Ein fünfstelliger Preis für einen 31-Zoll-Monitor, dessen Energieaufnahme selbst einen 65-Zoll-Consumer-Fernseher schlägt? Bevor Sie uns für verrückt erklären, heißt es erst einmal zu verstehen, um was es sich bei Eizos CG3145 handelt.
Während Sie im Wohnzimmer mit nur wenig Aufwand aktuelle Filme und Serien in 4K-HDR-Qualität bewundern können, heißt es für die Produzenten, mühsam am Set erstellte Bilder nachträglich ebenso aufwändig am Schnittplatz zu verfeinern. Im Mastering-Raum gelten andere Gesetze als im Wohnzimmer: Raumlicht und Reflexionen sind stark minimiert und Komfortfunktionen wie ein Lichtsensor sind tabu, schließlich soll das Quellmaterial zu jeder Zeit exakt so dargestellt werden, wie es die Aufnahme vorsieht. Mit dem Eizo CG3145 stand uns im Videolabor ein aktueller 4K-HDR-Mastering-Monitor zum Test zur Verfügung, sodass wir 1 : 1 nachvollziehen konnten, wie die Qualität von aktuellen HDR-Inhalten tatsächlich ausfällt. Beim Eizo CG3145 handelt es sich also nicht um ein klassisches Consumer-Gerät und Sie werden diesen Monitor nicht im Regal eines typischen Elektronikhändlers finden. Vielmehr ist der CG3145 ein wichtiges Werkzeug für Filmproduktionsstudios, wenn es darum geht, HDR-Inhalte bestmöglich beurteilen zu können. Eine Preis-Leistungseinschätzung verkneifen wir uns deshalb.
Kompakter Koloss
Dieser Kontrollmonitor ist für Höchstleistung gebaut und mit XXL-Bildrahmen und optionaler Lichtschutzblende wird jegliche Ablenkungsgefahr vom Bildinhalt im Keim erstickt. Die metallene Gehäusekonstruktion, gleich vier Lüfter, eine XXL-Bautiefe, das enorme Gewicht und die gigantische Energieaufnahme sind zwingend notwendig, um knapp 1 000 Nits konstant und ohne jegliche LED-Dimming-Tricks zu erreichen. Doch Helligkeit allein wäre unter professionellen Gesichtspunkten nichts wert, stattdessen steht die absolute Kontrolle bei der Bildwiedergabe im Mittelpunkt. Während Consumer-TVs genau diese Kontrolle (Farb- und Farbtemperaturpräzision) bei maximaler Belastung des Panels verlieren, unterliegt der CG3145 diesen Einschränkungen nicht. Die LED-Hintergrundbeleuchtung arbeitet selbst im HDR-Modus bei einem Schwarzbild konstant, sodass der abgegebene Lichtstrom eine echte Konstante darstellt. Um das Licht pixelperfekt zu steuern, kümmern sich im CG3145 gleich zwei 4K-IPS-LC-Panels in Kombination um den Lichtdurchlass und was dieses Duo bewirkt, ist schlichtweg einzigartig: Aus einer kontrastschwachen LCD-Bildwiedergabe mit einem Pixelkontrast von 1 000 : 1 entsteht ein nahezu perfekter OLED-Kontrast von 1 000 000 : 1. Dies ermöglicht es, pixelgenau nahezu perfekte Schwarzwerte zu erreichen und gleichzeitig kleinste Leuchtpunkte im Bild enorm hell abzubilden, ohne benachbarte Bildbereiche aufzuhellen. Im stockdunklen Testraum mit einer komplett schwarzen Bildfläche konnten wir mit dem CG3145 zwar eine geringe Aufhellung erkennen, doch sobald nur wenige LC-Pixel Licht hindurchließen, erschienen schwarze Flächen für das Auge pechschwarz. Ein klassischer LCD-Aufbau bestehend aus einem einzigen LC-Panel und einer Direct-LED-Beleuchtung mit Local Dimming erreicht dieses Niveau nicht, denn neben einem verzögerten Helligkeitsabgleich kommt es meist zu Halo-Effekten. Vorteil gegenüber OLED: Sämtliche Messwerte des CG3145 gelten unabhängig von der zugespielten Leuchtfläche. Insbesondere OLED-TVs brechen bei größeren Leuchtflächen in der Leistung deutlich ein, zudem erlauben Consumer-OLED-TVs bislang nicht, Farben ebenso hell wie weiße Leuchtpunkte darzustellen. Ohne automatischen Dimming-Effekt und Einschränkungen bei der Farbhelligkeit präsentiert der CG3145 erstmals alle gängigen Signale so, wie sie ursprünglich erdacht wurden. Die echte 4K-Auflösung von 4 096 × 2 160 Bildpunkten sorgt im Zusammenspiel mit der kompakten Größe dafür, dass der 31-Zoll-Monitor eine höhere Pixeldichte aufweist als ein 65-Zoll-Fernseher mit 8K-Bildauflösung.
HDR-Inhalte analysiert
Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass sich mit dem CG3145 etliche HDR-Quellen aufdecken lassen, die viel zu zaghaft gemastert wurden und augenscheinlich den Restriktionen eines leuchtschwächeren Mastering-Monitors unterliegen. Unser Test ergab: Meist zeigen HDR-Quellen selbst Sonnenlichtszenen nur mit 300 bis 500 Nits an, während die ursprüngliche Idee, HDR-Content im XXL-Dynamikumfang bereitzustellen, nur äußerst selten und vor allem im Videospielbereich anzutreffen ist. Doch es müssen nicht unbedingt extreme HDR-Verhältnisse sein, in denen sich der CG3145 in Szene setzen kann, sondern auch bei der Farbwiedergabe ist dieser Monitor vergleichbaren Lösungen voraus. Die native Farbraumabdeckung ist größer, als es das Kinoformat vorschreibt, was es wiederum ermöglicht, den Monitor nahezu perfekt auf Kinoverhältnisse zu trimmen. OLED-Monitore mit selbstleuchtenden Pixeln haben allerdings weiterhin Vorteile, wenn dunkelste HDR-Farbpixel in maximaler Sättigung angezeigt werden oder mehrere Personen gleichzeitig aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Bild betrachten sollen. Der Blickwinkel des CG3145 ist für ein LCD zwar überzeugend, doch Kontrastverluste und unscharfe Konturen bzw. Doppelbildeffekte verleiten nicht dazu, das Bild von den äußersten Sitzplätzen aus beurteilen zu wollen. Frontal betrachtet ist der CG3145 anderen Display-Lösungen hingegen überlegen, denn die Wiedergabe gelingt so stabil und neutral, wie mit keinem uns bekannten Display zuvor. Ein einfaches Beispiel sind hierbei Schneesequenzen oder Schwarz-Weiß-Filme, die mit den meisten Displays häufig einen leichten Farbschimmer in bestimmten Helligkeitsbereichen aufweisen. Der CG3145 liefert hierbei eine Reinheit, die ihresgleichen sucht und selbst unter extremer HDR-Belastung sind keine auffälligen Abweichungen erkennbar.
Spezialtuning
Diese Leistung kommt nicht von ungefähr: Ein integriertes Thermometer greift der Bildelektronik unter die Arme, um unerwünschte Bilderveränderungen aufgrund zu starker Temperaturschwankungen zu vermeiden. Eizos Optimierung kommt auch der Bildausleuchtung zugute: Die Helligkeit fällt in den Randbereichen zwar etwas geringer aus, doch stören beim CG3145 keine Schatten- oder Streifenmuster in hellen oder dunklen Bildbereichen. Zur perfekten Testnote reicht es aber dennoch nicht, denn der CG3145 erlaubt weder eine 120-Hz-Zuspielung noch erreicht das Display eine messerscharfe Bewegtbilddarstellung. Schnelle Bewegtbilder erscheinen somit äußerst weich, was mit Kinofilmproduktionen allerdings optimal harmoniert: Die 24p-Filmwiedergabe gehört zum qualitativ besten, was wir bislang gesehen haben und dies ohne Tricks wie eine Zwischenbildberechnung. Zudem arbeitet der CG3145 unabhängig von der gewählten Lichteinstellung nahezu komplett flimmerfrei. Gegenüber OLED-TVs fällt zusätzlich auf, dass dunklere Grauflächen mit dem Dual-LCD-Layer-Monitor ohne Pixelflimmern wiedergegeben werden und Sie keinerlei Nachleuchteffekte und Kompensationsmechanismen zu befürchten haben. Nicht selbstverständlich: Neben einer 24- und 60-Hz-Wiedergabe zeigt der CG3145 auch 50-Hz-TV-Signale absolut fehlerfrei an. Zudem überzeugte das Upscaling von HD-Inhalten auf die Display-Auflösung, infolge der 4 096 Pixel entstehen mit klassischen Home-Entertainment-Produktionen aber schmale schwarze Ränder an den Seiten. Für das Mastering besonders praktisch: Lupenfunktionen und einblendbare Bildformate ermöglichen einen schnellen Überblick und selbst HDR-Inhalte lassen sich mit dem CG3145 hinsichtlich des Dynamik- und Farbumfangs pixelgenau analysieren. Schließen Sie PC-Quellen über die Display-Port-Schnittstellen an, können Sie nicht nur alternative PC-spezifische Auflösungen nutzen, sondern gleich zwei DP-Signale in einem Bild zusammenfügen. Die Eingabeverzögerung fiel mit etwas mehr als 35 Millisekunden höher als erwartet aus, was Eingaben etwas schwammig gestaltet. Dem stolzen Kaufpreis entsprechend bietet Eizo nicht nur eine vollständige Garantie gegen (Sub)-Pixelfehler, sondern sichert Besitzer für 5 Jahre (bzw. 10 000 Betriebsstunden) gegen evtl. Ausfälle ab. Zudem garantiert Eizo eine Mindesthelligkeit von 800 Nits, die unser Monitor mit ca. 950 Nits locker übertraf. Positiv hervorheben möchten wir die technischen Angaben im Datenblatt, die wir nahezu 1 : 1 im Testlabor unter Praxisbedingungen erreichten.
Die Konstante im HDR-Workflow
Mit dem CG3145 erleben Sie einen pixelperfekten Bildaufbau gemäß den Vorgaben des Signals. Der CG3145 stellt eine echte Konstante im professionellen Workflow dar und ermöglichte es uns rückwirkend, die Entscheidungen, die im Mastering-Raum getroffen wurden, nachzuverfolgen. Das macht den Hochleistungsmonitor zur ultimativen Lupe, nein, zum Brennglas, um jeden Pixel der digitalen Daten korrekt beurteilen zu können. Wer HDR-Inhalte erstellt, findet im CG3145 einen verlässlichen Spielpartner, der sich auch noch einfach bedienen lässt. Wer dagegen mit solch einem Gerät einen Bildvergleich anstellt und HDR-Inhalte entschlüsselt, der wird erkennen, dass qualitativ hochwertiges Material noch immer Seltenheitswert besitzt.
Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!
Bildquelle:
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