Leuchtstarke Heimkinoprojektoren für den Wohnzimmereinsatz sind häufig teuer, klobig und schwer. Kostengünstigen und kompakten Multimediabeamern mangelt es hingegen an Leuchtstärke und Bildkontrast. Mit dem X3000i versucht sich BenQ an der Quadratur des Kreises: Mit Erfolg? Bereits das unübliche Design in Würfelform verdeutlicht, dass es sich beim BenQ X3000i nicht um einen handelsüblichen Heimkinoprojektor handelt. Im Gegensatz zu den meisten Projektoren bietet der BenQ X3000i gleich drei HDMI-Eingänge, wobei sich der dritte Anschluss unter dem Gehäusedeckel versteckt, der sich nach dem Lösen zweier Schrauben leicht entfernen lässt. Eine Aussparung, USB-Stromversorgung und der dritte HDMI-Anschluss verdeutlichen, dass hier der BenQ-Streaming-Stick QS01 seinen Platz findet, der die vertraute Android-Smart-TV-Bedienung auf der Leinwand ermöglicht. Theoretisch ließe sich zwar auch ein abweichender Streaming-Stick wie Amazons Fire-TV im Inneren anschließen, doch die abweichende Positionierung des USB-Anschlusses verhindert die Inbetriebnahme. Zudem wird der BenQ X3000i über die BenQ Smart-Remote gesteuert, sodass neben den Android-Anwendungen auch die Beamer-Einstellungen über abgestimmte Tasten direkt zugänglich sind. Lesen Sie mehr in unserem BenQ X3000i-Beamer Test 2022.
Testgerät im Quick Check
Preis
- 1899 Euro
Aufstellung und Leinwandgröße
- Objektiv nicht zentriert
- Projektions-Offset ca. +10 %, Projektionsabstand 1,15 – 1,5 × Bildbreite
- kein Lens-Shift
- Fokus und Zoom manuell am Objektiv
- empfohlene Leinwandgröße (Gain 1.0): ca. 180 Zoll für Standard-Kinohelligkeit
- ca. 90 Zoll für Kino-HDR-Helligkeit
- Lautstärke ca. 37 – 50 dB (Grundrauschen Lüfter, durch interne Lautsprecher meist nicht hörbar)
Gaming-Funktionen
- 4K in HDR mit bis zu 60 Hz oder Full HD mit 120 oder 240 Hz
- Input Lag: ca. 17 ms (60 Hz)
- 8,5 ms (120 Hz)
- 4 ms (240 Hz)
Anschlüsse
- 3 x HDMI (4K 60 Hz HDR oder Full HD 120/240 Hz)
- 1 × eARC (HDMI2)
- 1 × VGA
- 1 × USB
- 1 × RS232
- 1 × 12-V-Trigger
- 1 x digital optisch
- 1 × 3,5 mm Audio-out
Lichterzeugung
- 4-LED-Lichtquelle (2 × Blau, 1 × Grün, 1 × Rot)
- 3 000 Lumen
- ca. 20 000 h Laufzeit
HDR-Formate
- HDR10
- HLG
- kein HDR10+
- kein Dolby Vision
Smart-TV als X3000i-Beamer
Im Android-Store lassen sich beliebte Streaming-Apps wie Youtube, Apple TV, Amazon Prime Video, DAZN und Disney+ installieren, doch mit Netflix fehlt ein prominenter Vertreter, der sich einzig über die Umwege eines Internet-Browsers umständlich abrufen lässt.
Der Smart-TV-Stick mit ausreichend schnellem Quad-Core-Prozessor ermöglicht eine ruckelfreie 4K-HDR-Wiedergabe. Einzig bei den anspruchsvollsten Videos in maximaler Auflösung und mit 60 Bildern pro Sekunde waren im Test Aussetzer zu erkennen. Im Youtube-Player wurden aktuelle Videos im VP9.2-Format dargestellt, während der AV1-Codec nicht unterstützt wurde.
Obwohl sich die generelle Bedienung an einem Smart-TV orientiert, fällt die Steuerung aufgrund einer vergleichsweise hohen Latenz etwas schwammiger aus. Wer zwischen SDR- und HDR-Videos z. B. im Youtube-Player wechselt, der wird zudem eine verzögerte Bildanpassung erkennen, sodass zu Videobeginn die Darstellung fehlerhaft erscheinen kann.
Ebenfalls etwas umständlich fallen Einstellungen für die HDMI-Eingänge und die Tonausgabe aus, denn sobald Sie Änderungen vornehmen, wird das Bild für kurze Zeit ausgeblendet und sämtliche Menüeinstellungen werden geschlossen, was beispielsweise die Einstellung der Audioausgabe zu einem zähen Prozess werden lässt.
Audioausgabe? Sie haben richtig gehört, denn der BenQ X3000i ist nicht nur mit zwei kleinen Lautsprechern ausgestattet, die nach hinten abstrahlen, sondern Sie können den blechernen Klang der internen Lautsprecher umgehen, indem Sie beispielsweise auf die eARC-Tonweiterleitung zurückgreifen (HDMI-Anschluss Nummer 2).
Neben Dolby-Digital- und Dolby-Atmos-Tonspuren lassen sich auch DTS-Signale an eine Soundbar oder einen AV-Receiver weiterleiten. Gamer erfreuen sich hingegen an der Mehrkanal-PCM-Unterstützung. Apropos Gaming: Obwohl die HDMI-Schnittstellen nur eine HDMI-2.0-Bandbreite unterstützen, lassen sich dem BenQ X3000i 120-Hz- und sogar 240-Hz-Signale in Full-HD-Qualität zuspielen, was eine optimale Bewegtbildschärfe und Spielbarkeit garantiert. Nachteil der fehlenden HDMI-2.1-Bandbreite: Spielekonsolen wie die Xbox Series X deaktivieren die HDR-Funktion, sobald die 4K-Ausgabe abgeschaltet wird, sodass sich 120-Hz-Signale unter Umständen nur in SDR-Qualität zuspielen lassen.
Wer innerhalb des HDMI-2.0-Spielraums die Bandbreitenbeschränkung beachtet, der kann sogar RGB-Signale in tadelloser Qualität abbilden. Dank der 1-Chip-DLP-Projektion überzeugt die Abbildungsschärfe, sodass sich auch eine PC-Desktop-Darstellung von ihrer schönsten Seite zeigt, vorzugsweise in 4K-Auflösung bei einer 60-Hz-Signalzuspielung.
Kinofilmfans vertrauen auf die exzellente 24-Hz-Darstellung des Projektors, während Anhänger einer Filmbildglättung eine derartige Nachbearbeitungsmöglichkeit vermissen dürften. Sollte die Wiedergabe über den Android-Streaming-Stick aufgrund einer 60-Hz-Wandlung zu stärkeren Rucklern neigen, kann es helfen, entsprechende Apps über andere HDMI-Quellen zuzuspielen, um eine stets fehlerfreie 24-, 50- oder 60-Hz-Wiedergabe des Projektors sicherzustellen.
BenQ X3000i-Beamer hell und effizient
Die außergewöhnliche 4-LED-Lichtquelle bestehend aus zwei Blaulicht- und jeweils einer Grün- und Rotlicht-LED ermöglicht ein schnelles Ein- und Ausschalten des Projektors und eine effiziente Großbilddarstellung, die zugleich leuchtstark erstrahlt. Mit neutraler Farbeinstellung leuchtet der vergleichsweise kompakte und günstige X3000i ebenso beeindruckend wie ein High-End-3-Chip-Projektor mit knapp 1 800 Ansi-Lumen. Ein Blick ins Gehäuseinnere offenbart einen immensen Kühlkörper, der die Abwärme der LEDs abführt, während die hörbaren Lüfter für die entsprechende Luftkühlung sorgen.
Laut BenQ handelt es sich beim X3000i aber nicht um einen reinen LED-DLP-Projektor, sondern es kommt laut Hersteller ein 8-Segment-Farbrad mit zweifachen RGBW-Elementen zum Einsatz. Durch einen Farbwechsel auf 240-Hz-Basis sind die DLP-typischen Farbblitzer deutlich erkennbar. Vorteil dieses Aufbaus ist eine besonders langlebige Konstruktion, bei der sogar Farbtemperaturschwankungen automatisch ausgeglichen werden. BenQ integriert im X3000i einen entsprechenden Sensorabgleich, sodass die LEDs im Laufe von knapp 20 000 Betriebsstunden zwar an Leuchtstärke verlieren können, doch ein störender Farbtemperaturshift wird durch die Autokalibrierung ausgemerzt.
Damit soll der X3000i auch nach tausenden Stunden die gleiche Farbpräzision wie am ersten Tag aufweisen. Um den DCI-Kinofarbraum mit nahezu 100-Prozent-Genauigkeit abzudecken, ist die Hilfe eines Zusatzfilters nötig, der über eine entsprechende Einstellung mit einem lauten Klack-Geräusch in den Lichtweg geschoben wird.
Unsere Messungen ergaben zwar eine exzellente HDR-Farbraumabdeckung, doch der Lichtverlust ist so groß, dass eine Farbvolumenmessung (Sättigung und Farbhelligkeit in Kombination) ohne Filtereinsatz bessere Werte ergab. Da sich über den Filter maßgeblich Grün- und Türkisfarben satter darstellen lassen, ist der Mehrwert in der Praxis häufig geringer, als der Helligkeitsvorteil ohne Filtereinsatz.
Der BenQ X3000i-Beamer mit neuem Chip
Bislang wurden 1-Chip-DLP-Projektoren häufig mit einem 0,66-Zoll-DMD mit 2 716 × 1 528 Bildpunkten oder 0,47-Zoll-DMD mit Full-HD-Auflösung ausgeliefert. Die hier verbaute Variante in 0,65 Zoll und Full-HD-Auflösung ist der bislang beste Kompromiss, um einen 4K-e-Shift, guten nativen Kontrast und eine Bildprojektion ohne aufgehellte Randbereiche zu ermöglichen. Obwohl der eingesetzte DMD-Chip „nur“ knapp 2 Millionen Bildpunkte aufweist, ermöglichen die immense Schaltgeschwindigkeit der mikroskopisch kleinen Kippspiegel und ein 4K-e-Shift-Element eine native 4K-Darstellung, um Bildquellen mit 3 840 × 2 160 Pixeln optimal abzubilden.
Einziger erkennbarer Nachteil gegenüber eines nativen 4K-Projektors: Extrem feine 4K-Details können durch die versetzte e-Shift-Projektion zum Flimmern neigen. Wer die maximale Auflösung oder die höchste Wiedergabefrequenz des X3000i auslotet, kann unter Umständen eine etwas aufgehelltere Schwarzdarstellung wahrnehmen.
Diese ist DLP-typisch eher als tiefes Grau zu bezeichnen, doch der native Bildkontrast des X3000i überzeugt und der Dynamikumfang ähnelt der Darstellung eines Computermonitors mit IPS-LCD-Panel. Nicht mehr alltäglich: Der BenQ X3000i ist zu 3D-Signalen kompatibel, die mit 72 Hz pro Auge wiedergegeben werden (144 Hz 3D). Für eine optimale Wiedergabe sind 144-Hz-Shutter-Brillen zu empfehlen. Die Grundeinstellungen des Projektors ermöglichen eine natürliche Wiedergabe von SDR- und HDR-Signalen, solange Sie nicht auf Bildregler zurückgreifen, die das Bild künstlich ausbleichen lassen (z. B. Detailanpassung im Spielmodus).
Vorsicht ist ebenfalls bei der HDR-Helligkeit geboten, denn diese Einstellung verhält sich vergleichbar zu einer Gamma-Wippe: Geringere Werte verhindern eine künstlich aufgehellte HDR-Wiedergabe, können aber die Durchzeichnungsqualität nahe Tiefschwarz mindern. Die HDR-Grundeinstellung des Projektors ist zwar nicht optimal, doch BenQ gewährleistet einen schnellen Übergang in Helligkeitsbereiche, die über den DMD-Chip kontrastreich abgebildet werden können. Dadurch lässt sich die Kontrastschwäche im Schwarz zumindest subjektiv etwas ausmerzen. Die HDR-Bildwiedergabe überzeugte in den meisten Fällen, während einige Filminhalte störende Banding-Artefakte zeigen konnten, was glücklicherweise die Ausnahme darstellte. Die Bildausleuchtung gelingt abseits einer Eckabdunklung ebenfalls fehlerfrei, nur ein leichter Magenta-Türkis-Verlauf bei Graustufen konnte den positiven Gesamteindruck etwas trüben.
BenQ X3000i-Beamer ein guter Kompromiss?
Mit dem X3000i kombiniert BenQ vorbildlich die Vorteile einer 1-Chip-DLP-LED-Projektion, Smart-TV-Apps, HDR-Wiedergabe und Gaming-Unterstützung.
Einzig die verbauten Lautsprecher fallen gegenüber der Gesamtleistung hörbar ab, doch zahlreiche Audioanschlüsse und eine eARC-Tonweiterleitung entschädigen dafür. Der X3000i ist somit ein echter Kauftipp für alle, die das komplexe Thema einer Großbildprojektion in den eigenen vier Wänden möglichst einsteigerfreundlich umsetzen möchten.
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 03/2022 der HDTV. Dort finden Sie auch andere interessante Artikel, rund um das Thema Technik & Innovation. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Text/Bilder: Autor: Christian Trozinski; Bilder: Auerbach Verlag, BenQ
Hinweis: Bei einigen Verlinkungen handelt es sich um Affiliate-Links. Mit einem Kauf über diesen Link erhält HDTV eine kleine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.