Bilddiagonalen von 65 Zoll stellen im Bereich der leistungsstarken QLED-LCD-Flachbildfernseher mittlerweile das Einstiegssegment dar. So auch beim TCL C855, der ab einer Bilddiagonale von 65 Zoll startet, aber auch in 75, 85 oder gar 98 Zoll erhältlich ist.
Der TCL C855 ist im zeitlosen Monitorlook gestaltet, nur das abgesetzte Logo am Bildrahmen sticht etwas hervor. Praktisch ist der seitlich angebrachte USB-Anschluss gelöst, alle anderen Eingängen befinden sich ganz klassisch an der Rückseite.
Die 65-Zoll-Variante des C855 verfügt über einen zentrierten Standfuß, der es erlaubt, das Display erhöht zu platzieren, um die Kombination mit einer Soundbar zu ermöglichen.
Die mitgelieferte Smart-Remote erscheint durch das Metall-Finish hochwertiger als bei vielen kostspieligeren TV-Modellen der Konkurrenz. Nur der seitlich angebrachte Lautstärkeregler ist etwas unpraktisch gelöst und eine Tastenbeleuchtung würde die Fernbedienung noch weiter aufwerten.
Die Erstinstallation des C855 wurde mittels grafischer Elemente aufgefrischt, um Einsteigern die grundlegenden Einstellungen des Fernsehers näherzubringen. Die abgebildete Fernbedienung auf dem Bildschirm entspricht aber nicht dem aktuellen Modell, weshalb sich die Tastenanordnung unterscheidet, was beispielsweise bei der Einrichtung der Bluetooth-Steuerung beachtet werden sollte (Mikrofon- und Haustaste gedrückt halten).
Preis: 2500 Euro • Bildgröße: 65 Zoll (auch erhältlich in 75, 85 und 98 Zoll) • Maße: 144,5 x 87 x 5,6 cm (Displayhöhe ohne Standfuß: 83,5 cm) • Gewicht: 26,5 kg (ohne Standfuß: 22,3 kg) • Bauweise: Direct-LED-LCD (VA-LCD, Mini-LED, Quantum Dot) • Auflösung: 3840×2160 Bildpunkte • Stromverbrauch: ca. 35-300 Watt |
Google TV
Dank aktueller Google-TV-Software (Android Version 12) sind eine Vielzahl von Streaming-Anbietern in 4K-HDR-Qualität abspielbar. Die Steuerung geht über die Fernbedienung nach einer kurzen Eingewöhnungszeit gut von der Hand, die deutschsprachige Menüführung zeigt allerdings einige Übersetzungsfehler, die im englischen OSD-Menü nicht auftreten.
Ein Beispiel sind die Gaming-Einstellungen. Im Englischen ist von „Game Master“ und „Menu“ die Rede, im Deutschen wird dagegen abwechselnd von „Spielleiter“ und „Spielmeister“ gesprochen und die Einstellungen sind als „Speisekarte“ gekennzeichnet.
Das praktische Schnellauswahlmenü gestattet es, die wichtigsten Funktionen auf kurzem Wege zu erreichen. Einige Einstellungen, darunter die Vorgabe der Backlight-Helligkeit, sind aber nicht intuitiv gelöst, denn ein Tastendruck nach oben senkt die Bildhelligkeit ab, während ein Tastendruck nach unten die Backlight-Helligkeit erhöht – umgekehrt wäre es nachvollziehbarer.
Klassische TV-Tuner-Technik ist im C855 ebenfalls integriert und der Installationsablauf wurde durch eine neue Menüstruktur aufgewertet. Auch die Kanalliste sowie der elektronische Programmführer zeigen sich im moderneren Look.
Dennoch beschränkt sich TCL auf notwendige Basis-Funktionen und die Bedienung fällt im TV-Alltag nicht immer tadellos aus. Wir empfehlen für klassische TV-Signale den Anschluss eines externen Receivers, um nicht nur die Programmeinrichtung und -navigation, sondern auch die Entschlüsselung von HD-Inhalten praktischer umsetzen zu können.
IMAX-Enhanced und Dolby Vision
Im C855 ist ein leistungsstarker Smart-TV-Prozessor verbaut, sodass aktuelle HDR- und Gaming-Features unterstützt werden. Der TCL C855 ist kompatibel zu Dolby-Vision- und HDR10+ Signalen, zudem stehen Bildmodi wie Dolby Vision IQ zur Verfügung. Durch den Lichtsensorabgleich vermittelt der C855 auch in hellen Wohnzimmern einen kontrastreichen HDR-Bildeindruck.
Die Bildeinstellung „Precision Detail“ ist in den Dolby-Vision-Einstellungen „hell“ und „IQ“ aktivierbar und ermöglicht eine zusätzliche Kontrastverstärkung.
Heimkinofans profitieren vom Dolby-Atmos- sowie DTS:X-Support und der C855 ist in der Lage, aktuelle IMAX-Enhanced-Inhalte in der erforderlichen Qualität wiederzugeben. Lediglich eine Mehrkanal-PCM-Ausgabe ließ sich im Test nicht umsetzen.
Das integrierte Lautsprechersystem des TCL C855 punktet durch einen zusätzlichen Tieftöner und zwei Atmos-Lautsprechern an der Gehäuseoberseite. Eine Filmatmosphäre wollte im Test allerdings nicht aufkommen, dafür fehlt es an Volumen und Nachdruck, besonders im Tieftonbereich. Deshalb empfehlen wir, den C855 mit einer Soundbar zu kombinieren.
Die eARC-Tonweiterleitung ist nicht an einen der beiden HDMI-2.1-Anschlüsse mit hoher Bandbreite gekoppelt, sodass sich zwei aktuelle Gaming-Quellen an den HDMI-Eingängen 1 und 2 anschließen lassen, während die eARC-HDMI-Tonweiterleitung zur Soundbar über den Anschluss Nummer 4 erfolgen kann.
Gaming mit bis zu 240 Hz
Wer mit einer PC-Verbindung eine echte 240-Hz-Signalzuspielung (Full-HD-Auflösung) umsetzt, erreicht die beste Bewegtbildschärfe und die geringste Eingabeverzögerung. Mittels VRR-, Freesync- oder G-Sync-Verbindung macht der TCL C855 selbst Gaming-Monitoren Konkurrenz.
Das Local-Dimming des Fernsehers ist stets aktivierbar, doch im Spiel- und PC-Modus arbeitet die Mini-LED-Ansteuerung sichtbar nervös, weshalb es sich empfiehlt, auf die Local-Dimming-Einstellung im Spielmodus zu verzichten. Aufgrund des hohen nativen VA-Panelkontrasts gelingt die Wiedergabe dennoch ausreichend plastisch und die Eingabeverzögerung fällt äußerst gering aus.
Mit einer 120-Hz-PC-Signalzuspielung zeigte unser Testmuster jedoch eine invertierte Spiel- und Kinoeinstellung, weshalb sämtliche Videoeinstellungen inklusive der Zwischenbildberechnung im Spielmodus auftauchten, aber im Kinomodus verschwanden.
Die Ausleuchtung der 65-Zoll-Bildfläche ist beim C855 nicht frei von Schatten: Einfarbige Flächen zeigen die Ausleuchtungsdefizite des Fernsehers. Im Praxisalltag stören die Schatteneffekte aufgrund weich ineinanderlaufender Helligkeitsübergänge allerdings weniger als gedacht.
Anschlüsse: 4x HDMI (HDMI 1: 4K 144 Hz HDR, HDMI 2: 4K 120 Hz HDR, HDMI 3&4: 4K 60 Hz HDR oder 1440p 120 Hz), 1x eARC (HDMI 4), 2x USB (1x Rückseite, 1x seitlich), 1x Netzwerk (oder WLAN), 1x digital optisch Audio, 1x analog AV (Adapter) |
Gaming-Funktionen: 4K in HDR mit bis zu 144 Hz (inklusive Dolby Vision), 240-Hz-Signalunterstützung in 1080p-Qualität, 1440p-Support, ALLM, VRR, Freesync, G-Sync-kompatibel, HGiG, Input Lag: ca. 11,5 ms (60 Hz Boost-Modus), ca. 5 ms (120 Hz), ca. 3 ms (240 Hz) |
Tuner-Funktionen: Single-Tuner für DVB-S/-C/-T, Unicable-Support, 1x CI, kein USB-Recording |
Streaming-Apps: Netflix, Amazon Video, Disney+, Apple TV, Paramount+, Youtube (inklusive AV1-Decoding), DAZN, Rakuten TV u.v.m. |
HDR- und Audio-Formate: HDR10, HDR10+, HLG, Dolby Vision (IQ Precision Detail), Dolby Digital, Dolby Atmos, DTS, DTS:X, kein Mehrkanal-PCM (im Test nur Stereo-PCM möglich) |
QLED-LCD-Leistung
LED-LCD-Fernseher werden in unterschiedlichen Leistungskategorien angeboten und nur bei den hochwertigsten Modellen kommt die beste QLED-LCD-Technik mit einer leuchtstarken Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz.
Der TCL C855 punktet in 65 Zoll mit 1344 Dimming-Zonen – deutlich mehr, als viele vergleichbare LED-LCDs in dieser Preisklasse bieten. Ab 75 Zoll sind sogar mehr als 2000-Dimming-Zonen integriert. Insgesamt unterscheiden sich die Modelle ab 75 Zoll hinsichtlich der Local-Dimming-Leistung kaum voneinander.
Die Local-Dimming-Ansteuerung sorgt im Kinomodus bereits in den Grundeinstellungen für eine starkes Herabdimmen kleiner Details, was Blooming-Effekte in Kombination mit dem kontraststarken VA-LCD-Panel nahezu eliminiert.
Dadurch erscheinen kleine leuchtstarke Details aber vergleichsweise matt. Sobald die Helligkeit im Bild sehr schnell wechselt und eine sehr hohe Detailhelligkeit erreicht wird, kann sich als Nebeneffekt ein leichter „Welleneffekt“ abzeichnen.
Je nach Bildmodus ist für wenige Sekunden ein automatischer LED-Boost aktiv, der die Spitzenhelligkeit des C855 auf ca. 3000 Nits steigert. Im Normalfall erreicht der QLED-LCD immer noch beeindruckende 2000 Nits und dies konstant.
Die Durchzeichnung in dunklen Bildbereichen gelingt nicht optimal und der Helligkeitsanstieg erfolgt nicht ganz harmonisch. Dadurch entsteht gerade mit düsteren HDR-Filminhalten der Eindruck, als würde es dem C855 etwas an Abstufungsmöglichkeiten mangeln. Zugleich können sich Farbtemperaturunterschiede ergeben.
Dennoch finden sich genügend Inhalte, mit denen der C855 einen satten Bildkontrast erzielt und die Wiedergabe farblich natürlich erscheint – vorausgesetzt die Sitzposition fällt optimal aus, denn bei seitlicher Bildbetrachtung bleicht das Bild schnell aus.
Spielen Bildinhalte und die Local-Dimming-Ansteuerung passend zusammen, kann sich die Darstellungsqualität des C855 auch mit deutlich teureren TV-Geräten messen. Zugleich arbeitet der C855 äußerst effizient, sodass der HDR-Bildgenuss nicht zu einer hohen Stromrechnung führt.
Feintuning mit Vorteilen
Mit einer Dolby-Vision- oder HDR10+ Abstimmung zeigte der C855 meist eine ausgeglichene Wiedergabe. Die Dolby-Vision-IQ-Einstellung sorgt auch in hellen Räumen für einen ansprechenden Kontrasteindruck, ohne Film- und Serieninhalte zu künstlich wiederzugeben.
Mit HDR10-Quellen wird das Tonemapping sehr stark durch die Experteneinstellung „HDR Spitzenhelligkeit“ beeinflusst. Durch die Eingabe einer Zielhelligkeit ist es möglich, einem Detailverlust in sehr hellen HDR-Bildbereichen entgegenzuwirken.
Und tatsächlich: Wer hohe Werte innerhalb der Einstellung vorgibt, verhindert ein Ausbrennen von Details in hellen HDR-Bildbereichen. Der Nachteil: Der gesamte HDR-Tonemapping-Verlauf flacht stark ab und dunkle Bildbereiche zeigen kaum noch Details.
An Einstellungsmöglichkeiten mangelt es dem C855 nicht. Neben einer Zwischenbildberechnung steht eine Schwarzbildeinblendung zur Auswahl, die zwar die Bildhelligkeit limitiert, aber ohne störende Flackereffekte arbeitet und die Bewegtbildschärfe optimiert. Lediglich Doppelkonturen an Objekträndern sind auszumachen.
Wer auf die BFI-Einstellung verzichtet, profitiert von einer besonders angenehmen Wiedergabe, denn die LED-PWM-Ansteuerung erfolgt im Bereich von 1000 Hz, sodass der C855 auch bei längeren Gaming-Sessions nicht ermüdet.
Die Einstellung „dynamische Beschleunigung“ erlaubt die Signalanzeige in 240-Hz-Qualität. Hierbei wird die vertikale Auflösung zwar halbiert, doch Bewegtbilder erscheinen mit dieser Einstellung schärfer. Im Gegensatz zur klassischen 120-Hz-Wiedergabe zeigen sich allerdings Overdrive-Artefakte wie künstliche Konturen. Die native Panelreaktionszeit des LCD-Panels wird zudem zum limitierenden Faktor, sodass Nachzieheffekte erkennbar sein können.
Das Upscaling des C855 zeigt einen guten Mittelweg zwischen Kantenglättung und Pixelkontrastverstärkung, solange der Schärferegler nur wenig beansprucht wird. Je geringer die Signalauflösung, desto stärker kann sich ein Glättungseffekt bemerkbar machen.
Die Zwischenbildberechnung arbeitet meist zielführend, um Bewegtbildinhalte schärfer darzustellen, während Kinoinhalte ihren Filmlook beibehalten. Allerdings zeigte unser Testmuster vermehrt unregelmäßige Aussetzer, die auch dann auftraten, wenn die gesamte Zwischenbildberechnung deaktiviert wurde.
Eine Besonderheit stellt die IMAX-Voreinstellung dar, die keine manuellen Korrekturen erlaubt. Damit eignet sich die Einstellung besonders für Einsteiger, die sich nicht mit komplexeren Bildoptionen herumschlagen möchten.
Im Test zeigten 24p-Filminhalte im IMAX-Modus weniger Aussetzer als in der Kinoeinstellung, sodass Filmfans, die auf ähnliche Probleme mit Bildrucklern stoßen, der IMAX-Option eine Chance geben sollten.
Wer sich mit einer vorgegebenen Bildeinstellung nicht zufriedengeben möchte, findet beispielsweise im Kinomodus zahlreiche manuelle Optionen. Neben der Möglichkeit, auf voreingestellte MPEG-Rauschfilter zu verzichten, um die Weichzeichnung von Details zu vermeiden, ist der Zugriff auf einen gezielten Banding-Filter möglich, der Abstufungen stark komprimierter Videoinhalte kaschiert. Damit werden auch stärker komprimierte Videoinhalte vergleichsweise ansehnlich präsentiert.
Aufgrund der hohen Helligkeitsreserven sollten die Kontrastverstärker nicht im Übermaß genutzt werden. Die meisten optionalen Kontrastverstärker des C855 sind vorrangig auf Helligkeit getrimmt, weshalb sich die Bilddarstellung immer weiter aufhellt und dunkle Bildbereiche überbelichtet erscheinen können.
Mögliche Softwareungereimtheiten können dazu führen, dass die Local-Dimming-Einstellung aus dem Bildmenü verschwindet. In diesem Fall hilft ein Neustart des Fernsehers (Power-Taste gedrückt halten), um die Local-Dimming-Einstellung erneut zugänglich zu machen.
Unterschiedliche Preispolitik: C855 und C89B
Der TCL 65C855 überzeugt in vielen Bereichen bereits jetzt, doch einige Softwareungereimtheiten sollte TCL über weitere Updates noch ausbügeln. Zudem erscheint die aufgerufene UVP des C855 hierzulande zu hoch angesetzt.
Wer den Preis des C855 mit einem europäischen Import-Gerät oder dem TCL 65C89B vergleicht, der ein baugleiches Zwillingsmodell für den Handel darstellt, wird eine Preisdifferenz von 700 bis 1000 Euro ausmachen können. Für diese Beträge wäre der TCL 65C855 ein echter Preistipp und die Ergänzung durch eine Soundbar finanziell reizvoller.
Somit schlagen bei unserer Bewertung des TCL 65C855 zwei Herzen in unserer Brust. Einerseits erscheint die unverbindliche Preisempfehlung von 2500 Euro deutlich zu hoch angesetzt, andererseits zeigt die Modellvariante 65C89B, dass die Qualitäten des 65C855 zu attraktiven Preispunkten umsetzbar sind. Dies bescheinigte uns auch TCL auf Nachfrage, Zitat: „Im Hinblick auf die technischen und visuellen Ausstattungsparameter gibt es keine Unterschiede.“
Wer auf moderne Streaming- und Gaming-Features ebenso Wert legt wie auf eine effiziente QLED-LCD-Technik, der sollte zum günstigen C89B greifen. Der C855 könnte zukünftig eine Alternative darstellen, sobald sich die Preise auf dem deutschen Markt den europäischen Standards angleichen.
Testurteil: Sehr gut (Gaming-Tipp, Heimkino-Tipp)
Einstellungen für ein natürliches Bild | |
Bildmodus | Kino, IMAX oder Spiel |
Helligkeit | Je nach Wunsch (HDR: Max.) |
Farbsättigung | 50 |
Kontrast | 90-100 |
Schwarzstufe | 50 |
Dynamischer Kontrast | „Schliessen“ |
Dynamische Helligkeit | „Schliessen“ |
Lokal dimmen | Hoch (Spiel alternativ „Schliessen“) |
Lokaler Kontrast | „Schliessen“ |
Gamma | 0 (HDR), 2 (SDR) |
Farbton | 50 |
Blaulichtfilter | Aus |
Farbtemperatur | Warm -5 |
Bildschärfe | 5 |
MPEG-NR/DNR | „Schliessen“ |
Abstufung glätten | „Schliessen“ oder Niedrig |
LED-Beweg. löschen | Aus (Ein für BFI) |
Reduzierung Unschärfe | 10 |
Reduzierung Ruckeln | 0–5 |
Bildschirmmodus | 16:9 |
Overscan | Aus |
Farbraum | Auto |