2022 begann mit dem S95B Samsungs Aufholjagd im OLED-TV-Segment: Mit einer vollständig neu entwickelten Quantum-Dot-OLED-Technologie setzte Samsung ein echtes Ausrufezeichen. Lesen Sie mehr in unserem Samsung GQ55S90C Test 2023.
Das Nachfolgemodell des S95B ist nicht etwa der diesjährige S95C, denn bei dieser Modellreihe wählt Samsung einen gänzlich anderen Designansatz und spendiert der QD-OLED-Technik erstmals eine One-Connect-Box. Stattdessen ist der Nachfolger des S95B der von uns getestete S90C.
Eine auffällige Neuerung: Der S90C erscheint in schwarzer Ausführung, während der S95B im Silberlook auf den Markt kam. Das OLED-Display stellt nahezu eine 1:1 Kopie dar, doch der Standfuß wurde deutlich verändert: Der S90C sitzt auf zwei L-Winkeln, die durch eine aufgeschobene Metallplatte den Eindruck erwecken, dass es sich um einen massiven Standfuß handelt. Die neue Konstruktion überzeugte uns qualitativ weniger als der aus den Vollen gefräste Metallstandfuß des Vorgängermodells und auch die beiliegende Fernbedienung des S90C erscheint billiger.
Eine praktische Zusatzfunktion ist bei der Fernbedienung weiterhin integriert: Drehen Sie die Fernbedienung um, kommt die Solarzelle zum Vorschein, die zur Aufladung des internen Akkus dient. Alternativ laden Sie die Fernbedienung über USB-C im Schnellverfahren auf. Da Samsung das interne Lautsprechersystem des S90C im Vergleich zum S95B etwas abspeckt (2.1-System mit 40 Watt statt 2.2.2-System mit 60 Watt), erscheint der höhere Marktpreis des S90C (S95B zum Testzeitpunkt 1 000 Euro günstiger) nicht nachvollziehbar. Doch bei aller Kritik: Klanglich ist auch der S90C einer der besseren Flachbildfernseher am Markt.
Heimkinoformat und wichtiger Vorteil des Samsung GQ55S90C
Den S90C erhalten Sie nicht nur in 55 und 65 Zoll, sondern Samsung bringt die QD-OLED-Technik 2023 erstmals auch in 77 Zoll auf den Markt. Somit können Heimkinofans mit einem XXL-QD-OLED-TV in 4K-HDR-Filmwelten abtauchen.
Einer der größten Unterschiede des S90C im Vergleich zum S95B zeigt sich, wenn Sie Videoinhalte abspielen, die für mehrere Minuten keine Kontrastwechsel aufweisen. Der S95B dimmte in solchen Szenen bereits nach kurzer Zeit das gesamte Bild herunter, was zu einer störenden Abdunklung führen konnte.
Der S90C zeigte sich im Test hingegen unbeeindruckt von derartigen Videosequenzen und präsentierte auch durchgehend düstere Inhalte ohne störenden Dimming-Effekt. Samsung unterstützt hinsichtlich der Bild- und Tonformate eine überschaubare Auswahl: Neben Standard-HDR10-Signalen lassen sich HDR10+ Quellen darstellen und die Mehrkanal-Audiozuspielung sollte im Dolby-Digital- oder Dolby-Atmos-Format erfolgen.
Dolby-Vision- und DTS-Inhalte werden vom S90C nicht verarbeitet, DTS-Tonsignale lasen sich auch nicht über eARC weiterleiten. Dennoch ist der S90C ein exzellenter moderner HDMI-2.1-Fernseher, denn Samsung spendiert dem QD-OLED vier vollwertige HDMI-2.1-Schnittstellen, sodass Sie bei einer eARC-Verbindung drei weitere Ports für eine 4K-120-Hz- (PS5, Xbox Series X) oder gar 4K-144-Hz-Signalzuspielung (PC) zur Verfügung haben.
PC-Signale wurden automatisch im PC-Modus wiedergegeben, wobei eine VRR-, Freesync- oder G-Sync-Wiedergabe die Aktivierung des Spielmodus erforderte. Was wir beim S90C vermissen sind eindeutig erkennbare Videosignaloptionen, um einen zielgerichteten Signalabgleich durchzuführen. Überzeugender ist die Kombination mit einer Samsung-Soundbar gelöst, denn damit können Sie die Q-Symphony-Funktion des S90C auskosten, mit der die TV-Lautsprecher und die Soundbar-Lautsprecher in Kombination aufspielen.
Bildqualität auf hohem Niveau mit dem Samsung GQ55S90C
Die Messwerte des S90C erscheinen fast wie eine 1:1 Kopie des letztjährigen S95B und auch unsere Energiemessung bescheinigte dem S90C die gleichwertige Effizienz. Als waschechter OLED-TV sind beim S90C sämtliche Bildpunkte selbstleuchtend, was zahlreiche Qualitätsvorteile im Vergleich zu Samsungs QLED-LCD-TVs verspricht.
Die QD-OLED-Technik präsentiert HDR-Details mit bis zu 1100 Nits äußerst leuchtstark und im Gegensatz zu anderen OLED-Technologien setzt Samsung auf eine gleichermaßen hohe Farbleuchtstärke, sodass nicht nur Weißlichtdetails, sondern auch sämtliche Farben brillant erscheinen.
Zusammen mit der größten Farbraumabdeckung des HDR-Bildstandards erreicht der S90C wie schon der S95B einzigartige Spitzenwerte beim HDR-Farbvolumen. Perfekt gelingt die Durchzeichnung mit extrem dunklen Bildinhalten zwar nicht, doch der Black-Crush ist häufig so gering, dass er nur im Vergleich zu einem Referenzdisplay auffällig erscheint.
Durch den Bildregler „Schattendurchzeichnung“ können Sie dunkle HDR-Bildbereiche künstlich anheben, was je nach Signalzuspielung ein guter Kompromiss darstellt, die Kontrastdarstellung aber auch ausdünnen kann.
Die Blickwinkelstabilität der QD-OLED-Technik ist weiterhin einzigartig im Consumer-Display-Markt: Keine andere TV-Display-Technologie zeigt derart helle, kontrastreiche und unverfälschte Bilder, wenn Sie seitlich auf die Bildfläche blicken.
Da die Bildausleuchtung und Weißlichtdarstellung rundum überzeugen, keine künstlichen Nachzieheffekte auftreten, die pixelgenaue OLED-Lichterzeugung optimale Schwarzwerte ermöglicht und der Kontrastfilter Spiegelungen überzeugend mindert, stellt der S90C in den meisten Fällen sogar Samsungs High-End-QLED-LCD-Modelle in den Schatten.
Beim Upscaling wählt Samsung einen gelungenen Kompromiss zwischen Kantenglättung und Pixelkontraststeigerung, der Schärferegler des Fernsehers sollte aber mit Bedacht und nur in geringen Stufen eingesetzt werden. Die Zwischenbildberechnung ist in vielen Bildmodi zu kräftig voreingestellt, sodass Sie geringere Glättungswerte wählen sollten.
Gut zu wissen: Wurde die gesamte Bildschärfeeinstellung unseres Testmodells deaktiviert, wurden 24p-Filminhalte aufgrund einer 60-Hz-Wandlung ruckliger dargestellt. Wir wählten deshalb den Mindestwert der Judder-Minderung, um 24p-Filminhalte ohne auffällige Glättung korrekt wiederzugeben. Bildrauschen mindert der S90C überzeugend, doch zugleich ist der Rauschfilter die einzige Lösung, um Banding-Artefakte zu glätten – eine getrennte Einstellung wäre hier die bessere Lösung.
Samsung Smart-TV nicht einfach zu verstehen?
Statt angeschlossene HDMI-Quellen im Homescreen auszuwählen, nutzten wir im Test vorrangig die Schnellauswahl, die Sie über ein Gedrückthalten der Zahnradtaste erreichen. Drücken Sie die Zahnradtaste kurz, wird eine nicht minder praktische Auswahl der wichtigsten Einstellungen eingeblendet. Wollen Sie beispielsweise die Bildeinstellungen detailliert durchführen, finden Sie diesen Punkt am Ende der Liste.
Tipp: Bearbeiten Sie die Schnellauswahl, können Sie häufig genutzte Einstellungen an den Anfang der Liste verschieben und somit in Windeseile erreichen. Videospieler sollten beachten, dass der Spielmodus in den Werkseinstellungen sehr weit von einer natürlichen Bilddarstellung entfernt ist und man sich an den Einstellungen des Filmmaker-Modes orientieren sollte, wenn auch mit Games realistische Farben und Kontraste erzielt werden sollen. Die HDR-Einstellungen in den erweiterten Spieleinstellungen können dafür sorgen, dass die getätigten Bildeinstellungen zurückspringen, weshalb in diesem Fall die Anpassungen erneut vollzogen werden müssen.
Durch Samsungs Anynet+ Steuerung (HDMI-CEC-Funktion) wurden angeschlossene Spielkonsolen im Test häufig unbeabsichtigt eingeschaltet, sobald der TV gestartet wurde. Wird Anynet+ deaktiviert, können Zusammenspiel mit einer Soundbar Nachteile entstehen, weshalb wir uns eine vielseitigere HDMI-CEC-Einstellung für jeden HDMI-Eingang bzw. HDMI-Quelle wünschen würden.
Gleiches gilt für die Farbraumeinstellung des S90C: Die vorab eingestellten Werte des Filmmaker-Modes garantieren eine natürliche Farbdarstellung und dies mit HDR-Filmquellen und SDR-Videoinhalten gleichermaßen. Kompliziert wird es, wenn der maximale Farbraum des S90C ausgereizt werden soll.
Wählen Sie eine andere Einstellung (z. B. Nativ), wird das gesamte Sättigungsspektrum der QD-OLED-Technik sichtbar, doch in diesem Fall werden auch weniger gesättigte Farben deutlich angehoben. Wer im Benutzermodus die DCI-P3-Voreinstellung auf BT.2020 ändert, wird außerdem feststellen, dass diese Änderung eine abweichende Darstellung mit der Automatik-Einstellung provoziert.
Besser macht es Samsung bei der neuen Bildoption „HDR-Dynamikkompression“: Wählen Sie hierbei „aktiv“, verhindert der S90C einen Detailverlust mit HDR-Quellen, die Signale mit 4 000 oder gar 10 000 Nits liefern. Zugleich werden leuchtschwächere HDR-Signale optimiert, was deutlich besser funktioniert, als der Einsatz der dynamischen Kontrastverbesserung.
Fortsetzung des 2022er-Überfliegers
Mit dem S90C setzt Samsung die Erfolgsgeschichte des letztjährigen S95B fort. Obwohl die Bild-Messwerte und die Leistungswerte des Fernsehers praktisch identisch zum Vorjahresmodell ausfallen, bietet der S90C einige Neuerungen. Darunter die Option einer 77-Zoll-Bilddiagonale, ein weniger aggressives Auto-Dimming-Verhalten und eine flüssigere Bedienung.
Sämtliche QD-OLED- und Samsung-TV-Stärken spielt der S90C souverän aus: Die TV-, Streaming- und HDMI-2.1-Gaming-Möglichkeiten sind ebenso beeindruckend wie die QD-OLED-Bildqualität. Wer sich für den S90C entscheidet, spielt in der obersten Liga der aktuellen TV-Technologie mit. SDR- und HDR-Signale werden vom S90C gleichermaßen präzise, leuchtstark und farblich überzeugend wiedergegeben und dank der einzigartigen Qualitätsvorteile der QD-OLED-Technik steht einem HDR-Film- und -Gaming-Genuss meist nichts im Wege.
Samsung GQ55S90C im Quick Check
Gaming-Funktionen
- 4K in HDR mit bis zu 144 Hz,
- VRR,
- Freesync,
- G-Sync-kompatibel,
- ALLM,
- 1440p- und Ultra-Wide-Support,
- HGiG,
- Input Lag: ca. 9 ms (60 Hz) bzw. ca. 5 ms (120 Hz),
- ca. 4 ms (144 Hz),
- Motion Plus auch im Spielmodus verfügbar (ca. 20 ms Input Lag),
- Bildausschnitt-Vergrößerung,
- einblendbarer Zielpunkt
Tuner-Funktionen
- Twin-Tuner für DVB-S/-C/-T,
- Unicable-Support,
- 1 × CI (Adapter),
- Festplattenaufnahme über USB (Aufnahme und Senderwechsel oder zweifache Aufnahme),
- Time-Shift,
- HD+ Freischaltung via App,
- Bild-in-Bild-Darstellung (TV-Tuner, HDMI) oder Multibild-Darstellung mit weiteren App-Anwendungen in 2 Fenstern (z. B. HDMI und Youtube)
Anschlüsse
- 4 × HDMI (4K 144 Hz HDR),
- 1 × eARC (HDMI 3),
- 2 × USB,
- 1 × Netzwerk (oder WLAN),
- kein analoger Videoeingang,
- 1 × digital optisch Audio,
- Kopfhörer nur über Bluetooth
Streaming-Apps
- Netflix,
- Amazon Video,
- Disney+,
- Apple TV,
- Airplay,
- Youtube (inklusive AV1-Decoding),
- Sky,
- Magenta TV,
- DAZN,
- Rakuten TV,
- Lokal TV,
- Xbox Gamepass Streaming,
- Geforce Now,
- Philips Hue Lichtsteuerung u.v.m.
HDR- und Audio-Formate
- HDR10,
- HDR10+ (Adaptive),
- HLG,
- kein Dolby Vision,
- Dolby Digital,
- Dolby Atmos,
- nur Stereo-PCM,
- kein DTS,
- kein DTS:X,
- Q-Symphony-Soundbar-Erweiterung,
- optional drahtlose Dolby-Atmos-Signalübertragung im DD+ Format, WiFi-Surround-Lautsprecher
Dieser Test erschien in der Ausgabe 03/2023 der DIGITAL FERNSEHEN. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres elektrischen Samsung GQ55S90C-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Text/Bilder: Autor: Christian Trozinski; Bilder: Auerbach Verlag
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Bildquelle:
- Samsung GQ55S90C Smart-TV: Samsung