LG OLED Flex (42LX3Q9LA) im Test: Wahrlich einzigartig

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Der LG OLED Flex vor weissem Hintergrund. Bild zum Test.
© LG

Obwohl es sich beim LG OLED Flex um einen kompakten und superflachen OLED-Screen handelt, ist bei diesem Fernseher-Monitor-Hybrid-­Gerät nichts so, wie es scheint. 

Preis: ca. 3 000 Euro • Bildgröße: 42 Zoll • Maße: 93,7 × 61,4 × 30 cm • Gewicht: 22,3 kg • Bauweise: OLED • Auflösung: 3 840 × 2 160 Bildpunkte • Stromverbrauch: ca. 35 – 150 Watt

Der LG OLED Flex kommt in einem XXL-Karton zu Ihnen nach Hause und der Monitor bringt mehr 20 Kilogramm auf die Waage. Der Grund: Das OLED-Display und der imposante Standfuß bilden beim Flex eine Einheit und das Gerät wird komplett montiert ausgeliefert. Ungewöhnlich erscheinen zwei Streben, die an der Display-Rückseite beide Bildseiten umklammern und eine zentral angeordnete Taste auf der Fernbedienung, die bei anderen LG-OLED-Fernsehern nicht zu finden ist. Des Rätsels Lösung zeigt sich, wenn der Flex eingerichtet und in Betrieb genommen wurde.

Biegsam auf Knopfdruck

Der LG OLED Flex erscheint nicht nur außergewöhnlich, sondern wartet mit einer exklusiven Zusatzfunktion auf: Das OLED-Display lässt sich auf Knopfdruck biegen und Sie können zwischen einer klassischen Flatscreen- und Curved-Screen-Ansicht wechseln. In den Systemeinstellungen des Fernsehers finden Sie eine detaillierte Option, um den Krümmungsradius in 20 Stufen abzustimmen und zwei Voreinstellungen lassen sich abspeichern, um diese mit der Taste der Fernbedienung komfortabel abrufen zu können. Bevorzugen Sie die Curved-Ausrichtung des Screens, ertönt nach dem Ausschalten des Flex ein Soundeffekt und das Display wechselt selbstständig in die Flat-Einstellung im Stand-by-Modus. Schalten Sie den Flex wieder ein, wird der zuletzt gewählte Curved-Modus automatisch aktiviert.

Je nach Anwendung und Sitzabstand bieten sowohl die Flat- als auch Curved-Einstellung Vorteile und aufgrund der sehr hohen Pixeldichte, die mit aktuellen XXL-8K-OLED-Fernsehern vergleichbar ausfällt, erwartet Sie eine besonders plastische Curved-Screen-Wiedergabe bei einer PC-Nutzung. Mit Filmen und größerer Sitzdistanz eignet sich wiederum die klassische Flatscreen-TV-Ansicht oder ein geringerer Krümmungsradius. Zusätzlich bietet der Standfuß den Vorteil, den OLED-Screen stufenlos in der Höhe auszurichten und geringfügig anzuwinkeln. Leider ist es aber nicht möglich, den Screen zu drehen und auch eine Hochkantausrichtung des Displays stellt keine Option dar. Die rückseitig abstrahlende LED-Beleuchtung können Sie in Helligkeit und Farbe beeinflussen. Die Lichter können sogar dynamisch die Farbe des Bildinhalts aufnehmen, allerdings führte dies im Test zu störenden Flackereffekten. Wir empfehlen deshalb eine statische Lichteinstellung für die LED-Rücklichter.

Display ist fest an den Standfuß montiert, keine Wandmontage empfohlen • Blenden für Anschlussbereich • beleuchtete Rückseite (Helligkeit, Farbe und Dynamik einstellbar) • Stromkabel ca. 1,4 m • Rahmenbreite: ca. 0,2 cm (ca. 0,8 cm bis Bild) • Displaydicke OLED-Panel: ca. 0,9 cm • Displayhöhe Unterkante: flexibel höhenverstellbar, ca. 8,3 – 22 cm • Standfußfläche: ca. 36 × 30 cm • Display drehbar: nein (auch keine Hochkantdrehung möglich), aber nahezu stufenlos biegsam, Curved-Radius in 20 Stufen über Fernbedienung steuerbar, 2 Voreinstellungen können für schnellen Zugriff gespeichert werden. Display kann geringfügig angewinkelt werden
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TV-Monitor-Hybrid

Der LG OLED Flex ist nicht etwa Teil des Monitor-Line-ups von LG, sondern ist im TV-Segment eingegliedert. Somit erwarten Sie sämtliche Vorteile eines LG-OLED-TVs inklusive der Magic-Remote-Steuerung. Über Handbewegungen navigieren Sie einen Mauszeiger zum gewünschten Ziel und halten Sie bestimmte Tasten der Fernbedienung länger gedrückt, offenbaren sich praktische Zusatzfunktionen. Darunter die Anzeige eines Schnellauswahlmenüs, das Sie über das Gedrückthalten der Taste „0“ erreichen. Hier können Sie Wunschapps und Quellen hinzufügen, damit diese ohne Umwege über den Homescreen angewählt werden können. Gaming-Fans erwartet exklusive Bonusfeatures, durch die sich der Flex gegenüber den LG-OLED-TVs abhebt. Darunter ein USB-Switch-Hub, um Maus und Tastatur direkt am Monitor anzuschließen und mit unterschiedlichen Quellen nutzen zu können. Die praktische Gaming-OSD-Oberfläche informiert über Eingangssignale und Sie können die Bildausgabe wahlweise auf ein 32- oder 27-Zoll-Format verkleinern, falls PC-Games auf kürzester Distanz zum 42-Zoll-Screen zu gewaltig erscheinen. Das Zusammenspiel mit unserem Gaming-PC hat uns positiv überrascht: Der LG OLED Flex wechselt automatisch in den PC-Modus, der eine pixelgenaue RGB-Bildausgabe ermöglicht. Sollte dies je nach Computer doch einmal nicht funktionieren, sollten Sie dem Home-Dashboard einen Besuch abstatten und dort die HDMI-Quelle auf PC wechseln. Zudem zeigte sich der LG-OLED-Screen wie geschaffen für Nvidia-G-Sync-Signale, denn unser Gaming-PC erkannte den Flex nicht nur automatisch, sondern führte den G-Sync-Abgleich ohne zusätzliche Einstellungen durch. Damit verhielt sich der LG OLED Flex deutlich unproblematischer als viele andere Displays am Markt.

Alle vier HDMI-Eingänge verarbeiten 4K-120-Hz-HDR-Signale und der LG OLED Flex bietet eine vorbildliche RGB-Signalausgabe und VRR-Unterstützung. Sogar die G-Sync-Aktivierung klappte im Test ohne Probleme. Praktisches Gaming-OSD und äußerst geringe Eingabeverzögerung mit 60-Hz- und 120-Hz-Signalen

Besitzer einer PS5 und Xbox Series kommen ebenso auf ihre Kosten: Alle vier HDMI-Eingänge unterstützen 4K-120-Hz-Signale in HDR-Qualität und sogar eine 120-Hz-Wiedergabe mit Dolby-Vision-Signalen ist möglich. Die Eingabeverzögerung mit derartigen Signalen ist jederzeit niedrig und für klassische 60-Hz-­Signale bietet LG ebenfalls die Möglichkeit, den Input-Lag auf Minimalniveau zu drosseln. Dass wir den LG OLED Flex dennoch nicht für klassische PC-Arbeiten als produktiven Monitorersatz empfehlen können, liegt an den OLED-TV-typischen Einschränkungen. Die Flächenhelligkeit des LG OLED Flex ist vergleichsweise gering, weshalb große Weißflächen (Windows-Fenster, Textdateien, Internet-Seiten) regelmäßig Helligkeitsschwankungen provozieren. OLED-TV-typisch zeigt sich gerade die SDR-Helligkeit im reaktionsschnellen Spielmodus künstlich beschnitten, sodass der LG OLED Flex erst mit HDR-Quellen zur Höchstform aufläuft. Der 42-Zoll-OLED-Screen arbeitet auch nicht helligkeitsstabil, denn minutenlange Videobilder ohne Kontrastwechsel provozieren einen automatischen Dimming-Effekt, den klassische OLED-Monitore nicht aufweisen. Zwar lässt sich dieser Effekt im versteckten Service-Menü des Flex abschalten, doch mit klassischen Mitteln gelangen Sie nicht in die Serviceeinstellungen des OLED-Screens und ein Abschalten der Funktion würde die Garantiebedingungen von LG verletzen, weshalb wir ausdrücklich davon abraten. Unter diesen Gesichtspunkten erscheint es nachvollziehbar, weshalb OLED Flex von LG in das TV-Segment und nicht in das Monitor-Segment eingegliedert wurde. 

Obwohl der LG OLED Flex vor allem als Gaming-Monitor konzipiert ist, erwarten Sie sämtliche Vorzüge der LG-OLED-Fernseher, darunter das aktuelle WebOS-System mit allen wichtigen Streaming-Apps in Dolby-Vision- und Dolby-Atmos-Qualität. Selbst bei den Twin-Tunern und den Möglichkeiten der USB-Festplattenaufnahme verhält sich der Flex identisch zu klassischen LG-OLED-Fernsehern

Bildqualität auf Top-Niveau

Die Darstellungsqualität des LG OLED Flex entspricht dem bereits von uns getesteten OLED-TV 42C2. Zunächst sollten Sie den vorab eingestellten Eco-Modus deaktivieren, um die bestmögliche Bildhelligkeit und Bilddarstellung zu ermöglichen. Die dafür notwendigen Eco-Einstellungen finden sich etwas versteckt im Systemmenü des Flex. Im Test war es außerdem notwendig den Schwarzwert etwas anzuheben, um einen Black-Crush von Details nahe Tiefschwarz zu vermeiden. LG spendiert dem Flex den Hochleistungsprozessor Alpha 9, eine natürliche Farbabstimmung und eine exzellente HDR-Bildabstimmung. Bereits ohne Bildkalibrierung zeigt der Flex im Filmmaker-Modus exzellente Werte und eignet sich sogar für Foto- oder Videoarbeiten am PC. Geringfügige Abweichungen hinsichtlich der Farbtemperatur und Darstellung warmer Farbtöne lassen sich manuell ausgleichen oder über eine Calman-Auto-Kalibrierung auch vollautomatisch. Moderne Dolby-Vision-Signale verarbeitet der 42-OLED-Screen dank IQ-Funktion passend zum Umgebungslicht, während die Precision-Detail-Option auf Wunsch für eine künstliche Kontraststeigerung sorgt. Klassische HDR10-Signale profitieren vom dynamischen Tonemapping, das Sie in den Bildoptionen aktivieren können. Der Flex ist nicht nur für moderne Streaming- und Gaming-Quellen geeignet, sondern auch ein vollwertiger TV-Ersatz. Twin-Tuner und USB-Recording bieten PC-OLED-Monitore nicht. Vermisst haben wir lediglich die praktische HD+ App, um private HD-Känale komfortabel zu entschlüsseln und innerhalb der Joyn-App wurden im Test noch nicht die zusätzlichen FAST-Channels aufgelistet. Außergewöhnlich für solch ein Display sind die vier integrierten und nach vorn abstrahlenden Lautsprecher, die sich im Standfuß verstecken und in einer 2.2-Konfiguration arbeiten. Bei geringem Sitzabstand zum Display klingt der LG OLED Flex dadurch erwachsener als viele vergleichbare Displays. Über die eARC-Weiterleitung gelangen Dolby-Atmos- und Mehrkanal-PCM-Tonsignale an eine Soundbar, falls der Wunsch nach mehr Klangqualität aufkommen sollte.

Wahrlich einzigartig

Mit knapp 3 000 Euro gehört der LG OLED Flex zu den teuersten OLED-Displays, die Sie aktuell erwerben können, doch die Kritik am Preis erübrigt sich. Einerseits ist der biegsame Flex-OLED ein einzigartiges Display ohne direkte Konkurrenz am Markt und andererseits bietet LG mit dem 42C2 eine kostengünstige Alternative für alle, die eine gleichwertige OLED-Bildqualität erleben möchten. Statt TV-Look-Einheitsbrei präsentiert LG mit dem OLED Flex ein beeindruckendes Technikstatement, das viele interessante Ansätze bietet, die weit über die Möglichkeiten eines klassischen Displays hinausgehen. Und dennoch vernachlässigt LG die Smart-TV- und Empfangsfunktionen nicht, sondern der Flex ist ebenso umfangreich ausgestattet wie LG-OLED-Fernseher. Kurzum: Wer sich für außergewöhnliche Technik interessiert, findet mit dem LG OLED Flex den womöglich beeindruckendsten 42-Zoll-OLED-Screen, den der aktuelle Markt bietet. Dieser TV-Monitor-­Hybrid versprüht echte Sci-Fi-Atmosphäre! 

Text: Christian Trozinski; Redaktion: Richard W. Schaber

LG OLED Flex Ausleuchtung

OLED-Panel mit selbstleuchtenden Subpixeln in BGRW-Anordnung: exzellente Kontrast- und Schwarzdarstellung, tadellose Blickwinkeleigenschaften. Lichtverteilung sehr gut (ca. 90% Homogenität). Dezente Schatteneffekte und Pixelrauschen in dunklen Flächen. Temporäres Nachleuchten möglich. Leichter Farbtemperaturdrift in Grau-/Weißflächen. Exzellente Bewegtbildschärfe, keine künstlichen Nachzieheffekte. Kontrastfilter: Spiegelungen sichtbar, Reflexionen violett, sattes Schwarz bei Umgebungslicht, einstrahlende Lichtquellen werden kaum gestreut

LG OLED Flex Filmdarstellung

Die Filmbilddarstellung des LG OLED Flex erfüllt allerhöchste Standards, was nicht verwundert, denn der Gaming-TV erbt die Technik des 42C2. Bereits in den Voreinstellungen erwartet Sie eine kinogetreue SDR- und HDR-Bilddarstellung. Geringfügige Verfärbungen zeigen sich vorrangig bei Weißflächen

LG Flex Flächenhelligkeit

Mit knapp 650 Nits zeigt der LG OLED Flex unter HDR-Bedingungen eine vergleichsweise gute Spitzenhelligkeit (im Vergleich mit anderen 42-OLED-Screens). Die Flächenhelligkeit kann allerdings auf unter 150 Nits fallen. Im Spielmodus unter SDR-Bedingungen sind nur noch 150 bis 300 Nits erreichbar

LG OLED Flex Farbhelligkeit

Höchste Helligkeit (ca. 700 Nits) mit farblosen Weißlichtdetails im HDR-Bildmodus. Die RGB-Farblichthelligkeit bei stark gesättigten HDR-Farben ist auf ca. 400 Nits limitiert. Ohne Einsatz der Funktion „größte Helligkeit“ insgesamt dunkleres Bild, aber Weißflächen und Farben strahlen nahezu im Einklang

LG OLED Flex Farbpräzision

Der LG OLED Flex ist bereits in den Werkseinstellungen präzise abgestimmt und selbst im PC-Modus lässt sich die Bilddarstellung natürlich gestalten. Kleinere Unstimmigkeiten im Bereich der Orange- und Rottondarstellung lassen sich z. B. mittels Calman-Kalibrierung ausgleichen

LG OLED Flex Farbvolumen

Der LG OLED Flex erreicht die gleichen sehr guten Farbsättigungsergebnisse wie der bereits getestete LG OLED C2. Aufgrund der RGB+W-Subpixelstruktur werden nicht die allerhöchsten Farbhelligkeitswerte erreicht, weshalb die Messergebnisse des Farbvolumens deutlich geringer ausfallen

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