Während Sonys letztjähriger ZF9 mangels Backlight Master Drive nicht der erhoffte Nachfolger des legendären ZD9 war, stellt der ZG9 nun die waschechte Weiterentwicklung dar.
Einmal mehr kommt Sonys Backlight Master Drive zum Einsatz: Eine LED-Hintergrundbeleuchtung, die in ca. 720 Dimming-Zonen (36 × 20) die Helligkeit gezielt optimieren kann, um brillante HDR-Details und eine satte Schwarzdarstellung sicherzustellen. Bezüglich der verfügbaren Bildgrößen ist die Auswahl aber so eingeschränkt wie nie zuvor: Wer sich für einen LED-LCD von Sony mit Backlight Master Drive interessiert, kann streng genommen nur zur 85-Zoll-Variante greifen. Kleinere ZG9-Modelle bietet Sony nicht und die noch größere 98-Zoll-Version kostet 80.000 Euro und damit den fünffachen Preis des 85ZG9.
Neues trifft auf Bewährtes
Erstmals verbaut Sony ein LCD-Panel mit 8K-Bildauflösung (vierfache 4K-Auflösung) und stattet einen Fernseher mit brandneuer HDMI-2.1-Schnittstelle aus. Höhere Bandbreiten für eine 4K-120-Hz- oder 8K-60-Hz-Zuspielung stehen nur am HDMI-Eingang Nummer 4 zur Verfügung, die restlichen 3 HDMI-Schnittstellen beruhen auf dem HDMI-2.0-Standard. Die internen Apps des ZG9 unterstützen noch keine 8K-Wiedergabe, sodass Videoinhalte meist nur in 4K abgespielt werden können. Der Fernseher nutzt hierbei das ausgereifte Upscaling inklusive überzeugender Schärfefilter. Die Bildverarbeitung kennen Sony-Fans bereits vom ZF9, XG95, AF9 und AG9: Sonys X1-Ultimate-Prozessor beherrscht die Pixelkontraststeigerung und Kantenglättung wie aus dem Schulbuch, doch 720p-TV-Signale von ARD und ZDF sind für den Mammut-Screen kein optimales Futter. Achten Sie auf eine 1080p- oder besser eine 4K-Zuspielung. Der interne Fotomediaplayer verarbeitet sogar 8K-Fotos.
Apropos Fotos: Sony verzichtet bei der Pixelansteuerung auf unnötige Abweichungen und der ZG9 erzeugt im Gegensatz zur 8K-LCD-Konkurrenz keinen Rastereffekt, sodass Sie mit diesem Fernseher tatsächlich 33 Millionen Pixel bzw. knapp 100 Millionen RGB-Subpixel kompromisslos anzeigen können. Über den bereits angesprochenen vierten HDMI-Eingang können Sie 8K-60-Hz-HDR-Signale zuspielen, entsprechende Quellen werden aber voraussichtlich erst 2020 erscheinen. Somit beschränkt sich der Mehrwert des 8K-LCD-Panels derzeit auf eine bestmögliche Fotowiedergabe und Sie werden auch aus nächster Nähe kaum noch eine Pixelstruktur erkennen können. Doch selbst wenn 2020 8K-Quellen erscheinen sollten: Bereits ab einem Sitzabstand von 1,5 Metern verschwimmen die Grenzen zwischen einer 4K- und 8K-Signalzuspielung. Umso wichtiger, dass der ZG9 nicht nur viele Pixel in die Waagschale wirft, sondern diese auch bestmöglich in Szene setzt.
Godzilla-TV
Unsere hohen Erwartungen hinsichtlich der Bildhelligkeit wurden übertroffen: Mit Spitzenhelligkeiten von mehr als 3500 Nits, einer HDR-Durchschnittshelligkeit von 2 000 Nits und einer Flächenhelligkeit von knapp 900 Nits setzt der ZG9 neue Bestmarken. Zum Vergleich: Sonys bislang hellste LCD-TVs ZF9 und ZD9 erreichten in 75 Zoll nur knapp 50 – 75% der ZG9-Helligkeit und auch der 70000 Euro teure 100-Zoll-Koloss 100ZD9 unterliegt dem 85ZG9 in den Bereichen Maximalhelligkeit und Bildauflösung. Dass es Sony wirklich Ernst mit dem Thema HDR-Helligkeit meint, erkennt man bereits am Gehäuse: Der 85ZG9 ist selbst für einen 85-Zoll-TV gigantisch groß. Die hohe Bautiefe kommt dabei nicht nur der Kühlung zugute (enorme Energieaufnahme und Abwärme bei maximaler Lichtleistung), was störende Lüftergeräusche vermeidet, sondern auch der Bildausleuchtung. Derart homogen und fehlerfrei war bislang kaum ein LCD-Fernseher ausgeleuchtet.
Durch die fein dosierte LED-Ansteuerung, die weichen Helligkeitsübergänge und die XXL-HDR-Lichtleistung, hebt der ZG9 die Film- und Spielwiedergabe auf ein gänzlich neues Qualitätslevel.Zwar sind die maximale Farbsättigung und die Schwarzdarstellung noch ein gutes Stück von der Perfektion entfernt und Sonys X-Wide-Angle-Filter kann nicht vermeiden, dass das Bild bei seitlicher Betrachtung stärker als bei OLED-Fernsehern ausbleicht, doch der HDR-Erlebnisfaktor war noch nie so groß, wie bei diesem Fernseher. Um jederzeit einen optimalen Kontrasteindruck und eine natürliche Wiedergabe sicherzustellen, können Sie mit dem ZG9 und entsprechenden Quellen auf die Dolby-Vision-Wiedergabe zurückgreifen, die Voreinstellung „hell“ eignet sich dabei bestens für eine HDR-Wiedergabe im Wohnzimmer.
Selbst Standard-HDR10-Signale einer UHD-Blu-ray oder mit entsprechenden Videospielen lassen sich über die Farbbrillanzeinstellung in hoher Stufe enorm aufhellen, ohne, dass Details in hellen Bildbereichen störend ausbrennen. Einzige Einschränkung: Im Spielmodus erreicht der Fernseher seine Maximalleistung nur mit HDR-Quellen (SDR-Quellen trotz Nachbearbeitung X-tended Dynamic Range dunkler) und die Bildhelligkeit von mehr als 3000 Nits steht nur für wenige Sekunden zur Verfügung, während der ZG9 im Filmmodus auch bei minutenlangen Standbildern die Maximalhelligkeit halten kann. Im Gegensatz zu OLED-TVs mit selbstleuchtenden Pixeln nicht ganz optimal: Die geringe Eingabeverzögerung im Spielmodus kann nur bedingt darüber hinwegtäuschen, dass die Backlight-Master-Drive-LED-Ansteuerung minimal verzögert abläuft. Vermeiden Sie den Einsatz des Motionflow-Klarheitsreglers im Spielmodus: Sonys cleverer LED-Dimming-Trick zur Steigerung der Bewegtbildschärfe reduziert in den Videovoreinstellungen die Gesamthelligkeit kaum, im Spielmodus wird die Helligkeit dagegen selbst auf Stufe 1 drastisch gedrosselt. Spielen Sie keine HDR-Signale zu, ist zudem Vorsicht geboten: Standardsignale können um den Faktor 10 bis 30 heller als beabsichtigt dargestellt werden, was Artefakte im Bild maßlos verstärkt.
Unser Tipp: Setzen Sie X-tended Dynamic Range und die Helligkeit des ZG9 mit SDR-Quellen mit Bedacht ein. Unterschiede bei der Bildverarbeitung konnten wir im Vergleich zu Sonys ZF9 und XG95 nicht ausmachen, was aber auch nicht verwundert, schließlich kommt in allen TVs der X1-Ultimate-Prozessor zum Einsatz. Vom Klang der integrierten Lautsprecher haben wir uns aufgrund der XXL-Dimensionen des Fernsehers mehr versprochen: Ober- und unterhalb der Bildfläche strahlen Stereolautsprecher (insgesamt 4 × 3 Lautsprechertreiber) direkt nach vorn und erzeugen so die Illusion, dass der Klang scheinbar aus der Bildmitte erschallt. Zusätzlich verbessern Tieftonlautsprecher an der Gehäuserückseite das Tonfundament, doch so tief und kräftig wie erhofft, klingt der ZG9 nicht. Dennoch kann sich die Wiedergabe nach erfolgter Equalizer-Optimierung besonders im Dolby-Audio-Modus hören lassen. Dank rückseitiger Lautsprecheranschlüsse können Sie den ZG9 auch als Center-Kanal in einem Heimkinosurround-System betreiben. Dolby-Atmos-Klänge werden ebenso wie vergleichbare DTS-Formate über den eARC-Anschluss per Weiterleitung an eine Soundbar oder einen AV-Receiver unterstützt, intern soll der ZG9 Dolby-Atmos-Signale erst nach einem Update verarbeiten können. Seltenheitswert besitzt die PCM-Mehrkanalunterstützung.
Das aktuelle Maß der Dinge
Über Sinn oder Unsinn dieser auf kompromisslosen Höchstleistung getrimmten Technik lässt sich vortrefflich streiten, schließlich ist der ZG9 der klobigste und schwerste Fernseher seiner Klasse mit der höchsten Energieaufnahme und Wärmeentwicklung. Doch wer HDR-Kontrasteffekte wie mit professionellen Studiomonitoren erwartet, der findet derzeit keine bessere Alternative. Wo andere Hersteller hohe Zahlen meist nur auf dem Papier verewigen und TV-Produkte unter Praxisbedingungen einen Gang zurückschalten, so kennt der ZG9 im Gegenzug nur Vollgas: Sonys neuer Master-Series-TV ZG9 macht HDR-Quellen zum völlig neuen Erlebnis und das Thema 8K zur schönsten Nebensache der Welt.
Einstellungen für ein natürliches Bild
- Bildmodus: Anwender
- Autom. Bildmodus: Aus
- Helligkeit: HDR: Max; SDR: geringe Werte
- Farbe: 50
- Lichtsensor: Aus
- Kontrast: 90
- Gamma: –2 (0 HDR)
- Schwarzwert: 50
- Schwarzabgleich: Niedrig
- Erweit. Kontrastverst.: Niedrig
- Auto. Lok. Dimmung: Mittel
- X-tended Dyn. Range: Je nach Wunsch (SDR); Hoch (HDR)
- Farbton: 0
- Farbtemperatur: Experte 1
- Farbbrillanz: Aus oder Hoch (HDR); Mittel (SDR)
- Bildschärfe: 50
- Reality Creation: Autom.
- Rauschen reduzieren: Aus
- Gleichm. Abstufung: Niedrig
- Motionflow: Autom. oder Anwender
- Glätte: 1 – 2
- Klarheit: 1 (Spiel: Min)
- Filmmodus: Autom.
- Bildformat: Wide, Vollpixel
- HDR-Modus: Autom.
- HDMI-Videobereich: Autom.
- Farbraum: Autom.
Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!
Bildquelle:
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