TEAC PE-505 Phono-Vorverstärker im Test: Endlich Vinyl ausreizen

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TEAC PE-505 Phono-Vorverstärker
TEAC PE-505 Phono-Vorverstärker

Bringt der Phono-Entzerr-Vorverstärker PE-505 von TEAC alle Features mit, die für wahre Vinyl-Fans unersetzlich sind? Beim Namen TEAC sind die Erwartungen recht hoch. Wir schauen uns an, ob die 1.600 Euro eine lohnenswerte Investition sind.

Um das bestmögliche Ergebnis aus seinem Plattenspieler heraus zu kitzeln, gehen wahre Vinyl-Fans meist weite Wege. Das fängt natürlich beim richtigen Laufwerk an, geht über den Tonarm und Tonabnehmer bis hin zur Nadel. Auch über die verwendeten Kabel lässt sich hier und da noch ein Quäntchen mehr an Sound herausholen. Von den Klang-Änderungen, die einfach durch Auswechseln einer harten Plattentellerauflage gegen eine weiche entstehen, ganz zu schweigen.

Doch wie muss ein guter Schallplattenspieler klingen?

Hier erwartet jeder etwas anderes. Mögen die einen eher den fast schon analytischen Klang eines hochwertigen MC-Tonabnehmers, verlieren sich die anderen gern in den weniger differenzierten, dafür weicher wirkenden Tönen eines MM-Systems. Um nur mal ein Beispiel zu nennen.

Außerdem müssen wir noch an die Musik-Art denken, die per Plattenspieler genossen werden will. Die bereits in der Jugend geliebte Depeche Mode-LP soll vielleicht genauso klingen wie damals im Jugendzimmer. Aber die neueste Klassikpressung darf ruhig mit ihrer Detailfülle protzen.

Bei all unseren Aufzählungen haben wir aber ein Gerät außen vor gelassen, was maßgeblich zum Klangerlebnis Vinyl beiträgt: den Phono-Entzerr-Vorverstärker. Manche sprechen auch einfach vom Phono-Verstärker. Dessen Aufgabe ist es, das schwache Signal, was vom Plattenspieler kommt, soweit zu verstärken, dass wir es in den normalen AUX-Eingang einspielen können.

Dabei verstärkt der Phono-Vorverstärker nicht nur, er entzerrt das Signal. Das ist notwendig, weil eine Schallplatte technisch bedingt die tiefen Töne schwächer und die hohen Töne stärker abbildet, als gewünscht – eben die Musik verzerrt. Deshalb muss ein Filter diese Klangverschiebung beseitigen – also entzerren, damit wir das Klangerlebnis haben, wie es gedacht war.

DIE RIAA-Kennlinie

Dafür wurde in den 1950er Jahren die RIAA-Kennlinie definiert. Sie sagt, wie genau die Schallplatten verzerren muss, und wie genau der Vorverstärker entzerren muss. Dieser Standard sorgt also dafür, dass die LP in den USA genauso klingt wie in Australien oder Belgien.

Wobei es noch andere Kennlinien gibt, etwa die von Columbia oder DECCA. Doch auch an die hat TEAC gedacht. Sie können über einen EQ-Wahlschalter eingestellt werden. Probleme kann es geben, wenn mit einem heutigen Vorverstärker Platten-Schätze etwa aus den 1930er Jahren abgespielt werden sollen. Die können nämlich durchaus eine andere Entzerrkennlinie haben. Doch dafür gibt es sehr gute Software-Lösungen – für Alle, die alte Aufnahmen restaurieren.

Ein Phonoverstärker ist also ein „Lautstärkeanheber“ und ein Entzerrer und entscheidet damit maßgeblich, wie am Ende das vinylende Klangerlebnis ist. Deshalb sollten gerade bei dieser Komponente Vinyl-Freundinnen und Freunde genau hinschauen.

Das hat sich wohl auch TEAC gedacht. Die Japaner bringen nämlich mit dem TEAC PE-505 einen Phono Preamplifier auf den Markt, der Vinyl richtig ausreizen soll.

Für eine sicheren und vor allen Dingen erschütterungsfreien Stand sorgen die drei freischwingenden Füße des Vorverstärkers.
Für eine sicheren und vor allen Dingen erschütterungsfreien Stand sorgen die drei freischwingenden Füße des Vorverstärkers.

Schweres Gehäuse

Beim aus dem Kartonheben des PE-505 merken wir sofort, hier geht es um ein Schwergewicht. Immerhin 4,493kg bringt der Vorverstärker auf die Waage. Besonders auffällig beim Blick auf den Boden die drei „Schwingfüße“. Sie sind so gebaut, dass sie Vibrationen effektiv abfedern und das Gerät schwingungsfrei ruht.

Das ist schon mal ein Pluspunkt. Dazu kommt das Gehäuse, was sich in einem herrlich analogen Design präsentiert. Das fängt beim An- und Ausschalter an, der ein kleiner Hebel ist. Und es geht über die Drehschalter für Impedanz und EQ-Kurve weiter bis hin zur analogen, gelb leuchtenden Aussteuerungsanzeige in der Mitte. Die ist übrigens für die Anzeige des Infraschalls von unter 6 Hz sowie der Impedanz-Messung eines MC-Tonabnehmers vorgesehen.

Neben Cinch kommuniziert der PE-505 auch via XLR mit dem Schallplattenspieler. Das geht aber nur, wenn es sich um einen MC-Tonabnehmer handelt.
Neben Cinch kommuniziert der PE-505 auch via XLR mit dem Schallplattenspieler. Das geht aber nur, wenn es sich um einen MC-Tonabnehmer handelt.

Anschluss und Bedienung

Der Anschluss des TEAC PE-505 gestaltet sich denkbar einfach. Per Cinch oder XLR (nur MC-Tonabnehmer) den Plattenspieler an den Phono-Vorverstärker anschließen und dann via Cinch in den AUXEingang des Verstärkers. Das geht ebenfalls per XLR.

Dank der Anschlussmöglichkeit mittels XLR können wir MM- und MC-Tonabnehmer parallel am PE-505 betreiben. Der MM-Tonabnehmer muss dabei zwingend an den Cinch-Anschluss, denn XLR funktioniert nur mit MC-Systemen. Wer also etwa einen Plattenspieler mit zwei Tonarmen nebst unterschiedlichen Tonabnehmern (MC und MM) hat, kann beides anschließen. So hören wir je nach Laune oder Stilrichtung den bestpassenden Sound.

Die Bedienung ist ebenfalls ein Kinderspiel, wenn Frau oder Mann sich mit der Materie auskennt. Der wichtigste Schalter ist dabei sicher die Impedanzwahl. Hierüber entscheiden wir, ob wir einen MCTonabnehmer – nach links drehen – oder einen MM-Tonabnehmer – nach rechts drehen – angeschlossen haben.

Die analoge Aussteuerung misst den Infraschall und dient der Ermittlung der MC-Impedanz und das in der schicken Ausführung klassischer VU-Meter.
Die analoge Aussteuerung misst den Infraschall und dient der Ermittlung der MC-Impedanz und das in der schicken Ausführung klassischer VU-Meter.

Sinnvolle Zusatzfunktionen des TEAC PE-505

Den Lastwiderstand unseres MC-Tonabnehmers können wir entweder dessen „Beipackzettel“ entnehmen oder wir messen ihn selbst ein. Ja, das kann das Gerät nämlich auch. Dazu muss der Plattenspieler im Leerlauf sein – also keine Platte abspielen. Dann drücken wir den Button „Measure“ rechts neben der Analoganzeige und schauen, welchen Wert der TEAC PE-505 ermittelt. Diesen Wert verdoppeln wir und stellen ihn am Wahlschalter ein.

Für MM-Tonabnehmer gibt es keine Einmessfunktion. Doch das ist auch nicht nötig, denn die setzen eh auf 47kΩ Abschlusswiderstand. Aber wir können Kapazitätswerte zwischen 100 und 330pF einstellen.

Der PE-505 erlaubt außerdem das Entmagnetisieren eines MC-Tonabnehmers mit Eisenkern. Dazu stellen wir den Impedanzwahlschalter auf „Demag“, dann spielen wir eine Schallplatte für etwa 30 Sekunden ab. Nicht wundern, Ton ist nicht zu hören. Aber während des Abspielens entmagnetisiert der Eisenkern und die Aufwärtstrafos. Dadurch können wir unserem Plattenspieler einen noch transparenteren Klang entlocken.

Doch das ist noch nicht Alles. Der TEAC Phono-Vorverstärker ist nämlich auch ein kleiner Umweltschützer. Er wechselt nach 30 Minuten Nichtnutzung in den Standby-Betrieb. Da verbraucht er dann nur noch 0,5 Watt oder weniger. Wer aber möchte, kann diese Funktion auch deaktivieren. Von Werk aus ist sie aktiviert.

Klangliches Vollblut

Wir schließen an den TEAC PE-505 ein MC- und ein MM-Tonabnehmer-System. Außerdem vergleichen wir ihn mit unserer Pro-Ject Phono Box DS2 und dem internen Phono-Anschluss unseres Rotels-Verstärkers (nur MM). Also erstes spielen wir eine alte Amiga Pressung ab: „Die goldenen Gitarren – Welthits im Gitarren-Sound“.

Zugegeben, wir hören der Abmischung ihre 41 Jahre an. Sie wirkt etwas muffig, manchmal zu spitz, aber bei all diesen Mängeln hat sie ihren Charme. Den entfaltet sie am TEAC angeschlossen zweifelsfrei am besten. Er kratzt gerade im Zusammenspiel mit dem MC-Tonabnehmer richtig viel Weite und Transparenz aus der Rille.

Da muss sich selbst unser geliebter Pro-Ject geschlagen geben. So viel Fülle und Lebendigkeit kann er nicht bieten. Okay, er kostet auch nur ein Viertel des Preises. Es ist also kein fairer Vergleich. Auf jeden Fall freuen wir uns richtig den TEAC hier zu haben und dank ihm, den Evergreens im Gitarrengewand mit neuem Zauber zu lauschen.

Wir wollen an dieser Stelle noch anmerken, dass das Klangerlebnis auch mit dem MM-Tonabnehmer richtig erhaben ist. Und gerade im Vergleich mit dem verstärkerinternen Phonoanschluss des Rotel ist der Sound des PE-505 überragend. Es klingt einfach noch voller und kräftiger und wirkt wesentlich räumlicher.

TEAC PE-505 – Noch tiefer in den Raum

Nach dem Ausflug ins Jahr 1980 stürzen wir uns in die Gegenwart. Na gut, so richtig Gegenwart ist das Thomas Siffling Album „Human Impressions“ nicht mehr. Es stammt immerhin aus dem Jahr 2005, doch die Abmischung ist hier zeitgemäß und die Pressung neuwertig.

Tatsächlich hören wir das erste Mal so richtig deutlich, dass im Titel „100%“ auf Seite B eine Art Rauschhülle die Trompete umgibt. Das kann daran liegen, dass die Tonspur einfach zu stark komprimiert wurde oder es steckt eine Absicht dahinter. Wir vermuten Zweites, denn mit diesem Rauschen wird während des gesamten Tracks gespielt – mal rhythmisch, mal arhythmisch. Doch egal was dahintersteckt, der TEAC PE-505 Phonovorverstärker holt selbst diese Eigentümlichkeit ans Licht.

Und genau für solche Momente lieben wir hochwertige Audiotechnik: Nämlich dafür, dass Sie uns neue Töne in altbekannten Stücken entdecken lässt. Das ist so etwas wie eine Schatzsuche in der Musik.

Außerdem können wir an dieser Stelle sagen: Ob wir nun den MC- oder MM-Tonabnehmer nutzen, macht kaum einen Unterschied für das Musikerlebnis. Der TEAC ist einfach so hervorragend konstruiert und abgestimmt, dass er die beiden Systeme zur Höchstleistung treibt. Mal wieder hat uns TEAC auf ganzer Linie von seinen Kompetenzen überzeugt.

Preis und weitere Infos

Die TEAC PE-505 Phonovorstufe gibt es zum Preis (UVP) von 1.600 Euro im Handel zu kaufen, aber der „Straßenpreis“ liegt tiefer.

Weitere Informationen hier: eu.teac-audio.com

Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 2/2021.

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