Egal ob Blackout, unwetterbedingter langer Stromausfall oder im Outdooreinsatz: In allen Fällen ist ein autark arbeitendes Kurbelradio Gold wert. Vor allem, wenn es darüber hinausgehende Funktionen besitzt.
Dieser Test erschien zuerst in der DIGITAL FERNSEHEN 09/2021
In den Zentralalpen sind extreme Schneefälle keine Seltenheit. Sie können nicht nur dazu führen, dass höher gelegene Täler immer wieder mal Tage von der Außenwelt abgeschnitten sind und es bis zu einer Woche dauern kann, bis Stromleitungen wieder instand gesetzt werden können.
Gerade in solchen Situationen braucht es eine funktionierende Informationsquelle. Diese finden wir im Radio. Denn zumindest leistungsstarke Grundnetzsender verfügen über eine eigene Notstromversorgung, mit der sie bis zu über eine Woche auch ohne öffentliche Stromversorgung arbeiten können. Das Smartphone bietet sich kaum als Alternative an. Alleine schon, weil bei großflächigen Stromausfällen meist auch die umliegenden Basisstationen stromlos sind.
Weiter sollte man das Thema Blackout nicht außer Acht lassen. Mit ihm können ganze Länder über Tage hinweg stromlos sein. Für solch schwierige Situationen bietet sich ein so genanntes Kurbelradio an, um mit ihm an die Infos zu kommen, die man dringend braucht.
Eine Ausstattung, die ins Auge fällt
Als Notfall- und Outdoorradio sticht das Rocam CR 1009 Pro DAB zunächst durch sein stabiles und robustes Gehäuse hervor, was bei Extremeinsätzen, wie etwa beim Campen, von Vorteil ist. Zunächst fallen der links eingebaute Scheinwerfer, sowie die Solarzelle an der Oberseite, auf. Diese lässt sich hochklappen, worauf eine Leselampe mit sechs nebeneinander angeordneten LEDs zum Vorschein kommt. Beide Lichtquellen sind über seitliche Tasten zu schalten. An der Rückseite des Kurbelradio findet sich die im Gehäuse versenkte Kurbel des eingebauten Dynamos. Mit ihm lässt sich selbst Strom zum Laden des eingebauten Akkus erzeugen. Worauf man angewiesen sein kann, wenn man etwa durch ein winterliches Schneechaos hervorgerufen, schon Tage ohne Strom ist oder man sich im Rahmen einer langen Wanderung in freier Natur befindet.
Der Akku verbirgt sich hinter einer durch eine kleine Schraube gesicherten Klappe an der Gehäuseunterseite. Es ist ein Lithium-Akku der Bauform 21 700 mit einer Kapazität von 5 000 mAh. 21 700er Akkus haben eine Nennspannung von 3,7 Volt und kommen zunehmend in LED-Taschenlampen zum Einsatz. Sie sind auch einzeln erhältlich, genauso, wie dazu passende Ladegeräte.
Zusätzlich ist an der Rückseite auch ein Batteriefach eingebaut, das drei Mignonzellen (Größe AAA) aufnimmt. Damit kann das Gerät auch mit ihnen betrieben werden, so der eingebaute Akku leer ist. Bei eingelegten Batterien schaltet das Radio per automatischer Stromquellenauswahl automatisch zwischen Akku und Batterien um, sobald eines von beiden leer wird. Über eine seitlich hinter einer Schutztülle verborgenen USB-Schnittstelle lassen sich verschiedene Kleingeräte, begonnen vom Smartphone bis zur Stirnlampe, aufladen.
Damit ist das Rocam CR 1009 Pro DAB ein Minikraftwerk, mit dem sich selbst Strom erzeugen lässt und eine zuverlässige Lichtquelle. Weiter besitzt das Radio eine SOS-Alarmfunktion. Über eine farblich hervorgehobene Taste lässt sich eine laute Sirene und rotes Blinklicht aktivieren. Damit kann man etwa bei einem Unfall in freier Natur auf sich aufmerksam machen, auch wenn man selbst nicht in der Lage ist, zu rufen. Wie wichtig eine solche Funktionalität sein kann, erkennt man spätestens, wenn man sich an einem Ort in einer Notsituation befindet, wo kein Handyempfang gegeben ist. Davon gibt es in den Bergen mehr als genug.
Wie ist das Digitalradio ausgestattet?
Neben all der Notfall- und Outdoor-Ausstattung ist das CR 1009 Pro DAB auch ein ganz normales, alltagstaugliches Digitalradio und bietet alles, was man von einem solchen erwartet. Sämtliche für das Radio relevanten Bedienelemente und die Anzeige befinden sich an der Front. Zunächst fällt das links eingebaute 6,3 Zentimeter große monochrome, gut lesbare Display auf. Es umfasst vier Zeilen mit je 16 Zeichen. Platz genug, um während des normalen Betriebs Uhrzeit, Datum, Stationsnamen und Radiotext anzuzeigen. Neben der Anzeige findet der rund 3,8 Zentimeter im Durchmesser große Mono-Lautsprecher Platz. In ihm steckt ordentlich Power. Allerdings sollte man ihn nicht voll aufdrehen, da er bei Lautstärkemaximum zu übersteuern neigt.
Zur Steuerung des Kurbelradios dienen sieben große, unter dem Display und dem Lautsprecher platzierte Tasten. davon sind fünf mit Doppelfunktionen belegt. Hervorzuheben ist, dass der vollständige Scan direkt über eine der Tasten gestartet werden kann und nicht das einsteigen in die Menüoberfläche erfordert. Für DAB Plus und UKW stehen je 30 Festsenderspeicher zur Verfügung, die ebenfalls über die Fronttasten erreichbar sind. Das Radio kennt im übrigen zwei Aus-Modi. Drückt man die Power-Taste kurz, wechselt das Gerät in den Standby-Modus, bei dem der Wecker aktiv bleibt. Mit langem drücken wird das Radio komplett ausgeschaltet.
Hinter der bereits erwähnten seitlichen Klappe sind auch eine Micro-USB-Buchse zum Anschließen eines externen Netzteils, mit dem sich auch der Akku laden lässt, und eine 3,5-mm-Kopfhörer-Klinkenbuchse eingebaut.
Das Kurbelradio richrig bedienen
Bei der erstmaligen Inbetriebnahme des Kurbelradio startet sofort der automatische DAB Plus-Sendersuchlauf. Idealerweise zieht man zuvor die, hinter der Solarzelle eingebaute, mit gerade einmal 25 Zentimeter etwas kurz geratene Teleskopantenne für optimalen Empfang aus. In Folge empfiehlt sich, in den Systemeinstellungen die Menüsprache von Englisch auf Deutsch zu ändern. Zusätzlich werden auch Französisch, Italienisch und Portugiesisch geboten.
Zu den weiteren Funktionsmerkmalen zählt ein Wecker mit zwei programmierbaren Weckzeiten. Bei ihnen kann neben der Einschalthäufigkeit die Weckdauer in sechs Stufen zwischen 15 und 120 Minuten festgelegt werden. Zu den Auswahlmöglichkeiten zählt auch, ob man mit DAB Plus, UKW oder einem Summton geweckt werden möchte. Außerdem ist ein Sleeptimer vorhanden, der das Radio in fünf Stufen nach 15 bis 90 Minuten abschaltet. Ferner lassen sich die Displayhelligkeit und deren Einschaltdauer programmieren.
Funktioniert DAB Plus?
Neben dem automatischen Scan bietet das CR 1009 Pro DAB auch einen manuellen Sendersuchlauf. Für den vollständigen Scan gibt es eine eigene Taste im Bedienfeld. Der Verlauf des Scans wird anhand eines 16-Segment-Balkens und der Zahl der bereits eingelesenen Programme veranschaulicht. Sie werden alphabetisch gereiht in die Senderliste aufgenommen.
Über die Menü/Info-Taste lassen sich alle relevanten Parameter zum laufenden Programm, wie etwa die Programmsparte, genutzte Datenrate, Empfangsfrequenz und Radiotext, abrufen. Signalstärke und Empfangsqualität lassen sich anhand eines 16-stelligen Balkens und der Signalfehler, deren Zahlenwert sich idealerweise nahe bei Null bewegen sollte, ermitteln.
Bei einem erneuten Sendersuchlauf ergänzt das Rocam Kurbelradio die bereits vorhandene Senderliste. Vor Ort nicht verfügbare Stationen werden in dieser mit einem vorangestellten Fragezeichen markiert. Sie lassen sich über den Menüpunkt „inaktive Sender“ löschen.
So gut sind die DAB Plus Empfangsleistungen
Wohl wegen seiner recht kurzen Antenne ist das Rocam CR 1009 Pro DAB nicht gerade eine DX-Maschine. Dennoch gelang es uns in unserem Oberösterreich-Büro bei Linz am Fenster zumindest vier der neun via Dachantenne empfangbaren Multiplexe zu empfangen. Indoor waren bis zu drei Multiplexe, je einer aus Österreich, Bayern und Tschechien, verfügbar.
Empfang via UKW
Der Wechsel zwischen DAB Plus und UKW erfolgt über die Power/Mode-Taste. Zur Frequenzeinstellung dienen die beiden Tune-Tasten. Bei kurzem Drücken erfolgt die Abstimmung in 50-kHz-Schritten. Bei etwas längerer Betätigung startet der automatische Scan, der beim nächsten ausreichend starken Sender stoppt. Die Ansprechschwelle kann in der Menüoberfläche zwischen starken Ortssendern und allen Sendern umgeschaltet werden.
Bei starken Sendern sorgt das schnell arbeitende RDS für eine rasche Anzeige des Stationsnamens. Der Radiotext lässt etwas länger auf sich warten. Über die Info-Taste können alternativ die PTY-Programmsparte, Frequenz sowie Datum oder Uhrzeit abgerufen werden.
So gut sind die UKW Empfangsleistungen
Auf UKW sorgt das Kurbelradio mit seiner Empfindlichkeit und Trennschärfe für eine echte Überraschung. Dank der chronischen UKW-Frequenzverstopfung in der Region sind die aus Bayern und Tschechien einstrahlenden Programme mit vielen modernen Radios nicht oder kaum mehr zu bekommen. Das Rocam CR 1009 Pro DAB bringt die Programme des BR und Antenne Bayern so gut, dass sie einladen, ihnen auch lange zuzuhören.
Wie gut ist der Sound?
Bislang waren wir gewohnt, dass alle kompakten Digitalradios, zu denen auch das CR 1009 Pro DAB zählt, die Radioprogramme über die Kopfhörerbuchse in Stereo ausgeben. Nicht so bei diesem Notfallradio. Es versteht sich ausschließlich auf Mono und enttäuscht selbst bei hochwertigen Kopfhörern mit mattem, jede Dynamik vermissenden Sound. Am Ende macht nur Mono auch wirklich Sinn. Zumindest auf UKW, weil so auch bei schwachen Signalen noch ein guter Empfang möglich ist und man so im Ernstfall auch einen fernen Grundnetzsender noch gut hören kann, während der ortsübliche Füllsender genauso vom Dauerstromausfall betroffen sein dürfte.
Kann man das Kurbelradio auch mit Dynamo- und Solarstrom betreiben?
Die Handkurbel des Dynamos kann zum Laden des Akkus in beide Richtungen gedreht werden. Wobei die Drehgeschwindigkeit bei etwa zwei Umdrehungen pro Sekunde liegen sollte und so für den maximalen Ladestrom von 300 bis 350 mA sorgt. Die eingebaute Solarzelle dient nur zur zusätzlichen Ladeunterstützung und nicht als Hauptenergiequelle. Ist sie direkt auf die Sonne ausgerichtet, indem man sie etwas aufgeklappt hat, erzeugt sie einen Ladestrom von rund 30 bis 50 mA.
Praxistauglichkeit in Notfällen
Nachdem das digitale Notfallradio auch abseits des Rundfunkempfangs in Notsituationen wertvolle Hilfe leisten soll, haben wir dieses ebenfalls unter die Lupe genommen. Die Taschen- und Leselampe bieten je zwei Helligkeitsstufen. Die helle Stufe genügt jedenfalls, um für eine ausreichende Raumbeleuchtung zu sorgen. Nachdem man sich an das im Vergleich zur 230-V-Beleuchtung doch schwache Licht gewöhnt hat, empfindet man es als ganz angenehm. Es reicht jedenfalls aus, um damit auch gut arbeiten zu können.
Im Freien macht die Taschenlampe ebenfalls eine recht gute Figur. Zwar kann ihre Leuchtkraft nicht mit guten Taschen- oder Stirnlampen mithalten, erfüllt ihren Zweck aber vollauf. Wir sind im Test zufrieden. Bei voll aufgeladenem Akku wird bei gleichzeitig auf Volllast brennender Lese- und Taschenlame sowie aktivem Display eine Laufzeit von 7,5 Stunden erreicht. In DAB Plus spielt das Kurbelradio mit halber Lautstärke sogar beachtliche 28 Stunden und 10 Minuten am Stück.
Kann man das Radio mit kurbeln voll aufladen?
Den Akku mit dem Kurbeldynamo voll aufzuladen, wäre eine Angelegenheit von Stunden. Angesichts der Tatsache, dass man die Hände bereits nach wenigen Minuten Kurbeln sehr deutlich spürt, wird man davon jedenfalls Abstand nehmen. Deshalb haben wir den Akku ebenfalls nur mit 15 Minuten kurbeln aufgeladen. Laut Ladezustandsanzeige war dieser danach wenigsten sicht mehr ganz leer und hat für eine Stunde Radio hören gereicht.
Kann das Rocam CR 1009 Pro DAB im Test überzeugen?
Das Rocam CR 1009 Pro DAB erfordert eine doppelte Betrachtung. Einmal erfüllt es unsere Erwartungen für den Notfalleinsatz und entpuppt sich als Universalhelfer. Darüber hinaus ist das Gerät auch einfach nur ein praktisches DAB Plus-Radio, das auch im Alltagseinsatz überzeugt.
Dieser Test erschien zuerst in der DIGITAL FERNSEHEN 09/2021
Bildquelle:
- Kurbelradio Rocam CR 1009 Pro DAB 6: © Auerbach Verlag
- Kurbelradio Rocam CR 1009 Pro DAB 2: © Auerbach Verlag
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- Kurbelradio Rocam CR 1009 Pro DAB 5: © Auerbach Verlag
- Kurbelradio Rocam CR 1009 Pro DAB 4: © Auerbach Verlag
- Kurbelradio Rocam CR 1009 Pro DAB 7: © Auerbach Verlag
- Kurbelradio Rocam CR 1009 Pro DAB Tabelle: © Auerbach Verlag
- Kurbelradio Rocam CR 1009 Pro DAB: © Auerbach Verlag