N in dB an. Alternativ kann man hier nach betätigen der Display-Taste auch die aktuelle Uhrzeit oder die programmierte Weckzeit nachlesen. Weiter werden unter anderem die Betriebsart und der Ladezustand des Akkus angezeigt.

Zu den Highlights zählt die Bandbreitenumschaltung, die nicht nur für alle AM-Wellenbereiche, sondern auch für die Einseitenband-Betriebsarten LSB und USB zur Verfügung stehen und auf die einzelnen Wellenbereiche abgestimmt ist. So stehen etwa für Lang- und Mittelwelle 2,5-, 3,5- und 9-kHz-Filter zur Wahl. Auf Kurzwelle sind es 2,5, 3,5 und 5 kHz. In den SSB-Modi werden 0,5, 1,2, 2,2, 3 und 4 kHz geboten. Damit ist der PL-330 auch fit für extrem schmalbandige Morseaussendungen in der Betriebsart CW.

Die Abstimmung erfolgt entweder über ein griffiges Stellrad 5- (KW) oder 9-kHz-Raster (MW, LW), sowie auf UKW in 100-kHz-Schritten. Der Finetuning-Modus bietet auf AM 1- und auf UKW 10-kHz-Schritte. In den Schmalband-Modi sind so sogar 10-Hz-Schritte möglich. Womit sich auch äußerst schmalbandige Signale korrekt einstellen lassen.

Für UKW und Kurzwelle besitzt das Gerät eine rund 50 Zentimeter lange, in alle Richtungen frei schwenkbare Teleskopantenne. Für Lang- und Mittelwelle ist im Inneren eine Ferritantenne verbaut. Da sie eine Richtantenne ist, muss das Radio bei unzureichendem Empfang in einem anderen Winkel aufgestellt werden. Auf diese Weise lassen sich sogar störende Sender auf der eingestellten Frequenz soweit ausblenden, dass nur noch das Wunschprogramm zu hören ist.

Um einen Weltempfänger wie den Tecsun PL-330 zu beherrschen, ist das Studium des Handbuchs und etwas Übung angesagt. Denn eine selbsterklärende Menüoberfläche besitzt das Radio nicht. Diverse Grundeinstellungen, wie das Kanalraster auf Mittelwelle, das UKW-Frequenzspektrum oder etwa der Sleeptimer, sind bei ausgeschaltetem Gerät einzustellen. Darauf muss man erst mal kommen.

Auf UKW kann die Abstimmung wahlweise in 100- oder 10-kHz-Schritten erfolgen. Auf diese Weise lassen sich unmittelbar benachbarte Störer ausblenden

Anschlüsse

An der linken Seite besitzt das kompakte Radio neben einer Klinkenbuchse für einen Stereo-Lautsprecher eine weitere für eine externe Antenne. Leider akzeptiert sie der PL-330 nur für UKW und Kurzwelle. Bei Lang- und Mittelwelle muss man mit der eingebauten Ferritantenne klar kommen. Weiter ist an der linken Seite eine Micro-USB-Ladebuchse. Über sie kann das Radio zum Beispiel über den PC aufgeladen oder mit einem Handynetzteil betrieben werden.

Hinter dem rückwärtigen Akkufach verbirgt sich ein flacher Lithium-Akku der Größe BL-5C mit einer Kapazität von 1.000 mAh. Dieser lässt sich leicht durch andere Akkus desselben Typs austauschen, die es bereits für kleines Geld gibt.

Empfangsleistungen

Der Tecsun PL-330 überraschte uns zunächst auf UKW mit überraschend guten Empfangsleistungen und hoher Trennschärfe. An unserem Testort bei Linz, Oberösterreich, kann man mit ihm auch jene BR-Frequenzen bestens hören, bei denen nur 100 kHz daneben heimische Privatsender funken. Selbst mit der Gleichkanalbelegung von Bayern 1 und einem heimischen Sender kommt er überraschend gut klar. Hier hilft, um rund 30 Hz neben der eigentlichen Sendefrequenz abzustimmen.

Einen Weltempfänger nur auf UKW zu nutzen, wäre aber zu schade. Die Zeit der großen Auslandsdienste auf Kurzwelle und der leistungsstarken deutschsprachigen Radiostationen auf Lang- und Mittelwelle ist zwar schon vorbei. Dennoch gibt es auf AM nach wie vor viel zu entdecken.

Auf AM erweist sich der Tecsun PL-330 leider als außergewöhnlich taub, sodass man mit ihm hier kaum einen Sender hören kann

Einmal sind das neue Rundfunksender, die für frischen Wind insbesondere auf Kurzwelle sorgen. Aus Deutschland senden unter anderem Europa 24, der Deutsche Wetterdienst, Channel 292, Funklust und weitere. Spannend ist auch, auf Kurzwelle auf Wellenjagd zu gehen. Mit dem kleinen Tecsun kann man etwa dem Amateurfunk im 80- und 40-Meter-Band lauschen. Oder darf es Shannon Radio, die bedeutendste Wetter-Funkstelle für den europäischen Transatlantik-Flugverkehr, sein? Ferner finden sich Zeitzeichensender, Sender zur Flugnavigation (NDB) und geheimnisvolle militärische Ausstrahlungen, wie etwa „The Buzzer“ auf 4.625 kHz.

Auf Mittelwelle bieten sich als mögliche Empfangsziele deutsche Museumsradios an, die jedoch nur mit sehr geringer Sendeleistung arbeiten und das „Museumsradio 1476“ aus dem österreichischen Bad Ischl. Während der Nachtstunden hat man zudem die Chance, Mittelwellenpiraten zu empfangen. Sie sind im Bereich von etwa 1.611 bis 1.700 kHz zu hören.

Leider hören wir von all dem mit dem Tecsun PL-330 herzlich wenig. Insbesondere auf Lang- und Mittelwelle erweist er sich als ausgesprochen taub. Selbst während der Nachtstunden, wo viele Stationen aus Europa und dem arabischen Raum üblicherweise kein Problem darstellen, kann man mit ihm kaum einen Sender empfangen. Ähnlich bescheiden präsentiert sich das kompakte Radio auch auf Kurzwelle.

Der PL-330 versteht sich nicht nur auf den bei uns üblichen UKW-Frequenzbereich, dem so genannten CCIR-Band, von 87,5 bis 108 MHz. Zusätzlich beherrscht er auch den alten osteuropäischen UKW-Bereich (OIRT-Band) von 64 bis 74 MHz, sowie das japanische UKW-Band von 76 bis 95 MHz. In der Programmierung für Osteuropa deckt der Tecsun den Bereich von 64 bis 108 MHz lückenlos ab. Womit er sich im Sommer auch für UKW-Fernempfang aus Osteuropa eignet.

Fazit

Das Tecsun PL-330 hätte alles an Bord für einen guten Weltempfänger. So gut er sich auf UKW präsentiert, so sehr enttäuscht er im AM-Bereich und erfüllt damit nicht annähernd, was er verspricht.

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