Mit der neuen Q950R-Serie bringt Samsung die größte Auswahl an 8K-LED-LCD-TVs auf den Markt. Das Angebot reicht vom kompakten 55-Zoll-8K-Fernseher und erstreckt sich bis zur 98-Zoll-TV-Superlative. Die hier vorgestellte 75-Zoll-Variante liegt somit in der goldenen Mitte.
Direkt nach dem Aufstellen imponiert einmal mehr Samsungs neuer Kontrastfilter: Wie bereits der Q90R mindert auch der Q950R Spiegelungen äußerst effektiv, was zugleich einen satten Schwarzeindruck bei Umgebungslicht sicherstellt. Einzig direkt einstrahlende Lichtquellen sollten Sie vermeiden, da die Lichtreflexionen sehr breit gestreut werden. Sämtliche Anschlüsse befinden sich an der externen One-Connect-Box, die noch einmal opulenter ausfällt, als es bei Samsungs 4K-LED-LCD-TVs der Fall ist.
Das Netzteil des Fernsehers ist ebenfalls in der Box ausgelagert, sodass ein einziges dünnes Kabel von 5 Metern Länge zum Fernseher führt, während ein klassisches Stromkabel nur noch an der One-Connect-Box zu finden ist. Der HDMI-Schnittstelle 4 kommt eine besondere Bedeutung zu, denn hierüber sollen zukünftige 4K-120-Hz- und 8K-60-Hz-Quellen unterstützt werden.
8K-Auflösung
Der Q950R fällt mit knapp 3,2 Zentimeter Bautiefe flacher als andere High-End-LCDs aus, was durchaus verwundert, denn das verbaute 8K-LCD-Panel mindert im Vergleich zu 4K-LCD-Panels den Lichtdurchlass, weshalb im Q950R mehr Leuchtdioden als beispielsweise im Q90R verbaut sind. Mehr Dimming-Zonen als beim bereits getesteten 65Q90R waren beim 75Q950R hingegen nicht zu ermitteln, stattdessen erblickten wir das bekannte LED-Raster aus ca. 30 × 16 (480) Dimming-Zonen. Rauschte im Vorjahres-8K-LCD noch ein Lüfter gut hörbar vor sich hin, so waren Nebengeräusche beim Q950R kaum noch auszumachen. Erst wenn der TV mit HDR-Sequenzen maximal gefordert wurde, war ein hochfrequentes Geräusch an der Gehäuseoberkante (Rückseite) zu vernehmen.
Nicht nur die Temperaturentwicklung an der Displayoberfläche nimmt im HDR-Modus zu, sondern auch die Energieaufnahme, die auf mehr als 450 Watt ansteigen kann. Der Mehrverbrauch im Vergleich zum Q90R macht sich auch im Ambientemodus bemerkbar: Selbst bei einer dunklen Darstellung von Uhrzeit und Wetterdaten verbrauchte der Q950R knapp 160 Watt.
Unterhaltungsportal
Samsung schnürt mit dem Sportworld-Portal ein sattes Paket, das besonders Fußballfans einen einfachen Einstieg in die beliebtesten Ligen der Welt gestattet. HD-Privatsender lassen sich über die HD-Plus-App freischalten, ohne auf zusätzliche Hardware angewiesen zu sein (kein CI-Plus-Modul oder TV-key notwendig). Neben Amazon Video, Netflix, Rakuten und Google Movies haben Sie auch Zugriff auf das Film- und Serienangebote von Apple und benötigen somit keine externe Apple-TV-Hardware. Da auch die Bild-in-Bild-Wiedergabe und die USB-Aufzeichnung überzeugen und die Fernbedienung hochwertig verarbeitet ist, gibt es bei der grundlegenden Ausstattung nichts auszusetzen. Dennoch ist der Q950R nicht perfekt: Die fehlende Unterstützung des Dolby-Vision-HDR-Formats ist besonders im Zusammenspiel mit Netflix und Apple TV unpassend. Dolby-Atmos-Signale verarbeitet der Fernseher nicht intern und mangels eARC lassen sich nur DD-Plus-Inhalte im Atmos-Format zur Soundbar oder zum AV-Receiver weiterleiten. Mit DTS-Signalen bleiben die TV-Lautsprecher gänzlich stumm bleiben (Mehrkanal-PCM-Signale ebenfalls nicht intern verarbeitet).
Schwarz schlägt Weiß
Das LED-Dimming des Q950R ist in den meisten Bildeinstellungen auf eine satte Schwarzdarstellung getrimmt, was Halo-Effekte ebenso mindert wie Aufhellungen in schwarzen Kinobalken. Dies führt aber umgekehrt zu einer HDR-Helligkeit, die meist nur zwischen 500 und 1000 Nits liegt. Die Bildausleuchtung unseres Testmusters war zudem vergleichsweise ungenau, was Schatteneffekte bei Kameraschwenks oder einheitlichen Flächen provozierte. Auffällig war zudem, dass der Q950R im SDR-Modus mit LED-Dimming-Stufe Standard präziser und feinfühliger agierte als unter maximaler HDR-Belastung und hoher Dimmng-Stufe. Dies macht sich auch bei der Bildnachbearbeitung bemerkbar, beispielsweise beim Einsatz der Kontrastverbesserung, die mit SDR-Signalen besser funktioniert als im HDR-Modus (starker Detailverlust möglich). Die Wiedergabe von HLG- und HDR10-Signalen gelingt in den Werkseinstellungen nicht präzise, denn der Q950R neigt dazu, HDR-Bilder zu dunkel darzustellen oder künstlich aufzuhellen, was Detailverluste in dunklen und hellen Bildbereichen verursacht. Erst mittels manueller Bildabstimmung oder HDR10-Plus-Signalen (Amazon Video, vereinzelte UHD-Blu-rays) war eine exakte HDR-Wiedergabe erreichbar. Sollte Ihnen der Bildeindruck nicht satt genug erscheinen, können Sie auf künstlich verstärkte Voreinstellungen wie Standard, den nativen Farbraum oder speziell im Spielmodus auf die Spieleverbesserung zurückgreifen. Das 8K-Upscaling gelingt Samsung überzeugend: Die Kantenglättung ist stark ausgeprägt und verhindert den typischen Pixellook. Mehr Details entstehen dadurch zwar nicht, doch auch schwächere Quellen bleiben mit dem Q950R ansehnlich.
Großen Anteil daran hat auch der Rauschfilter, den Sie über die Funktion „Digital aufbereiten“ aktivieren können: Bereits in geringer Stufe werden Rauschmuster effektiv geglättet und Nachzieheffekte treten nur selten auf. In automatischer Stufe werden zusätzlich Banding-Muster gefiltert, aber Nachzieheffekte treten deutlicher in Erscheinung. Der Schärferegler erhöht den Pixelkontrast und verstärkt Konturen, was in hohen Stufen zu einem „Filzstifteffekt“ führen kann. Im Spielmodus reagierte der Regler deutlich aggressiver als im Filmmodus, was zu Doppelkonturen führte. Den Vorteil der 8K-Bildauflösung im Vergleich zu einem 4K-Display konnten wir besonders mit Standbildern wie Fotos gut nachvollziehen, solange die Sitzdistanz weniger als 1,4 Meter betrug. Allerdings setzt Samsung einmal mehr auf eine eigenwillige Subpixelansteuerung, die auch mit 8K-Quellen einen Rastereffekt provoziert, der die wahrgenommene Detailschärfe mindert.
Dafür erzielt der Q950R Bestmarken bei der Blickwinkelstabilität im 8K-LCD-Sektor: Bei seitlicher Bildbetrachtung nimmt der Kontrast zwar ab, doch helle und dunkle Bildbereiche verlieren gleichermaßen an Intensität, was das typische LCD-Ausbleichen verhindert. Neben einer geringen Eingabeverzögerung von knapp 15 Millisekunden wartet der Q950R mit 120-Hz, 1440p-, VRR-, ALLM- und Freesync-Support auf. Damit unterstützt Samsung mehr Gaming-relevante Features, als es die 8K-TV-Konkurrenz derzeit bietet, sodass wir den Q950R mit einem Gaming-Tipp auszeichnen. Die Darstellungsqualität ist allerdings nicht immer optimal: Im Spiel- und PC-Modus spielen das Upscaling auf die 8K-Panelauflösung und das LED-Dimming nicht mehr auf allerhöchstem Niveau, im PC-Modus werden zu viele Einstellungen gesperrt und die Bildhelligkeit liegt meist nur noch zwischen 500 und 700 Nits. Samsungs HDR4000-Angabe konnten wir unter Praxisbedingungen nicht nachvollziehen. Mittels Testsequenzen konnten wir im Filmmodus zwar Spitzenwerte von bis zu 2 000 Nits und im Dynamikmodus von bis zu 3 800 Nits erreichen, doch während die Helligkeit im Filmmodus über einen längeren Zeitraum gehalten werden kann, so drosselt der Q950R in allen anderen Einstellungen die Maximalhelligkeit binnen weniger Sekunden.
Verstecktes Potenzial
Samsungs Q950R-Serie ist in Summe stärker einzuschätzen als der 75Q950R im Einzelnen, denn Samsung deckt mit den neuen 8K-LED-LCD-TVs nahezu alle relevanten Bildgrößen ab und die Einstiegspreise fallen deutlich geringer als bei der High-End-8K-TV-Konkurrenz aus. Für die nächste 8K-TV-Generation wünschen wir uns eine präzisere HDR-Abstimmung ab Werk und stabilere Leistungswerte, um die Q90R-4K-TV-Modelle deutlicher auf Distanz zu halten.
In Teil 2 geht es weiter mit den Einstellungen für ein natürliches Bild. Hier entlang!
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