Sony Bravia Theatre Bar 9 (HTA9000) im Test: Liebling, ich habe die Soundbar geschrumpft (DF-Tech)

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Sony Bravia Theatre Bar 9 HTA9000
Bildquelle: Sony

Sony setzt bei der neuen Bravia Soundbar Theatre Bar 9 (HTA9000) nicht auf Masse, sondern verschlankt das bisherige Soundbardesign. Geht dies zulasten der Klangqualität?

Wenn eine neue Soundbar mehr als 35 Prozent an Gehäusevolumen und mehr als 3 Kilogramm gegenüber dem Vorgängermodell einbüßt, darf man zurecht skeptisch sein, ob dies nicht unweigerlich zu einem schlechteren Klangergebnis führt. Mit der Theatre Bar 9 will Sony den Gegenbeweis antreten.

Preis: 1400 Euro • Maße: 130 x 6,4 x 11,3 cm • Gewicht: 5,5 kg • Bauweise: Soundbar mit 13 Lautsprechern in 7.0.2-Konfiguration (3x Hochtöner und 4x Mittel-Tieftontreiber für Frontkanäle und Centerkanal, 2x Mittelhochtontreiber für Höhenkanäle, 2x Mittelhochtontreiber für seitlich abstrahlende Surroundkanäle, 2x Beam-Hochtonlautsprecher), zusätzliche Passivradiatoren • Stromverbrauch: ca. 10-70 Watt

Vollwertige HDMI-2.1-Unterstützung

Bis auf einen HDMI-Eingang, einen eARC-HDMI-Ausgang und den S-Center-Speaker-Anschluss finden sich abseits eines Service-Ports keine weiteren nennenswerten Anschlüsse an der Theatre Bar 9. Der einzige Schalter an der Soundbar ist ein Standby-Knopf, der bei langer Betätigung das Zurücksetzen der Soundbar erlaubt.

Sony Bravia Theatre Bar 9 AV Formate
Bildquelle: Auerbach Verlag

Dennoch verdienen die HDMI-Schnittstellen ein Lob: Über die Theatre Bar 9 lassen sich auch 4K-120-Hz- oder 8K-60-Hz-Signale durchschleifen, weshalb der „Verlust“ eines HDMI-2.1-Ports bei einer eARC-Verbindung am Fernseher durch den HDMI-Eingang der Soundbar praktisch wieder ausgeglichen wird.

An zusätzlichen Beilagen mangelt es der Soundbar nicht: Im Karton finden sich L-Winkel für die Wandmontage, zwei rutschfeste Mini-Sockel, ein HDMI-Kabel (1,4 m) und ein S-Center-Klinkenstecker-Kabel. Lediglich das Stromkabel erscheint mit einer Länge von 1,5 m etwas knausrig.

Weniger Masse, mehr Lautsprecher 

Unsere Befürchtung, Sony würde die Theatre Bar 9 gegenüber dem Vorgängermodell akustisch degradieren, bewahrheitete sich im Praxistest nicht. Der Grund: Der Lautsprecheraufbau der neuen HTA9000 ist clever gelöst.

Ein Vergleich der neuen HTA9000 und der älteren HT-A7000 zeigt: Beide Soundbars erreichen eine Breite von 130 Zentimeter und das Stereobild fällt vergleichbar aus. Die Theatre Bar 9 erschallt trotz 36 Prozent weniger Gehäusevolumen nicht eingeengter, durch eine geringere Gehäusehöhe und Gehäusetiefe mussten allerdings einige Veränderungen bei der Lautsprecherzusammenstellung vorgenommen werden.

Die überraschende Nachricht: In der Theatre Bar 9 schlummern zwei zusätzliche Lautsprecher (13 insgesamt), während die HT-A7000 mit 11 Lautsprechern ausgestattet ist. Die beiden Zusatzlautsprecher (54×46 mm) der Theatre Bar 9 strahlen direkt zu den Seiten ab und optimieren die virtuelle Surroundabbildung.

Sony Theatre Bar 9 Lautsprecher
Bildquelle: Sony

Sony übernimmt bei der Theatre Bar 9 das Konzept der beiden Beam-Hochtöner (16-mm-Treiber mit Schallrohr), der zwei nach oben abstrahlenden Lautsprecher (54×46 mm) und des Center-Kanals. Der Center-Kanal ist vergleichsweise opulent ausgeschmückt und greift auf zwei Mittel-Tieftontreiber (90×45 mm) und einen Hochtonlautsprecher (22 mm) zurück.

Größere Änderungen zeigen sich bei den beiden Frontkanälen: Während die HT-A7000 auf jeweils zwei Vollbereichstreiber für den linken und rechten Frontkanal zurückgreift, setzt Sony bei der Theatre Bar 9 auf eine Kombination aus einem Hochtöner (10 mm) und einem Mittel-Tieftontreiber (90×45 mm) für den jeweiligen Kanal. Damit bilden die beiden Frontkanäle und der Center-Kanal eine akustische Einheit, was sich auch im Hörtest positiv bemerkbar macht. 

Apropos bemerkbar machen: Um das geringere Gehäusevolumen auszugleichen und die Tieftonwiedergabe der Theatre Bar 9 zu optimieren, kommen zusätzliche Passivradiatoren zum Einsatz. Diese verfehlen ihre Wirkung keinesfalls: Die schlanke Theatre Bar 9 klingt satter, als es das Gehäusevolumen und das Gewicht vermuten lassen. Erst bei sehr hohen Lautstärken konnten wir den Tieftonbereich hörbar zum Übersteuern bringen.

Dennoch muss sich die neue Theatre Bar 9 klanglich keinesfalls hinter der deutlich größeren HT-A7000 verstecken. Somit darf Sonys verordnete Schlankheitskur als geglückt angesehen werden.

Anschlüsse: 1x HDMI-in (4K 120 Hz HDR, 8K 60 Hz HDR), 1x eARC-TV-out, 1x S-Center-Channel-Anschluss
Gaming-Funktionen: 4K HDR mit bis zu 120 Hz, Dolby Vision
Audio-Kalibrierung: Tonkalibrierung über Bravia Connect App. Manuelle Einstellungen z.B. für Klangfeldsimulation, Klangfeldhöhe und Basspegel
Bedienung: Einschaltzeit ca. 7 s, keine Display-Anzeige, keine On-Screen-Anzeige über HDMI-out, lediglich Status-LED-Anzeige (Farbcode-Erklärung in Anleitung), mitgelieferte Fernbedienung deckt nur Grundsteuerung ab, für vollständigen Funktionsumfang Bravia Connect Smartphone-App nötig, Toneinstellungen über kompatible Bravia-Fernseher möglich (neuste TV-Geräte mit verbesserter Sprachhervorhebung), AV-Delay-Einstellung: 0 – 300 ms in 25-ms-Schritten, S-Center-Channel-Funktion mit kompatiblen Bravia-Fernsehern
Klangeindruck: Fülliger Kinoklangcharakter, aber nicht neutral. Künstliche Oberbasserhöhung. Center- und Frontkanäle mit nahezu homogenen Klangcharakter. Höhen- und Surroundkanäle im Vergleich hörbar verfremdet. Meist sehr hohe Grundlautstärke für besten Klangeindruck notwendig. Bei niedrigeren Pegeln Klangfeldoption und 360-Grad-Spatial-Mapping am überzeugendsten. Mit Musikquellen kann Klangfeldeffekt künstlich erscheinen (abschaltbar). Verstärkte Dynamikkomprimierung, sobald Sprachmodus aktiviert wird. Pegelfestigkeit bei sehr hoher Lautstärke nicht perfekt (Subwoofer SA-SW5 empfohlen). Kein durchweg überzeugender Surround-Effekt im Test (zusätzliche Lautsprecher SA-RS5 empfohlen)
HDR- und Audio-Formate: HDR10, Dolby Vision, aber kein HDR10+ Support, Dolby Digital, Dolby Atmos, DTS, DTS:X, Mehrkanal-PCM, Bluetooth-Audio

Bisherige Stärken verblassen

Sonys beste Soundbars der letzten Jahre zeichneten sich nicht nur durch eine überzeugende Klangqualität aus, sondern boten ganz praktische Vorteile. So setzte Sony auf vergleichsweise viele Schnittstellen, eine Fernbedienung mit zahlreichen Tasten, eine vollwertige OSD-HDMI-Ausgabe und die Soundbars ließen sich ganz ohne App im vollen Funktionsumfang nutzen. 

Mit der HTA9000 gibt Sony diese Vorteile aus der Hand: Die mitgelieferte Fernbedienung bietet nur noch wenige Tasten, die Schnittstellenvielfalt ist merklich geschrumpft, auf eine OSD-Anzeige wird diesmal verzichtet und die Chromecast-Unterstützung wurde wegrationalisiert. 

Die Theatre Bar 9 reiht sich in den allgemeinen Trend ein, dass zur vollständigen Bedienung der Hardware eine Smartphone-App vorausgesetzt wird. Da auch keine selbsterklärende Display-Anzeige vorhanden ist, stellt die Bedienung der Theatre Bar 9 einen Rückschritt im Vergleich zu bisherigen Sony-Soundbars dieser Preisklasse dar.

Volles Potenzial erst mit Bravia Connect App 

Sony Theatre Bar 9 Einstellungen
Bildquelle: Auerbach Verlag

Die Bravia Connect App erfordert zunächst eine Anmeldung und Kontoverknüpfung, doch einmal eingerichtet laufen die nachfolgenden Installationsschritte selbsterklärend ab. Über die App gelingt nicht nur die automatische Raumkalibrierung (Ausnutzung des Mikrofons des Smartphones), sondern auch die Quellzuweisung und manuelle Audio- und Videoeinstellungen lassen sich hier tätigen.

Surround-Effekte mit Abstrichen

Die Raumklangdarstellung der Theatre Bar 9 überzeugte uns im Test am wenigsten: Ob Surround-Klänge oder Effekte von oben wahrnehmbar ausfallen, ist vor allem eine Frage des Frequenzspektrums und der Aufstellung der Soundbar.

In einem Moment konnten wir mit der Theatre Bar 9 tatsächlich Surroundeffekte orten, im nächsten Moment blieb das Klanggeschehen vergleichsweise diffus. Trotz zahlreicher Lautsprechertreiber und der App-Einmessung lassen sich die meisten Raumklangeffekte nur erahnen. 

Sonys 360-Grad-Spatial-Mapping vermittelt einen einhüllenden Klangeindruck, wenngleich das Klanggeschehen künstlich aufgebläht erscheinen kann. Die DTS-Einstellung erscheint im direkten Vergleich zurückhaltender aber auch realistischer, während die Dolby-Einstellung im Test am wenigsten überzeugte. Aufgrund deutlicher Lautstärkeunterschiede zwischen den 3 Modi ist ein fairer Direktvergleich nur mittels manueller Lautstärkekorrekturen möglich.

Sony Theatre Bar 9 Installation
Bildquelle: Auerbach Verlag

Innerhalb der App lässt sich der Höheneffekt der Soundbar in 3 Stufen anpassen, doch die Aufstellung der Soundbar und die Raumbeschaffenheit nehmen auf den Raumklang einen größeren Einfluss, als es die manuellen Einstellungsmöglichkeiten der Soundbar zulassen.

Dennoch stellt die Bravia Theatre Bar 9 eine deutliche Klangsteigerung im Vergleich zu TV-Lautsprechersystemen dar und gerade Besitzer eines neuen Bravia 7 sollten die Bravia Theatre Bar 9 in Betracht ziehen.

Dank des S-Center-Anschlusses können die Lautsprecher der Soundbar und die Lautsprecher eines kompatiblen Bravia-Fernsehers in Kombination genutzt werden. Aktuelle Bravia-Modelle vermitteln durch die verbesserte Voice-Zoom-Funktion sogar eine noch bessere Sprachverständlichkeit. 

Die HDMI-eARC-Verknüpfung mit Bravia-TVs ermöglicht zudem die bequeme Einstellung wichtiger Sound-Optionen über die OSD-Anzeige des Fernsehers, darunter die Basspegeleinstellung der Soundbar.

Sony Theatre Bar 9 Front
Bildquelle: Sony

Fokus auf neue Bravia-TV-Besitzer

Mit der Bravia Theatre Bar 9 richtet sich Sony mehr denn je an Besitzer aktueller Bravia-Fernseher, die das gesamte Potenzial der Soundbar ausloten können. 

Besonders ideal erscheint die Kombination mit dem aktuellen Bravia 7, dessen integrierte TV-Lautsprecher vergleichsweise leistungsschwach ausfallen, weshalb dieses TV-Modell stark von der Bravia Theatre Bar 9 profitiert. Wer einen Bravia-9-Fernseher besitzt, sollte dagegen mit dem Bravia Theatre Quad liebäugeln, denn gerade beim Raumklang bleiben mit der Theatre Bar 9 viele Wünsche unerfüllt.

Wer die Soundbar zu einem vollwertigen Heimkinoset ausbauen möchte, sollte den Sony-Subwoofer SA-SW5 und die kabellosen Rücklautsprecher SA-RS5 in Betracht ziehen. Mit Zusatzkosten von 700 Euro und 800 Euro erreicht das Gesamtset dann aber einen Wert, der dem eines vollwertigen Mehrkanal-Lautsprechersets entspricht.

Aller Preiskritik zum Trotz, stellt die Theatre Bar 9 den geglückten Versuch dar, die Klangstärke der letztjährigen Sony-Soundbars mit einem noch unscheinbareren Gehäuse zu kombinieren. Zugleich verbessert Sony mit der Theatre Bar 9 das Zusammenspiel mit aktuellen Bravia-Fernsehern. Wer keinen Bravia-Fernseher besitzt und dennoch eine Sony-Soundbar erwerben möchte, ist bei den älteren Soundbar-Modellen von Sony aber womöglich besser aufgehoben.

Testurteil: Gut (Highlight)

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