Bereits die Ankündigung, dass der VPL-GTZ380 auf dem Weg in unser Testlabor ist, ließ uns schlucken: Mit Objektiv kostet dieses Technikmonster fast einen sechsstelligen Betrag und allein eines der Objektive ist mehr wert als einzelne Projektoren der Consumer-Klasse.
10000 Lumen: Angesichts dieser enormen Lichtleistung ist der VPL-GTZ380 einer der kompaktesten Projektoren seiner Klasse, doch wirklich kompakt ist hier lediglich die beiliegende Fernbedienung mit beleuchteten Tasten. Der knapp 50 Kilogramm wiegende Megaprojektor nimmt es spielend mit turmhohen Aufbauten in Kinosälen auf und befeuert Leinwände mit gleich drei Laserlichteinheiten. Rote und blaue Farbtöne werden direkt über die Laserlichtquellen erzeugt, während grüne Farbtöne durch eine Mischung aus Blaulicht-Lasereinheit und Phosphor-Filterrad erzeugt werden. Dieser Aufwand zahlt sich vor allem mit HDR-Quellen aus: Der DCI-Kinofarbraum wird vom GTZ380 zu 100% erfüllt und es gibt genügend „Puffer“ für eine besonders exakte Farbkalibrierung. Selbst HDR-Videospielsignale oder Animationsfilme mit vollem HDR-Farbumfang werden so satt angezeigt, wie es aktuell nur die wenigsten Bildwiedergabegeräte schaffen. Kombiniert man diese enorme Farbsättigung mit der gigantischen Farblichtleistung, erhält man ein Farbvolumen, das anderen HDR-Projektoren weit überlegen ist.
Im Test war das rotierende Phosphorrad je nach Installation und Sitzplatz hörbarer als die internen Lüfter, doch in großen Heimkinoräumen sollte der GTZ380 weit genug entfernt sein, damit diese Nebengeräusche abgeschwächt werden. Trotz des riesigen Gehäuses ist der GTZ380 gerade in den hellsten Einstellungen gut hörbar, schließlich müssen die Lüfter Schwerstarbeit leisten, um die entsprechende Kühlung bereitzustellen. Doch so einschüchternd dieser Projektor zunächst erscheinen mag, so praktisch ist er im Heimkinoumfeld. Dank der Laserlichteinheiten ist der GTZ380 binnen weniger Sekunden startbereit und klassische Filter zur Reinigung sind beim GTZ380 nicht vorhanden, sodass der Projektor nach der Installation theoretisch wartungsfrei arbeitet – einen fachkundigen Händler- bzw. Techniksupport sollten Sie aber dennoch nicht ausschlagen. Um der Wärmeentwicklung im Inneren entgegenzuwirken, setzt Sony auf neu entwickelte Kühlelemente für das Phosphorrad und die SXRD-Panels, sodass die bilderzeugenden Komponenten des Projektors selbst bei maximaler Lichtleistung rund um die Uhr reibungslos arbeiten. Obwohl sich der GTZ380 aufgrund des hohen Gewichts und der XXL-Maße alles andere als einfach unter der Decke montieren lässt, ist der Projektor bei der Leinwandausrichtung äußerst umgänglich. Lens-Shift, Zoom und Fokus können Sie über die Fernbedienung steuern und zwei unterschiedliche Objektive (VPLL-Z8008, VPLL-Z8014) ermöglichen es, den Projektor äußerst nah oder weiter entfernt zu installieren. Beachten Sie, dass der GTZ380 ohne Objektiv ausgeliefert wird und Sie Zusatzkosten von bis zu 10000 Euro für den richtigen „Aufsatz“ mit einberechnen sollten. Was die Objektive leisten, zeigt sich besonders bei perfekten 4K-Testbildern: Selbst die Randbereiche des Bildes werden in exzellenter Schärfe abgebildet.
Echtes 4K
Zwar werden aktuelle Fernseher häufig mit 4K beworben, doch die 4K-Kinoauflösung mit 4096 × 2160 Bildpunkten und das Bildseitenformat 17:9 (1,89:1) wird dadurch nicht erreicht. Der GTZ380 ist dagegen ein waschechter 4K-Kinoprojektor, dessen drei SXRD-Panels tatsächlich die genannte Auflösung aufweisen. Wer UHD-Quellen mit 3840 × 2160 Pixeln abspielt, wird links und rechts vom Bild schmale schwarze Balken erkennen können. Kinofilme im Bildseitenformat 1,85:1 oder gar im Cinemascope-Format lassen sich über die Bildformateinstellungen leicht vergrößern. Die bessere Alternative ist es, auf die pixelgenaue Abbildung zurückzugreifen und die Lens-Shift- und Zoom-Einstellungen zu nutzen, um 21:9-Kinofilme passend auf Cinemascope-Leinwände auszurichten. Dank Lens-Memory-Funktion können Sie unterschiedliche Bildformateinstellungen und Ausrichtungen abspeichern und mit wenigen Tastenklicks erneut aufrufen. Durch die Laserlichteinheiten entfällt die Notwendigkeit, die Schwarzdarstellung durch Hilfsmittel wie Irisblenden zu optimieren, stattdessen wird die Leuchtintensität der Lasereinheiten je nach Bildinhalt angepasst. Um Kontrastverluste durch Streulicht im Projektionsweg auszugleichen, integriert Sony eine digitale Kontrastoptimierung, die dunkle Bildbereiche satter darstellt, ohne Details zu unterschlagen. Im Test beeindruckte uns ebenfalls die Klarheit der Darstellung: Störende Nachzieheffekte haben Sie bei der SXRD-Projektion nicht zu befürchten und Videospielbilder werden ebenso überzeugend wiedergegeben wie TV-Inhalte oder Kinofilme.
Alles ist möglich
Angesichts der extrem hellen Bilder inklusive des XXL-HDR-Farbumfangs sind der Projektionsmöglichkeiten praktisch keine Grenzen mehr gesetzt. So können Sie beispielsweise mit abgestimmten Leinwänden ein fulminantes 3D-Spektakel realisieren (3D-Shutter-Brillen werden unterstützt). Spielt Geld keine Rolle, lassen sich gleich zwei GTZ380-Projektoren übereinanderstapeln (das Gehäuse des GTZ380 ist für diese Zwecke bereits vorbereitet). Andere Möglichkeiten bestehen darin, auf dunkle Leinwanduntergründe zu projizieren, um Raumlicht bestmöglich zu trotzen oder Sie verkleinern die Bildfläche auf weniger als 200 Zoll, um mit weißen Leinwänden eine Bildhelligkeit auf TV-Niveau zu erreichen. Durch den X1 Ultimate Prozessor verspricht Sony eine Kontrastoptimierung von HDR10-Bildinhalten auf Objektbasis – ein Qualitätsvorteil, der sich anhand unseres Vorserienmusters noch nicht ausreichend testen ließ. Dabei ist der GTZ380 nicht nur für gigantische Helligkeiten oder Bildgrößen einsetzbar, sondern Sie können die Laserlichteinheiten auf bis zu 10% der Maximalleuchtstärke herunterdimmen und auch kleine Bildflächen kinogetreu bespielen. Ebenso können Sie auf eine Schwarzbildeinblendung zurückgreifen, die die Bildhelligkeit um 25, 40 oder 50 Prozent mindert und im Gegenzug die Bewegtbildschärfe verbessert. Der beliebte Kombinationsmodus aus sanfter Zwischenbildberechnung und Schwarzbildeinblendung ist natürlich auch beim GTZ380 abrufbar.
Sehen heißt glauben
Der Reiz des Projektors liegt zweifelsfrei in der „Unvernunft“: Diese Farblichtleistung muss man mit den eigenen Augen gesehen haben, um es zu glauben. Obwohl es sich mit Abstand um den hellsten Projektor handelt, den wir bislang testen konnten, gehört die Schwarzwiedergabe auch bei maximaler Laserlichthelligkeit zum Besten, was der Projektionsmarkt aktuell bietet. Zum Vergleich: Der native Bildkontrast des GTZ380 ist höher als der eines LED-LCD-TVs mit VA-Panel. Dank des hohen Kontrasts und der immensen Farbhelligkeit lassen sich dynamische HDR-Quellen erstmals im vollen Umfang mit einem Projektor genießen und die Leinwand verwandelt sich scheinbar zu einem gigantischen Display. Der Vorteil einer Bildprojektion ist einmal mehr die immense Flächenhelligkeit und die exzellente Bildausleuchtung – hier limitiert nur die Oberflächenstruktur der Leinwand. Glücklicherweise ist der GTZ380 kein Präsentationsprojektor mit künstlicher Bilddarstellung, sondern ein optimal zugeschnittener Heimkinoprojektor. Bereits in den Voreinstellungen können Sie einen exzellenten Kinolook erreichen und der X1 Ultimate Prozessor stellt sicher, dass Sie Artefakte von Bildquellen kaschieren und per Zwischenbildberechnung Judder-Effekte mindern können. Mit HDR10-Bildquellen bietet der GTZ380 zwei interessante Tonemapping-Voreinstellungen: Im Modus HDR10 folgt der GTZ380 dem Signalverlauf und lässt leuchtstarke Bereiche sanft auslaufen, sodass Sie kaum Detailverluste erkennen werden. Über die HDR-Kontrasteinstellung können Sie auf die Tonemapping-Clipping-Grenze Einfluss nehmen. Schalten Sie den HDR-Modus auf HDR Referenz um, zeigt der GTZ380 ein Verhalten vergleichbar zu modernen Gaming-TVs mit HGiG-Modus: Der Projektor folgt dem HDR-Helligkeitsverlauf bis zur eigenen Leistungsgrenze und schneidet hellere Details einfach ab. Dies ermöglicht mit PS5 oder Xbox Series X eine besonders exakte HDR-Signalabstimmung, ohne Helligkeitspotenziale zu verschwenden. Unser Vorserienmodell zeigte in der Grundeinstellung zwar eine unnötig starke Grundaufhellung mit HDR10-Quellen, doch diese konnten wir über eine Bildkalibrierung ausgleichen. Videospieler und vor allem PC-Spieler kommen auch in spielerischer Hinsicht auf ihre Kosten: Die Eingabeverzögerung im Spielmodus ist minimal. Was lässt sich bei solch einem Projektor überhaupt noch verbessern? Ein HDMI-2.1-Anschluss wäre in Zeiten von PS5 und Xbox Series X deutlich praktischer und bei den Objektiven wünschen wir uns eine größere Auswahl: Teleobjektive für XXL-Räume würden das aktuelle Angebot bereichern.
Maßstab für die Zukunft
Sony hebt mit dem GTZ380 die Heimkinoprojektion auf ein bislang nicht gekanntes Level: Erstmals haben wir uns mit HDR-Quellen nicht gewünscht, die Leinwand gegen einen leuchtstarken Fernseher einzutauschen. Wie bei kaum einem getesteten Gerät zuvor limitiert beim GTZ380 vor allem die eigene Vorstellungskraft bzw. die eigenen vier Wände: Wer mit diesem außergewöhnlichen Projektor liebäugelt, sollte sich fachkundiger Beratung nicht verschließen und im Idealfall den gesamten Heimkinoraum auf den Projektor abstimmen, damit der GTZ380 all seine Qualitätsvorteile in der Praxis entfaltet. Für Profianwender dürfte der GTZ380 vor allem eines sein: Alternativlos.
Dieser Test erschien zuerst im HDTV-Magazin 1/2021
Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!
Einstellungen für ein natürliches Bild
Voreinstellung: Referenz
Realismus: Ein (Auflösung 20, Rauschminderung Min.)
Laserlichteinstellung: Je nach Wunsch
HDR-Kontrastverst.: Aus oder Niedrig
Kontrastoptimierung: Je nach Wunsch
Motionflow Schwach: Glätten oder Kombination
Kontrast: Max. (HDR: 40 – 60)
Helligkeit: 50
Farbton: 50
Farbtemperatur: D65
Schärfe: 50
NR: Aus
Weiche Übergänge: Niedrig
Gammakorrektur: 2.2
Farbkorrektur: Aus
HDR: HDR10 oder HDR10 Referenz
Farbraum: SDR: BT.709 oder Farbraum 2, HDR: BT.2020
Bildschirm Seitenverhältnis: Normal (1.85:1- oder 2.35:1-Zoom bei Cinemascope-Filmen)
Red. Eingabe-Verz.: Ein für Gaming
Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!
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