Mit der OLED-Serie 937 setzte Philips einen beeindruckenden Benchmark hinsichtlich der Bild- und Tonqualität, während die OLED-Modelle der Serie 807 eine exzellente Leistung zum verführerischen Preis erzielten. Mit dem OLED907 will Philips nun das Beste beider Welten miteinander vereinen – mit Erfolg? Lesen Sie mehr in unserem Philips 55OLED907 Test 2023.
Äußerlich orientiert sich der OLED907 am Spitzenmodell 937: Die integrierten Lautsprecher wurden in Kooperation mit Bowers & Wilkins entworfen und die Stoffblende dient zugleich als Designelement mit Wiedererkennungswert. Der Standfuß erscheint von vorn betrachtet geradezu winzig, doch der OLED-Fernseher steht durch den T-Stand sehr sicher auf dem Sideboard.
Das OLED-Display fällt sogar drehbar aus. Philips-typisch sind hinten am Gehäuse LEDs angebracht, die passend zum Bildinhalt farbiges Licht erzeugen. Das Ambilight wartet in der neuen Next-Gen-Ausbaustufe mit einer noch präziseren Lichtansteuerung auf, sodass auch kleinere Elemente im Bild farbecht über das Ambilight abgebildet werden.
Verändern Sie die Einstellung des Ambilight-Halo-Typs, können Sie diesen Qualitätsunterschied selbst austesten. Wir können Ihnen die Ambilight-Einstellung „Standard“ ans Herz legen, um Film- und Gaming-Inhalte noch beeindruckender und dennoch angenehm zu genießen.
Leider bleibt das vierseitige Ambilight den OLED937- und OLED807-Modellen vorbehalten, während der OLED907 eine dreiseitige Lichtabstrahlung bietet (links, rechts, oben).
Neu ist die Aurora-Funktion: Hierbei lassen sich vorab gespeicherte Bilder und Videos ohne Umwege abrufen, um den Ambilight-Effekt des OLED907 optimal zu präsentieren.
Apropos Licht: Die Fernbedienung wartet mit einer Tastenbeleuchtung auf, doch insgesamt ist der Ferngeber nicht sehr handlich gestaltet, viele Tasten sind zu gleichförmig und mehr Direktauswahl für die wichtigsten Streaming-Anbieter wären wünschenswert gewesen.
Mit angeschlossenen USB-Festplatten ist eine Programmaufzeichnung oder Timeshift möglich, aufgrund der verbauten Single-Tuner ist ein Programmwechsel währenddessen aber nicht erlaubt. Die komfortabelste Anzeige von HDTV-Signalen erzielen Sie mit der HD+ App: Verschlüsselte HD-Inhalte lassen sich über die Internetfreischaltung ohne CI-Modul und Smartcard wiedergeben und für 6 Monate kostenlos nutzen.
Philips 55OLED907-Smart-TV als goldene Mitte
Die OLED-Spitzenmodelle 937 setzen auf eine prägnante Lautsprecherlösung von Bowers & Wilkins, weshalb der OLED907 die bessere Wahl darstellt, wenn Sie den Ton zu einer externen Soundbar weiterleiten möchten. Allerdings fällt die Bildqualität des OLED907 nicht gleichwertig zum OLED937 aus, denn die leistungsstärkste Dual-Chip-Lösung für eine neuartige HDR-Tonemapping-Bildverarbeitung bleibt dem OLED937 vorbehalten.
Die Bildverarbeitung des OLED907 orientiert sich am OLED807: Die Single-Chip-Lösung ermöglicht eine tadellose Signalverarbeitung von SDR- und HDR-Signalen, doch die HDR-Nachbearbeitung ist weniger komplex als das dynamische Tonemapping des OLED937. In der Praxis bedeutet das meist etwas weniger Kontrast und Helligkeit mit flau gemasterten HDR-Inhalten, wenn der OLED937 inklusive der dynamischen HDR-Tonemapping-Funktion das Eingangssignal förmlich transformieren kann.
Der Vorteil des OLED907 zeigt sich vor allem dadurch, dass weniger Bildfehler provoziert werden und dank der verbauten OLED.EX-Paneltechnik erreicht auch der OLED907 Spitzenwerte hinsichtlich der Bildhelligkeit.
Generell legt Philips den Fokus auf Helligkeit und Kontrast, ohne die Darstellung beispielsweise im Filmmaker-Modus zu künstlich zu gestalten.
Sowohl die Detail- als auch die Flächenhelligkeit des OLED907 ist überdurchschnittlich gut und selbst bei der Farbhelligkeit holt Philips alles aus dem verbauten Panel heraus. Wer es hinsichtlich der Farbtreue besonders genau nimmt, kann mit den notwendigen Messgeräten auf die Calman-Ready-Bildkalibrierung zurückgreifen, die es ermöglicht, zahlreiche Abstimmungsschritte automatisch und komfortabel durchzuführen.
Die Durchzeichnungsqualität des OLED907 war im Test überraschend gut und es traten keine Detailverluste auf, doch Banding-Artefakte zeigten sich häufiger als mit anderen OLED-TVs. Die HDR-Signalverarbeitung kann sich ebenfalls sehen lassen, denn der OLED907 verarbeitet nicht nur Dolby-Vision-Quellen, sondern auch HDR10+ Inhalte.
Philips 55OLED907 als Gaming-Maschine
Moderne Videospielsignale nach HDMI-2.1-Standard lassen sich über die Schnittstellen 1 und 2 in bester 4K-120-Hz-Qualität bestaunen, sobald der PC- bzw. Monitor-Modus angewählt wurde (im normalen Spielmodus Auflösungsverlust bei 4K-120-Hz-Zuspielung). Die Einstellungsmöglichkeiten des Fernsehers sind in diesem Modus eingeschränkt, doch die Darstellungsqualität überzeugt auch hier.
Dank VRR-, Freesync- und G-Sync-Unterstützung können PS5-, Xbox-Series- und PC-Signale ruckelfreier dargestellt werden und die Eingabeverzögerung mit 120-Hz-Signalen ist auf einem exzellenten Monitor-Niveau. Dolby-Vision-Signale werden vom OLED907 ebenfalls nicht nur innerhalb der Filmeinstellungen korrekt angezeigt, sondern auch im Dolby-Vision-Game-Modus. In diesem Fall beträgt die maximale zuspielbare Signalfrequenz bei 4K-Auflösung allerdings 60 Hz.
Obwohl der OLED907 zu den leuchtstärksten OLED-TVs zählt, können der schnell einsetzende Bildschirmschoner und ein automatischer Dimming-Effekt den Gesamteindruck etwas trüben. Insbesondere mit düster gemasterten Filmen und Serien sind minutenlang ausbleibende Kontrastwechsel keine Seltenheit und in diesem Fall kann die Bildabdunklung des OLED907 so stark ausfallen, dass jegliche Durchzeichnung verloren geht – erst durch einen Bildwechsel wird die maximale Helligkeit wiederhergestellt.
Um das Risiko einer ungleichmäßigen Panelnutzung zu mindern, setzt Philips auf eine Logo-Dimming-Funktion, die in geringer Stufe dafür sorgt, dass statische Elemente im Bild herabgedimmt werden, ohne die Gesamthelligkeit deutlich zu reduzieren. Dennoch findet sich in der Anleitung des Fernsehers ein Garantieausschluss, wenn der OLED907 überwiegend zur Darstellung von Videospielinhalten oder Nachrichtensendungen mit statischen Menüeinblendungen eingesetzt wird und daraufhin dauerhafte Geisterbildeffekte auftreten sollten.
Smart-TV von Philips besser mit Soundbar
Das integrierte Lautsprechersystem von B&W punktet durch eine direkte und klare Wiedergabe, allerdings fällt der Klangvorteil gegenüber den OLED807-Modellen geringer aus als gedacht. Wenn Sie den Gesamteindruck aufwerten möchten, sollten Sie den Subwooferanschluss des Fernsehers nutzen und dem OLED907 einen externen Basslautsprecher spendieren.
Über die eARC-Tonweiterleitung lassen sich nicht nur Dolby-Atmos-, sondern auch DTS:X-Signale an eine Soundbar oder einen AV-Receiver übertragen. Wollen Sie lediglich Standard-Dolby-Digital- und DTS-Signale weiterleiten, können Sie hierfür die ARC-Funktion sämtlicher HDMI-Schnittstellen verwenden, falls der eARC-Anschluss des Fernsehers (HDMI 2) durch den Einsatz mehrerer HDMI-2.1-Gaming-Quellen belegt ist. Alternativ können Sie mit DTS-Play-Fi-Lautsprechern Audiosignale sogar drahtlos an weitere Lautsprecher verteilen.
Philips 55OLED907 im Schatten des Nachfolgers?
Die Qualitätsvorteile des OLED907 gegenüber den günstigeren OLED807-Modellen zeigen sich maßgeblich bei der höheren Spitzenhelligkeit, während die Bildverarbeitung auf einem gleichwertigen Niveau arbeitet. Hinsichtlich der Tonqualität können wir ebenfalls keinen eindeutigen Sieger ausmachen. Der OLED937 bleibt hingegen Philips‘ aktuell bester OLED-TV, wenn Sie eine besonders kontrastreiche HDR-Bildverarbeitung, vierseitiges Ambilight und ein leistungsstärkeres integriertes Lautsprechersystem erwarten.
Für Gamer ist die Single-Chip-Lösung des OLED907 wiederum von Vorteil, um 4K-120-Hz-Signale ohne Auflösungsverlust darzustellen. Ob der OLED907 gegenüber den OLED807-Modellen den Zuschlag bekommen sollte, ist am Ende vor allem eine Frage des Designgeschmacks und der Marktpreise. Gegen den Kauf des OLED907 spricht lediglich die Ankündigung des brandneuen Ambilight-TVs OLED908, der allerdings erst im dritten Quartal 2023 erscheinen soll.
Philips verspricht für den OLED908 ein runderneuertes MLA-OLED-Panel. Die Bildqualitätsverbesserungen sind beim OLED908 dementsprechend zahlreich und reichen von einer deutlich höheren Bildhelligkeit über bessere Blickwinkeleigenschaften bis hin zu einem optimierten Kontrastfilter.
Zudem wird der OLED908 mit dem leistungsstärksten Mediatek-4K-Prozessor aller Zeiten aufwarten. Kurzum: Durch die Ankündigung des OLED908 ist der Zauber des OLED907 etwas vorschnell verflogen, doch der hohen Gesamtqualität des aktuellen OLED-TVs tut dies keinen Abbruch.
Philips 55OLED907 im Quick Check
Tuner-Funktionen
- Single-Tuner für DVB-S/-C/-T,
- Unicable-Support,
- 1 × CI,
- Festplattenaufnahme über USB,
- Time-Shift,
- HD+ Freischaltung via App
Gaming-Funktionen
- 4K in HDR mit bis zu 120 Hz (PC- bzw. Monitor-Modus für 4K-Auflösungsqualität bei 120 Hz),
- Dolby Vision bis 60 Hz,
- VRR,
- Freesync,
- G-Sync-kompatibel,
- ALLM,
- 1440p-Support,
- HGiG,
- Input Lag: ca. 15 ms (60 Hz),
- ca. 6 ms (120 Hz)
Anschlüsse
- 4 × HDMI (HDMI 1&2: 4K 120 Hz HDR,
- HDMI 3&4: 4K 60 Hz oder 1440p 120 Hz HDR),
- 1 × eARC (HDMI 2,
- normaler ARC-Modus an allen HDMI-Schnittstellen),
- 3 × USB,
- 1 × Netzwerk (oder WLAN),
- kein analoger Videoeingang,
- 1 × digital optisch Audio,
- 1 × Kopfhörer,
- 1 × Subwoofer-Pre-out
Streaming-Apps
- Netflix,
- Amazon Video,
- Disney+,
- Apple TV,
- Youtube (inklusive AV1-Decoding),
- Magenta TV,
- DAZN,
- Rakuten TV u. v. m.
HDR- und Audio-Formate
- HDR10,
- HDR10+,
- HLG,
- Dolby Vision,
- Dolby Digital,
- Dolby Atmos,
- DTS,
- DTS:X via eARC-Weiterleitung,
- kein Mehrkanal-PCM (nur Stereo-PCM),
- DTS-Play-Fi
Dieser Test erschien in der Ausgabe 02/2023 der DIGITAL FERNSEHEN. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres elektrischen Philips 55OLED907-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Text/Bilder: Autor: Christian Trozinski; Bilder: Auerbach Verlag, Philips
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Bildquelle:
- Philips 55OLED907-Smart-TV im Test 2023: Philips