Das im Smartphone- und Tablet-Bereich längst etablierte Android-Betriebssystem ist auch auf immer mehr Unterhaltungselektronikkomponenten zu finden. Mediaplayer wie das neuste Modell Yay-Go sorgen dafür, das auch etwas ältere TV-Geräte die Vielfallt von Android TV und somit neue Apps darstellen können.
Dieser Test erschien zuerst in der DIGITAL FERNSEHEN 09/2021
Neben dem Betriebssystem Enigma2 setzt sich im Streamingbereich Android immer mehr durch. Kein Wunder, das mit Yay-Go Pro auch aus dem Umfeld von VU+ eine derartige Box den Weg in den Unterhaltungselek-tronik-Markt gefunden hat.
Die technischen Details der Yay-Go-Box sind sehr vielversprechend. Nicht zuletzt, dass der Hersteller auf Android 10 als Betriebssystem setzt, überzeugt. Im Inneren der Box werkelt ein ARM Cortex-A53 Quad Core. Diese CPU ist aktuell und dürfte zusammen mit dem 2 Gigabyte großen Speicher eine große Leistungsfähigkeit untermauern. Einzig der Flashspeicher ist mit 8 Gigabyte etwas mager bemessen.
Welche Anschlüsse hat der Mediaplayer?
Für die optimale Bildausgabe sorgt der HDMI-Port. Allerdings kann der Android-Receiver auch mittels Adapterkabel, das allerdings nicht dem Lieferumfang beiliegt, mit analogen Audio- und Video-Ausgängen aufwarten. Die 3,5-mm-Klinkenbuchse ist dafür verantwortlich. Der Ton kann zusätzlich zu HDMI auch volldigital über den SPDIF-Ausgang an AV-Receiver, Soundbars und Co. übergeben werden. Für die wichtige Netzanbindung stehen eine Ethernet-Lan-Schnittstelle sowie WLAN bereit. Seitlich wartet das Gerät zudem mit je einer USB 2.0 und einer ISB 3.0 Schnittstelle auf. Der interne Speicher lässt sich zudem mit einer Micro-SD-Karte erweitern. Bedienelemente sucht man auf den ersten Blick vergebens, einzig ein Recovery-Knopf ist an der Unterseite zu finden.
Die Bedienung erfolgt über Bluetooth-Signalgeber. Der Hersteller hat sich nicht lumpen lassen und legt Yay-Go in der Pro-Version gleich zwei Bluetooth-Fernsteuerungen bei. Beide verfügen über die Spracheingabe, der Unterschied liegt in den Tasten. Die größere Fernbedienung ist optimal auch zur TV-Steuerung geeignet, denn sie verfügt auch über Zifferntasten, um beispielsweise die Kanalnummer direkt eingeben zu können. Das kleinere, kompakte Modell hat nur die Grundbedienelemente enthalten. Beide Steuereinheiten verfügen allerdings über Schnellwahltasten für Youtube, Netflix, Prime Video und Disney+ bzw. beim kleinen Modell anstelle des Mickey-Mouse-Dienstes über eine Schnellwahltaste für Google Play.
Installation
Intuitiv und einfach gehalten ist die Erstinstallation. Eine der Fernbedienungen muss im ersten Schritt mit der Box gekoppelt werden. Anschließend muss der Login im Google-Konto erfolgen. Leider ist dies im Test nur mittels Eingabe der Benutzerkennung und des Passwortes über die Fernbedienung und die Bildschirmtastatur möglich. Das ist zwar umständlich, lässt sich aber problemlos bewerkstelligen. Der komfortable Smartphone- oder Browserlogin steht nicht bereit. Nach wenigen Minuten ist alles eingerichtet und der Mediaplayer auch direkt mit dem heimischen WLAN verbunden.
Die wichtigsten Einstellungen wurden aus dem vorhanden Google-Account übernommen. Somit ist es teilweise sogar unnötig, Passwörter bei Apps einzutragen, da diese direkt übernommen werden. Leider unterstützen dies noch nicht alle Apps, wodurch bei TVNow, Prime Video aber auch den OTT-Anbietern Magenta TV, Waipu und Zattoo noch ein separater Login nötig ist. Allerdings setzten die Anbieter immer häufiger auf sogenannte Magic-Logins, bei denen mittels Smartphone oder PC die Freigabe komfortabel erfolgt.
Der VU+ Yay-Go im Praxistest
Im ersten Schritt müssen alle gewünschten Apps auf den Mediaplayer gelangen werden. Die ersten wurden bereits aus dem Google-Account bei der Ersteinrichtung übernommen. Wer mehr will kann den Playstore nutzen und von dort sämtliche verfügbare Apps herunterladen, die dann auch problemlos auf dem Gerät nutzbar sind. Wir finden, abgesehen von Apps für Sky Ticket und Sky Go, welche leider weiterhin nicht für TVs und Mediaplayer auf Android-Basis angeboten werden, Apps für alle bekannten VoD-Angebote. Ist alles eingerichtet und sind die gewünschten Apps installiert, steht dem TV-Vergnügen nichts mehr im Weg.
Zunächst starteten wir YouTube und konnten dort problemlos alle Inhalte wiedergeben. Wenn der VU+ Yay-Go mit einem UHD-Fernseher verbunden ist, wird hier natürlich bei den passenden Videos auch die höchste Auflösungsstufe angeboten. Gleiches gilt für Netflix, welches wir dann als nächstes starteten. Prime Video kann ebenfalls uneingeschränkt genutzt werden. Ebenso reibungslos verläuft der Test bei sämtlichen Mediatheken der deutschen TV-Sender sowie dem IPTV-Angebot von Zattoo. Selbst Replay und das Pausieren von Live-TV-Inhalten werden hier sehr gut unterstützt. Der Nutzer kann aber selbst festlegen welchen TV-Dienstleister er nutzen möchte, denn neben Zattoo werden auch Waipu und Magenta TV vollumfänglich von der Box unterstützt.
Problemlos sind außerdem die deutschen Angebote Joyn und TVNow nutzbar. Das Gerät überzeugt uns daher vollumfänglich bei der App-Unterstützung. Natürlich wird der eine oder andere nun Sky vermissen. Sky Go und auch Sky Ticket sind mit dem Gerät leider nicht direkt nutzbar, was aber nicht an der Box liegt, sondern in der Tatsache begründet ist, das Sky seine Dienste nur sehr ausgewählt anbietet. Dennoch gelingt es uns im Test, zumindest Sky Ticket sichtbar zu machen.
Die Wiedergabe über das integrierte Chromecast-Streaming direkt vom Smartphone auf die Box ist problemlos möglich. Somit können wir sowohl die Bundesliga als auch andere Inhalte mit Yay-Go sehen. Das Chromecast-Streaming klappt natürlich auch mit anderen Apps. Wer anstatt der Fernbedienung lieber das Handy zur Inhalte-Auswahl nutzt, kann so auch TV-Sender oder VoD-Angebote auf die Box spiegeln. Ebenso ist die Wiedergabe von Bildern und Videos ganz flexibel möglich.
Funktioniert Sprachsteuerung?
Ebenfalls integriert ist der Google Assistent. Sobald man die Google-Taste drückt, lässt sich über die Fernbedienung ein Sprachbefehl absetzen – analog zu „OK Google“ auf dem Smartphone. Man kann Informationen wie Wetterdaten abfragen, aber auch smarte Geräte im Haushalt steuern. Manche Befehle funktionierten einwandfrei, sodass wir beispielsweise mit „Spiele Ava Max von YouTube“ problemlos zur gewünschten Sängerin gelangten. Allerdings unterstützen leider noch nicht alle Apps auch die Sprachsteuerung. TVNow beispielsweise kann derzeit nicht per Sprache genutzt werden.
Das gibt es im TV-Betrieb zu beachten
Wurde ein OTT-Anbieter wie Zattoo oder auch das Joyn-Angebot aus dem Hause ProSiebenSat.1 beziehungsweise ein virtueller Tuner eingerichtet, so ist es nun möglich, Live-TV mittels des Mediaplayers zu schauen. Wer bereits VU+ Receiver nutzt, kann zudem die VU+ Player-App kostenlos aus dem Playstore installieren. Die vom Smartphone und Tablet bekannte App wurde für Android-TV optimiert und macht aus dem kleinen Yay-Go einen nahezu vollwertigen TV-Empfänger.
Die App greift auf einen im Netzwerk vorhandene Enigma2-Receiver – in unserem Fall den VU+ Duo 4K se mit FBC-Tuner – zu. Die Einrichtung ist einfach möglich, am schnellsten geht’s, wenn der Nutzer die IP der Geberbox im manuellen Konfigurationsfenster einträgt. Anschließend wird die Verbindung aufgebaut und die Favoritenlisten von der Geberbox heruntergeladen. Nun kann der TV-Genuss starten. Die Bedienung erfolgt per Fernbedienung und mittels Steuerkreuz oder den Kanalwahltasten. Die Zifferntasten sind leider noch nicht nutzbar.
Die Umschaltgeschwindigkeit ist für eine reine Streamingbox sehr akzeptabel und geschaut werden kann alles, was am Haupt-Empfänger auch geht. Somit auch alle verschlüsselten Inhalte, für die ein Abo vorliegt. Darüber hinaus kann auch auf die Festplatte zugegriffen werden, um Aufnahmen zu schauen. Dank dieser App eignet sich die Yay-Go-Box auch perfekt als Lösung, um im Schlafzimmer sowohl Abrufinhalte von Netflix und Co. nutzen zu können, aber zeitgleich auch ohne teure Zusatzabos Live-TV zu nutzen.
Neben der VU+ Player App sind allerdings auch weitere Apps wie Dreamdroid oder die kostenpflichtige Streamingapp TV-Player. die es für diverse Streamingsysteme (Fritzbox, TV-IP, Enigma2) gibt, verfügbar.
So gut ist die Bildqualität
Der VU+ Yay-Go unterstützt auch die 4K-Auflösung. Sowohl bei YouTube als auch bei Netflix, Disney+ und Amazon war die Wiedergabe von UHD-Inhalten im Test problemlos möglich. Das bedeutet: Bei passendem Fernseher wird auch UHD laut Hersteller mit den Dynamikverbesserern HDR angeboten, wenn der Inhalt in diesem Format zur Verfügung steht. Auch das mitgelieferte HDMI-Kabel ist hierfür voll kompatibel und lässt die Wiedergabe dieser Formate zu. Im HD-Modus überzeugt die Yay-Go ebenfalls. Bei den OTT-Apps von MagentaTV und Zattoo werden die TV-Sender wie gewohnt in sehr guter Qualität auf dem angeschlossen Bildschirm angezeigt.
Kann der VU+ Yay-Go im Test überzeugen?
Das Yay-Go-Pro-System, welches der VU+ Distributor HMSat anbietet, bietet einen günstigen, aber zugleich leistungsfähiger Streaming-Receiver. Das aktuelle Android 10 zusammen mit einem guten Prozessor versprechen Zuverlässigkeit und perfekte Bildqualität. Mittels einer Vielzahl von Apps kann das Gerät stetig erweitert werden. Wem dabei der etwas gering bemessene Speicher des Gerätes selbst aufstößt, der kann diesen via SD-Karte oder USB-Datenspeicher unkompliziert erweitern. Dank der beiden Bluetooth-Fernbedienungen ist die Steuerung der Apps barrierefrei möglich. Im Test begeistert auch die Zusammenarbeit mit der Vu+ Player-App, die es ermöglicht, ohne monatliche Zusatzkosten TV-Sender zu streamen – und das legal aus dem heimischen Netzwerk.
Dieser Test erschien zuerst in der DIGITAL FERNSEHEN 09/2021
Bildquelle:
- Receiver VU+ Yay-Go: © Auerbach Verlag