Seit nunmehr zwei Jahren ist HiTube als Marke für Enigma2-Linuxreceiver aktiv. Das erste Modell konnte vor allem beim Preis-Leistungsverhältnis überzeugen. Nun ist der Nachfolger auf dem Markt und wir werden schauen, wie sich die Marke HiTube in den zurückliegenden Monaten entwickelt hat.
Dieser Test erschien zuerst in der DIGITAL FERNSEHEN 08/2021
Bei unserem ersten Test konnte die HiTube 4K Combo an vielen Stellen punkten, doch vor allem Sat-Dxer und Drehanlagenbesitzer mussten noch mit kleinen Schwächen leben. Wir schauen nun, ob diese bei der Pro-Version des Gerätes beseitigt wurden.
Wie ist der Linuxreceiver ausgestattet?
Die Ausstattung der Box selbst ist nahezu identisch geblieben. Bedienelemente, egal ob Tastern an der Front oder einem Netzschalter an der Rückseite, suchen wir vergebens. Das Gerät ist regulär nur über den Signalgeber steuerbar. Eine Alternative bieten Apps oder das Webinterface, falls der Signalgeber einmal ausfallen sollte. Auf ein Display hat der Hersteller hingegen nicht verzichtet. Eine vierstellige Siebensegmentanzeige zeigt alternativ Kanalnummer oder die aktuelle Uhrzeit an. Eine Farb-LED signalisiert den Betriebszustand des Gerätes.
Der HiTube 4K Combo gehört zu den Geräten, die vornehmlich an Fernsehgeräten mit HDMI-Anschluss betrieben werden können. Allerdings verfügt die Box neben dem HDMI-Ausgang auch über eine mit AV bezeichnete 2,5-mm-Klinkenbuchse. Mit entsprechender Kabelpeitsche – die nicht im Lieferumfang enthalten ist – kann somit auch ein analoges Videosignal abgegriffen werden. Überzeugen kann die Box mit einem USB-3.0-Anschluss und einer USB-2.0-Schnittstelle. Für weitere Datenkommunikation steht ein 100-Mbit-Ethernet-Anschluss bereit. WLAN ist ebenfalls integriert.
Beim Tuner setzt HiTube auf eine breite Vielfallt, denn sowohl ein DVB-S2x-Tuner als auch ein Combomodul für den Empfang von DVB-T2 und Kabelsignalen sind integriert. Neu bei der Pro-Version ist ein Anschluss für externe Fernbedienungssensoren. Somit kann der Linuxreceiver auch versteckt hinter dem TV-Gerät plaziert werden. Leider legt der Hersteller seiner Pro-Version keinen dieser Sensoren bei. Im Testlabor haben wir die Funktionalität allerdings mit dem Sensor des Dinobot Twin 4K, der aus derselben chinesischen Receiverschmiede stammt, geprüft. Abgerundet wird die Ausstattung des HiTube Combo 4K Pro durch einen Smartcardleser. Selbiger kann von Linux-Kennern – ganz wie bei Enigma2 üblich – aufgebohrt werden.
So nimmt man den Linuxreceiver in Betrieb
Zum ersten Start begrüßt uns die Box mit dem bekannten OpenATV-Logo. Schon ab Werk ist das OpenATV-6.42-Image vorinstalliert und wie gewohnt muss im ersten Schritt die Ersteinrichtung durchlaufen werden. Die Einrichtung der Box beinhaltet die Festlegung der Sprache und des Satellitensystems. Doch auch die Konfiguration des HDMI-Ausgangs erfordert die Aufmerksamkeit des Bedieners. Bei der wählbaren Videoauflösung steht als höchste Stufe 2 160p zur Verfügung. Eine Besonderheit ist noch die Einrichtung des Internets, denn hier kann dank des integrierten WLAN-Adapters gewählt werden, ob kabelgebunden oder auf drahtlose Weise kommuniziert werden soll. Weiterhin kann aber nur eine Netzwerkverbindung unter Enigma2 parallel verwendet werden.
Im Praxistest
Bei unserem mehrtägigen Alltagsbetrieb zeigen sich keine Schwächen der preisgünstigen 4K-Box. In rund 30 Sekunden bootet der Linuxreceiver aus dem Kaltstart. Flott ist die Box nicht nur beim Booten, sondern auch beim Senderwechsel. Mit 1,25 Sekunden kann sie mit den Wettbewerbern locker mithalten. Der EPG kann vom Nutzer in der Wunschansicht genutzt werden, natürlich sind Timerprogrammierungen aus dem Programmführer heraus schnell und unkompliziert möglich. Die Vor- und Nachlaufzeit dieser Timer wird vorab einmalig im Menü festgelegt. Auch der Teletext ist fest integriert.
Multimedia
Aufnahmen sind wie gewohnt im OpenATV-Betriebssystem uneingeschränkt möglich. Sobald ein externer Datenträger an einer der USB-Schnittstelle angeschlossen ist, kann der Mittschnitt erfolgen. Neben der Aufnahme auf USB-Datenträger werden auch Mitschnitte auf NAS-Netzwerkspeicher unterstützt, ganz so, wie wir es von den Oberklasse-Geräten auch kennen. Alle Aufnahmen werden uncodiert mitgeschnitten. Auch Mehrfachaufnahmen sind möglich. Dank des Combo-Tunermoduls ist die Flexibilität vorhanden. Aufnahmen von IPTV-Streams werden ebenfalls unterstützt.
Ist der HiTube 4K Combo Pro erweiterbar?
Via Plugins lässt sich der Funktionsumfang weiter ausbauen. Viele bei der Enigma2-Fangemeinde lieb gewonnene Plugins sind auch mit dieser Box und somit auf dem HiSilicon-Prozessor nutzbar. So bereitete das Mediaportal im Test ebenso wenig Probleme wie der Internetradioplayer ShoutCast. Auch das Abspielen fremder Aufnahmen im Format MKV und diverse SD-Formate in MPEG2 und DIVX ist möglich. Im Test wurden die auf einer externen Festplatte befindlichen Testfiles allesamt ohne Einschränkungen wiedergegeben. Auch HbbTV wird vollumfänglich unterstützt, auch im Radiobetrieb kann der Multimedidienst uneingeschränkt genutzt werden. Zur Aktivierung muss allerdings unter OpenATV der Plugin „hbbtvkitt“ manuell installiert werden.
So gut ist der Empfang
Die integrierte Empfangseinheit empfängt Sender in den Standards DVB-S, DVB-S2 und DVB-S2x. Multistreams bleiben allerdings außen vor. Die Empfindlichkeit liegt mit gemessenen minus 85 dBm im durchschnittlichen Bereich. Im Test stellen wir zudem fest, dass der Linuxreceiver mit Symbolraten bis minimal 1 000 Symbols umgehen kann und somit auch im SCPC-Empfangsbereich gute Ausbeute liefert. Die DiSEqC-Unterstützung wird unter OpenATV im Grundbetrieb sehr gut beherrscht. Probleme gibt’s nur beim Blindscan. Wird dieser an einer DiSEqC-Anlage ausgeführt, kommen diffuse Ergebnisse zustande, da die Box während des Blindscans falsche DiSEqC-Signale absetzt. Dieser Fehler ist bereits von der Combo-4K-Variante bekannt, leider hat es der Hersteller versäumt, diesen kleinen Bug anzupassen.
Abseits des Blindscan funktioniert die Schaltung aber reibungslos. Egal ob Drehanlage, große Multifeedeinheit oder Unicablesysteme – die Box beherrscht alle zur Verfügung stehenden Protokolle und kann somit auch sehr gut bestückte Multifeedanlagen mit 16 oder mehr LNBs verarbeiten. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelstandard JESS/EN50607 genutzt werden.
Trotz der DiSEqC-Probleme gehört der Blindscan zu den Vorteilen der Box. Wir prüfen die Funktionsweise (unter Beachtung des genannten Bugs an einem Single-LNB) zuerst auf der Türksat-Position. Im Blindscan werden hier innerhalb von nur zwei Minuten 78 Transponder aufgespürt. Die anschließende Kanalsuche auf allen gefundenen Transpondern bringt 654 Kanäle zum Vorschein. Der Blindscan arbeitet auf dieser Position also bereits sehr überzeugend. D
ieser gute Eindruck setzt sich auch beim Check auf 3 Grad Ost, einer Position mit sehr vielen schmalbandigen Transpondern, fort. Auch auf diesem Eutelsat-Satellitensystem ist das Ergebnis überzeugend. 38 Transponder, darunter auch solche mit Symbolraten knapp über 1 000 Megasymbols, werden aufgespürt. 59 Kanäle kommen letztendlich in der Kanalliste zum Vorschein. Auch im C-Band erzielen wir überzeugende Scanergebnisse. DXer wird allerdings die fehlerhafte und von der 4K-Combo-Box bekannte Signalanzeige stören. Der Hersteller hat auch hier bisher kein Treiberupdate geliefert, weshalb die Werte schier unbrauchbar sind. Zweifellos am Empfang ändert dies nichts, vergleichbar sind aber die hohen Dezibel-Werte keinesfalls.
Enttäuschung gibt’s auch beim Thema Sat-IP-Unterstützung. Auch hier hat sich seit dem Test der 4K Combo -Version nichts getan. Weiterhin ist es nicht möglich, Sat-IP -Tuner einzubinden. Der Plugin kann zwar installiert werden, bleibt aber funktionslos. Somit muss mit dem zwei fest installierten Tunern beim HiTube 4K Combo Pro ausgekommen werden.
Wie gut ist der HiTube 4K Combo Pro?
Die Vorteile des 4K Combo können wir auch beim neuen Pro-Modell bestätigen. Dieses arbeitet im klassischen TV-Betrieb sehr gut und zuverlässig. Gepaart mit dem günstigen Preis ist die Box für Astra-Zuschauer ein wahres Schnäppchen. Auch DXer könnten viel Freude mit dem Linuxreceiver haben, wären da nicht die kleinen Bugs beim Blindscan und der Signalanzeige, die sich in Windeseile vom Hersteller per Treiberupdate beseitigen ließen, aber wo nichts passiert. Dies ist schon enttäuschend. Letztendlich arbeitet die Box allerdings, abgesehen von den genannten Schwächen, sehr gut.
Dieser Test erschien zuerst in der DIGITAL FERNSEHEN 08/2021
Bildquelle:
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- Test HiTube 4K Combo Pro Linuxreceiver EPG: © Auerbach Verlag
- Test HiTube 4K Combo Pro Linuxreceiver Signalfinder: © Auerbach Verlag
- Test HiTube 4K Combo Pro Linuxreceiver Tabelle: © Auerbach Verlag
- Test HiTube 4K Combo Pro Linuxreceiver: © Auerbach Verlag