Nach langer Wartezeit präsentiert Philips seinen ersten OLED-TV mit vierseitigem Ambilight und spendiert dem Top-Modell darüber hinaus ein erstklassiges Lautsprechersystem.
In der Regel ist das Display zur Bilddarstellung die wichtigste Komponente bei einem Fernseher, doch da sich die Bildqualität des OLED984 nicht von günstigeren Philips-OLED-Fernsehern abhebt, steht bei diesem XXL-TV vor allem das Tonkonzept im Mittelpunkt. Standfuß und Lautsprecher bilden beim OLED984 eine Einheit, und obwohl eine Wandmontage möglich ist, empfehlen wir bei diesem Fernseher eine freistehende Aufstellung. Die Displayhöhe von ca. 50 cm entspricht typischen Lowboard-TV-Kombinationen und die Lautsprecher der opulenten Soundbar strahlen direkt nach vorn ab. Verfeinert wird das Klangerlebnis durch einen markanten Hochtonlautsprecher, den HiFi-Fans der Marke Bowers & Wilkins sofort wiedererkennen werden.
Der Traditionshersteller B&W greift Philips bei der Lautsprecherumsetzung tatkräftig unter die Arme, und auch wenn die Voreinstellungen selbst im Modus „Original“ nicht gerade als neutral zu bezeichnen sind, ist die Klangwiedergabe mit ein wenig Anpassungshingabe exzellent. Nicht nur die musikalische Wiedergabe gelingt ganz hervorragend, sondern auch die Philips-Nachbearbeitungen zur Optimierung der Sprachverständlichkeit und virtuellen Raumklangwiedergabe funktionieren meist fehlerfrei, sodass sich auch Kinofilme und Videospiele mit dem OLED984 hören lassen können.
Je nach Tonmodus wird der mittlere Lautsprecher inklusive des Zusatzhochtöners aktiviert und hinsichtlich der Stimmwiedergabe macht diesem Fernseher so leicht kein anderes Modell etwas vor. Da auch die Mittel-Tieftonwiedergabe (optional: Subwoofer-Anschluss nutzen) und maximale erzielbare Lautstärke zu überzeugen wissen, handelt es sich beim OLED984 um eine vollwertige All-in-One-AV-Lösung. Nicht weniger beeindruckend ist das vierseitige Ambilight, das in alle Richtungen passendes farbiges Licht entsprechend des Bildinhalts erzeugt. Wer die kontrastreichen OLED-Bilder inklusive satter Schwarzdarstellung bestmöglich genießen will, sollte auf Ambilight-Voreinstellungen wie „Natürlich“ zurückgreifen, damit die rückseitigen LEDs bei einem Schwarzbild nicht zu starkes Rundumlicht erzeugen.
Doch nicht alle Details des OLED984 überzeugen: So soll das schwarze Beipackkästchen Begehrlichkeiten wecken, doch es finden sich im Inneren nur die bekannte Standard-Fernbedienung und AV-Adapterkabel. Vollwertige Kabelkanäle sind am TV-Gehäuse nicht zu finden, lediglich am Standfuß lassen sich die Zuleitungen zielführend verstecken. Die Aussparung zur Kabelweiterleitung am Standfuß ist zudem vergleichsweise scharfkantig, weshalb Sie es vermeiden sollten, Kabel nachträglich zu ziehen. Und auch die UVP-Angabe des Herstellers müssen wir bei solch einem Premium-TV kritisieren, denn schon im Einführungszeitraum wurde der 65OLED984 mit 1 000 bis 1 500 Euro Preisnachlass angeboten, was die Glaubwürdigkeit der UVP-Preisgestaltung von Beginn an infrage stellt, aber Ihnen die Möglichkeit eröffnet, den 65OLED984 zum attraktiven Preis zu erwerben.
Android-TV
In der Vergangenheit wurde Googles Android meist als notwendiges Übel beim TV-Kauf angesehen, doch spätestens seit der Softwareversion 8 inklusive verbesserter Smart-TV-Hardware verstummten die Kritiker mehr und mehr. Im OLED984 ist bereits die Android-Version 9 vorinstalliert und wichtige Apps wie Amazon, Netflix und Youtube liefern 4K-HDR-Qualität. Der TV reagiert flink auf Eingabebefehle, wenngleich die Android-Prozessoren keine neuen Leistungsrekorde aufstellen und die Smart-TV-Hardware vergleichbar zu günstigeren Philips-TVs ausfällt. TV-Sender werden über die Sucheinstellungen treffsicher gefunden. Über die Plus-Taste der Fernbedienung können Sie die Senderliste nicht nur nach Suchbegriffen filtern, sondern die entsprechenden Ergebnisse auch innerhalb von Favoritenlisten verewigen. USB-Datenträger erlauben die Programmaufzeichnung und Time-Shift, dank Twin-Tuner-Unterstützung können Sie dabei das angezeigte Programm wechseln. Unflexibel ist hingegen die Bild-in-Bild-Unterstützung, die sowohl bei der Fensteraufteilung als auch Signalzuspielung enge Grenzen setzt. Achten Sie darauf, dass die Bildvoreinstellungen meist einen Bildbeschnitt provozieren, weshalb Sie in den Bildformateinstellungen die notwendige Anpassung vornehmen sollten. Durch den automatischen OLED-Pixelshift kann es trotz Overscan-Abgleich dennoch passieren, dass Inhalte um wenige Bildpunkte verschoben werden, um die Gefahr von Nachleuchteffekten zu minimieren, was aber nur PC-Nutzer stören dürfte. Generell zeigt der OLED984 innerhalb der grauen Menüoberflächen zeitlich begrenzte Schatteneffekte, und obwohl die Helligkeit auch bei Standbildern überzeugt, können Filmszenen ohne Kontrastwechsel einen automatischen Dimming-Effekt auslösen, was besonders bei düsteren HDR-Inhalten zu beobachten ist, solange diese keine leuchtstarken Details zeigen.
Bildqualität auf Topniveau
Die Bildqualität des 65OLED984 fällt nahezu identisch zum bereits getesteten 55OLED854 aus, geringfügige Abweichungen ergeben sich lediglich durch die minimal abweichenden OLED-Panels, was auf die unterschiedlichen Bilddiagonalen zurückzuführen ist. Einmal mehr profitieren Sie von einer im Vergleich zum Vorjahr verbesserten Bildabstimmung, sodass gerade HDR-Quellen nicht mehr zu störenden Detailverlusten in dunklen Szenen neigen. Apropos HDR: Neben HLG und HDR10 unterstützt Philips gleichermaßen HDR10+ und Dolby Vision, sodass Sie (fast) immer die optimale HDR-Bildabstimmung genießen können. Einzig über eine HDMI-Verbindung und entsprechende Multi-HDR-Filmdiscs müssen Sie mit einer erzwungenen HDR10-Plus-Wiedergabe rechnen, selbst wenn die Quelle alternativ Dolby Vision anbietet, denn eine HDR-Formatauswahl in den HDMI-Einstellungen bietet Philips nicht. Abgestufte Helligkeitsübergänge sind zudem weiterhin ein Makel, den Philips nicht konsequent ausmerzen konnte. Dafür gelingt die Farb- und Kontrastwiedergabe meist exzellent, was nicht zuletzt am Schärferegler liegt. Dieser bearbeitet nicht maßgeblich die Kantenschärfe, sondern hebt den Pixelkontrast für das gesamte Bild an, was mit Architektur und Landschaftsaufnahmen gut harmoniert, aber Hautdetails von Gesichtern unangenehm hart hervorheben kann. Lassen Sie beim Schärferegler Vorsicht walten, um Flimmereffekte an ultrafeinen Details zu vermeiden. Stehen keine HDR-Quellen zur Verfügung, können Sie eine SDR-HDR-Wandlung durchführen. Wählen Sie hierbei den Kontrastmodus „optimiertes Bild“ in Kombination mit Perfect Natural Reality für einen maximalen Kontrasteffekt.
Wie mit HDR-Quellen steigert der Fernseher vor allem schwächer gesättigte und weiße Detailelemente, was auch mit SDR-Inhalten einen hohen Dynamikumfang ermöglicht, ohne den Zuschauer vollflächig zu blenden. Vermeiden sollten Sie hingegen die kräftig voreingestellten (MPEG)-Rauschfilter, die selbst in neutralen Bildvoreinstellungen aktiviert sind und weichgezeichnete Bilder inklusive Nachzieheffekte provozieren können. Die Zwischenbildberechnung garantiert Philips-typisch eine butterweiche Kinofilmdarstellung ohne störende Aussetzer, doch den Glättungsgrad auf das Wunschniveau zu drosseln und Artefakte konsequent zu unterbinden, gelingt bei diesem Fernseher nicht, auch wenn mehrere Einstellungen zur Wahl stehen. Für Videospielfans bietet Philips abseits der überzeugenden HDR-Darstellung, Ambilight und Tonwiedergabe die automatische Umschaltung in den Spielmodus (ALLM). Die Eingabeverzögerung wird damit reduziert, doch neue Rekorde stellt Philips dabei nicht auf. Blitzschnell reagiert der Fernseher erst bei einer 120-Hz-Signalzuspielung (z. B. über PC-Zuspielung), doch positive Effekte hinsichtlich der Wiedergabequalität waren nicht auszumachen und die RGB-Wiedergabe von PC-4K-60-Hz-Signalen gelang ebenfalls nicht perfekt.
Mehr als nur Bild
Häufig müssen wir bei einem TV-Test den Hinweis ergänzen, dass zusätzliche Lautsprecher ein Pflichtprogramm darstellen, wenn die Tonqualität ebenbürtig zur Bildqualität ausfallen soll. Der 65OLED984 von Philips ist dagegen eines dieser seltenen Erlebnisse, bei dem alles wie aus einem Guss erscheint: Im abgedunkelten Wohnzimmer ist die Kinofilmdarstellung ein audiovisueller Genuss und wollen Sie ihrer Musiksammlung lauschen, können Sie das Display deaktivieren und einzig die Lautsprecher nutzen. Lediglich über die Netflix-App zeigten Atmos-Tonsignale im Test noch störende Fehler, die mit aktuellerer Software jedoch der Vergangenheit angehören sollten. Das vierseitige Ambilight stellt passend voreingestellt ebenfalls eine Bereicherung dar, denn gerade kontrastreiche Lichteffekte profitieren von den „Rücklichtern“. Obwohl Sie die Bildqualität des 65OLED984 deutlich günstiger mit den Modellreihen OLED804 und OLED854 erreichen können, stellt der OLED984 dennoch ein bemerkenswertes TV-Gerät dar: OLED-Bildqualität, Ambilight und Tonqualität verschmelzen hier zu einem erstklassigen Gesamtkonzept.
Einstellungen für ein natürliches Bild
- Modus: Film, Spiel oderPersönlich
- Farbe: 50
- Kontrast: Je nach Wunsch
- Schärfe: 2 – 3
- Helligkeit: 50
- Farboptimierung: Aus (HDR) oderMinimum (SDR)
- Farbspektrum: Aus oder Breit
- Farbtemperatur: Warm
- Kontrastmodus: Normal oder optimiertes Bild
- Perfect Natural Reality: Minimum
- HDR Perfect: Aus oder Minimum
- Dynamischer Kontrast: Aus
- Videokontrast: 90 – 100
- Lichtsensor: Je nach Wunsch
- Gamma: 0
- Ultra Resolution: Ein
- Rauschunterdrückung: Aus oder Minimum
- MPEG-Artefaktreduz.: Aus
- Bewegungseinstellung: Film, Standardoder Persönlich
- Perfect Natural Motion: Niedrig
- Perfect Clear Motion: Niedrig
- Bildformat: Original
Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!
Bildquelle:
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