Rundfunk-Sendeanlagen, auch solche für DAB+, stellen sich die meisten von uns richtig groß und vor allem teuer vor. Dass es auch ganz anders geht, zeigt der EDABv2+ Digitalradio Exciter von PCS Electronics.
Wohl kaum einer würde vermuten, dass sich der eigentliche DAB+-Sender in einem gerade einmal 11 x 5,5 x 2,5 cm großen Gehäuse Platz findet. Mehr als ein derart kleines Kästchen braucht es nicht, um einen Digitalradio-Multiplex zur Ausstrahlung zu bringen. Genauso erstaunlich ist, dass es solche Sender, wie den EDABv2+ Digitalradio Exciter der slowenischen Firma PCS Electronics inklusive Gehäuse, Netzteil und GPS-Antenne bereits ab rund 360 Euro gibt. Ohne Steuer versteht sich. Schließlich zählen zu den Kunden Sendernetzbetreiber und Rundfunkveranstalter. Privatpersonen stehen nicht im Fokus des Herstellers.
Klein aber oho
Doch Achtung. Mit dem EDABv2+ alleine ist es längst nicht getan. Denn dass von so einem gerade einmal kleinen Senderchen keine großen Sendeleistungen zu erwarten sind, liegt auf der Hand. Laut Spezifikationen liegt seine Ausgangsleistung gerade einmal bei maximal 32 Milliwatt. Das reicht bei direkt angeschlossener Antenne für eine Reichweite von wenigen Metern. Wenn es gut kommt, lässt sich damit eine kleine Wohnung mehr schlecht als recht versorgen. Mehr nicht.
Genau genommen ist ein Sender wie dieser das Kernstück einer Small-Scale-Sendeanlage, so wie man sie unter anderem in der Schweiz und dem Vereinigten Königreich zur Verbreitung lokaler und regionaler Multiplexe nutzt. Genauso können sie in bereits bestehenden großen Sendernetzen für Füllsender in bislang unzureichend versorgten Gebieten dienen. Womit ein solcher Sender nicht nur für sich alleine, sondern auch innerhalb eines SFN-Netzes eingesetzt werden kann.
Was es sonst noch braucht
Um auch gehörte zu werden, braucht es deutlich mehr an Sendeleistung. Diese wird mit nachgeschalteten Verstärkern erreicht. Weiter braucht es zwingend Filter, die unerwünschte Nebenausstrahlungen unterbinden. Nur sie gewährleisten, dass die Ausstrahlung nur auf dem von der Regulierungsbehörde zugewiesenen Kanal, zum Beispiel 8A, erfolgt. Ohne Filter können Sender andere Frequenzen und Funkdienste bis zur Unbrauchbarkeit stören. Das ist nicht nur bei DAB+, sondern ganz allgemein, wie etwa bei UKW und DVB-T2, so.
Alleine Verstärker und Filter kosten ein Vielfaches des Senders. Ferner kommt noch die Sendeantenne und der Antennenstandort hinzu. Die dafür fälligen Mietkosten sind ebenfalls zu berücksichtigen.
Trotz alledem hilft ein Small-Scale-Sender erheblich, die Kosten für einen Senderstandort zu reduzieren. Auch, weil dafür keine teure Software vonnöten ist. Mit einem Linux-Rechner mit unentgeltlicher Open-Source-Software findet man das Auslangen.
Im Detail
Die wahren Qualitäten sieht man der in dem kleinen Alu-Gehäuse verborgenen Technik nicht an. An einer Seite findet man gerade einmal eine Eingangsschnittstelle für 10/100 MBit Ethernet. Also das, was wir als üblichen LAN-Anschluss verstehen. Daneben finden sich ferner die Netzteilbuchse und eine Reset-Taste.
An der gegenüberliegenden Seite sind zwei SMA-Buchsen eingebaut. Eine dient zum Anschluss einer GPS-Antenne, die zweite ist der HF-Ausgang und entweder für eine Antenne oder einen Amplifier, also ein Signalverstärker, vorgesehen. Zuletzt sind hier noch drei LEDs in den Farben rot, grün und gelb eingebaut.
Nachdem der kleine EDABv2+-Sender keine direkte Verbindung mit einem Computer hat, nimmt er sämtliche Daten ausschließlich über die LAN-Schnittstelle entgegen. Womit keine räumliche Nähe zwischen Computer, beziehungsweise der ETI-Quelle und der DAB+-Senderkarte vonnöten ist. Ihre Verbindung erfolgt ausschließlich über das Ethernet oder Internet
Die Bedienung der DAB+-Senderkarte erfolgt über ein Webinterface und erlaubt das Einstellen aller relevanten Parameter. Obwohl Digitalradio an und für sich eine komplexe Angelegenheit ist, erfolgt die Programmierung sozusagen intuitiv. Unterstützt wird das Handling zudem durch die übersichtlich aufgebaute Benutzeroberfläche.
Die Sendefrequenz ist frei wählbar und erstreckt sich von Kanal 5A bis Kanal 13F. Weiter erlaubt der kleine Sender die ergänzende Ausstrahlung eines TII-Codes, mit dessen Hilfe sich der Senderstandort identifizieren lässt.
Profi-Equipment
Auch wenn es nicht unbedingt den Anschein hat, beim EDABv2+ von PCS Electronics haben wir es mit absolutem Profi-Equipment zu tun. Mit dieser kompakten DAB+-Senderkarte lassen sich beliebig große Sendeanlagen aufbauen. Mit wie vielen Watt oder Kilowatt diese am Ende senden, ist nur eine Frage der dem kleinen Sender nachgeschalteten Verstärker. In Sachen Betriebssicherheit steht diese Lösung deutlich größeren Sendereinheiten anderer Hersteller um nichts nach.
Der kleine Sender gibt uns einen Einblick, wie sich ein Senderstandort für DAB+ realisieren lässt. Bei leistungsstarken Grundnetzsendern wird man derart kompakte Einheiten kaum finden. Sehr wohl aber bei lokalen Netzen, die durchweg auch mit geringeren Sendeleistungen betrieben werden.
Nur mit Sendegenehmigung!
Wie auch auf jeden anderen Frequenzbereich, braucht es für den Betrieb eines Senders die dafür erforderliche Bewilligung. Es gilt also die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Landes, in dem man senden möchte, zu berücksichtigen.
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