Mit dem OLED808, dreiseitigem Ambilight und einem runderneuerten Smart-TV-Prozessor startet Philips in eine neue Google-TV-Ära.
Beim OLED-TV-Design geht Philips keine Experimente ein. Der massive mittig platzierte Standfuß erlaubt es, das Display zu drehen und die Displayhöhe ist wie geschaffen für eine Kombination mit einer Soundbar. Etwas unglücklich ist das kurze Stromkabel des Fernsehers, weshalb Sie je nach Aufstellung eine entsprechende Verlängerung einplanen sollten. Philips stattet den OLED808 mit Single-Tunern für alle relevanten Empfangswege aus und die Programmsuche sowie Neusortierung der Sender gelingt mit wenigen Handgriffen. Verschlüsselte private TV-Inhalte lassen sich über die HD+ App freischalten, sodass keine CI+ Hardware zum Einsatz kommen muss. Auf eine USB-Aufzeichnungsoption oder Timeshift wird allerdings verzichtet, was in Zeiten von Mediatheken und HbbTV verschmerzbar sein dürfte.
Das Internetstreaming steht bei Philips im Mittelpunkt: Das Google-TV-System auf Basis von Android Version 12 („Snow Cone“) ermöglicht einen nahtlosen Übergang zwischen einer Vorschauansicht und der Vollbilddarstellung (beispielsweise im Youtube-Player). Einer der womöglich wichtigsten Gründe, zum neuen OLED808 zu greifen, ist der leistungsstärkere Smart-TV-Prozessor. Eine der größten Neuerungen erwartet Xbox-Series-X-Gamer: Der Philips OLED808 ist zu 120-Hz-Dolby-Vision-Signalen einer Xbox Series X vollständig kompatibel (inklusive Dolby-Vision-Game-Mode).
Neuer Philips-Fernseher mit Bild- und Ton-Vollausstattung
Der neue Philips-Fernseher ist hinsichtlich der HDR-Formate, HDMI-2.1-Gaming-Features und der unterstützten Tonsignale bärenstark aufgestellt: Der OLED808 ist kompatibel zu Dolby Vision, HDR10+ (Adaptive), Dolby Atmos, DTS:X und ermöglicht eine exzellente 4K-HDR-Wiedergabe mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde inklusive Dolby Vision. Im Spielmodus fällt die Eingabeverzögerung äußerst gering aus und selbst mit einer Standard-60-Hz-Signalzuspielung gibt sich der OLED808 keine Blöße. Filmfans genießen eine fehlerfreie 24p-Filmdarstellung: Entsprechende Quellen werden auch ohne Einsatz der Bewegungseinstellung korrekt wiedergegeben. Sollten dennoch einmal Probleme aufgrund einer nicht optimalen Signalzuspielung auftreten, können Sie Voreinstellungen wie „Pures Kino“ oder „Film“ wählen, um den 24p-Look aufrechtzuerhalten oder eine sanfte Glättung zu aktivieren. Höhere Glättungseinstellungen sorgen für einen Soap-Opera-Look und sind damit nur für Anwender zu empfehlen, die butterweiche Filmbilder bevorzugen und Artefakte tolerieren. Großes Augenmerk legt Philips dieses Jahr auf den automatischen Lichtsensorabgleich: Bilder lassen sich gemäß der Raumbeleuchtung abdunkeln, aufhellen und hinsichtlich der Farbtemperatur an die Raumbeleuchtung angleichen. Im Test verzichteten auf den automatischen Bildabgleich, insbesondere die automatische Farbtemperaturanpassung können wir Filmfans nicht empfehlen. Eine künstliche Aufhellung dunkler Bildbereiche kann sich hingegen als praktisch erweisen, wenn düstere Filme bei Tageslicht angeschaut werden.
OLED808 hat tolles Ambilight, aber kein Philips Hue
Das dreiseitige Ambilight untermalt die Bildwiedergabe meist mit passenden Lichtfarben, was einer feineren LED-Ansteuerung zu verdanken ist, die Philips bereits bei den letztjährigen TV-Modellen einführte. Wir empfehlen die Ambilight-Voreinstellung „Standard“, bei der auch in dunklen Bildbereichen Restlicht erzeugt wird oder die Voreinstellung „Natürlich“, bei der in dunklen Szenen die LEDs herabgedimmt werden. Beide Voreinstellungen ermöglichen sanfte Helligkeitswechsel und eine effektvolle Untermalung der Bildinhalte gleichermaßen. Nicht empfehlen können wir die „Spiel“-Voreinstellung des Ambilights, die bei einer automatischen Game-Mode-Erkennung stets aktiviert wird, sobald ein Videospiel gestartet wird. Im Ambilight-Game-Mode können die LEDs flackern, weshalb wir auch in diesem Fall den Standard- oder Natürlich-Modus empfehlen.
Eine schlechte Nachricht erwartet Besitzer von Philips Hue-Lampen: Der OLED808 ist nicht in der Lage, Philips-Hue-Lampen als Ambilight-Erweiterung anzusteuern. Aktuell ist nur die Erweiterung über die beleuchteten Play-Fi Lautsprecher FS1 vorgesehen. Ob es zukünftig eine kostenpflichtige Hue-App im Google-Store geben wird, war zum Testzeitpunkt des OLED808 noch nicht absehbar.
First-Class-Gaming mit dem OLED808
Philips ermöglicht auch im Spielmodus eine sehr gute Bildabstimmung und das HDR-Tonemapping lässt sich deaktivieren, um eine bestmögliche Kontrastabstimmung mit PS5 und XSX zu gewährleisten (Weißlicht-Clipping-Grenze bei ca. 800 Nits). Die Spielbarkeit fällt mit 60- oder 120-Hz-Quellen exzellent aus und selbst mit einer Nintendo Switch und SDR-Signalen lassen sich im Spielmodus leuchtstarke Bilder erzeugen. Wollen Sie brillante Details betonen und Farben kräftiger darstellen, ohne das Gesamtbild zu künstlich zu gestalten, haben Sie dank zahlreicher Kontrast- und Farboptimierungen auch mit SDR-Videosignalen die entsprechenden Möglichkeiten.
Präzisionsfrage beim OLED808
Wechseln Sie auf den Filmmaker- oder IMAX-Modus, werden Inhalte nahezu unverfälscht dargestellt. Dank des tadellosen HDR-Tonemappings werden HDR-Quellen ohne störende Detailverluste abgebildet. Das Upscaling überzeugt mit klassischen HD-Signalen und mittels Nachschärfung und Pixelkontrastanhebung können Sie kleinere Details hervorheben. Nahezu alle wichtigen Streaming-Apps werden mit dem OLED808 unterstützt und dies je nach Anbieter und Abo in bester Dolby-Vision- und HDR10+ Qualität. Dank Dolby-Atmos- und DTS:X-Unterstützung ist der OLED808 ebenfalls zu wichtigen Heimkino-Audiostandards kompatibel. Doch es gibt auch Kritikpunkte: Abseits des Game-Modes fällt die Eingabeverzögerung des OLED808 so hoch aus, dass sich Tasteneingaben über die Fernbedienung schwammig anfühlen. Der Festspeicher des Fernsehers, um Apps installieren zu können, fällt vergleichsweise gering aus und nach der Google-TV-Ersteinrichtung war bereits die Hälfte des Speichers belegt (USB-Speichererweiterung möglich).
Die Bedienung des OLED808 erfordert etwas Eingewöhnungszeit, denn sämtliche Einstellungen sind nun innerhalb der Google-TV-Oberfläche integriert. Statt der bislang üblichen Philips-TV-Einstellungen erblicken Sie neu strukturierte Menüs für Bild und Ton. Zwar integriert Philips Tasten für einen Menü- und Schnellmenü-Abruf, doch speziell der Tonzugriff gelingt nicht so intuitiv wie erhofft. Im Zusammenspiel mit HDMI-Quellen stießen wir auf seltene Anzeige- und Tonfehler, doch die gute Nachricht: Derartige Fehler traten nur im Ausnahmefall auf und ließen sich stets durch einen TV-Neustart beheben. Einzig die verzögerte Tonausgabe im Spielmodus mit einer Xbox Series X ließ sich zum Testzeitpunkt nicht vermeiden.
Bewährte OLED-Qualität
Die Leistungswerte des verbauten OLED-Panels entsprechen den letztjährigen OLED.EX-Modellen, sodass Sie beim OLED808 nicht von Neuentwicklungen wie der MLA-META-Technologie profitieren, die den OLED908-Modellen vorbehalten bleibt. Dennoch holt Philips alles aus der bewährten OLED-Panelqualität heraus, wenngleich vollflächig helle Bilder einen sichtbaren automatischen Dimming-Effekt provozieren. Bei längeren Filmszenen ohne Kontrastwechsel kann es ebenfalls zu einem automatischen Abdunklungseffekt kommen. Um eine ungleichmäßige Abnutzung der lichterzeugenden OLED-Pixel zu minimieren, setzt Philips auf eine gezielte Logo-Dimming-Funktion, bei der statische Bildanzeigen leuchtschwächer abgebildet werden (auf Wunsch abschaltbar). Zudem kann bei Standbildern innerhalb kurzer Zeit ein Bildschirmschoner einsetzen.
Philips legt bei der Grundabstimmung großes Augenmerk auf eine makellose Durchzeichnungsqualität, sodass Details nahe Tiefschwarz nicht verloren gehen. Allerdings schießt Philips bei der Bildabstimmung etwas über das Ziel hinaus: Selbst im neutralen Filmmaker-Modus zeigt der OLED808 eine Überbelichtung dunkler Bildbereiche, weshalb der Fernseher zu sichtbaren Banding-Artefakten neigt und Kompressionsfehler von Videoquellen hervorstechen können. Über die vorhandene Artefaktunterdrückung können Sie Bildfehler mindern, ein echter Effekt zeigt sich aber erst in mittlerer Stufe, was zugleich zu einem Weichzeichnereffekt führen kann. Die Tonqualität kann ebenfalls nicht restlos überzeugen: Die optionale Raumkalibrierung dünnte die Wiedergabe aus, weshalb der OLED808 spitzer klang als ohne Raumkalibrierung. Generell sind die meisten Tonvoreinstellungen auf Sprachverständlichkeit und Effekte getrimmt, wodurch der Fernseher sehr direkt, aber schlank erschallt. Im Raumklangmodus tönt der OLED808 fülliger, was wiederum die Sprachverständlichkeit und Center-Channel-Effekte in den Hintergrund rücken lässt. Mittels eARC-Verbindung lässt sich der OLED808 mit einer Soundbar verbinden und Dolby-Atmos- sowie DTS:X-Quellen werden gleichermaßen unterstützt. Leider blockiert die eARC-Verbindung eine Hochgeschwindigkeits-HDMI-2.1-Schnittstelle des Fernsehers.
Der OLED808 ist moderner Streaming- und Gaming-TV
Mit einer neuen Smart-TV-Hardwareplattform und einer nahtlosen Google-TV-Oberfläche ist der OLED808 älteren Philips-TVs einen Schritt voraus. Nur der Verlust der Philips-Hue-Lampenansteuerung könnte dazu verleiten, doch noch zu einem älteren Philips-TV zu greifen.
Philips 48OLED808 im Quick-Check
Details
- Preis: 1 700 Euro
- Bildgröße: 48 Zoll (auch erhältlich in 42, 55, 65 und 77 Zoll)
- Maße: 107 × 68,4 × 6,8 cm
- Gewicht: 17,3 kg (13,9 kg ohne Standfuß)
- Bauweise: OLED
- Auflösung: 3 840 × 2 160 Bildpunkte
- Stromverbrauch: ca. 35 – 200 Watt
Anschlüsse
- 4 × HDMI (HDMI 1&2: 4K 120 Hz HDR, HDMI 3&4: 4K 60 Hz oder 1 440p 120 Hz HDR)
- 1 × eARC (HDMI 2)
- 3 × USB
- 1x Netzwerk (oder WLAN)
- kein analoger Videoeingang
- 1 × digital optisch Audio
- 1 × Kopfhörer
Gaming-Funktionen
- 4K in HDR und Dolby Vision mit bis zu 120 Hz
- VRR
- Freesync
- G-Sync-kompatibel
- ALLM
- 1440p-Support
- HGiG
- Input Lag: ca. 12,5 ms (60 Hz), ca. 5 ms (120 Hz), einblendbarer Zielpunkt
Tuner-Funktionen
- Single-Tuner für DVB-S/-C/-T
- Unicable-Support
- 1 × CI
- HD+ Freischaltung via App
Streaming-Apps
- Netflix
- Amazon Video
- Disney+
- Apple TV
- Youtube (inklusive AV1-Decoding)
- Magenta TV
- DAZN
- Rakuten TV
- u.v.m.
HDR- und Audio-Formate
- HDR10
- HDR10+ (Adaptive)
- HLG
- Dolby Vision
- Dolby Digital
- Dolby Atmos
- DTS
- DTS:X
- kein Mehrkanal-PCM mit XSX (nur Stereo-PCM
- DTS-Play-Fi
Bildquelle:
- Philips-OLED-Filmbild: © Auerbach Verlag
- Philips-OLED-Rueckseite: © Auerbach Verlag
- Philips-OLED-Gamebar-Anzeige: © Auerbach Verlag
- Philips-Ausleuchtung: © Auerbach Verlag
- Philips-OLED-Grafik-Farben: © Auerbach Verlag
- Philipf-OLED-Ueberbleichung: © Auerbach Verlag
- Philips-OLED-Flaechenhelligkeit: © Auerbach Verlag
- Philips-OLED-Farbhelligkeit-1: © Auerbach Verlag
- Philips-OLED-Blacklevel: © Auerbach Verlag
- Philips-OLED-Flackern: © Auerbach Verlag
- Philips-Streaming: © Auerbach Verlag
- Philips Ambilight TV: © Philips