Zugegeben, der Campingempfänger Xoro HRS 8655 V2 ist kein Receiver, in den man große Erwartungen steckt. Obwohl als simple Zappingbox gedacht, steckt in dieser weitaus mehr, als man erwarten würde. Im Testlabor musste der kleine Bolide zeigen, was alles in ihm steckt.
Dieser Test erschien zuerst in der Digital Fernsehen 07/2021
Den HD-Sat-Receiver Xoro HRS 8655 V2 gibt es für echt kleines Geld. Gerade einmal 34,90 Euro muss man dafür auf den Ladentisch blättern. Die nur etwa handgroße, nahezu quadratische Box kommt scheinbar nur mit dem Notwendigsten. Ein Display oder Bedienungselemente sucht man vergebens. Lediglich eine Status-LED gibt Auskunft darüber, ob der Receiver gerade angeschaltet ist. An der Rückseite befinden sich neben der Sat-Zf-Buchse eine HDMI- und LAN-Schnittstelle sowie ein als 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse ausgeführter analoger AV-Ausgang und der Anschluss für das externe Netzteil. Seitlich wartet die Box noch mit einer USB-Schnittstelle auf, über die Fotos, Videos und Musik wiedergegeben werden.
So nimmt man den Receiver in Betrieb
Der Receiver kommt bereits voll einsatzbereit. Eine bereits recht brauchbare Astra-Senderliste mit den deutschen Kanälen auf den vorderen Speicherplätzen ist schon vorinstalliert. Selbst die Menüsprache ist schon auf Deutsch voreingestellt. Daneben würden in der Menüoberfläche elf weitere, darunter auch Englisch und Türkisch, zur Wahl stehen. Um das Maximum an Bildqualität aus der kleinen Box zu holen, empfiehlt es sich, die Bildauflösung in der Menüoberfläche von den ab Werk voreingestellten 720p auf 1 080p zu ändern. Nur so lässt sich etwa Servus TV in voller Qualität genießen.
Wie gut ist der Empfang mit dem Xoro HRS 8655 V2?
Das Sendersuchlaufmenü verrät uns, dass im HRS 8655 V2 weit mehr steckt, als man erwarten würde. So sind etwa 53 Satelliten, darunter auch C-Band-Positionen, programmiert. Ihre Parameter lassen sich aktualisieren. Bei Bedarf können auch weitere Satellitenpositionen zugefügt werden. Weiter werden 15 Varianten von C- und Ku-Band-LNBs unterstützt. Selbst in Unicable-Anlagen lässt sich diese kleine Set-Top-Box nutzen. Selbstverständlich sind auch DiSEqC 1.0 und 1.1 an Bord, womit selbst große Multifeedanlagen mit bis zu 64 LNBs gesteuert werden können. Ferner versteht sich die Box auf die für Drehanlagen wichtigen Steuerprotokolle DiSEqC 1.2 und USALS.
Zur Sendersuche bietet die Box neben dem üblichen automatischen Sendersuchlauf auch einen einfachen Blindscan. Dieser durchsucht stets den gesamten Satelliten. Ein Eingrenzen des Scanbereichs ist nicht vorgesehen. Entscheidend ist, dass der Blindscan zuverlässig arbeitet. Ein Blindscan auf 19,2 Grad Ost benötigt gerade einmal viereinhalb Minuten. Praktisch ist auch die Vorauswahl, ob nur freie oder auch verschlüsselte Sender eingelesen werden sollen. Schließlich handelt es sich beim Xoro HRS 8655 V2 um eine FTA-Box.
Neben der Hauptsenderliste lassen sich bis zu acht Favoritenlisten generieren. Sie sind bereits ab Werk vorangelegt und mit Spartennamen, die sich jederzeit ändern lassen, versehen. In den Listen lassen sich Sender beliebig verschieben, was allerdings etwas zeitaufwändig ist. Weiter lassen sich nicht benötigte Kanäle entfernen oder sie werden in der Liste auf Wunsch übersprungen. Der Kompakte Xoro legt beim Sendersuchlauf nicht nur eine Gesamtsenderliste an, sondern zusätzlich auch je eine für jeden programmierten Satelliten. So fällt es leichter, auch ohne angelegte FAV-Listen, die Übersicht zu bewahren. Der EPG erfüllt nur Minimalanforderungen. Da in seiner Menüoberfläche relativ groß das laufende Fernsehbild und Sendungsbeschreibungen enthalten sind, bleibt für den Programmführer an sich nur wenig Platz.
Freud und Leid für DXer
Der kompakte Receiver überrascht selbst auf anspruchsvollen DX-Positionen mit erstaunlich guten Empfangsleistungen. Womit er auch in den Fokus von DXern rückt. Auch deshalb, weil der HRS 8655 V2 neben DVB-S/S2, auch die Sondernorm DVB-S2X beherrscht. Sie kommt bislang nur auf wenigen Satelliten, wie etwa auf 33 Grad Ost, zum Einsatz.
Weiter kann die Box Multistream-Signale darstellen. Sie findet man inzwischen recht häufig auf zahlreichen Sat-Positionen, wo sie zur Signalzuführung zu terrestrischen DVB-T/T2-Sendeanlagen dienen.
Als kleiner Schwachpunkt ist die fehlende, seit Jahren bei vielen Sat-Receivern längst übliche Signalanzeige als dB-Messwert zu nennen. Stattdessen gibt es nur zwei Balken für Signalstärke und Qualität mit relativen Prozentzahlen. Was Empfangsvergleiche mit befreundeten DXern erschwert.
Gibt es einen Multimedia-Player?
Über den integrierten Mediaplayer kann der HRS 8655 V2 Filme, Fotos und Audiofiles, die auf einem an der seitlichen USB-Schnittstelle angedockten Speichermedium archiviert sind, wiedergeben. Der Zugang erfolgt über die Menüoberfläche und das Untermenü „Media Player“. In diesem sind für Filme, Bilder und Musik separate Ordner angelegt. Fotos werden als Diaschau wiedergegeben, wobei auch große Dateien hochwertiger Spiegelreflexkameras akzeptiert werden. Bei der Musikwiedergabe werden alle gespeicherten Titel der Reihe nach abgespielt. Auch bei der Wiedergabe von Videos zeigt sich der Receiver nicht wählerisch und gibt etwa von anderen Receivern aufgezeichnete Sendungen ebenso anstandslos wieder wie heruntergeladene Filme von Mediatheken oder YouTube-Videos.
Internet bringt neue Funktionen
Der kleine Xoro besitzt an seiner Rückseite nicht umsonst eine LAN-Schnittstelle. Wird die Box mit dem Heimnetzwerk verbunden, kann man sich zumindest einiger Zusatzfunktionen erfreuen. Über die Funktion „Netzwerk“ der Menüoberfläche gelangt man zum Yahoo-News-Portal, über das aktuelle Nachrichten sortiert in acht Kategorien nachgelesen werden können. Ferner kann man sich über das Wetter in Deutschland, Russland oder der Türkei über das ebenfalls integrierte Wetterportal verschaffen.
Wie gut ist der Receiver?
In erster Linie ist die Minibox für den Campingeinsatz vorgesehen. Denn gerade hier kommt es auf kompakte Abmessungen an. Wird der Receiver an einer kleinen Campingschüssel betrieben, kommt es ebenfalls auf gute Empfangsleistungen an. Sie sind mit dafür ein Garant, dass man auch unterwegs problemlos heimisches Fernsehen gucken kann. Abgesehen davon macht die Zappingbox auch zu Hause Spaß.
Dieser Test erschien zuerst in der Digital Fernsehen 07/2021
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