BenQ W5800 im Test: Lohnt sich die DLP-Technik für das Heimkino? (DF-Tech)

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BenQ W5800
Bildquelle: BenQ

BenQ sorgte in den letzten Jahren mit preislich attraktiven DLP-Projektoren für Aufsehen, die mit präzisen Kinofarben und interessanten Bonusfeatures aufwarteten. Der neue DLP-Vertreter W5800 ist hingegen für den ambitionierten Heimkinobereich entwickelt worden.

Preis: 5000 Euro • Maße: 52,5 x 14,5 x 39,2 cm • Gewicht: 10,5 kg • Bauweise: 1-Chip-DLP, 0,47-Zoll-DMD, 6-Segment-Farbrad (RGBRGB), Blaulicht-Laser-Phosphor-Lichtquelle • Auflösung: 1920×1080 Bildpunkte (nativ), 3840×2160 Bildpunkte (XPR2 e-Shift), 3D-kompatibel • Stromverbrauch: ca. 185-380 Watt
BenQ W5800
Bildquelle: BenQ

Mit knapp 10 Kilogramm und einem XXL-Gehäuse macht BenQ schnell deutlich, dass es sich beim W5800 um ein hochwertiges Modell für das Heimkino handelt.

Alles auf Knopfdruck

Die beiliegende Fernbedienung gefällt mit beleuchteten Knöpfen und vielen Direktwahltasten. Nur die Druckpunkte, insbesondere vom Steuerkreuz, fallen etwas gewöhnungsbedürftig aus.

Der W5800 überrascht mit einer vollständig motorisierten Optik: Zoom, Fokus und Lens-Shift lassen sich bequem über die Fernbedienung steuern und der W5800 bespielt damit auch unterschiedliche Leinwand-Bildformate ideal. Nur eine Lens-Memory-Funktion, um unterschiedliche Einstellungen abzuspeichern und schnellstmöglich abzurufen, sucht man vergeblich.

Als Lichtquelle setzt BenQ auf eine langlebige Laserlichtquelle, wodurch der W5800 innerhalb kürzester Zeit nach dem Einschalten einsatzbereit ist und der Ausschaltvorgang nur wenige Sekunden dauert.

BenQ W5800 Unterseite
Standfüße: zwei vorn, ausfahrbar (ca. 2 cm Höhe) • Einschaltzeit ca. 20 s • Luft zur Kühlung wird vorn und hinten angesaugt, warme Abluft strömt an Seiten aus • Tastenfeld zur Grundbedienung an Rückseite • Fokus, Zoom und Lens-Shift motorisiert über Fernbedienung steuerbar

Die Lüfter des W5800 machen sich auch in der höchsten Helligkeitseinstellung nicht störend bemerkbar, sodass dieser DLP-Projektor zu den leisesten Modellen am Markt zählt. Luft zur Kühlung wird vom Projektor an der Vorder- und Rückseite angesaugt, während die warme Abluft seitlich ausströmt. 

Einziger Schönheitsfehler: Obwohl die Leistung der Laserlichtquelle manuell zwischen 50 und 100 Prozent vorgegeben werden kann, passt sich die Lüftersteuerung nicht automatisch an die Werte an. Das Resultat: Wer manuell eine niedrige Helligkeit vorgibt, erhält eine geringere Helligkeit, aber zugleich ein höheres Lüftergeräusch als beispielsweise in der Voreinstellung Öko.

Kein Gaming-Projektor

BenQ W5800 Gaming
Zu unserer Überraschung bietet der BenQ W5800 keinen reaktionsschnellen Spielmodus, sodass die Eingabeverzögerung zu hoch ausfällt, um actionreiche Games vernünftig steuern zu können. Gaming-Signale lassen sich in Full-HD-Qualität in 120 Hz oder sogar 240 Hz zuspielen, was den Input-Lag verringert

Bei den HDMI-Eingängen setzt BenQ auf eine Standard-HDMI-2.0-Bandbreite und neue Gaming-Features werden vom W5800 nicht unterstützt. Auf einen reaktionsschnellen Spielmodus verzichtet BenQ sogar komplett, sodass die Eingabeverzögerung meist viel zu hoch ist, um anspruchsvolle Spiele angenehm steuern zu können. 

Demgegenüber unterstützt der W5800 eine 120-Hz- oder gar 240-Hz-PC-Signalzuspielung in Full-HD-Qualität. Dies ist zugleich die einzige Möglichkeit, um den sehr hohen Input-Lag zu reduzieren. Dennoch ist der W5800 selbst mit 240 Hz-Signalen keine Alternative für Gaming-Projektoren, die einen deutlich geringeren Input-Lag aufweisen.

BenQ W5800 AV Features
Bildquelle: Auerbach Verlag

Lautsprecher bietet der W5800 nicht. Stattdessen ist ein eARC-HDMI-Anschluss integriert, um Mehrkanal-Tonsignale weiterzuleiten. DTS:X-Signale lassen sich darüber allerdings nicht zu einer Soundbar oder einem Soundsystem senden und die laut Hersteller mögliche Dolby-Atmos-Weiterleitung klappte zumindest mit unserer Heimkinokette nicht. Stattdessen bestand der einzige eARC-Vorteil im Test in einer Mehrkanal-PCM-Tonweiterleitung.

Nicht ideal: Werden Änderungen in den Einstellungen des Audiorückkanals vorgenommen, wird die Bildausgabe kurzzeitig unterbrochen und es ist nur ein schwarzer Screen zu sehen.

Anschlüsse: 2x HDMI (4K 60 Hz HDR oder Full HD 240 Hz), 1x eARC (HDMI 1), 2x USB, 1x RS232, 1x Netzwerk, 1x digital optisch, 1x 3D-Sync
Lichterzeugung: Blaulicht-Laser-Phosphor-Lichtquelle, 2600 Lumen, ca. 20000 h Laufzeit
Aufstellung und Leinwandgröße: Objektiv zentriert, Projektionsabstand 1,52 – 2,45 x Bildbreite, Lens-Shift 50% vertikal, +/-21% horizontal, Fokus, Zoom und Lens-Shift motorisiert, empfohlene Leinwandgröße (Gain 1.0): ca. 200 Zoll für Standard-Kinohelligkeit, ca. 110 Zoll für Kino-HDR-Helligkeit, Lautstärke ca. 30 – 40 dB 
Gaming-Funktionen: 4K in HDR mit bis zu 60 Hz oder Full HD mit 120 oder 240 Hz, Input Lag: ca. 140 ms (60 Hz), 100 ms (120 Hz), 70 ms (240 Hz)
HDR-Formate: HDR10, HDR10+, HLG, kein Dolby Vision

HDR-Farbumfang

BenQ W5800 Filmbild
Als Filmprojektor zeigt der BenQ W5800 eine gute Farbabstimmung ab Werk und ein satter HDR-Farbumfang geht nicht zulasten der Bildhelligkeit. Zum Testzeitpunkt zeigten sich allerdings künstliche Bildruckler mit 24-Hz- und 50-Hz-Signalen, was den Einsatz der Zwischenbildberechnung zur Pflicht machte

Das Aushängeschild des W5800 ist die Bildhelligkeit: nicht nur die Weißdarstellung fällt DLP-typisch überzeugend aus, sondern auch die HDR-Farbwiedergabe imponiert mit einer brillanten und zugleich satten Farbdarstellung. 

Während es mit zahlreichen Projektoren häufig nur die Qual der Wahl gibt, ob die gemessen an der vorgegebenen Lichtleistung beste HDR-Sättigung oder die höchste Farbhelligkeit erzielt wird, stellt der W5800 beide Vorteile zur Schau.

Davon profitieren auch Farbübergänge: störendes Banding mit hochwertiger HDR-Zuspielung war mit dem W5800 nicht auszumachen, sodass sich ein harmonischer Filmlook ergibt. Einen effektiven Zusatzfilter, um stark komprimierte Inhalte aufzuwerten und Banding-Artefakte nachträglich auszumerzen, bietet der W5800 aber nicht. 

Die Bildausleuchtung gelingt ebenfalls überraschend homogen, sodass sich keine störenden Schatten oder Vignette-Effekte ergeben. Nur ein Farbtemperaturdrift war bei unserem Testmuster bei farblosen Flächen erkennbar.

Schärfe nach Maß

Das hochwertige Objektiv des W5800 ermöglicht eine überzeugende Schärfeabbildung bis in die Randbereiche. Chromatische Aberrationen sind effektiv minimiert, sodass sie bei normaler Sitzdistanz nicht auffallen. Farbsäume (grünlich oder violett) konnten wir nur direkt an der Leinwand ausmachen.

Die native Full-HD-Auflösung des 0,47-Zoll-DMD-Chips wird über das XPR2-e-Shift-Verfahren auf 4K-Qualität gesteigert, sodass der W5800 UHD-Quellen pixelperfekt darstellen kann. Lediglich bei feinsten Details zeigen Projektoren mit nativer 4K-Qualität eine nochmals ruhigere Darstellung.

Die nachträgliche Pixelkontraststeigerung greift bereits in niedrigen Stufen (1–5) effektiv ein, um eine schärfere Bilddarstellung zu vermitteln. Der Schärferegler hinterlässt dagegen einen zwiespältigen Eindruck. In der Ausgangsstellung (0) zeigt der W5800 einen vergleichsweise weiche Bilddarstellung, sodass man den Schärferegler womöglich um mehrere Stufen anhebt, um eine höhere Grundschärfe zu erreichen. 

BenQ W5800 Ausleuchtung Fokus
1-Chip-DLP-Projektor mit 4K-e-shift: Kein störendes Pixelraster, sehr gute Schärfe. Fokus und Zoom motorisiert einstellbar. Bildausleuchtung homogen (ca. 85% Homogenität), keine störenden Schatteneffekte, aber farblose Flächen mit leichtem Türkis-Magenta-Farbtemperaturdrift. Deutlich aufgehellte Schwarzdarstellung. Farbblitzer bzw. Regenbogeneffekte sind erkennbar (Farbwechselfrequenz 240 Hz). Bewegtbilder ohne störende Nachzieheffekte, aber Tendenz zu False-Contour-Effekten. Meist 60-Hz-Bewegtbildschärfeniveau, beste Bewegtbildschärfe mit 240-Hz-PC-HD-Signalen. Randschärfe überzeugend

Bei genauer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass über den Schärferegler lediglich vertikale und horizontale Strukturen in der Schärfe angehoben werden, während Rundungen vergleichsweise unscharf bleiben. Um einen einheitlichen Detaillook sicherzustellen, empfehlen wir, den Schärferegler nur behutsam einzusetzen oder darauf zu verzichten.

Sowohl mit 24p-Filmsignalen als auch mit 50-Hz-TV-Signalen findet eine automatische 60-Hz-Wandlung statt, sodass sich teilweise deutliche Bildruckler ergeben. Um diese zu vermeiden, ist der Einsatz der Zwischenbildberechnung Pflicht.

Diese sorgt bereits in geringer Stufe für einen Soap-Opera-Effekt mit Filmbildern, zugleich provozieren Szenenwechsel kurze Aussetzer und in dunklen Bildbereichen können sich Blockartefakte bilden. Immerhin funktioniert die Zwischenbildberechnung meist gut genug, um den Großteil der Bildinhalte flüssig darstellen zu können.

Als 3D-Projektor unterstützt der W5800 entsprechende Shutter-Brillen nach DLP-Link- und RF-Standard (optionaler RF-Emitter). Im Test gelang allerdings nur eine 60-Hz-Shutterfrequenz (je Auge), sodass sich Flackereffekte bei Umgebungslicht zeigten und 24p-Filmsignale nicht optimal flüssig erschienen. Die Zwischenbildberechnung ist im 3D-Modus nicht aktiv.

Aus Schwarz wird Grau

Ein Schwachpunkt des W5800 ist die Schwarzdarstellung: Während ältere und günstigere BenQ-Projektoren mit 0,65-Zoll-DMD eine überraschend gute Schwarzdarstellung boten, präsentiert der W5800 aufgrund des 0,47-Zoll-DMDs dunkle Bildbereich aufgehellter und gräulich. Dadurch fehlt es gerade in düsteren Filmszene an notwendigen Kontrastunterschieden nahe Tiefschwarz. 

BenQ stellt dem W5800 eine dynamische Laserlichtansteuerung zur Seite, doch die Dynamic-Black-Funktion zeigte im Test kaum Wirkung, weshalb eine effektive Kontraststeigerung in dunklen Bildbereichen ausbleibt.

Damit kann der W5800 den aktuell leistungsstärksten 3-Chip-Projektoren (SXRD, D-ILA) nicht das Wasser reichen. Zum Vergleich: Der W5800 zeigt einen nativen Kontrastumfang, der lediglich an günstige IPS-LCD-TVs mit Edge-LED-Beleuchtung heranreicht. 

BenQ W5800 USB Mediaplayer
Mit App-Streaming-Funktionen kann der BenQ W5800 nicht aufwarten. Immerhin ist neben einer HDMI-Tonweiterleitung ein USB-Mediaplayer integriert, der zahlreiche Audio- und Videoformate unterstützt (Video: 3gp, 3g2, asf, avi, dat, flv, m4v, mov, mp4, mpg, ts, vob. Audio: flac, m4a, mp3, mp2, wav)

Um zumindest subjektiv einen besseren Bildkontrast zu vermitteln, zeigt der W5800 gerade mit HDR-Quellen einen raschen Helligkeitsanstieg. Hellste HDR-Details erscheinen hingegen matt. Durch diese Anpassungen präsentiert der W5800 HDR-Signale ohne störende Detailverluste oder Artefakte, wenngleich ein echter HDR-Kontrasteffekt ausbleibt. Neben Standard-HDR10-Signalen werden auch dynamische HDR10+ Quellen unterstützt.

Wer Bildinhalte stärker nachbearbeiten möchte, um künstlich mehr Kontrast zu erzeugen, erhält mittels lokaler und globaler Kontrastverstärkung die passenden Werkzeuge. Je nach Einstellung werden dunkle und helle Bildbereiche oder Mitteltonsegmente stärker betont. Übertreiben sollten Sie die Einstellungen jedoch nicht, um der Bildwiedergabe nicht jegliche Natürlichkeit zu rauben.

Im Heimkino am schwächsten

Gerade in hellerer Projektionsumgebung oder mit einer kontrastoptimierten Leinwand weiß die SDR- und HDR-Darstellung des W5800 zu gefallen. Wer hingegen im dunklen Heimkinoraum HDR-Quellen genießen möchte, dürfte von der aufgehellten Schwarzdarstellung des DLP-Projektors enttäuscht sein.

BenQ gibt sich alle Mühe, die Defizite der verbauten 0,47-Zoll-DMD-DLP-Technik zu kaschieren, doch der W5800 erreicht nicht das Niveau von professionellen Heimkinoprojektoren. Aktuell können wir den W5800 nicht für Heimkinos empfehlen und zum Testzeitpunkt mangelte es ebenfalls an einer fehlerfreien 24p-Film- und 50-Hz-TV-Wiedergabe. 

Das Potenzial ist aber vorhanden: Sollten Softwareupdates die 24- und 50-Hz-Darstellung ebenso verbessern wie die Dynamic-Black-Funktion und sollten potenzielle Gaming-Features nachgereicht werden, könnte sich der W5800 langfristig zu einem interessanten Projektor entwickeln.

Testurteil: Gut

Bildmodus Kino, HDR10, Filmmaker, Benutzer
Helligkeit 50
Kontrast 50
Farbe 50
Farbton 50
Schärfe 0
Brillant Color je nach Wunsch
Gamma 2.4
Farbtemperatur Normal
Colour Enhancer 6–9
Hautton 0
Pixelverstärker +3
Bewegungsverstärker Niedrig
Lokale Kontrastverbesserung Aus oder Niedrig
Globale Kontrastverbesserung Aus oder Mittel
Dynamisches Schwarz Aus oder Ein 
Lichtquellenmodus Normal oder Benutzer
Benutzerdef. Helligkeit Je nach Wunsch (HDR Max)
HDR-Helligkeit -2, -1 oder 0
Noise Reduction Aus
BenQ W5800 Farbvolumen
BenQ ermöglicht mit dem W5800 nicht nur eine DLP-typisch hohe Weißlichthelligkeit, sondern auch Farben zeigen eine hohe Leuchtstärke. Zudem sind satte HDR-Farben ohne künstlichen Helligkeitseinschränkungen erzielbar, weshalb der W5800 auch für dynamische Quellen gut geeignet ist
BenQ W5800 Farbpräzision
Farbton und Farbsättigung sind bereits in den Werkseinstellung ausreichend neutral voreingestellt und der W5800 ist in der Lage, SDR- und HDR-Signale farblich natürlich abzubilden. Die deutlichen Ausschläge unserer Messung sind bedingt durch eine starke HDR-Helligkeitsabweichung bzw. Grundaufhellung
BenQ W5800 Helligkeit
Die Herstellerangabe von 2600 Lumen wird im Filmmaker-Modus bzw. mit natürlichen Kinofarben nicht ganz erreicht. Zwischen 1500 und 2000 Lumen sind dennoch erzielbar. Damit spielt der W5800 in Sachen Bildhelligkeit auf dem Niveau von leuchtstärkeren Heimkinobeamern
BenQ W5800 Farbhelligkeit
Der größte Vorteil des W5800 ist die vergleichsweise hohe Farbhelligkeit. Während andere DLP-Projektoren meist nur Weißlichtinhalte derart leuchtstark abbilden, zeigt der W5800 auch RGB-Farben auf einem hohen Helligkeitsniveau. Zudem gelingt die HDR-Farbdarstellung äußerst satt
Statt schwarz erscheinen dunkle Bereiche grau und die Durchzeichnung ist aufgrund der schwachen Kontrastdifferenzierung unterdurchschnittlich. Für Heimkinos ist der W5800 deshalb nicht optimal geeignet. Mit Raumlicht oder kontrastoptimierten Leinwänden gefällt der W5800 deutlich besser
BenQ W5800 1-Chip-DLP
DLP-typische Farbblitzer lassen sich durch die Farbwechselfrequenz von 240 Hz nicht vermeiden. Im Test zeigte der W5800 Schwächen bei 24p-Film- und 50-Hz-TV-Signalen, die durch eine 60-Hz-Wandlung ruckelig erschienen. Die Zwischenbildberechnung schafft Abhilfe, provoziert mit Filmen aber einen Soap-Opera-Effekt
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