Ob umfangreiche Bildverbesserungen oder größere Auswahl an attraktiven Inhalten: Samsung versucht mit dem Q90R einmal mehr die Quadratur des Kreises. Lesen sie mehr in unserem Samsung GQ65Q90R Test.
Alle Quellen docken beim Q90R an der externen One-Connect-Box an, die wiederum mit einem ultradünnen und fünf Meter langen kombinierten AV-Stromkabel mit dem Fernseher verbunden wird – einen klassischen Stromanschluss finden Sie nur an der One-Connect-Box. Dank Twin-Tuner-Support sind Sie besonders variabel, wenn Sie USB-Programmaufzeichnungen durchführen oder die Bild-in-Bild-Darstellung nutzen.
Durch zukünftige Updates will Samsung die Entertainment-Wiedergabe zusätzlich aufwerten: Airplay-2-Streaming, iTunes-Direktabruf, TV+ von Apple, eine HD-Plus-Unterstützung ohne Einsatz externer Hardware und ein verbesserter Zugang zu Fußballinhalten sollen vor allem Sport- und Filmfans anlocken. Der Clou: Samsung schnürt häufig sechsmonatige Probeabos, sodass Sie innerhalb der ersten Monate viele Premium-Inhalte kostenlos ausprobieren können. Für Videospieler besonders wichtig: eine minimale Eingabeverzögerung.
Der Samsung GQ65Q90R liefert bereits im Spiel- oder PC-Modus vorbildliche Werte. Aktivieren Sie z.B. mit Xbox One X die VRR-Option oder mit einem PC die Freesync-Funktion, schaltet der Q90R in einen entsprechenden Modus, sodass Bildfrequenzschwankungen der Quelle dynamisch umgesetzt werden, was nicht nur Bildfehler mindert, sondern die Eingabeverzögerung auf weniger als zehn Millisekunden zusammenschrumpfen lässt. Da Sie mit dem Q90R keinerlei Nachleuchteffekte bei statischen Einblendungen zu befürchten haben und Samsung sogar eine Zwischenbildberechnung für Games anbietet, ist uns der GQ65Q90R einen Gaming-Tipp wert. Einzige Einschränkungen: Local Dimming und Zwischenbildberechnung arbeiten im Spielmodus weniger effektiv als z.B. im Filmmodus, die Durchzeichnung im Tiefschwarz und die Farbwiedergabe sind erst nach manueller Korrektur neutral und mit gleichmäßigen Flächen neigt der Q90R zur Schattenbildung, wobei dieser Effekt bei seitlicher Bildbetrachtung auffälliger erscheint als bei einer optimalen Sitzposition. PC-relevante Auflösungen wie 1440p bei bis zu 120Hz werden vom Q90R korrekt wiedergegeben, einzig eine 4K-RGB-Darstellung ließ sich nicht fehlerfrei umsetzen.
Schwarz bleibt schwarz
Der 2019er QLED-LCD basiert auf einer runderneuerten Filterstruktur, sodass einfallendes Licht effektiver als bislang geblockt wird. Sitzen Sie vor dem Fernseher, erleben Sie selbst im hellen Wohnzimmer sattes Schwarz. Einzig direkt einstrahlende Lichtquellen sorgen für breite Reflexionen, seitlich betrachtet wird der Q90R deutlicher zum Spiegel und Fingerabdrücke bleiben fast schon magisch haften. Die Blickwinkelstabilität zeigt sich mit dem Q90R enorm verbessert, sodass einzelne Bildbereiche nicht mehr zum Überstrahlen neigen, sondern das Gesamtbild abhängig von der seitlichen Sitzposition gleichmäßig an Leuchtkraft verliert. Wie im Vorjahr kommt ein feines LED-Netz bestehend aus ca. 30×16 Dimming-Zonen zum Einsatz. Schalten Sie in einen TV-relevanten Bildmodus, führt der Q90R automatisch ein Kinobalkendimming durch, sobald entsprechende Kontrastunterschiede im Bild auftreten. Störende Einleuchteffekte innerhalb der schwarzen Balken haben Sie nicht zu befürchten und Samsung optimiert die Ansteuerung, um relevante Bildinhalte in der Nähe der schwarzen Balken nicht zu stark in der Leuchtkraft zu reduzieren. Samsungs Fokus bei der LED-Ansteuerung liegt LCD-untypisch nicht auf einer möglichst hohen Maximalhelligkeit. Höchstwerte von knapp 1600 Nits erreichte der Q90R im Test nur unter optimalen Laborbedingungen oder für eine begrenzte Zeit, während in der HDR-Praxis meist 600 bis 1000 Nits erzielt wurden. Mit HDR-Filminhalten, die nur winzige leuchtstarke Details zeigen, reduzierte der Q90R die Detailhelligkeit sogar auf weniger als 100 Nits. Diese Zurückhaltung aufseiten der LED-Helligkeitsansteuerung hat einen großen Vorteil: Schwarz bleibt auch in extremen Situationen satt und Samsungs verbesserte LED-Zonen-Ansteuerung inklusive einer tadellosen Durchzeichnung in dunklen Bildbereichen machen das Filmeschauen sogar unter Heimkinobedingungen zum Genuss.
Feintuning mit HDR10
Damit wirklich alle HDR-Details korrekt angezeigt werden, ist beim Q90R Feintuning vonnöten: Mit 1000-Nits-HDR-Filmquellen zeigte der Q90R eine Überbelichtung und Details in hellen Bildbereichen gingen verloren. Um dies zu vermeiden, sollten Sie die Kontrast- und ST.2084-Voreinstellungen reduzieren. Einen automatischen Kontrastabgleich für HDR10-Quellen bietet Samsung nicht, was mit vielen HDR10-Quellen wiederum zu dunklen Bildern führen kann, während die On-Screen-Menüs des Fernsehers den Zuschauer blenden können. Die Kontrastverbesserungsoption hilft dabei nicht: Sie können damit zwar die HDR-Darstellung aufhellen, doch Farben bleichen aus und Details gehen verloren. Besser macht es der Q90R mit HDR10-Plus-Quellen (z.B. Amazon-Video-App), das alternative HDR-Format Dolby Vision wird von Samsung dagegen nicht unterstützt. Haben Sie keine HDR-Quellen zur Verfügung, sollten Sie im Filmmodus die hohe Local-Dimming-Stufe ausprobieren, denn diese ersetzt die HDR-Plus-Einstellungsoption der Vorjahre. In diesem Modus lassen sich HDR-ähnliche Kontrasteffekte (hohe Backlight-Stufe empfohlen) mit SDR-Quellen erzielen. Im Spielmodus überschreitet die HDR-Helligkeit des Q90R 600 Nits nur selten, doch im Farbraummodus Nativ zeigt der Fernseher besonders satte Farbtöne.
Scharfmacher
Damit auch schnellste Bewegtbildinhalte klar erscheinen, setzt Samsung auf eine 120-Hz-Ansteuerung und abseits von farbigen Doppelkonturen gehört der Q90R zu den aktuell leistungsstärksten TVs, wenn Sie Unschärfeeffekte bei Bildbewegungen vermeiden möchten. Obwohl sich Samsungs Zwischenbildberechnung gut für unterschiedliche Quellen und Filminhalte abstimmen lässt, gibt es derzeit zwei Nachteile: Egal ob 50 Hz, 60 Hz oder 24 Hz Quellen, sobald wir Motion Plus aktivierten, zeigten Videobilder in unregelmäßigen Abständen kurze Aussetzer. Zudem koppelt Samsung die Bilddarstellung an eine 120-Hz-Pulsweitenmodulation (100 Hz bei 50-Hz-TV-Signalen) des LED-Backlights, sodass stroboskopähnliche Effekte auftreten. Diese liegen zwar im nicht sichtbaren Bereich, können auf Dauer ermüden (auch im PC- und Spielmodus). Die einzige Möglichkeit, die LED-Ansteuerung in einen anderen LED-PWM-Modus von 960 Hz bzw. 800 Hz zu zwingen, ist der Einsatz des Filmmodus ohne Einsatz der Motion-Plus-Zwischenbildberechnung, doch in diesem Fall erscheinen Bewegtbilder unschärfer und Kinofilmbilder werden in 60 Hz gewandelt. Samsungs neues Upscaling-Verfahren inklusive des veränderten Schärfereglers zeigen eine prägnante Kantenglättung und eine Pixelkontrast- sowie Konturverstärkung, sodass Filtereffekte auftreten, wie man sie aus Fotobearbeitungsprogrammen kennt. Gleiches gilt für den Rauschfilter namens „Digital aufbereiten“: Im Auto-Modus greift die Rauschfilterung beherzt ein und Sie profitieren von einer Glättung abgestufter Helligkeitsübergänge (Banding-Filter). Dadurch können aber Unschärfen und Nachzieheffekte entstehen. Schalten Sie einen Gang zurück, greift die Rauschfilterung behutsamer ein, doch die Vorteile des Banding-Filters lassen sich nicht mehr nutzen. Ein klassisches Upscaling inklusive eines traditionellen Schärfefilters gibt es beim Q90R nur noch im PC-Modus.
Optimierungen zeigen Wirkung
Derart kontrastreich aus allen Blickwinkeln präsentierte bislang noch kein LCD-TV selbst anspruchsvollste Bildquellen. Im Bereich der HDR-Wiedergabe gibt es zwar noch Optimierungspotenzial und der Fokus auf die Schwarzdarstellung sorgt für Kompromisse aufseiten der realen HDR-Helligkeit, doch der Q90R gehört zu den besten TVs, die Sie aktuell erwerben können. Mit dem Q90R macht Samsung wieder richtig Lust auf die LCD-Technologie.
Einstellungen für ein natürliches Bild
- Bildmodus: Film oder Spiel
- Bildformat: 16:9
- Auf Bildschirm anpassen: Ein
- Hintergrundbeleuchtung: 30–50 (SDR), 50 (HDR)
- Helligkeit : 0 (Film), 2 (Spiel)
- Kontrast: 50 (HDR: 42)
- Schärfe: 3–5 (PC-Modus 9)
- Farbe: 25 (Film), 20 (Spiel)
- Farbton: 0
- Digital aufbereiten: Aus (Auto=Rausch- und Banding-Filter)
- Auto Motion Plus: Aus, Auto oder Benutzer
- LED-Clear-Motion: Aus
- Lokales Dimming: Standard (SDR) oder Hoch (HDR) oder
Hoch (SDR) für HDR-Effekt (Hintergrundbel. 50) - Kontrastverbesserung: Aus (maximal Niedrig)
- Farbton: Warm 2
- Gamma: BT.1886=0 (SDR), ST.2084=0 (HDR), –1 (HDR1000-Inhalte)
- Farbraumeinstellung: Auto (neutral) oder Nativ (Games, Animationsfilme)
Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests!
Bildquelle:
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