Ein exklusives OLED-Panel-Tuning, ein XXL-Gehäuse mit zusätzlichen Lautsprechern und ganz viel Bild-Know-how: Panasonic geht mit dem TX-65HZW2004 einen eigenen Weg. Doch führt dieser auch an die Spitze?
Dieser Test erschien zuerst im HDTV Magazin 4/2020.
Bei Panasonic darf ein Fernseher noch ein Fernseher sein: Der Installationsablauf des TX-65HZW2004 geht selbst mit Twin-Tuner-Verkabelung und DiSEqC-Anschluss meist automatisch und zielgerichtet vonstatten, und zur Entschlüsselung von Pay-TV-Kanälen stehen gleich zwei CI-Plus-Slots zur Verfügung. Noch einfacher gelingt die Freischaltung der HD-Privatsender: Die HD-Plus-App lässt sich gleich zum Start des Fernsehers über eine Internetverbindung aktivieren und schon können Sie sechs Monate kostenlos die HD-Privatsender ohne zusätzliche Hardware nutzen. Nicht einmal eine Registrierung ist hierbei notwendig. Angeschlossene USB-Datenträger lassen sich direkt über den OLED-Fernseher für eine Programmaufnahme formatieren und einrichten.
Neben Time-Shift können Sie bis zu zwei Aufnahmen gleichzeitig durchführen. Die Streaming-App-Auswahl erreicht zwar noch nicht die Fülle anderer Smart-TV-Systeme (Disney+ zum Testzeitpunkt noch nicht abrufbar), doch die Verknüpfung von Onlineinhalten ist bei diesem Fernseher äußerst charmant gelöst: Hier erblicken Sie keinen überladenen Homescreen oder störende Werbebanner, sondern Sie können Ihre Lieblingsapps ganz einfach einer übersichtlichen Infoleiste hinzufügen oder Sie belegen die MyApp-Taste der Fernbedienung nach eigenen Vorstellungen. Apropos Fernbedienung: Ein Mikrofon zur Sprachsteuerung ist zwar nicht integriert, aber dafür sind die meisten Funktionen per direktem Tastendruck abrufbar und die wichtigsten Knöpfe sind beleuchtet.
Panasonic TX-65HZW2004 ist kein „OLED von der Stange“
Dass der TX-65HZW2004 kein OLED-Fernseher von der Stange ist, bemerkt man beispielsweise, wenn man Apps wie YouTube aufruft oder eine Spielkonsole wie die Xbox One startet: Normalerweise leuchten die bunten Logos mit OLED-Fernsehern für einige Sekunden auf dem darauffolgenden grauen Bildhintergrund wie ein Schatten nach, doch nicht so beim HZW2004. Der Grund: Panasonic setzt bei dieser Modellserie auf ein exklusives OLED-Paneltuning. Hierbei wird die Rückseite des OLED-Panels durch eine Spezialplatte aufgewertet, um die Abwärme bestmöglich abzuleiten. Nachleuchteffekte entstehen bei OLED-TVs durch Kontrastunterschiede, beispielsweise wenn bunte helle Farben vor einem dunklen Hintergrund dargestellt werden. Da OLED-Pixel selbstständig Licht erzeugen, entstehen in hellen Bildbereichen deutlich höhere Temperaturen als in dunklen Bildbereichen. Dieser Temperaturunterschied kann als Nachleuchteffekt oder in Form eines Schattenmusters für einige Sekunden erkennbar sein, wenn plötzlich ein einheitlicher Hintergrund dargestellt werden soll (alle Pixel sollen ähnlich hell leuchten, gleichzusetzen mit einheitlicher Temperatur). Panasonics OLED-Paneltuning ist hierbei anderen Lösungen voraus: Der HZW2004 leitet die Abwärme derart effektiv ab, dass es selbst mit erzwungenen Testsequenzen kaum noch möglich ist, Nachleuchteffekte oder Schattenmuster zu provozieren. Kombiniert man diese Hardwareleistung mit der zusätzlich vorhandenen Logo-Dimming-Einstellung, um statische Bildlogos abzuschwächen, erhält man die aktuell beste Lösung, um einen OLED-Nachteil praktisch zu eliminieren.
Ein weiterer Vorteil des Paneltunings: Panasonic kann beim TX-65HZW2004 die maximale OLED-Zellhelligkeit ausloten und dadurch 10 bis 28 Prozent mehr Helligkeit aus dem Panel herauspressen. Das kommt zwar nicht stark gesättigten HDR-Farben zugute, doch mit schwächer gesättigten Bildinhalten sind die Unterschiede im OLED-TV-Direktvergleich erkennbar. Und auch bei der Bildausleuchtung zeigt sich, dass sich der HZW2004 bis ganz nach vorn absetzen kann und Abweichungen meist nur noch mittels Messsensor erkennbar sind. Durch diese Leistungen ist der Panasonics OLED TX-65HZW2004 theoretisch auch als Computermonitor eine Referenz, doch leider ist es bei diesem TV-Modell nicht möglich, modernste Gaming-Standards zu nutzen. 120-Hz-Signale lassen sich nicht über HDMI-Quellen zuspielen, PC-Auflösungen wie 1 440p werden nicht unterstützt und auch ein variabler Bildfrequenzabgleich über VRR, G-Sync oder Freesync ist nicht möglich. Davon abgesehen kann sich die Bildqualität sehen lassen: Den PC-Modus für eine verlustfreie RGB-Signalwiedergabe können Sie über die Pure-Direct-Funktion flexibel ein- und ausschalten und die wichtigsten Bildeinstellungen für eine natürliche Bildwiedergabe bleiben erhalten. Neu im diesjährigen HZW2004 ist die verbesserte Schwarzbildeinblendung, mit der sich die Bewegtbildschärfe flimmerfrei steigern lässt. Die Funktion ist sogar so neu, dass die Informationsbeschreibung im Bildmenü noch nicht entsprechend aktualisiert wurde. Statt „Ein“ und „Aus“ haben Sie beim HZW2004 die Möglichkeit, die Schwarzbildeinblendung in drei Stufen zu nutzen. Hierbei ist die Kombination mit einem normalen TV-Modus zu empfehlen, denn im Spielmodus entsteht ab Stufe „Mittel“ das bekannte 60-Hz-Flackern. Im TV-Modus erfolgt die Schwarzbildeinblendung dagegen stets im 100-/120-Hz-Takt. Der Helligkeitsverlust hält sich in niedriger Stufe in Grenzen (rund 25 Prozent), die beste Bewegtbildschärfe wird aber erst ab Stufe Mittel erreicht (50 Prozent Helligkeit). Mit SDR-Inhalten stellt die Bildabdunklung kein Problem dar, aber mit HDR- und Gaming-Inhalten können wir die Schwarzbildeinblendung nur bedingt empfehlen. Wer Bildhelligkeit opfern kann, erreicht durch die neue Schwarzbildeinblendung die derzeit bestmögliche Bewegtbildschärfe mit TV- und Filminhalten und dies endlich auch ohne störende Flackereffekte.
Bildoptionen beim Panasonic TX-65HZW2004
Während manch andere TV-Hersteller die meisten Bildnachbearbeitungen automatisch ablaufen lassen und Sie kaum noch Möglichkeiten haben, auf die Bildoptionen gezielt Einfluss zu nehmen, ist es beim Panasonic TX-65HZW2004 überhaupt kein Problem, jeden Qualitätsaspekt des Bildes einzeln und unabhängig anzusteuern. Panasonic unterstützt mit HLG, HDR, HDR10+ und Dolby Vision alle aktuellen HDR-Standards, und im Systemmenü des Fernsehers können Sie anhand der HDMI-Einstellungen exakt vorgeben, ob Sie bei Multi-HDR-Quellen eine Wiedergabe im Format HDR10, HDR10+ oder Dolby Vision bevorzugen. Sie können sogar definieren, welches Dolby-Vision-Profil (dominierende Dolby-Vision-Anpassung über Player oder TV) Sie nutzen möchten. Neu ist im HZW2004 die Option, das interne HDR-Tone-Mapping zu umgehen (Dynamikbereich ab Werk auf 4 000-Nits-Signale optimiert) und die Tone-Mapping-Grenze zwischen 350 und 1 000 Nits selbständig vorzugeben. Der Panasonic TX-65HZW2004 hellt dabei nicht das gesamte Bild auf, sondern verschiebt einzig die Clipping-Grenze von hellen HDR-Details. Dabei sind die angegebenen Zahlenwerte keine Lippenbekenntnisse, sondern anhand von Messwerten präzise nachvollziehbar. Hinter dem neuen Filmmaker-Mode verbirgt sich eine neutrale Bildabstimmung, die wir von Panasonic jedoch seit jeher gewohnt sind. Die Farbabstimmung unseres Testmusters war im Filmmaker-Mode allerdings noch nicht ganz neutral, sondern in warmen Farbbereichen durchaus auf Schönheit getrimmt. Das verleiht dem TX-65HZW2004 mehr Charakter als dem Vorgängermodell, aber wer diesen OLED-Fernseher für professionelle Produktionen einsetzen will, sollte die bequeme Bildkalibrierung über die Calman-Software mit einberechnen. Im Wohnzimmer spielen hingegen andere Faktoren eine Rolle. Dank der optimierten Lichtsensorabstimmung erzielen Sie beispielsweise mit Dolby-Vision-Inhalten (Dolby-IQ-Modus) eine gute Schattendurchzeichnung in hellen Räumen. Auch im Filmmaker-Mode geht Panasonic einen Schritt weiter als die TV-Konkurrenz und gestattet einen effektiven Bildabgleich über den Lichtsensor. Sollte Ihnen das Bild gerade mit SDR-Inhalten in Kombination mit dem Filmmaker-Mode oder dem kalibrierten Netflix-Modus zu dunkel erscheinen, keine Bange: Als Vorlage dient hier der Mastering-Standard für dunkle Räume, weshalb die OLED-Luminanzeinstellung häufig auf Stufe 30 reduziert wird (mit HDR-Quellen automatisch auf Maximum). Über einen manuellen Abgleich können Sie die Helligkeit jederzeit selbst abgleichen.
Pixelansteuerung genial präzise
Die wohl größte technische Leistung erkennen Film- und Serienfans vor allem in den Abendstunden: Die Pixelansteuerung nahe Tiefschwarz ist beim HZW2004 insbesondere mit HDR-Quellen derart exzellent gelöst, dass selbst bei schwierigen Abblenden weiche homogene Übergänge ins Tiefschwarz entstehen und störende Aufhellungen, Helligkeitssprünge und Artefakte vermieden werden. Hier scheint sich Panasonics Plasma-TV-Expertise auszuzahlen: Eine bessere Ansteuerung der selbstleuchtenden OLED-Pixel haben wir bislang noch nicht gesehen. Dadurch ist der TX-65HZW2004 nicht nur ein echter Profimonitor, um die Qualität von Signalquellen zu beurteilen, sondern verschafft auch eine gewisse innere Ruhe, wenn anspruchsvolle HDR-Filmszenen wiedergegeben werden. Einzig bei den zuschaltbaren Filtern setzt dieser Fernseher Grenzen, denn gezielte Glättungsfilter gegen Banding-Artefakte oder eine radikale Rauschfilterung für die denkbar schlechtesten Bildquellen sind hier nicht zu finden. Ein wichtiges Thema gerade für Filmfans ist die Filmbildglättung. Hier zeigten Panasonics letztjährige Fernseher teilweise Schwächen. Die gute Nachricht: In niedriger Glättungsstufe (Intelligent Frame Creation) zeigt der TX-65HZW2004 in den meisten Fällen eine fehlerfreie Wiedergabe im Kinolook, sodass wir den OLED-TV bedenkenlos allen Filmfans empfehlen können. Umgekehrt ermöglicht die höchste Glättungsstufe einen superflüssigen TV-Look, der ebenfalls in vielen Situationen gut funktioniert.
Schwierigkeiten bereiten dagegen mittlere Glättungseinstellungen, die stetige Aussetzer und Ruckler provozieren. Wer es ganz genau nimmt, der wird in seltenen Fällen Aussetzer im Millisekundenbereich auch in niedriger Glättungseinstellung erkennen können, sobald rauchähnliche Effekte im Bild dargestellt werden. Ein anderes Problem lässt sich dagegen einfach lösen: Als wir unseren UHD-Player starteten, konnte es passieren, dass Filmbilder dauerhaft Aussetzer zeigten. Durch einen simplen Quellwechsel war dieser Spuk im Handumdrehen vorbei und die Filmbilder liefen wieder wie gewünscht ab. Unnötige Ruckler mit 50-Hz-TV-Quellen waren im Test zudem nicht auszumachen, sodass wir mit der Bewegtbildwiedergabe durchweg zufrieden waren. Mehr als zufrieden kann man mit der Klangqualität sein. Lautsprecher strahlen nicht nur nach vorn, sondern auch nach oben ab, um den Raumklangeindruck aufzuwerten. Es erwartet Sie ein direkter und kerniger Klangeindruck mit toller Sprachverständlichkeit und einem überzeugenden Tiefton, den andere Fernseher oftmals vermissen lassen. Wenn Sie sich nach dem TV-Kauf nicht auf die Suche nach einer Soundbar begeben möchten, ist dieses Lautsprecherkonzept eine echte Alternative. Die Tonoptimierung erfolgt nicht automatisch, sondern anhand einer manuellen Abfrage. Hinter den bebilderten Einstellungen verstecken sich die notwendigen Werte, um die oberen und unteren Lautsprecher sowie den Bassbereich gemäß der eigenen Sitzposition abzustimmen. Allerdings sollten Sie nicht zögern, die Werte entsprechend der eigenen Vorlieben zu verändern. Schließen Sie einen AV-Receiver oder eine Soundbar über HDMI 2 an, profitieren Sie vom eARC-Support und hierbei werden nicht nur Dolby-Atmos-, sondern auch DTS:X-Master-Audio-Signale weitergeleitet. Intern verarbeitet der Fernseher Dolby-Atmos-Signale, DTS-Quellen werden hingegen per Mehrkanal-PCM-Wandlung entgegengenommen.
TX-65HZW2004 ist Kinoreferenz von Panasonic
Das Kino durchlebt gerade eine seiner größten Krisen und der Wunsch, Filme und Serien in bestmöglicher HDR-Qualität innerhalb der eigenen vier Wände anzuschauen, dürfte in den nächsten Wochen und Monaten noch weiter zunehmen. Da kommt ein erstklassiger Fernseher wie der TX-65HZW2004 gerade recht: Panasonic setzt mit dem TX-65HZW2004 Maßstäbe im OLED-TV-Segment und definiert Bestwerte, wenn es darum geht, die Grenzbereiche der selbstleuchtenden Pixel bestmöglich auszureizen. Wer sich für Panasonics diesjährigen Premiumfernseher entscheidet, der kann sich sicher sein: Hier wird Qualität auf allerhöchstem Niveau zelebriert.
Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!
Einstellungen für ein natürliches Bild
Modus: Professioniell, Filmmaker, Benutzer oder Spiel
Luminanzlevel: Je nach Wunsch (HDR max.)
Kontrast: 90 – 100
Helligkeit: 0
Farbe: 50
Farbton: 0
Schärfe: 30 – 40
Farbtemp.: Warm 2
Colour Man.: Aus
Farbremastering: Aus oder Niedrig
Umgebungssensor: Je nach Wunsch
Dynamic HDR Effect: Ein (HDR10-Quelle)
Auto HDR Helligkeit: Je nach Wunsch
HDR Brightness Enhancer: Aus oder max. 10 (HDR-Quelle)
Rauschunterdr.: Aus oder Auto
Rem. Pr. MPEG: Aus
Rem. Pr. Auflösung: Auto
Kontrast Remastering: Aus oder Ein
Intelligent Frame Creat.: Niedrig
Schwarzes Zwischenbild: Je nach Wunsch
Kontrast-Regelung: Aus (bei blassen Bildern Auto)
Farbskala: Rec.709 (SDR), Rec.2020 (HDR)
Gamma: 2.2 oder 2.4 (SDR), 2.2 (HDR)
16:9 Overscan: Aus
Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!
Bildquelle:
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