DAB+ Autoradio-Adapter Tin-Nik DAB-388 im Test

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DAB+ Autoradio Adapter Tin-Nik DAB-388
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler

DAB+ ist seit Ende 2020 in allen Neuwagen ein verpflichtendes Ausstattungskriterium. In älteren Autos fehlt Digitalradio oft noch. Mit dem Tin-Nik DAB-388 haben wir einen DAB+ Autoradio-Adapter unter die Lupe genommen.

Auch wenn DAB+ in allen seit 21. Dezember 2020 in der EU verkauften Fahrzeugen verpflichtend an Bord sein muss, so gibt es noch immer viele Autos, die noch kein Digitalradio verbaut haben. Diese Autos müssen mit knapp vier Jahren noch nicht einmal besonders alt sein und können uns ohne weiteres noch zehn Jahre oder länger begleiten.

Bislang ist man oft mit UKW noch klargekommen. Doch wie die letzte Zeit zeigt, geht es dem analogen Rundfunk allmählich an den Kragen. So beendet etwa der Schweizer Rundfunk mit Jahresende seine UKW-Verbreitung. Viel mehr trifft uns aber, dass auch in Schleswig-Holstein UKW mit einem Ablaufdatum versehen ist. Zugegeben, die große Zeit der DAB+ Autoradio-Adapter liegt schon etwas zurück. Was man vor allem daran merkt, dass viele namhafte Hersteller diese Gerätetypen nicht mehr im Sortiment führen. Aber es gibt sie noch. Grund genug für uns, den Tin-Nik DAB-388 ins Testlabor zu bitten.

Die Ausstattung des Tin-Nik DAB-388

Tin-Nik DAB-388, Ausstattung
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – Der Tin-Nik DAB-388 kommt mit reichlich Zubehör. Sogar ein USB-Ladeadapter mit zwei Anschlüssen ist mit dabei

Der Tin-Nik DAB-388 kommt mit einem wertigen, weitgehend quadratischen Gehäuse und besticht durch seine hohe Verarbeitungsqualität. Sein Farbdisplay hat eine Diagonale von 6 cm und kann bis zu sechs Zeilen darstellen. Zur Steuerung sind unter dem Display vier Tasten und mittig ein griffiger Drehknopf angeordnet. Über sie sind Direktzugriffe zu den zehn Favoriten-Kanälen, die vier programmierten Transmitter-Sendefrequenzen und die Betriebsart auszuwählen. Der Ein-Aus-Knopf findet sich an der rechten Seite.

Neben DAB+ nimmt der Tin-Nik auch Musik via Bluetooth und den analogen Aux-Eingang, ausgeführt als Klinkenbuchse an der Rückseite, entgegen. Über die AUX-Buchse kann auch eine Kabelverbindung zum Audio-Eingang des Autoradios hergestellt werden. So ist jedenfalls ein komfortablerer Betrieb möglich anstatt über den integrierten UKW-Transmitter.

An der Rückseite nimmt der kompakte Digitalradio-Adapter über eine USB-Micro-B-Buchse elektrische Energie, Spannung 5 Volt, entgegen. Dem Gerät ist ein 12-Volt-Ladeadapter mit zwei 5 V-USB-Buchsen beigelegt. Für den Anschluss einer DAB+ Antenne ist eine SMB-Buchse eingebaut, so wie sie auch bei vielen DAB+ DIN-Autoradios und teilweise bei anderen DAB+ Autoradio-Adaptern üblich ist. Wegen der generell äußerst bescheidenen Empfangsleistungen von Scheibenklebe-Antennen haben wir die dem DAB-388 mitgelieferte links liegen gelassen und den Adapter mit einer Magnetfuß-Antenne am Autodach getestet. Ein echtes Highlight des Tin-Nik DAB-388 ist die mitgelieferte Fernsteuerung. Sie ist eine absolute Seltenheit bei DAB+-Autoradio-Adaptern. Sie gibt auch den Reisenden auf der hinteren Sitzbank die Gelegenheit, das Gerät beinahe vollumfänglich zu bedienen.

Tin-Nik DAB-388, Rückseite
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – An der Rückseite des DAB+-Adapters findet man die SMB-Buchse für die DAB-Antenne und eine USB-Micro-B-Buchse für die Stromversorgung

Die Halterung

Dem kleinen Nachrüstradio liegt eine Halterung mit Klebepad bei. Mit ihr will das Gerät an einer absolut ebenen Oberfläche angeklebt werden. Doch wo findet man die schon bei einem halbwegs modernen Auto? An der Windschutzscheibe? Nein! Am Armaturenbrett? Auch nicht wirklich. Also ist man auf einen Kompromiss angewiesen, der den DAB-388 eher früher als später herunterfallen lässt. Hier empfiehlt es sich dringend, eine alternative, stabile Montagemöglichkeit zu finden. Anbieten kann sich etwa der Saugnapf eines älteren Autonavis, den man noch irgendwo rumliegen hat.

Die Inbetriebnahme

Der automatische DAB+ Sendersuchlauf startet unmittelbar, nachdem der Adapter das erste Mal mit Strom versorgt wird. Ein kompletter Scan dauert rund 20 Sekunden bis knapp 2 Minuten. Alle gefundenen Stationen werden in alphabetischer Reihenfolge in die Senderliste übernommen. Die gefundenen Programme lassen sich auf zwei Arten auswählen. Die einfachere, verkehrssicherere Variante ist der Reihe nach direkt über den Drehkopf. Durch kurzes Drücken der Menütaste wird die Senderliste aufgerufen. Die Auswahl und Bestätigung erfolgt auch hier über den Drehknopf. Mit jedem Sendersuchlauf wird die bereits eingespeicherte Senderliste vollständig überschrieben. Lediglich zuvor angelegte maximal zehn Favoriten-Speicherplätze bleiben erhalten.

In weiterer Folge kann die Systemsprache unter acht angebotenen Sprachen, darunter Englisch, Italienisch, Norwegisch und Deutsch, ausgewählt werden. Weiter sollte man in der Menü-Oberfläche den Punkten Verkehr und Senderverfolgung Augenmerk schenken. Mit ihnen lässt sich der Verkehrsfunk auf Wunsch deaktivieren. Unbedingt einschalten sollte man die Senderverfolgung. Sie stellt sicher, dass ein Pogramm auch dann weiter gehört werden kann, wenn man das Sendegebiet eines Multiplexes verlässt und in den nächsten eintaucht. Speziell für Österreich ist die Aktivierung der Senderverfolgung wichtig, da hier die beiden nationalen Bundesmuxe auf unterschiedlichen Frequenzen arbeiten. Überlebenswichtig ist diese Funktion auch im Sendegebiet des NDR.Grundsätzlich klappen die Inbetriebnahme und die tägliche Handhabung sehr gut. Ein Schwachpunkt ist allerdings das Programmieren der zehn Favoritenspeicher.

DAB+ Empfang

Tin-Nik DAB-388, Display
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler

Der DAB-388 beschränkt sich beim DAB+ Empfang auf das absolut Notwendige. Er will Digitalradio-Programme zu Gehör bringen. Nicht mehr, nicht weniger. Dementsprechend beschränkt sich der Funktionsumfang auf die automatische Sendersuche und im Display auf die Anzeige des Stationsnamens in großen Lettern und den Radiotext in Standardschriftgröße. Detailinfos wie der Name des gerade empfangenen Multiplexes, genutzte Datenrate und auch eine detaillierte Signalstärke- und Qualitätsanzeige vermisst man. Hier ist man auf die recht ungenaue, vierstufige Balken-Anzeige am oberen linken Bildschirmrand angewiesen.

Maximale Empfangsleistungen

Eigentlich hätte der Tin-Nik DAB-388 für seine wirklich ausgezeichneten Empfangsleistungen 19 von 20 zu vergebenden Punkten verdient. Mit ihm sind uns in der Region Steyr, also am äußeren Rand, wo bayerisches DAB+ noch funktionieren kann, jedenfalls gleich gute Empfänge wie mit unserem im Auto zusätzlich eingebauten DIN DAB+ Autoradio mit Dachantenne gelungen. Wobei der Tin-Nik an einer Magnetfuß-Antenne am Dach angeschlossen war.

Das, was der DA-388 empfangsmäßig leistet, ist in etwa das Maximum, was man sich in der Testregion erwarten darf. Gleich zu Beginn unseres Tests überraschte uns der Tin-Nik durch den Empfang von zwei der drei ortsüblichen Multiplexe mit bis zu drei Balken-Ausschlägen. Dabei fanden wir erstaunlich, dass dies indoor ohne angeschlossene Antenne vom 33 Kilometer entfernten Sender erfolgte.

Handfestes 100er-Problem und daher keine Empfehlung

Tin-Nik DAB-388, Senderliste
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler

Leider hat der kompakte DAB+ Autoradio-Adapter ein handfestes 100er-Problem. Es besagt, dass das Radio technisch nur in der Lage ist, rund 100 Programme zu speichern. Bereits während des Scans erscheint am Display eher unauffällig „LIST FULL“. Am Ende finden sich dann in der Senderliste 104 Einträge. Welche Programme abgespeichert werden, bleibt dem Zufall überlassen.

Mehrere Muxe werden nur teilweise eingelesen oder fehlen zur Gänze. Nach einem erneuten Scan kann man dafür andere 104 Programme finden. Am Testort wären jedenfalls 142 Programme verfügbar. Was heute keine außergewöhnlich hohe Zahl ist. In Deutschland kommt man inzwischen vielerorts auf mehr als 200 Programme. Unter diesen Voraussetzungen ist der DA-388 alles andere als zeitgemäß und verdient trotz seiner guten Empfangsleistungen keine Kaufempfehlung.

Stichwort FM-Transmitter

All zu sehr sollte man sich auf den eingebauten FM-Transmitter nicht verlassen. Dieser kommt mit vier programmierten Frequenzen, lässt aber auch eine individuelle Programmierung der Transmitter-Frequenzen zu. Angesichts der mehr als geringen zulässigen Sendeleistung bei UKW-Transmittern hält sich die Reichweite des DAB-388 in Grenzen. Nach rund 1,5 bis 2 Meter Distanz ist Schluss. Damit braucht es eine komplett freie Frequenz, um mit dem Transmitter Spaß am Radiohören zu haben. Immerhin kommt der Minisender des DAB-388 mit RDS und wird im Display als „CAR-DAB“ angezeigt.

Test: Thomas Riegler / Redaktion: Felix Ritter

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6 Kommentare im Forum
  1. Bereits im Jahr 2018 hat die EU beschlossen, dass Neuwagen mit digital terrestrischem Radioempfang wie DAB+ ausgestattet sein müssen: Der 21. Dezember 2020 war der Stichtag. Seither ist das Digitalradio in neu zugelassenen Fahrzeugen Pflicht. Quelle: DAB+ ist Pflicht: Das müssen Sie zum Digitalradio im Auto wissen
  2. Genaugenommen ist es nur Pflicht, wenn überhaupt ein Radio verbaut wird. Ich halte es für kompletten Schwachsinn, so was zur Pflicht zu erklären. Es zeigt aber, dass grundsätzlich Gesetze eben auch Schwachsinn enthalten können und auch oft tun. Einen Adapter, um mein Radio DAB+ fähig zu machen? Kein Gedanke daran. Wozu?
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