TV-Hersteller bewerben Flachbildfernseher häufig als ultraflach und rahmenlos, doch das beeindruckendste Design zeigt Samsung mit dem QN900B. Das LC-Display des 65QN900B imponiert mit einer 8K-Auflösung und die Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung verfügt über mehr Dimming-Zonen, als es 4K-QLED-LCD-Fernseher in 65 Zoll zeigen.
Der Bildrahmen inklusive des Ansteuerungsbereichs der Pixel umfasst nur wenige Millimeter und der Fernseher ist durchgängig flach gestaltet, sodass sich eine Wandmontage geradezu aufdrängt. Sämtliche Quellen werden mit der externen One-Connect-Box verbunden, die als einziges Element am Stromanschluss andocken muss. Von der externen Box führt ein kombiniertes AV-Stromkabel zum Display. Dieses Spezialkabel liegt in zwei Längen bei, sodass sich die One-Connect-Box mit einem kurzen Verbindungskabel am Standfuß fixieren lässt oder durch den Einsatz des längeren Verbindungskabels aus dem Blickfeld verschwindet. Nur in zwei Bereichen setzt das Designkonzept offensichtliche Limits: Die dünne und wenig stabile Rückwand des Fernsehers erzeugt Nebengeräusche, wenn der Fernseher tiefe Tonfrequenzen abspielt und die Tonqualität ist durch das geringe Gehäusevolumen nicht auf Augenhöhe mit den besten TVs am Markt. Wir empfehlen die Kombination mit einer Samsung-Soundbar: Mittels Q-Symphony spielt der QN900B einzig höhere Frequenzen ab und der Klang wird etwas weiter gestreut. Leider verzichtet Samsung auf eine DTS- und Mehrkanal-PCM-Tonverarbeitung, sodass Sie das Augenmerk auf Dolby-Digital- und Dolby-Atmos-Signale legen sollten. Lesen Sie mehr in unserem Samsung GQ65QN900B Test 2023.
Einfach gedacht beim Samsung GQ65QN900B
Samsungs Bedienkonzept setzt auf Einfachheit, sodass angeschlossene Quellen automatisch erkannt und eingerichtet werden. Meist lassen sich angeschlossene Geräte durch die Samsung-Fernbedienung steuern, wobei On-Screen-Einblendungen dabei helfen, die Steuerung über die begrenzte Tastenanzahl zu verinnerlichen.
Dies gilt gleichermaßen für die umfangreichen TV-Funktionen, die sich trotz fehlender Zifferntasten komfortabel bedienen lassen, sobald man die mehrfach belegte Tastenstruktur erlernt hat. Die kompakte Smart-Remote verfügt über Kippschalter und zahlreiche Tasten geben bei einem kurzen oder langen Tastendruck unterschiedliche Funktionen preis.
Drehen Sie die Fernbedienung, kommt das rückseitige Solarfeld zum Vorschein, sodass der interne Akku bei Tageslicht aufgetankt werden kann (alternativ USB-Aufladung möglich).
Für Technikkenner ist der neue Homescreen ein gewisser Rückschritt im Vergleich zur kompakten Smart-TV-Navigation der Vorjahre, wenngleich die Bediengeschwindigkeit des QN900B überzeugte. Gezielte manuelle Einstellungen, beispielsweise für HDMI-Quellen, sind meist nur über Umwege möglich und nicht selten fühlt man sich einer gewissen Beliebigkeit ausgesetzt. S
o zeigte unsere Xbox Series X Signalabbrüche am HDMI-Eingang 1, sobald wir eine 4K-120-Hz-Zuspielung aktivierten, während die weiteren HDMI-Eingänge diesen Fehler nicht zeigten. Eine Rücksetzung der TV-Software behob dieses Problem. Derartige Softwareunstimmigkeiten waren im Test keine Seltenheit und meist deuteten die Fehler auf nicht abschaltbare Prozesse hin, die der Fernseher automatisch im Hintergrund ausführt.
Ein ähnliches Konzept verfolgt Samsung bei der Bilddarstellung: Die Bildregler sind auf ein Minimum begrenzt und meist werden umfangreiche Korrekturen automatisch vorgenommen. Beim Upscaling überzeugt der Kompromiss aus Kantenglättung, Filterung und Detailverstärkung. Einzig eine SD-Zuspielung sollten Sie vermeiden, denn je geringer die Auflösung des Signals, desto stärker drängt sich die Pixelglättung in den Vordergrund.
Da auch 4K-Signale hochgerechnet werden müssen, um die vierfache 8K-Displayauflösung zu erreichen, ist es am Ende eine Frage der persönlichen Vorliebe, ob man das Upscaling des QN900B gegenüber einer nativen 4K-Darstellung eines QN95B bevorzugt.
Die Zwischenbildberechnung und die Rauschfilterung, die in vielen Voreinstellungen aktiviert sind, werden von Samsung als „Bildschärfe-Einstellung“ zusammengefasst.
Rauschfilter und den Banding-Filter lassen sich nur in Kombination ein- oder ausschalten. Mehr Optionen bietet die Zwischenbildberechnung. Wer weniger Artefakte bevorzugt, der sollte manuell einen geringeren Glättungswert voreinstellen. Szenen mit wenig Bewegung können aber dennoch kurzzeitige Aussetzer provozieren.
Videospieler haben mit einer 60-Hz-Zuspielung die Wahl, eine abgespeckte Zwischenbildberechnung im Spielmodus zu aktivieren. Wollen Sie Samsung Multibildanzeige nutzen, ist darauf zu achten, Gaming-Signale nicht mit 120 Hz zuzuspielen.
Der Samsung GQ65QN900B ein Mini-LED-Spezialist
Der QN900B bietet in 65 Zoll mehr als 1300-Mini-LED-Dimming-Felder, um den vergleichsweise limitierten LCD-Panelkontrast stark zu optimieren. Mit vollflächig hellen Bildern arbeitet der QN900B im Vergleich zu selbstleuchtenden Displaytechnologien effizient, wenngleich die Flächenhelligkeit etwas geringer als bei den leuchtstärksten QLED-LCDs ausfällt. Dank der filigranen LED-Felder wird zudem die Schwarz- und Kontrastdarstellung beflügelt, sodass der QN900B auch im abgedunkelten Raum überzeugt, solange Sie nicht seitlich auf die Bildfläche schauen, denn hierbei verringern sich Kontrast und Farbsättigung sichtbar.
Blooming-Effekte weisen durch die Mini-LED-Struktur einen nahezu quadratischen Lichtkegel auf, treten aber nur selten in Erscheinung, solange Sie die optimale Sitzposition einhalten. Erfreulich ist das präzise Dimming von Kinobalken und der QN900B vermeidet es bei Untertiteleinblendungen, die Zuschauer zu blenden.
Umso erstaunlicher ist, dass der QN900B das LED-Dimming häufig nicht einsetzt, um eine energieeffiziente Darstellung zu ermöglichen. Stattdessen arbeitet das Mini-LED-Backlight insbesondere mit HDR-Quellen häufig am Leistungsmaximum, selbst wenn dunkle Filmszenen ein derart hohes Einstrahlen der LEDs nicht erforderten.
Infolgedessen erreicht der QN900B die mit Abstand höchste Betriebstemperatur, die wir bei einem Flachbildfernseher bislang ermittelt haben und obwohl der QN900B effizient arbeiten kann, erreicht der Fernseher zu häufig den Maximalverbrauch. Das eigenwillige Dimming-Verhalten zeigt in der Praxis aber auch Vorteile, denn Dimming-Artefakte, die wir bei älteren Samsung-8K-TVs noch deutlich ausmachen konnten, waren beim QN900B sichtbar reduziert.
Mit HDR-Filminhalten ist der QN900B aber nicht unfehlbar: Helligkeitswechsel können sprunghaft erscheinen und Hauttöne driften nicht selten verstärkt in den Orangetonbereich. Wer vorrangig SDR-Quellen abspielt, sollte den Farbsättigungsregler etwas reduzieren, denn der QN900B neigt etwas zur Übertreibung.
Dafür sind brillante und scharfe Bewegtbilder mit diesem Fernseher garantiert. Einzig die 8K-Wiedergabe wird durch einen Pixel-Dithering-Effekt getrübt, sodass der Mehrwert gegenüber einer 4K-Darstellung kaum sichtbar ausfällt. Dennoch kann sich der QN900B gegenüber 4K-Fernsehern in Szene setzen, denn neben Apps wie Youtube ist es auch über die HDMI-Eingänge möglich, eine 8K-Signalzuspielung umzusetzen.
Videospieler erfreuen sich an einer tollen 4K-120-Hz-Wiedergabe, bei der Kameraschwenks gestochen scharf erscheinen und einzig die nicht ganz schattenfreie Bildausleuchtung vom Bildinhalt ablenken kann.
Im Spielmodus lohnt eine manuelle Bildeinstellung: Mittels Korrekturen ist eine neutrale Wiedergabe möglich, wenngleich die Bildabstimmung nicht so harmonisch wie im Filmmaker-Modus erscheint. Einige wichtige Einstellungen wie die HDR-Dynamikkompression sind zudem gut versteckt.
Smart-TV zwischen zwei Welten
Serien, Filme und Games werden mit dem QN900B brillant, scharf und kontrastreich in hellen sowie dunklen Räumen wiedergegeben. Durch das einzigartige Design tritt die Technik in den Hintergrund und die dargestellten Inhalte rücken in den Mittelpunkt.
Erst bei genauer Betrachtung zeigen sich die Kompromisse: Insbesondere die dünne Gehäuserückwand, die hohe Wärmeentwicklung des Displays und die meist nicht energieeffiziente Wiedergabe von HDR-Quellen schmälern unsere Faszination.
Als ein Leistungsupgrade zum 4K-QLED-LCD QN95B können wir den QN900B nicht vorbehaltlos empfehlen, aber dennoch ist der QN900B ein ganz heißer Tipp, wenn Sie das Augenmerk auf eine brillante Bilddarstellung legen und den Fernseher als minimalistischen Bilderrahmen an die Wand heften möchten.
Samsung GQ65QN900B im Quick Check
Gaming-Funktionen
- 8K in HDR mit bis zu 60 Hz oder 4K in HDR mit bis zu 120 Hz,
- VRR,
- Freesync Premium Pro,
- G-Sync-kompatibel,
- ALLM,
- 1440p-Support,
- HGiG,
- Input Lag: ca. 11 ms (60 Hz) bzw. ca. 6 ms (120 Hz),
- Motion Plus auch im Spielmodus verfügbar (ca. 25 – 33 ms Input Lag)
Tuner-Funktionen
- Twin-Tuner für DVB-S/-C/-T,
- Unicable-Support,
- 1 × CI (Adapter),
- Festplattenaufnahme über USB (Aufnahme und Senderwechsel oder zweifache Aufnahme),
- Time-Shift,
- HD+ Freischaltung via App,
- Bild-in-Bild-Darstellung (TV-Tuner, HDMI) oder Multibild-Darstellung mit weiteren App-Anwendungen in bis zu 4 unterschiedlichen Fenstern
Anschlüsse
- 4 × HDMI (8K 60 Hz HDR oder 4K 120 Hz HDR),
- 1 × eARC (HDMI 3),
- 3 × USB,
- Netzwerk (oder WLAN),
- kein analoger Videoeingang,
- 1 × digital optisch Audio,
- Kopfhörer nur über Bluetooth
Streaming-Apps
- Netflix,
- Amazon Video,
- Disney+,
- Apple TV,
- Airplay,
- Youtube (inklusive AV1-Decoding),
- Sky,
- Magenta TV,
- DAZN,
- Rakuten TV u. v. m.
HDR- und Audio-Formate
- HDR10,
- HDR10+ (Adaptive),
- HLG,
- kein Dolby Vision,
- Dolby Digital,
- Dolby Atmos,
- nur Stereo-PCM,
- kein DTS,
- kein DTS:X,
- Q-Symphony-Soundbar-Erweiterung,
- optional drahtlose Dolby-Atmos-Signalübertragung im DD+ Format,
- Wi-Fi-Surround-Lautsprecher
Dieser Test erschien in der Ausgabe 01/2023 der DIGITAL FERNSEHEN. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres elektrischen Samsung GQ65QN900B-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Text/Bilder: Autor: Christian Trozinski; Bilder: Auerbach Verlag
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